Kreipe, Werner
Werner Kreipe ( 12. Januar 1904 in Hannover; 7. September 1967 in Bad Godesberg) war ein deutscher Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Flieger und vorletzter Generalstabschef der Luftwaffe. In der Nachkriegszeit wurde er als Ministerialdirektor und Leiter des Luftfahrtamtes von 1953 bis 1967 im Bundesverkehrsministerium wiederverwendet. Er war seit 1955 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG und galt als Experte für Luftsicherheit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kreipe wurde als Sohn eines Arztes geboren und trat nach dem Abitur am 1. April 1922 als Fahnenjunker ins 6. Artillerie-Regiment der Reichswehr ein. Während seiner Zeit an der Kriegsschule in München nahm er an Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle teil. 1928 trat er zeitweilig aus dem Heer aus, um eine Ausbildung an der geheimen Fliegerschule der Reichswehr im russischen Lipezk zu absolvieren.
Als Hauptmann nahm er ab 1934 an einer einjährigen Generalstabsausbildung teil und wechselte gleichzeitig zur neu entstandenen Luftwaffe. Er diente ab 1936 zeitweilig im Stab des Staatssekretärs im Reichsluftfahrtministerium Erhard Milch, anschließend beim Generalstab der Luftwaffe. 1938 übernahm er als Kommandeur die Aufklärungsgruppe 122[1] in Goslar. Während des Westfeldzuges führte er die III. Gruppe/KG 2.
Anschließend war er beim Chef des Ausbildungswesens eingesetzt. Anfang 1941 wurde er Chef der Führungsabteilung im Stab der Luftflotte 3, sein Vorgesetzter war hier sein späterer Nachfolger als Generalstabschef Karl Koller. Im November 1941 versetzte man ihn als Chef des Stabes des I. Fliegerkorps an die Ostfront. Dieselbe Funktion bekleidete er anschließend kurzzeitig bei den Luftwaffenkommandos Ost und Don, bis er im November 1942 den Posten des Chefs des Stabes beim Chef des Ausbildungswesens der Luftwaffe übernahm. Hier erfolgte im März 1943 seine Beförderung zum Generalmajor. Im Juli 1943 wurde er zum General der Fliegerausbildung ernannt.
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944, bei dem Günther Korten schwer verwundet wurde und wenig später starb, wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Generalstabes der Luftwaffe beauftragt. Mit Hitler geriet er während seiner kurzen Amtszeit mehrmals aneinander, so durch seine Bemühungen, die Messerschmitt Me 262 aus der Verantwortung des Generals der Kampfflieger (Bomber) zu lösen. Nachdem er während der Operation Market Garden versucht hatte, das Versagen der Luftwaffe auch bei der Reichsluftverteidigung zu rechtfertigen, wurde ihm die Teilnahme an den Lagebesprechungen im Führerhauptquartier untersagt. Anfang November 1944 erfolgte schließlich seine Ablösung durch Koller. Anschließend fand er bis Kriegsende als Kommandant der Luftkriegsakademie in Berlin-Gatow (Flugplatz Gatow) Verwendung. Er geriet danach in alliierte Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.
1951 wurde er von Minister Hans-Christoph Seebohm als Referatsleiter ins Bundesverkehrsministerium geholt, wo er später als Ministerialdirektor die Abteilung Luftfahrt leitete. Gleichzeitig war er ab 1955 stellvertretender Aufsichtsratschef der Lufthansa.
Beförderungen
- Fähnrich (1. Oktober 1924)
- Oberfähnrich (1. August 1925)
- Leutnant (1. Dezember 1925)
- Oberleutnant (1. September 1928)
- Hauptmann (1. Oktober 1934)
- Major (1. April 1937)
- Oberstleutnant (1. November 1940)
- Oberst (1. April 1942)
- Generalmajor (1. März 1943)
- Generalleutnant (1. Juli 1944)
- General der Flieger (1. September 1944)
Auszeichnungen (Auszug)
- Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923 am 9. November 1933
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. und III. Klasse (ggf. 1940 noch die II. Klasse)
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Frontflugspange für Kampf- und Sturzkampfflieger
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 29. Juni 1942 als Oberst i. G. und Chef des Generalstabs des I. Fliegerkorps
Schriften
- „The Battle of Britain“, in: William Richardson, Seymour Freidin (Hrsg.): The fatal decisions: Six decisive battles of the Second world war from the viewpoint of the vanquished. London 1956
- Werner Kreipe, Rudolf Köster, Karl Gundelach: Die fliegerische Ausbildung in der Luftwaffe, unveröffentlichte Studie, Studiengruppe Geschichte des Luftkrieges Karlsruhe, ohne Datum
Verweise
- Werner Kreipe, Luftfahrtfachmann
- Kreipe, Werner, ww2awards.com (englischsprachig)