Courbière, Wilhelm René de l’Homme von

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General der Infanterie Freiherr von Courbière; Am Schlusse seiner Laufbahn erwarb er sich durch die heldenmütige Verteidigung von Graudenz im Jahre 1807 unverwelklichen Ruhm. In der Zeit des Unglücks und Verrats harrte er unerschütterlich in echter preußischer Soldatentreue auf dem Posten aus, auf den ihn sein König gestellt hatte. Sein letztes ruhmreiches Wirken ehrte der König durch die Ernennung zum General-Feldmarschall.

Wilhelm René de l’Homme Freiherr von Courbière (auch: Wilhelm Reinhardt;Lebensrune.png 25. Februar 1733 in Maastricht; Todesrune.png 23. Juli 1811 in Graudenz) war ein hugenottischer Offizier der Generalstaaten der Vereinigten Provinzen und des Königreichs Preußen, zuletzt Generalfeldmarschall sowie Generalgouverneur von Westpreußen und Gouverneur von Graudenz. Er wurde berühmt durch die Verteidigung von Graudenz im Jahr 1807, weder vor noch nach dem Diktatfrieden von Tilsit, als er schwor, sich niemals Napoleon zu ergeben.

Werdegang

Gouverneur von Graudenz Freiherr von Courbière (links) mit Oberstleutnant Aymé, dem französischen Parlamentär bzw. Unterhandler des Divisionsgenerals Anne-Jean-Marie-René Savary, 1807 (Zeichnung: Richard Knötel).

„Ihr General sagt mir hier, daß es keinen König von Preußen mehr gibt, weil die Franzosen seine Länder besetzt hätten. Nun gut, so sei es. Aber wenn es auch keinen König von Preußen mehr gibt, so gibt es immer noch einen König von Graudenz. Sagen Sie das Ihrem General!“
Courbière-Denkmal in Graudenz, Provinz Westpreußen um 1900; nach dem Einfall der Polen im Jahre 1920 wurde das Ehrenmal geschändet und zerstört.
  • 1747 im Alter von 14 Jahren Eintritt in Militärdienste der Generalstaaten; er zeichnete sich bei der Verteidigung von Bergen op Zoom rühmlichst aus.
  • 1757 Eintritt in die Preußische Armee als Ingenieur-Kapitän
    • Auf persönliche Veranlassung des Herzogs von Braunschweig trat er zur Zeit des Siebenjährigen Krieges in preußische Dienste über und reihte sich fortan durch Tapferkeit, Umsicht und alle soldatischen Tugenden in die große Zahl der unvergeßlichen Helden Preußens ein. Friedrich der Große, in dessen näherer Umgebung Courbière während des Krieges einige Zeit lebte, übertrug dem 25jährigen Kompaniechef schon 1758 die Führung eines Freibataillons, das mit dem Friedensschluß im Frühjahr 1763 nicht, wie andere, aufgelöst, sondern nach Emden verlegt wurde.
  • 20. Oktober 1758 Major
    • Für die Eroberung des Großen Gartens bei der Belagerung von Dresden im Jahre 1760 verlieh ihm Friedrich der Große den Orden „Pour le Mérite“. Auch beim Entsatz von Kolberg, in den Schlachten bei Liegnitz und Torgau und bei der Belagerung von Schweidnitz tat er sich besonders hervor.
  • 6. März 1760 Oberstleutnant
    • Das zunächst 350 Mann starke Bataillon von Courbières, das Anfang April 1763 als Garnisonregiment Nr. 12 in Emden einrückte, wurde in kürzester Zeit durch Auflösung des Trimbachschen Bataillons auf 600 Mann aufgestockt und in fünf Kompanien aufgeteilt, wovon eine nach Aurich abgeordnet wurde. Da in Ostfriesland keine Festung vorhanden war, mußte das Bataillon im Kriegsfall, z. B. während des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778/1779, nach Wesel marschieren und sich gleichzeitig mit einem neu anzuwerbenden Bataillon verstärken. Um seinen Etat für auswärtige Rekrutierungen zu verbessern verfiel von Courbière ab 1764 auf die auch von anderen Geldanlegern genutzte Möglichkeit, ärmeren Personen günstig landschaftliche Obligationen abzukaufen, die er der Landschaft dann zur Einlösung des vollen Betrages vorlegte.
  • 1771 Oberst
    • Ende Februar 1778 auch Drost von Leer, eine mit 3000 Reichstalern dotierte Sinekure (Pfründe ohne Amtsgeschäfte)
  • Juli 1780 Generalmajor
    • Neben militärhistorischen Werken las er gerne Predigten, Bücher geschichtlichen Inhalts sowie Lebens- und Reisebeschreibungen, darunter z. B. die „Causes célèbres“ von Pitaval. Als Reformierter besuchte er regelmäßig den französischsprachigen Gottesdienst der wallonischen Kirche in Emden.
  • 1789 Generalleutnant
    • Durch Kabinettsorder vom 23. August 1797 zum 1. Oktober 1797 (Stiftungstag) wurde er mit der Errichtung des Infanterie-Regiments Nr. 58 beauftragt, dessen Regimentschef er wurde (Standorte in Bartenstein, Schippenbeil, Friedland, und Preußisch Eylau). Das Regiment trug seinen Namen Regiment „von Courbière“ (Nr. 58) bis zu seinem Ableben. Nach dessen Tod erhielt der damalige Oberst und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. am 6. Juni 1817 diese hohe Stellung. Aus dem 2. Westpreußischen Infanterie-Regiment wurde schließlich nach mehreren Umbenennungen 1889 den Namen Grenadier-Regiment „König Wilhelm I.“ (2. Westpreußisches) Nr. 7.[1]
    • Bekannte Offiziere des Infanterie-Regiments „von Courbière“ waren u. a. Ernst Friedrich Christian von Loebell und der Vater der späteren Volksheldin Ferdinande von Schmettau.
  • 20. Mai 1798 General der Infanterie
    • Während die meisten anderen preußischen Festungen ohne oder nach nur geringem Widerstand vor den Franzosen kapitulierten, verteidigte er Graudenz erfolgreich gegen Napoleons Truppen, die es vom 22. Januar bis zum 12. Dezember 1807 belagerten. Bekannt machte ihn nicht nur die Tapferkeit, mit der er die Festung trotz der wenigen Truppen und der schwierigen Versorgungslage hielt, sondern auch seine Schlagfertigkeit gegenüber dem Feind. Obwohl er nur gebrochen Deutsch sprach, beantwortete er die wiederholten Kapitulationsaufforderungen der Belagerer „derb und deutsch“. Er hatte den Franzosen die Vertreibung seiner Familie nie verziehen und haßte sie leidenschaftlich.
  • 21./22. Juli 1807 Generalfeldmarschall

Allgemeine Deutsche Biographie

Guillaume René de l’Homme, Seigneur de C., königl. preuß. Feldmarschall, Generalgouverneur von Westpreußen, Gouverneur von Graudenz, Chef des Infanterieregiments Nr. 58, Ritter sämmtlicher preußischer Orden, geb. 25. Febr. 1733 zu Maastricht, † 23. Juli 1811. Abkömmling eines alten Adelsgeschlechts in der Dauphiné, welches zum Theil Frankreich verließ, des reformirten Glaubensbekenntnisses wegen, trat C. als Sohn eines holländischen Officiers, 14 Jahre alt, in holländischen Dienst. Er verließ ihn, als der Preußenkönig zum dritten Mal wegen Schlesiens Besitz zu Felde gezogen war. C. erhielt eine Compagnie in dem neu errichteten „Freibataillon“ v. Mayr. Bereits kriegserfahren (Theilnehmer am österreichischen Erbfolgekriege), kam er unter Mayr in eine Hochschule des sogenannten „kleinen“ Krieges. Friedrich der Große äußerte nach Mayr’s Ableben, im Januar 1759: „Pour trouver un homme aussi capable que le défunt, je crois qu’en fouillant trois armées on ne l’attraperait pas.“ C. zeichnete sich so aus, daß der König ihn am 20. Oct. 1758 (25jährig) zum Major beförderte und ad. int. ihm die Führung eines Freibataillons (nachmals v. Colignon) übertrug. An der Spitze dieser Truppe that sich C. unter den Augen des Königs hervor, als stolzer Vertheidiger des Städtchens Herrnstadt gegen Feldmarschall Soltykoff, und wurde dafür außer der Reihe, am 6. März 1760 zum Oberstlieutenant, so wie auch zum Chef dieses Bataillons ernannt (Colignon erhielt ein anderes Bataillon). Im Juli 1760 erwarb sich C. vor Dresden den Orden pour le mérite nebst „Bandgeld“ von 100 Goldstücken. Bei des Königs Marsch von Dresden nach Schlesien in der Avantgarde bot sich C. die Gelegenheit, in täglichem Verkehr dem Könige noch näher bekannt zu werden. Dies hatte die Folge, daß C. im Feldzug 1761 einen besonderen Vertrauensposten erhielt, auf dem pommer’schen Kriegsschauplatz. Wir verweisen desfalls auf v. Sulicki’s werthvollen Beitrag zur Geschichte des 7jährigen Krieges: „Studie des Detachements und kleinen Krieges“, in Berlin bei Mittler 1867 erschienen. C. gehörte bei Reduction des Heeres 1763 nicht zu den wie Lessing’s „Tellheim“ seitwärts Verschwindenden. Er wurde Commandant von Emden. Hier heirathete er. Der König, den Consens ertheilend, gratulirte eigenhändig. Als Präceptor Courbière’scher Kinder fungirte der vielfach umher gewürfelte Seume, dem als gemeinen Soldaten C. ein hochherzig mitleidiger Vorgesetzter war. Im Jahre 1771 rückte C. zum Oberst auf; Ende Februar 1778 erhielt er die Drostei Leer als Sinecure, und im Juli 1780 mit schmeichelhafter königlicher Zuschrift das Generalmajorspatent. Im August und September d. J. ließ sich der König von C. zur schlesischen Revue begleiten; nach der Rückkehr mußte C. noch mehrere Tage als königlicher Gesellschafter in Potsdam verweilen. Die Geschichte der preußischen „leichten“ Infanterie schuldet C. ein besonderes Andenken, wegen emsiger Förderung eines aparten Kriegsdienstzweiges. Was C. in den Feldzügen gegen die französischen Revolutionäre geleistet, übergehen wir aus räumlichen Rücksichten, und wenden uns ihm zu als General der Infanterie (d. d. 20. Mai 1798) und Gouverneur von Graudenz (d. d. 20. Mai 1803), weil er sich in letzterer Eigenschaft einen europäischen Namen gemacht hat. Aus anderm Holz geschnitten wie jene Schwächlinge, die dem französischen Usurpator königl. preußische Festungsschlüssel überlieferten, erwiderte der 74jährige Fridericianische Veteran die wiederholten Capitulationsmahnungen in (derb und) deutsch geschriebenen Antworten, obwol ihm das Französische von Jugend an sehr geläufig war, und das Deutsche nur gebrochen von ihm gesprochen wurde. Erst nach dem Frieden correspondirte C. mit seinen Gegnern französisch. Der Adjutant Napoleon’s, General Savary, schrieb am 16. März 1807 an C., als dieser eine zum dritten Male geforderte Unterredung ablehnte, als etwas ihm „von seinem Herrn und Souverain“ Verbotenes: „Ich hätte vielleicht das Recht, Sie wie jene catalonischen Commandanten zu behandeln, welche, da sie ihre alte Dynastie anerkannten, trotz ihres Widerstandes unter das Joch mußten und zwar unter grausamen Bedingungen. Der Herr, dem Sie zu dienen behaupten, hat uns alle seine Rechte überlassen, indem er uns seine Staaten überließ.“ C. entgegnete, als ihm diese Stelle durch den französischen Parlamentär (Oberstlieut. Aymé) vorgelesen wurde: „Votre général me dit ici qu’il n’y a plus un Roi de Prusse, puis que les Français ont occupé ses états. Eh bien, ça se peut; mais s’il n’y a plus un Roi de Prusse, il existe encore un roi de Graudenz. Dites cela à votre général.“[2] Im Uebrigen antwortete, wie es im Vertheidigungs-Diensttagebuch heißt, „der Gouverneur auf diesen Brief mit Granat– und Kugelfeuer“. Weder Drohung noch Schmeichelei und Perfidie, weder feindliche Geschosse noch karge Lebensmittel machten C. in seiner Standhaftigkeit wanken. Specielles über seine schwierige Lage in Graudenz und anderes mehr aus Courbière’s langjährig treuem, wackern dienstlichem Wirken ist zu ersehen in einer dem 33. Jahrgang des „Soldatenfreund“ (Heft 5) einverleibten biographischen Skizze. C. wurde durch die Ernennung zum Feldmarschall belohnt, d. d. Memel 21. Juli 1807. Im Bastion III der Festung Graudenz ist sein Heldengrab; ein auf königliche Kosten errichtetes Denkmal ziert dasselbe.[3]

Familie

Der einem ursprünglich in der Dauphiné beheimateten hugenottischen Adelsgeschlecht entstammende Courbière schlug, wie auch sein Vater Alexander und sein Großvater René, Offiziere in Diensten der Generalstaaten der Vereinigten Provinzen, die militärische Laufbahn ein. Seine Mutter war Angenita, geb. Ridders, Tochter eines Kolonialbeamten in Batavia. Seine Großmutter väterlicherseits war Amélie Gertraud, geb. van Cauwenberghe.

Ehe

Oberstleutnant von Courbière heiratete 1765 die Emderin Sophie Magdalena Henriette Philippine von Weiß (1741–1809), Tochter des ehemaligen Leerorter Kommandanten Johann Caspar Julius von Weiß, Herr auf Tannenberg, so daß Courbière schon bald gute Verbindungen in die Emder Gesellschaft besaß. Mit ihr zusammen hatte er insgesamt neun Kinder. Sohn Ludwig Heinrich (1777–1813) fiel in der Schlacht bei Großgörschen. Tochter Caroline Juliane (Lebensrune.png 10. Juni 1775; Todesrune.png 9. September 1843) heiratete den späteren Generalmajor August Ernst von Kamptz (1757–1817).

Zum Hauslehrer seiner ältesten Tochter bestellte er Johann Gottfried Seume, der später mit Johann Wolfgang von Goethe bekannt war und u. a. durch seinen „Spaziergang nach Syrakus“ Berühmtheit erlangen sollte. Seume verdankte von Courbière sein Leben, denn er war bereits zuvor aus der Emder Garnison desertiert und verurteilt worden. Gut befreundet war von Courbière u. a. mit dem Emder Bürgermeister Peter Arnold Deteleff, der noch 1807 für ihn Gelder verwaltete. In Emden bewohnte der Garnisonskommandant die „Polmansburg“, die er von Hieronyma Adelgunde Katharina van der Marwede gemietet hatte und in der später das Landratsamt untergebracht war. Lange Zeit erinnerte in Emden nur die „Courbières-Dobbe“, ein kleiner See, den er zum Tränken der Pferde angelegt haben soll, an den Generalfeldmarschall. Später hat die Stadt Emden auch eine Straße nach ihrem langjährigen Stadtkommandanten benannt.

Des Generalfeldmarschalls Enkel war der Generalleutnant des Zweiten Weltkriegs René de l’Homme de Courbière (1887–1946).

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Pour le Mérite (nebst 100 Goldstücke als Dotation), 1760
  • Roter Adlerorden, I. Klasse für die Schlacht bei Pirmasens, 1793
    • Die Schlacht bei Pirmasens fand am 14. September 1793 während des Ersten Koalitionskriegs bei Pirmasens (heute Rheinland-Pfalz) zwischen französischen Truppen und deutsche Truppen aus dem Königreich Preußen und dem Erzherzogtum Österreich (Kaiserliche Armee) statt und endete mit einem Sieg der Verbündeten. Nach einem heftigen Kampf wurde die Schlacht durch das Eingreifen preußischer Truppen unter dem Kommando von Generalleutnant Wilhelm von Courbière entschieden. Die unterlegenen Franzosen erlitten etwa 225 Verwundete sowie 1.800 Tote und Gefangene, die Preußen nur ungefähr 170 Tote und Verwundete.
  • Schwarzer Adlerorden, 1802 (386. Verleihung) bei einer Revue seines neuerrichteten Regiments bei Königsberg
  • Die Feste Graudenz hieß 1893–1920 und 1939–1945 „Feste Courbière“
  • Courbièrestraße in Berlin-Schöneberg
  • Courbièrestraße in Emden
  • 3. Dezember 1887 bis 21. April 1994 Courbièreplatz in Berlin-Wedding
  • Infanterie-Regiment „von Courbière“ (2. Posensches) Nr. 19 seit dem 27. Januar 1889

Fußnoten

  1. Grenadier-Regiment König Wilhelm I (2. Westpreußisches) Nr. 7
  2. „Ihr General sagt mir hier, daß es keinen König von Preußen mehr gibt, weil die Franzosen seine Länder besetzt hätten. Nun gut, so sei es. Aber wenn es auch keinen König von Preußen mehr gibt, so gibt es immer noch einen König von Graudenz. Sagen Sie das Ihrem General!“
  3. Courbière, Wilhelm René Baron de l’Homme de, Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 534–535