Wohlbrück, Adolf

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Anton Walbrook (1896–1967
Adolf Wohlbrücks Grab
London, St. John's Old Churchyard
Inschrift des Grabsteins

Adolf Wilhelm Anton Wohlbrück (geb. 19. November 1896 in Wien; gest. 9. August 1967 in Garatshausen) war ein jüdischer Schauspieler, der 1936 nach England auswanderte und sich Anton Walbrook nannte.

Leben

Adolf Wohlbrück wurde als dritter Adolf einer alten Schauspieler- und Künstlerfamilie Wohlbrück geboren. Sein Großvater väterlicherseits war erst Schauspieler und wurde später Varieté`-Komiker. Sein Vater war lange Jahre Clown, ein Clownstar des Zirkus Schumann. Mit seiner Schwester, mit der er seine ganze Kindheit bei ihrer Großmutter, die Mutter ihrer Mutter, in Wien verlebten, hingen sehr aneinander. Sie war in Wien Sie lebten bei ihrer Großmutter, da ihre Mutter nicht wollte, daß die Kinder das unstete Leben, das ihr Vater als Zirkuskünstler führen mußte, kennenlernen sollten. Wäre es nach ihren Vater gegangen, so wäre Adolf Wohlbrück wohl Schulreiter oder so was geworden. Aber es ging eben nicht nach seinem Vater. Wohlbrück erhielt eine Schulausbildung auf einer Klosterschule in Wien und einem Gymnasium in Berlin, machte dort das Abitur. Adolf Wohlbrück regte schon nach den ersten Theaterbesuchen den Wunsch, Schauspieler zu werden, wie es ihm in Berlin erst bewußt wurde, daß er eben Schauspieler werden müsse. Seine Eltern machten ihm keine Schwierigkeiten, und so bewarb er sich denn an der Schule des Deutschen Theaters. Er bekam eine Freistelle und wurde nach Beendigung der Theaterschulzeit an das „Deutsche Theater“ engagiert. Gleich mit einem fünfjährigen Vertrag. Natürlich nur für kleine Rollen und nicht etwa gleich für die erste Besetzung. Zu dieser Zeit begann seine Beziehungen zum Film, natürlich erst ganz platonisch. Er schwärmte nämlich für Lotte Neumann, die zu dieser Zeit eine große Filmdiva war.[1]

Wohlbrück hat sich im Ersten Weltkrieg freiwillig gemeldet, kam zum Garderegiment Nr. 1 und geriet als Leutnant nach den Kämpfen an der Somme in französische Gefangenschaft. Allmählich lebte er sich ein, fand unter den Kameraden Freunde, und mit Turnen, Kartenspielen und Musizieren verging die Zeit.

Adolf Wohlbrück, dessen dramatische Lehrerin Lucie Höflich war, wurde aus der Gefangenschaft entlassen und ging nach München. Die damalige Leiterin des Münchner Schauspielhauses nahm sich des jungen Schauspielers an. Adolf Wohlbrück hatte auf ihrer Bühne in der „Kameliendame“ seinen ersten großen Erfolg als Bonvivant. Von München aus ging es nach Dresden. Aber beim „Vorsprechen“ erklärt man ihm vorsichtig aber bestimmt, daß er doch „zu unbegabt“ sei für das Staatstheater.[2] Aber ihre Kritik haben die Herren vom Staatstheater sehr bald zurücknehmen müssen. Die Dresdner Komödie engagierte ihn, ohne das er vorsprechen mußte. Er hatte dort großen Erfolg und nun holte ihn das Staatstheater und verpflichtete ihn für drei Jahre fest. Sogar Aussicht auf Pensionsberechtigung hatte erbekommen.

Zu dieser Zeit hatte Adolf Wohlbrück alles gespielt. Seinen größten Lustspielerfolg hatte ich als Tante Frieda in ,Zweimal zwei ist fünf'. Diese Tante Frieda war ein recht verweichlichter und verweiblichter Jüngling, mit bieder treuherzigem Blick. Dann verließ er Dresden und fuhr 1930 nach Berlin.

Zu seinen bekanntesten Filmen aus dieser Zeit zählen beispielsweise Ludwig Bergers prominent besetzter, schwungvoller Muskfilm

„Walzerkrieg“ (1933) mit der Figur des Johann Strauss Vater1), Willi Forsts Leinwandklassiker bzw. opulente Sitten– und Liebesgeschichte Maskerade (1934) mit der Rolle des Modemaler Paul Heideneck und der elegante Warwick Brent in Reinhold Schünzels Gesellschaftskomödie über die britische Upper Class Die englische Heirat (1934). In Erich Waschnecks Rührstück Regine (1935) verführte er Luise Ullrich, in Carl Froelichs Krimi Ich war Jack Mortimer (1935) ließ er eine Leiche verschwinden, in Arthur Robisons Neuverfilmung Der Student von Prag (1935) übernahm er die Titelrolle des Studiosus Balduin. Erneut mit Willi Forst drehte er die temporeiche Liebeskomödie Allotria (1936) und mimte den Plantagenbesitzer Philipp, in dem Jules Verne-Abenteuer Der Kurier des Zaren (1936) glänzte er als Titelheld Leutnant Michael Strogoff.

1936 wanderte der Halbjude während der Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spiele über Frankreich zunächst nach Hollywood, reiste dann ein Jahr später nach England. Er änderte seinen Namen und begann als „Anton Walbrook“ eine zweite Karriere. Im britischen Film konnte er nahtlos an seine früheren Leinwanderfolge anknüpfen und auch am dortigen Theater hatte er erfolge. 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. 1951 kehrte der Schauspieler auf Drängen des mit ihm befreundeten Gustaf Gründgens nach Deutschland zurück und stand in Düsseldorf auf der Bühne. Weitere Verpflichtungen führten den Schauspieler unter anderem nach Stuttgart sowie nach Berlin an das „Renaissance-Theater“.

Welche schauspielerischen Qualitäten in ihm steckten bewies er noch im Frühjahr 1967 als eitler Schriftsteller Sir Hugo Latymer in der Noel Coward-Komödie „Duett im Zwielicht“ an der Seite von Hilde Krahl und Heli Finkenzeller in der Münchener "Kleinen Komödie". Es war seine letzte und vielleicht beste Rolle – während der Vorstellung war er aufgrund einer Herzattacke zusammengebrochen.

Auszeichnung (Auszug)

  • 1967: Filmband in Gold für Langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film

Filmographie

  • 1922: Mater Dolorosa
  • 1923: Martin Luther
  • 1925: Der Fluch der bösen Tat
  • 1931: Salto Mortale
  • 1932: Der Stolz der 3. Kompanie
  • 1932: Drei von der Stempelstelle
  • 1932: Die fünf verfluchten Gentlemen
  • 1932: Melodie der Liebe
  • 1932: Baby
  • 1933: Walzerkrieg
  • 1933: Keine Angst vor Liebe
  • 1933: Viktor und Viktoria
  • 1933: George et Georgette (französische Fassung von Viktor und Viktoria)
  • 1934: Die vertauschte Braut
  • 1934: Maskerade
  • 1934: Eine Frau, die weiß, was sie will
  • 1934: Die englische Heirat
  • 1935: Regine
  • 1935: Zigeunerbaron
  • 1935: Le baron tzigane (französischen Fassung von Zigeunerbaron)
  • 1935: Ich war Jack Mortimer
  • 1935: Der Student von Prag
  • 1935: Der Kurier des Zaren
  • 1935: Michel Strogoff. Le courrier du tzar (französische Version von Der Kurier des Zaren)
  • 1936: Allotria
  • 1936: Port Arthur
  • 1937: The Soldier and the Lady
  • 1937: Königin Viktoria (Victoria the Great)
  • 1937: Die Ratte (The Rat)
  • 1938: Sixty Glorious Years
  • 1940: Gaslicht (Gaslight)
  • 1941: Dangerous Moonlight
  • 1941: 49th Parallel
  • 1943: Leben und Sterben des Colonel Blimp (The Life and Death of Colonel Blimp)
  • 1944: Der Mann aus Marokko (The Man from Morocco)
  • 1948: Die roten Schuhe(The Red Shoes)
  • 1949: Pique Dame (Queen of Spades)
  • 1950: Der Reigen
  • 1950: König für eine Nacht
  • 1951: Wien tanzt (Wiener Walzer)
  • 1954: Der Fall Maurizius(L'affaire Maurizius)
  • 1955: Fledermaus 1955 (Oh Rosalinda!)
  • 1955: Lola Montez
  • 1957: Die heilige Johanna (Saint Joan)
  • 1957: I Accuse!
  • 1962: Laura (TVFernseh–Film)

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 19, 12. Mai 1935
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 20, 19. Mai 1935