Zwanziger, Theo
Theo Zwanziger (* 6. Juni 1945 in Altendiez) ist Jurist, Sportfunktionär und ex-Präsident des Deutschen Fußballbundes DFB. Von 1978 bis 1985 gehörte er als Abgeordneter der CDU dem Landtag von Rheinland-Pfalz an. Am 1. März 2012 schied Zwanziger freiwillig aus dem Amt des DFB-Präsidenten aus[1] und nimmt nachfolgend nur noch die Position im FIFA-Exekutivkomitee wahr. Als Nachfolger zum DFB-Präsident wurde der langjährige DFB-Funkionär Wolfgang Niersbach gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Theo Zwanziger wurde einen Monat nach Kriegsende in Altendiez am Fuße des Westerwaldes als Einzelkind einer bürgerlichen, evangelisch geprägten Familie geboren; der Vater war im Krieg gefallen. Er besuchte das Gymnasium und legte 1965 sein Abitur ab. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung im Finanzbereich und wurde Steuerinspektor des Landes Rheinland-Pfalz. Danach begann er ein Jura-Studium in Mainz, das er 1973 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. im Jahre 1975 legte er das zweite Staatsexamen ab und promovierte in Steuer- und Verfassungsrecht. 1976 wurde er Dezernent der Kreisverwaltung Montabaur, von 1980 bis 1985 war er Verwaltungsrichter am Oberverwaltungsgericht in Koblenz. Auch politisch machte Zwanziger Karriere. 1985 wurde er für die CDU in den Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt, 1987 übernahm er das Amt des Regierungspräsidenten in Koblenz. Zur damaligen Zeit war er, so die linksextreme Berliner zeitung taz, „maßgeblich an der Entmachtung von Ministerpräsident Bernhard Vogel beteiligt“ (7. Juli 2004), indem er dessen Herausforderer Hans-Otto Wilhelm, öffentlich unterstützte.
Politische Positionen
Obwohl laut den Statuten des Weltfußballverbandes FIFA politische Einflußnahme auf nationale Sportverbände verboten ist, nutzte Zwanziger ganz offen die BRD-Auswahlmannschaften für politische Zwecke und wußte damit alle Vertreter der BRD-Blockparteien auf seiner Seite. Er ist nach wie vor extremer Anhänger der sogenannten „Integration“ von Kulturfremden in die DFB-Mannschaften. Kurz nach der Wahl Zwanzigers zum Präsidenten im Jahr 2006 wurde die Türkin Gül Keskinler, als erste ehrenamtliche Integrationsbeauftragte in das DFB-Präsidium berufen. Die Integration Kulturfremder wurde fest in den Entwicklungsplan der DFB-Auswahlmannschaften aufgenommen. So standen z.B. im Juni 2009 beim Spiel der U 21-Europameisterschaft in Schweden neun Ausländer in der Startformation der DFB-Auswahl. Die Spieler kamen aus Tunesien, Nigeria, Ghana, mit Geburtsorten in Sibirien, Bosnien oder im Iran, mit Staatsangehörigkeiten von Polen, der Türkei oder Spanien. Lediglich der Torwart Manuel Neuer und Innenverteidiger Benedikt Höwedes waren als echte deutsche Spieler beteiligt.
Unter der Führung von Theo Zwanziger engagierte sich die Vereinigung Deutscher Fußball-Bund auch bei der Weltnetzplattform „Netz gegen Nazis“. Zwanziger ist bekennender Anhänger des Schwulseins und Wegbereiter des Gender Mainstreaming im Fußball der BRD. Ebenfalls unter seiner Ägide wurde eine neue Form von deutscher Sprachverhunzung ins Leben gerufen, nämlich das des Public Viewing. Mit diesem anglizistischen Begriff, der im Anglo-Amerikanischen für Leichenaufbahrung oder Totenschau benutzt wird, wurde vom DFB das eigentlich so gedachte Gemeinschaftsschauen bezeichnet. An exponierten Plätzen, mit elektronischen Großbildschauwänden, sollen große Menschenmengen die Möglichkeit haben, um direkt übertragene Fußballspiele z. B. während Europa- oder Weltmeisterschaften, mit Freunden, Verwandschaft o. ä. gemeinsam zu schauen und damit das Zusammengehörigkeitsgefühl der BRD und ihrer Spieler zu stärken.
Gegen Rechts
Theo Zwanziger ist „Gegen Rechts“-Aktivist u.a. bei „Respekt! Kein Platz für Rassismus“.
Mitgliedschaften / Ämter
DFB-Präsident; Vorsitzender des Kuratoriums der DFB-Stiftung Egidius Braun (→ Egidius Braun).
BRD-Referenzen
Theo Zwanziger erhielt in der BRD zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen:
- Träger der „Kompassnadel“ vom „Schwules Netzwerk NRW“
- Träger des „Tolernatia Preises“ der Initiative „Schwules Weimarer Dreieck“
- 2006: Bundesverdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der BRD
- 2007: „Trautmann Award“
- 2008: vom Verein „Gegen Vergessen - für Demokratie“ — In der Pressemitteilung der Vereinigung vom 18. September 2008 heißt es: „Für sein überzeugendes Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rechtsextremismus und die begonnene Auseinandersetzung mit der Geschichte seines Verbandes im Nationalsozialismus zeichnet Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, mit dem Preis "Gegen Vergessen - Für Demokratie" aus.“
- 2009: Träger des „Leo-Beck-Preises“ vom Zentralrat der Juden in Deutschland [2] — „Der DFB-Präsident Zwanziger habe sich auf beeindruckende Weise gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rechtsextremismus im Fußball engagiert, begründete der Zentralrat am 24. September 2009 in Berlin seine Entscheidung. Die Preisverleihung findet am 4. November 2009 statt. Nicht nur durch die jährliche Vergabe des Julius-Hirsch-Preises, der auf persönliche Initiative von Zwanziger ins Leben gerufen wurde, stelle sich der Deutsche Fußballbund mit seinem Präsidenten an der Spitze der Vergangenheit des DFB im Nationalsozialismus. Er erinnere auch die vielen jüdischen Spieler, Funktionäre und Trainer in der Vereinsgeschichte, führte der Zentralrat aus.“[3]
- 2012: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD
- 2013: Ehrenbürger von Altendiez
Zitate
- Theo Zwanziger bezeichnete es als Aufgabe des DFB: „auf breiter Basis Rahmenbedingungen zu schaffen, damit homosexuellen Menschen der Zugang zum und die Bewegung im Sport ohne das Gefühl der Diskriminierung möglich ist.“[4]
Buch
- Theo Zwanziger mit Stefan Kieffer: Die Zwanziger Jahre. Bloomsbury Berlin, Berlin 2012, ISBN 978-3827011145.
Filmbeitrag
Zwanziger auf dem 2. „Deutschen“ Israelkongress in Frankfurt am Main am 23. Oktober 2011
Verweise
- vgl. jungefreiheit.de, 19. Januar 2011: Politik und Sportverbände starten neue Kampagne gegen Rechtsextremismus
Ferdinand Hueppe (1900–1904) • Friedrich Wilhelm Nohe (1904–1905) • Gottfried Hinze (1905–1925) • Felix Linnemann (1925–1945) • Peco Bauwens (1949–1962) • Hermann Gösmann (1962–1975) • Hermann Neuberger (1975–1992) • Egidius Braun (1992–2001) • Gerhard Mayer-Vorfelder (2001–2006) • Theo Zwanziger (2004–2012) • Wolfgang Niersbach (2012–2016) • Reinhard Grindel (seit 2016)