Alchemie

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Labor eines Alchemisten

Die Alchemie (früher auch Alchimie; von span. alquimia[1]) ist eine bereits seit der Antike, vor allem jedoch im Mittelalter und noch bis zum beginnenden 18. Jahrhundert betriebene Form der Wissenschaften, die in jener Zeit insbesondere die Stellung der heutigen Chemie einnahm, aber auch physikalische, medizinische, mathematische und philosophische Aspekte beinhaltete und diese religiös sowie mystisch und symbolisch verbrämte. Die Alchemie verhält sich demnach zur Chemie ähnlich wie die Astrologie zur Astronomie.

Im Rahmen der Alchemie wurde der Versuch unternommen, unedle Metalle in Gold oder Silber zu verwandeln, worauf zum Beispiel auch die Herstellung des Meißener Porzellans zurückgeht; weiterhin der Versuch, ewiges Leben zu erlangen. Wenn auch diese Versuche von falschen Voraussetzungen ausgingen und somit scheitern mußten, brachten die Alchemisten dennoch durch die Erfahrungen, die sie bei ihren Experimenten notwendig machen mußten, der Chemie einen nicht zu unterschätzenden Nutzen und legten letztlich mit den Grund zu dieser Wissenschaft.

Alchemistische Bestrebungen

Das Bestreben der Alchemisten des Mittelalters richtete sich vor allem auf die Darstellung und Erzeugung zweier Geheimmittel, durch die jene erwünschte Veredelung (Perfektionierung) unedler Metalle ermöglicht werden sollte. Das wichtigste dieser beiden Präparate, das die Kraft besitzen sollte, nicht bloß Silber, sondern auch unedle (imperfekte) Metalle, wie Blei, Quecksilber usw., in Gold zu verwandeln, führte den Namen „Stein der Weisen“, „roter Löwe“, „großes Elixir“ oder „Magisterium“ (Meisterstück), auch „rote Tinktur“ und „Panacee des Lebens“. Man legte diesem Mittel allerhöchste Kraft bei, insofern es nicht nur imstande sein sollte, unedle Metalle in edle zu verwandeln, sondern auch als Universalmedizin zu dienen, welche, aufgelöst und in angemessener Verdünnung als Trinkgold (aurum potabile) in kleinen Dosen genommen, alle Krankheiten heilen, das Alter verjüngen und das Leben verlängern sollte. Die Mystiker unter den Alchemisten legten ihm sogar erlösende Kraft bei.

Das zweite Geheimmittel, auf sogenannter halber Stufe der Vollkommenheit, das den Namen „weißer Löwe“, „weiße Tinktur“ oder „kleines Magisterium“ (Elixir) führte, beschränkte sich auf die Kraft, alle unedlen Metalle in Silber zu verwandeln.

Geschichte

Antike

Diejenigen, welche angeblich den Stein der Weisen gefunden hatten, hießen Adepten. Die Ursprünge der Adepten weisen auf das alte Ägypten hin; der römische Kaiser Diokletian befahl 296 n. d. Z., daß alle ägyptischen Bücher über die Goldmacherkunst verbrannt werden sollten. Spätere Alchemisten leiteten ihre Kunst von Hermes Trismegistos oder dem altägyptischen Mondgott Thoth ab, weshalb die Kunst des Goldmachens auch die „hermetische Kunst“ genannt wurde. Im 4. Jahrhundert n. d. Z. wurde das Problem der Goldverwandlung auf der Gelehrtenschule in Alexandria mit Eifer verfolgt. Ein unter dem Namen Demokritos auftretender Schriftsteller, der offenbar dem alexandrinischen Gelehrtenkreis angehörte, eröffnete mit seinem Werk „Physica et mystica“ die lange Reihe eigentlich alchemistischer Werke. Dieselben erschienen großenteils unter dem Namen berühmter Philosophen (wie Plato, Pythagoras usw.), um der Sache Achtung und Eingang zu verschaffen, sind aber wegen ihrer bilderreichen Darstellung und seltsamen Nomenklatur wenig verständlich. Die alten Griechen wurden die Lehrer der Araber, welche die Alchemie mit Vorliebe betrieben und ihr zugleich mit dem Namen auch die Gestalt gaben, die sie im wesentlichen behalten hat.

Mittelalter

Das Abendland übernahm die Alchemie von den Arabern und Mauren in Spanien seit dem 10. und 11. Jahrhundert; von denselben entnahm man sowohl die Formen als auch die Stoffe des Studiums. Die berühmten Scholastiker Albertus Magnus und Roger Bacon waren auch die berühmtesten Alchemisten ihrer Zeit. Arnaldus von Villanova, ein ausgezeichneter Arzt, verfaßte über 20 alchemistische Schriften. Der berühmteste Alchemist des 13. und 14. Jahrhunderts war der exzentrisch-phantastische Raimund Lull, der 500 Schriften meist alchemistischer Natur verfaßt haben soll. Das Orakel der Alchemisten des 15. Jahrhunderts und der Folgezeit wurde der Benediktiner Basilius Valentinus (um 1415), der in jenem Zeitalter als der bedeutendste und überhaupt letzte „Chemiker“ gelten kann, dessen Richtung eine ausschließlich alchemistische war. Schon Paracelsus ist nicht mehr zu den reinen Alchemisten zu rechnen, da er ausdrücklich sagte, der wahre Zweck jener Wissenschaft sei es nicht, Gold zu machen, sondern Arzneien zu bereiten.

Neuzeit

Der betrügerische Alchemist Leonhard Thurneysser mit Kurfürst Johann Georg von Brandenburg im Labor

Mit dem 16. Jahrhundert begann ein Auseinanderdriften der Bestrebungen, und von den wissenschaftlichen Chemikern, die sich jedoch noch nicht ganz von der Alchemie trennen konnten, schied sich eine zahlreiche Klasse meist umherziehender Verkäufer und Abenteurer ab, die den allgemeinen Glauben an die Möglichkeit, Gold herzustellen, zu betrügerischen Zwecken nutzten und scheinbare Proben ihrer Kunst ablegten. Namentlich wurden Fürsten und Adlige auf diese Weise hintergangen. Auch viele gekrönte Häupter im 15., 16. und 17. Jahrhundert waren noch eifrig mit dem Studium der Alchemie beschäftigt; so z. B. mehrere Könige von England, besonders Heinrich VI., unter dem mit Hilfe einer Schar von Goldmachern das Land mit falschem Gold und falschen Münzen überschwemmt wurde. Das Metall, das hier die Rolle des Goldes übernehmen mußte, war sehr wahrscheinlich eine Kupferlegierung. In ähnlicher Weise manipulierte um dieselbe Zeit Karl VII. von Frankreich mit Hilfe seines Finanziers Jacques Cœur. Selbst Frauen, wie die Kaiserin Barbara, Witwe des Kaisers Sigismund, werden unter den Adepten genannt. Kaiser Rudolf II. (1576–1612) war Mäzen der fahrenden Alchemisten, und seine Residenz bildete den Mittelpunkt für die alchemistischen Bestrebungen seiner Zeit. Seine Schützlinge nannten ihn den deutschen Hermes Trismegistos, und sein Beispiel erweckte besonders am benachbarten sächsischen Hof Nachahmung.

Kurfürst August von Sachsen und seine Gemahlin Anna von Dänemark beschäftigten sich mit Alchemie, der erstere in seinem „Goldhaus“ zu Dresden, die letztere in ihrem prächtig eingerichteten Laboratorium im Fasanengarten zu Annaburg. Dresden blieb noch lange der Sitz alchemistischer Fürsten, und die Alchemie wurde am eifrigsten betrieben, als die Erwerbung der polnischen Krone einen immensen Geldaufwand erforderte. Auch der Berliner Hof wurde unter Kurfürst Johann Georg der Schauplatz eines alchemistischen Schwindlers namens Leonhard Thurnheysser, der jedoch aus Berlin fliehen konnte.

In eine über hundert Jahre spätere Zeit fällt das Auftreten von Johann Friedrich Böttger in Dresden, der zwar kein Gold zustande brachte, dafür aber in seiner Haft 1704 erst das braune Jaspisporzellan (Fayence) und 1709 das weiße Porzellan erfand. Einer der letzten Adepten war um dieselbe Zeit Caetano, genannt Graf Ruggiero, ein geborener Neapolitaner und Bauernsohn, der an den Höfen von München, Wien und Berlin sein Unwesen trieb und in letzterer Stadt 1709 sein Ende an einem mit Flittergold beklebten Galgen fand. Noch nach diesem trat ein Engländer, der Arzt James Price, auf, der vor der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften erklärte, ein rotes und weißes Pulver erfunden zu haben, womit man Quecksilber beliebig in Gold und Silber verwandeln könne. Als er jedoch gedrängt wurde, die Beweise dafür zu liefern, brachte er sich 1783 durch Gift um. Mit ihm waren die Alchemisten immer noch nicht ganz ausgestorben. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestand in Deutschland eine von Carl Arnold Kortum (dem Verfasser der „Jobsiade“) in Bochum gegründete Gesellschaft von Alchemisten (die „Hermetische Gesellschaft“ genannt), die ihre Mitteilungen regelmäßig im „Deutschen Reichsanzeiger“ veröffentlichte.

Siehe auch

Literatur

  • Rainer Schmitz: Schwärmer – Schwindler – Scharlatane. Magie und geheime Wissenschaften, Böhlau-Verlag, Wien/Köln/Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78744-0 [403 S., zahlreiche Illustrationen]
  • Karl Christoph Schmieder: Geschichte der Alchemie (1832) (PDF-Datei)
  • Hermann Kopp: Die Alchemie in älterer und neuerer Zeit. Ein Beitrag zur Culturgeschichte (1886) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Heinrich Wilhelm Schäfer: Die Alchemie: Ihr ägyptisch-griechischer Ursprung und ihre weitere historische Entwicklung. Berlin 1887 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Edmund Oskar von Lippmann: Entstehung und Ausbreitung der Alchemie; mit einem Anhange: zur älteren Geschichte der Metalle; ein Beitrag zur Kulturgeschichte (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Arab. al-kīmiyā' „Kunst des Legierens“, vielleicht beeinflusst von (spät)griechisch chymeía, chēmeía „(Kunst der) Metallmischung“, zu: chýma „Bleilegierung“, eigentlich „Guß“, zu: cheĩn „gießen“