Bassermann, Albert

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Albert Bassermann
Albert Bassermanns Grab
Mannheim, Hauptfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Albert Bassermann (Lebensrune.png 7. September 1867 in Mannheim; Todesrune.png 15. Mai 1952 auf dem Flug von Neu York nach Zürich) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.

Wirken

Albert Bassermann wurde am 7. September 1867 in Mannheim als Fabrikantensohn geboren und erhielt zunächst eine Ausbildung als Chemiker, wurde dann 1887 Volontär am Mannheimer Theater. Zunächst galt es, ein großes Hindernis zu überwinden, nämlich seine krankhaft heisere, zerbrochene raue Stimme, die er durch eiserne Disziplin zu einem einzigartigen Instrument künstlerischen Ausdrucks zwang.

Nach weiteren Engagements unter anderem in Heidelberg, Köln, Aachen und Basel (1889) erarbeitete sich Bassermann sein handwerkliches Können dann weiter ab 1891 für vier Spielzeiten am berühmten „Hoftheater“ in Meiningen, gestaltete dort viele klassische Charakterrollen, zu nennen ist vor allem der Mephisto in GoethesFaust“. Als Lessing-Interpret gab er den den Patriarchen „Nathan der Weise“ und den Riccaut de la Marlinière in „Minna von Barnhelm“, stellte den Hofmarschall von Kalb in Schillers „Kabale und Liebe“ ebenso glänzend dar wie den Mortimer in Schillers „Maria Stuart“.

Daß er auch im heiteren Fach zu überzeugen wußte, bewies er beispielsweise als Gutsbesitzer Philipp Klapproth in dem unverwüstlichen Schwank „Pension Schöller“ oder als Rittergutsbesitzer Christian Wieberg in dem Lustspiel „Die beiden Leonoren“ von Paul Lindau.

Dann wechselte Bassermann 1895 nach Berlin an das „Deutsche Theater“ sowie ab 1904 an das „Lessingtheater“, wo er unter Otto Brahm (18561912) vorwiegend in Ibsen-Dramen auftrat. Ab 1909 zählte er dann unter der Regie von Max Reinhardt (1873–1943), neben Paul Wegener (1874–1948) und Alexander Moissi (1879–1935), zu den bedeutendsten Charakter-Schauspielern des angehenden 20. Jahrhunderts. Zu seinen Glanzrollen zählten neben dem Faust’schen „Mephisto“ zudem die großen Shakespeare-Figuren wie der „Richard III“, der „Hamlet“, der „Heinrich IV.“ oder der Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“.

Albert Bassermann war von den „Prominenten“ einer der ersten, die sich der Kunst des Films verschrieben. Er spielte im Jahre 1913 in dem Film „Der Andere“ den Staatsanwalt Haller. Die „Kinospielerei“ galt zu jener Zeit für einen ernsten Schauspielerals eine nicht ganz würdige Beschäftigung, in den „Allgemeinen Bestimmungen“ der vom Deutschen Bühnenverein formulierten Engagementsverträge war dem in festem Theatervertragstehenden Bühnenmitglied das Filmen bei nahezu Todesstrafe verboten, Kollegen und ernsthafteLiteraten meinten, Bassermann hat sich künstlerisch unmöglich gemacht und warfen geradezu einen „Verrat an der Kunst“ vor. Bassermann hatte zu den heftigen Vorwürfen nur gelächelt und ließ sich nicht abhalten zu filmen, weil er eben die großen künstlerischen Möglichkeiten erkannt hatte, die der Film dem echten Menschendarsteller bot.[1]

Er war sich selbst darüber klar, daß seine Filmarbeit bei aller Charaktersierungskunst noch keine Meisterleistung war, daß er gestisch und mimisch sich den Forderungen des Fimls anpassen und weniger zappelig werden müsse. Die Früchte dieser Selbsterkenntnis, die man manchen überheblichen, weniger bedeutenden Filmdarstellen wünschen möchte, zeigten sich schon in seinen nächsten Film „Der König“. War das Werk als solches auch kein König unter den Filmen war Bassermann als Filmdarsteller doch schon mächtig gewachsen.

Bis zum Ende der Stummfilm-Ära zeigte sich Bassermann mit prägnante Rollen. Er verkörperte oftmals historische Figuren wie den Kardinal Mazarin in dem Abenteuer „Der Mann mit der eisernen Maske“ (1922) oder den Papst Alexander VI. in dem Historienstreifen „Lucrezia Borgia“ (1922).

Zusammen mit Asta Nielsen trat er in „Erdgeist“ (1923), einer frühen Verfilmung des „Lulu“-Stoffes von Frank Wedekind in Erscheinung und mimte den wohlhabenden Dr. Schön, der den Reizen der schönen Lulu verfallen ist. In Manfred Noas hochgelobten, monumentalem Zweiteiler „Helena“ (1924) mimte er den trojanischen Seher Aisakos, verkörperte den britischen General Sir Hudson Lowe in Lupu Picks „Napoleon auf St. Helena“ (1929). Sein letzter Stummfilm war Paul Czinners Schnitzler-Adaption „Fräulein Else“ (1929), wo er als Partner von Elisabeth Bergner den Dr. Alfred Thalhof, Vater der Titelheldin darstellte.

Mit der Rolle des Geheimrats Brinken in Richard Oswalds Literaturadaption „Alraune“ (1930) sowie des Oberst Picquart in dem ebenfalls von Oswald in Szene gesetzten Drama „Dreyfus“ (1930) begann Bassermanns in Deutschland kurze Tonfilmkarriere. Unter anderem besetzte ihn Robert Siodmak mit der tragenden Figur des Landgerichtsrats Dr. Konrad Bienert in „Voruntersuchung“ (1931), einmal mehr für Richard Oswald verlieh er in dem Historienfilm „1914, die letzten Tage vor dem Weltbrand“ (1931) dem Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Kontur. Sein letzter in Deutschland gedrehter Film war Gerhard Lamprechts KriminalfilmEin Gewisser Herr Gran“ (1933) mit Hans Albers in der Titelrolle, wo sich Bassermann als reicher, skrupelloser Kunsthändler Tschernikoff zeigte.

1934 emigrierte der Schauspieler als 67-Jähriger in die Schweiz, da er sich von seiner jüdischen Frau Else Bassermann (geborene Elisabeth Sara Schiff; 1878–1961), mit der er seit 1908 verheiratet war, nicht trennen wollte. Oft stand er mit Else Bassermann gemeinsam mit ihr auf der Bühne, setzte meist bei Gastengagements auch ein solches für seine Frau als seine Partnerin durch, weil ihr Gegenspiel ihn zu höchster Entfaltung seines Könnens anreizte. Als Bassermann im April 1934 ein Gastspiel in Leipzig abschließen wollte, lehnte der Theaterdirektor Else Bassermann ab; darüber erzürnte ihr Mann derartig, daß er seinen Austritt aus der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger“ erklärte, auch seine Ehrenmitgliedschaft niederlegte und sich nach Arosa in sein Landhaus zurückzog.

In den nachfolgenden Jahren spielte Bassermann bis zum Anschluß Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich auf verschiedenen Bühnen Österreichs und der Schweiz, emigrierte dann direkt nach der Annektierung am 13. März 1938 mit seiner Frau in die VSA, die dort als Schauspielerin jedoch nicht Fuß fassen konnte. Noch im hohen Alter erlernte ihr Mann die englische Sprache und erhielt unter anderem 1940 die kleine Rolle des Dr. Robert Koch in Wilhelm Dieterles „Dr. Ehrlich’s Magic Bullet“ (1940, Paul Ehrlich – Ein Leben für die Forschung) neben Edward G. Robinson in der Titelrolle. Von da ab folgte eine sieben Jahre andauernde Karriere in Amerika mit abwechslungsreichen Rollen, die meist einen positiven Charakter aufwiesen, eine Seltenheit für einen deutschen Schauspieler in den VSA jener Zeit.

Für seine prägnante Nebenrolle des Politikers Van Meer in Alfred Hitchcocks „Foreign Correspondent“ (1940, Der Auslandskorrespondent) wurde Albert Bassermann für den Oscar nominiert. Man sah den charismatischen Schauspieler beispielsweise 1941 als Konsul Magnus Barring in George Cukors Krimi „Woman’s Face“ (Die Frau mit der Narbe) neben Joan Crawford, als Ludwig van Beethoven) glänzte er in Reinhold Schünzels „New Wine“" (1941, Die Unvollendete), dem Biopic über den Komponisten Franz Schubert, gespielt von Alan Curtis. 1943 war er der Dr. Carl Hesser in „Good Luck, Mr. Yates“, im gleichen Jahr der Professor Alfred Pérot in Mervyn LeRoys Biografie „Madame Curie“ mit Greer Garson als Marie Curie und Walter Pidgeon als Ehemann Pierre Curie. Bassermann gehörte als Dr. Sigmund Golden zur Besetzung von John Cromwells Melodram „Since You Went Away“ (1944, Als du Abschied nahmst), 1945 gab er den sterbenden deutschen Musiklehrer Professor Frank in Irving Rappers Gershwin-Biografie „Rhapsodie in Blue“.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges folgten nur noch wenige Arbeiten für den Film. Albert Lewin besetzte ihn in „The Private Affairs of Bel Ami“ (1947, Die Privataffären des Bel Ami), Peter Godfrey in dem Errol Flynn-Melodram „Escape Me Never“ (1947), seine letzte Leinwandrolle mimte Bassermann 1948 als eigenwilliger Bühnenbildner Ratow unter der Regie von Michael Powell in dem französisch-britischen Ballettfilm „The Red Shoes“ (Die roten Schuhe). Neben seiner Arbeit für den Film spielte Bassermann in den VSA an einem deutschsprachigen Theater am Broadway.

In Europa war der Schauspieler erst nach Beendigung des zweiten Weltkrieges wieder auf der Theaterbühne zu sehen; so übernahm er noch als 83-Jähriger innerhalb einer Woche Rollen in Basel, Berlin und Amsterdam. Im November 1945 war der Schauspieler von der neuen Leitung des „Deutschen Theaters“ in Berlin zur Rückkehr nach Deutschland gebeten worden, Bassermann folgte diesem Wunsch umgehend. 1946 stand er in Zürich in einer seiner Ibsen’schen Glanzrollen gemeinsam mit seiner Frau erstmals wieder auf einer europäischen Bühne. Ende Januar 1947 wurde dem großen Mimen, den die Stadt Wien bereits im Jahr zuvor durch Überreichung des Bürgerbriefes geehrt hatte, vom österreichischen Bundespräsidenten der Professortitel verliehen.

Anfang Juli 1949 erfolgte dann in Hamburg das erste „Wiederauftreten Albert und Else Bassermanns in Deutschland nach 16-jähriger Abwesenheit“ als Pastor Manders und Helene Alving in Ibsens „Gespenster“); beide wurden sowohl von der Kritik als auch dem Publikum begeistert gefeiert. Ein Jahr später brillierte das Paar am Stadttheater in Heidelberg in den Rollen des alten Goethe und der Charlotte Buff in einer Dramatisierung von Thomas Manns Roman „Lotte in Weimar“. Im Juli 1951 erlebte das Stuttgarter Theaterpublikum den großen Bühnenkünstler noch einmal im „Kammertheater“ des „Württembergischen Staatstheaters“ mit einem Rezitationsabend.

Albert Bassermann, seit 1911 Träger des Iffland-Ringes, starb am 15. Mai 1952 an den Folgen eines Herzanfalles während eines Fluges von Neu York, kurz vor der Landung in Zürich. Er hinterließ seine Ehefrau, die Schauspielerin Else Bassermann, sowie die geistig behinderte Tochter Carmen. Als Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Mannheim (seit 1929) fand er seine letzte Ruhestätte auf dem dortigen Friedhof.

Auszeichnungen

Zudem war er Ehrenmitglied der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger.[3]

Filmographie (Auswahl)

  • 1913: Der Andere
  • 1913: Der letzte Tag
  • 1913: Der König (auch Drehbuch)
  • 1914: Das Urteil des Arztes
  • 1917: Du sollst keine anderen Götter haben
  • 1917: Herr und Diener
  • 1917: Der eiserne Wille
  • 1918: Vater und Sohn
  • 1918: Dr. Schotte
  • 1918: Die Brüder von Zaarden
  • 1918: Lorenzo Burghardt
  • 1919: Puppen des Todes
  • 1919: Der letzte Zeuge
  • 1919: Das Werk seines Lebens
  • 1919: Eine schwache Stunde
  • 1919: Die Duplizität der Ereignisse
  • 1920: Der Frauenarzt
  • 1920: Die Stimme
  • 1920: Die Söhne des Grafen Dossy
  • 1920: Masken
  • 1921: Die Nächte des Cornelius Brouwer
  • 1921: Brennendes Land
  • 1921: Die kleine Dagmar
  • 1922: Frauenopfer
  • 1922: Das Weib des Pharao
  • 1922: Lucrezia Borgia
  • 1922: Christoph Columbus
  • 1923: Der Mann mit der eisernen Maske
  • 1923: Erdgeist
  • 1923: Alt-Heidelberg
  • 1924: Helena
  • 1925: Der Herr Generaldirektor
  • 1925: Briefe, die ihn nicht erreichten
  • 1926: Wenn das Herz der Jugend spricht
  • 1929: Fräulein Else
  • 1929: Napoleon auf St. Helena
  • 1930: Dreyfus
  • 1930: Alraune
  • 1930: 1914, die letzten Tage vor dem Weltbrand
  • 1931: Gefahren der Liebe
  • 1931: Voruntersuchung
  • 1931: Zum goldenen Anker
  • 1931: Kadetten
  • 1933: Ein gewisser Herr Gran
  • 1935: Letzte Liebe
  • 1938: Les Héros de la Marne
  • 1940: Escape
  • 1940: Ein Mann mit Phantasie (A Dispatch from Reuters)
  • 1940: Der Auslandskorrespondent (Foreign Correspondent)
  • 1940: Paul Ehrlich – Ein Leben für die Forschung (Dr. Ehrlich’s Magic Bullet)
  • 1940: Knute Rockne, All American
  • 1941: Die Frau mit der Narbe (A Woman’s Face)
  • 1941: Abrechnung in Shanghai (The Shanghai Gesture)
  • 1941: I Was a Criminal (UA: 1945)
  • 1942: Der unsichtbare Agent (Invisible Agent)
  • 1942: Reunion in France
  • 1942: Es waren einmal Flitterwochen (Once Upon a Honeymoon)
  • 1942: Sabotageauftrag Berlin (Desperate Journey)
  • 1942: Der Besessene von Tahiti (The Moon and Sixpence)
  • 1943: Good Luck Mr. Yates
  • 1943: Madame Curie
  • 1944: Als du Abschied nahmst (Since You Went Away)
  • 1945: Rhapsodie in Blau (Rhapsody in Blue)
  • 1948: Die roten Schuhe (The Red Shoes)

Hörspiele

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 17, 26. April 1931
  2. 21. November 1946 Albert Bassermann - Bürger der Stadt Wien
  3. Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.), Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1945/1948, Verlag Bruno Henschel und Sohn, Berlin, 1929, Seite VIII