Bisky, Lothar
Lothar Bisky ( 17. August 1941 in Zollbrück, Pommern; 13. August 2013 in Leipzig) war langjähriges Mitglied der linksextremen „Wendehals“-Partei SED-PDS-Die Linke. Er war Mitarbeiter des MfS mit zwei verschiedenen Stasi-Identitäten. Er war vorbestraft und verhöhnte die Opfer der deutschen Teilung, indem er den Schießbefehl leugnete. Zuletzt war er Europa-Abgeordneter.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach der Flucht ins Schleswiger Brekendorf nahm er 1959 den für den Horst-Kasner-Kreis typischen Lebensweg und ging in die DDR, um dort sein Abitur abzulegen. Später gab er an, dies wäre ihm finanziell in der BRD unmöglich gewesen. In seinem folgenden Wirken sollte er aber mit dem Mitglied des Horst-Kasner-Kreises Gregor Gysi alltäglich aufs engste zusammenarbeiten. In der DDR angekommen, nahm er eine angebliche „DDR-Staatsbürgerschaft“ an.
Nach seinen Aufenthalten an der Berliner Humboldt-Universität und der Leipziger Karl-Marx-Universität wurde er 1966 Diplom-Kulturwissenschaftler. Von 1967 bis 1980 arbeitete er zuerst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, um dann Abteilungsleiter am Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig zu werden. Dies befriedigte ihn aber nicht und er wurde 1979 nebenbei Honorarprofessor an der Humboldt-Universität, bis er 1980 ganz nach Berlin ging. Ab hier wurde er total SED-hörig, denn bis 1986 war er Dozent an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED. Kommunistisch gestärkt, kehrte er wieder in den Kulturbetrieb zurück und wurde dann ordentlicher Professor für Film- und Fernsehwissenschaft an die Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Damit verbunden war auch die Position des Rektors dieser Hochschule. Dort verblieb er bis 1990.
Danach wurde er Partei- und Berufspolitiker. Durch den europäischen Politikbetrieb nicht ausgelastet nahm Bisky die Nebentätigkeit als Herausgeber der linksextremen Tageszeitung Neues Deutschland vom April 2007 bis November 2009 an. [1]
Kommunistische Qualifikationen
- Doktorgrad zum Dr. phil. - Thema: „Massenkommunikation und Jugend – Studien zu theoretischen und methodischen Problemen“ (1969)
- Habilitation zum Dr. sc. phil. habil. - Thema: „Zur Kritik der bürgerlichen Massenkommunikationsforschung“ (1975)
Stasi-Karriere und Westreisen
Durch eine Stasi-Überprüfung von Biskys Ehefrau, nach Stasi-Verdacht gegen ihren Mann 1995, ist die starke Verwicklung Lothar Biskys offenbar geworden. Die Stasi fertigte Ehefrauen-Akten auf jeden Fall für mittlere und höhere Inoffizielle Mitarbeiter (IM) an und erst recht bei Reisekadern in das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW).
Ergebnisse der zweiten Überprüfung
So ist es dann auch kein Wunder, daß Bisky in den Rosenholz-Dateien auftaucht.
Sein Führungsoffizier war seit 1966 Major Christian Kampfrath. Dieser beurteilt Bisky folgendermaßen: „Der IMA Bienert ist ein zuverlässiger Genosse, der sich strikt an die gegebenen Anweisungen hält und gegenüber dem MfS stets ehrlich war.“ [2]
- IMA (inoffizieller Mitarbeiter mit Arbeitsakte) der Hauptverwaltung Aufklärung - Deckname „Bienert“ - ab 1966 [3]
- GMS (gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit) - Deckname „Klaus Heine“ - ab 1987
Biskys Legende
Biskys Rechtfertigungen sehen folgendermaßen aus:
Als Medienwissenschaftler konnte er zu DDR-Zeiten auch an Veranstaltungen im westlichen Ausland teilnehmen, hinterher habe er jedes Mal dem MfS Bericht erstatten müssen. Er hatte die für seine Position üblichen offiziellen Kontakte zum MfS gehabt und er hat nie eine Verpflichtungserklärung unterschrieben. Bei Reisen ins westliche Ausland hatte er die üblichen Reiseberichte für seine zuständigen Leitungen angefertigt und an sie weitergeleitet. Wer sich diese Reiseberichte zusätzlich angeeignet hat, entzieht sich seiner Kenntnis.
Die Legende auf dem Prüfstand
Eine Verpflichtungserklärung muß Bisky zwingend unterschrieben haben. Denn falls der IM abgängig geworden wäre oder wissentliche Falschaussagen gegenüber dem MfS gemacht hätte, hätte das MfS eine juristische und operative Handhabe gebraucht. Sicher hatte er meist als Reiseleiter Berichte an das MfS abliefern müssen. Wenn diese so harmlos waren, warum erwähnte er diese erst bei seiner Enttarnung 1995 und warum gab er den Inhalt dieser Berichte nicht bekannt? Warum schweifte er ab und versuchte, anderen irgendwelche Schuld zuzuschieben?
Im Fazit zeigt sich wieder das infantile Gehabe der Ertappten und die Gewissenlosigkeit der Kommunisten.
Parteikarriere
- 1963 - SED-Mitglied
- 1989 bis 1991 - PDS-Präsidiumsmitglied
- 1991 bis 1993 - PDS-Landesvorsitzender in Brandenburg
- 1993 bis 2000 - PDS-Bundesvorsitzender
- 2003 bis 15. Juni 2007 - PDS-Bundesvorsitzender und folgend Bundesvorsitzender der Partei „Die Linke“
- 16. Juni 2007 bis 15. Mai 2010 - Kovorsitzender der Partei „Die Linke“
- 2007 bis 5. Dezember 2010 - Vorsitzender der Europäischen Linken
Politikkarriere
- März bis Oktober 1990 - Volkskammer-Mitglied (DDR)
- 1990 bis 2005 - Mitglied des Landtages von Brandenburg
- 1990 bis 2004 - Vorsitzender der PDS-Landtagsfraktion
- 1992 bis 1994 - Vorsitzender des Landtags-Untersuchungsausschusses zur Aufklärung des Vorwurfes der IM-Tätigkeit gegen den damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe
- Oktober 2004 bis 2005 - Vizepräsident des Brandenburger Landtages
- 2005 - 14. Juli 2009 Spitzenkandidat der Linkspartei in Brandenburg zur Bundestagswahl und MdB
- 7. Juni 2009 - Spitzenkandidat der Linken für das Europäische Parlament und Einzug ins Europäische Parlament
- 24. Juni 2009 - Vorsitzender der Europa-Fraktion GUE/NGL
Weitere Posten
- Stellvertretender Vorsitzender im europäischen Ausschuß für Kultur und Bildung
- Stellvertreter Leiter der europäischen Delegation für die Beziehungen zu China
Kriminelle Karriere
- Hausfriedensbruch - in Berlin - 1996; Urteil: Vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu 7.500 DM Geldstrafe wegen Besetzung der Räume der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR (gemeinsam mit Gregor Gysi).
Undeutsches Verhalten
2007 zog er die Existenz des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze in Zweifel. [4]
Siehe auch
Galerie
- Stefan Heym, Lothar Bisky, Gregor Gysi.jpg
Der „Ritchie-Boy“ und Schriftsteller Stefan Heym,✡ Lothar Bisky und der Rechtsanwalt Gregor Gysi✡
Lothar Bisky (links) und Oskar Lafontaine
Bisky und der Regisseur Andreas Dresen im November 2004
Verweise
Lothar Bisky (2007–2010) / Oskar Lafontaine (2007–2010) • Klaus Ernst (2010–2012) / Gesine Lötzsch (2010–2012) • Katja Kipping (2012–2021) / Bernd Riexinger (2012–2021) • Susanne Hennig-Wellsow (2021/22) / Janine Wissler (seit 2021) und Martin Schirdewan (seit 2022)
Fußnoten
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- Geboren 1941
- Gestorben 2013
- DDR-Politiker
- BRD-Politiker
- SED-Mitglied
- PDS-Mitglied
- Vorsitzender der Die Linke
- Abgeordneter der Volkskammer
- Landtagsabgeordneter (Brandenburg)
- Bundestagsabgeordneter (Brandenburg)
- MdEP für die BRD
- Hochschullehrer (HFF Potsdam)
- Deutscher Herausgeber
- Deutscher Hochschullehrer
- IM des MfS