Tauentzien, Bogislav Friedrich Emanuel von
Bogislav Friedrich Emanuel Graf Tauentzien von Wittenberg ( 15. September 1760 in Potsdam; 20. Februar 1824 in Berlin) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie der Preußischen Armee und Feldherr der Befreiungskriege. Er war der Sohn des Generals Friedrich Bogislav von Tauentzien.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bogislav kam mit 13 Jahren in das Preußische Kadettenkorps und trat am 22. Juli 1776 mit 16 Jahren als Fahnenjunker in die Preußische Armee ein. Als späterer Fähnrich und Adjutant von Prinz Heinrich von Preußen (1726–1802), dem Bruder Friedrichs des Großen, kam er dabei in das Infanterie-Regiment Nr. 35. Heinrich faßte bald eine tiefe Zuneigung zu dem jungen Adligen und erhob ihn zu seinem Günstling. Tauentzien begleitete ihn in der Folge auf allen Reisen und auch im Bayerischen Erbfolgekrieg als persönlicher Adjutant.
Der Vertraute von König Friedrich Wilhelm II. erlebte seine erste Bewährung im Ersten Koalitionskrieg nach dem französischen Überfall auf Deutschland. Für seine Verdienste ernannte der König ihn am 31. Dezember 1792 zum Flügeladjutant und beförderte Tauentzien zum Oberstleutnant. Vom 24. Januar 1794 bis 3. Mai 1797 war er dann als außerordentlicher Gesandter am Hof von Katharina II. in St. Petersburg. Nach seiner Abberufung aus Russland nahm der inzwischen zum Oberst beförderte Tauentzien im Herbst an den großen Manövern teil und trat dann einen längeren Urlaub an.
Als Generalmajor (seit 4. Juni 1801) ernannte Friedrich Wilhelm III. ihn am 24. September 1804 zum Chef des vakanten Infanterie-Regiments Nr. 56.
1806, im Vorfeld der Schlacht bei Jena und Auerstedt, befehligte er dann ein vom Fürsten Hohenlohe bis Saalburg vorgeschobenes Beobachtungskorps. Er wurde zwar vom französischen Marschall Soult nach Schleiz zurückgedrängt, bewerkstelligte aber dann trotz des unglücklichen Gefechts vom 9. Oktober seinen Rückzug zur Hauptarmee. Bei Jena befehligte er dann die Avantgarde (Vorhut) des Hohenloheschen Korps.
Nach dem Schmachfrieden von Tilsit erhielt er als Generalleutnant das Kommando über die Brandenburgische Brigade und beteiligte sich an der Reformierung der Armee im Zuge der preußischen Reformen. 1813 wurde er zum Militärgouverneur für das ostdeutsche Gebiet zwischen Oder und Weichsel ernannt und leitete hier die Belagerung von Stettin gegen die französischen Besatzer.
Ab August 1813 kommandierte er dann das überwiegend aus Landwehrtruppen bestehende IV. preußische Armee-Korps und kämpfte an dessen Spitze in der Schlacht bei Großbeeren und gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow in der Schlacht bei Dennewitz. Im Oktober 1813 wurde sein Korps zur Deckung des Elbüberganges bei Dessau zurückgelassen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zwang er die napoleonische Besatzung der Festung Torgau am 26. Dezember 1813 zur Kapitulation.
In der Nacht vom 13. zum 14. Januar 1814 nahmen seine Truppen unter Generalleutnant Leopold Wilhelm von Dobschütz die Festung Wittenberg im Sturm, wodurch er sich den Beinamen „von Wittenberg“ erwarb und am 26. Januar 1814 mit dem Großkreuz des Eisernen Kreuzes für seine militärische Gesamtleistung ausgezeichnet wurde. Anschließend belagerte sein Korps die Festung Magdeburg, deren französische Besatzer schließlich am 24. Mai 1814 kapitulierten.
Im Sommerfeldzug von 1815 erhielt von Tauentzien das Kommando des VI. Armeekorps. Aber der Krieg war, als er französischen Boden betrat, durch die Schlacht bei Belle Alliance bereits entschieden. Nach dem Zweiten Frieden von Frieden erhielt von Tauentzien den Oberbefehl über das III. Armee-Korps.
Tod und Würdigung
Der König von Preußen war 1824 derart vom unerwartenden Tod des Generals der Infanterie Tauentzien von Wittenberg entsetzt, daß er der gesamten Armee eine dreitägige Trauerzeit befahl. Ebenfalls ordnete er an, daß die Bestattung die eines Feldmarschalls werden sollte, was dann am 24. Februar auch geschah.[1]
1889 wurde auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. das brandenburgische Infanterieregiment Nr. 20 in Infanterie-Regiment „Graf Tauentzien v. Wittenberg“ (3. Brandenburgisches) Nr. 20 umbenannt in Erinnerung an den Graf, Kammerherr und Generals.
Familie
Tauentzien war mit Elisabeth Karoline Isabella, geborene von Marschall verheiratet. Nach ihrem Tode 1785 verheiratet er sich am 27. September 1787 in Berlin mit Luise Friederike Juliane, geborene von Arnstedt ( 4. Januar 1760; 25. März 1840). Insgesamt hatte er vier Kinder:
- Henriette Elisabeth Johanna Ulrike ( 1784) ∞ Georg Leopold Gustav August Graf von Hake ( 1776; 28. Januar 1838), Preußischer Generalleutnant, Kommandierender General des IV. Armee-Korps und Kommandant von Magdeburg
- Friedrich Heinrich Bogislav ( 10. Juni 1789; 6. November 1854), Generalmajor
- Johanna Emilie Wilhelmine Charlotte (1792–1792)
- Wilhelmine Luise Katharina Cäcilie (1798–1802).
Mit dem Tod seines Sohnes Heinrich Bogislav 1854 erlosch der gräfliche Zweig des Geschlechts von Tauentzien.
Auszeichnungen und Ehrungen[2] (Auszug)
- In den preußischen Grafenstand erhoben am 5. August 1791
- Ritter des Königlich Preußischen Ordens „Pour le Mérite“ am 13. Dezember 1792
- Roter Adlerorden, 1806
- Russischer Orden des Heiligen Georg, II. Klasse
- Orden des Heiligen Wladimir, II. Klasse
- Russischer Orden der Heiligen Anna, I. Klasse
- Eisernes Kreuz (1813), II. und I. Klasse
- Ritter des Schwarzen Adlerordens geschlagen am 15. September 1813
- Großkreuz des Roten Adlerordens
- Großkreuz des Eisernen Kreuzes am 26. Januar 1814
- Kommandeur des Kaiserlich-Österreichischen Maria-Theresien-Ordens
- Großkreuz des Königlichen Französischen Militär-Verdienst-Ordens (Ordre du Mérite militaire; 1759–1830) von Ludwig XVIII.
- Ehrenritter des Johanniter-Ordens (Halsorden)
- Ritter des Alexander-Newski-Ordens
- Schwertorden, Großkreuz
- Guelphen-Orden, Großkreuz
- Hausorden vom Weißen Falken, Großkreuz
Literatur
- C. von Gorszkowsky: Das Leben des Generals Grafen Bogislaw Tauentzien von Wittenberg, 1832 (PDF-Datei)
- Georg Gaebel: Die Belagerung von Stettin im Jahre 1813, 1913 (Netzbuch, Bestellmöglichkeit der PDF-Datei)