Bülow von Dennewitz, Friedrich Wilhelm
Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow, seit 1813 mit dem Zusatz Graf von Dennewitz ( 16. Februar 1755 in Falkenberg; 25. Februar 1816 in Königsberg, Ostpreußen) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt (seit 1814) General der Infanterie.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Graf Bülow von Dennewitz gilt als Retter Berlins, als Generalleutnant Held der deutschen Befreiungskriege und siegreicher preußischer Feldherr in den Schlachten bei Luckau, Großbeeren, Dennewitz und Leipzig. Er trug während des Sommerfeldzuges von 1815 mit dem Korps „Bülow“ (IV. Armee-Korps) als Teil der Niederrhein-Armee des Generalfeldmarschalls von Blücher, obschon er zur Schlacht von Ligny zu spät kam, entscheidend zum Sieg der Siebten Koalition über Napoleon bei der alles entscheidenden Schlacht bei Belle Alliance bei. Bei Plancenoit erzielte er mit seinem Armeekorps den entscheidenden Einbruch in die napoleonischen Linien und konnte so die Schlacht am 18. Juni 1815 zugunsten der Alliierten entscheiden.
Leben
Friedrich Wilhelm kam auf dem Familiengut Falkenberg der Bülows in der Altmark zur Welt. Er war der dritte von fünf Söhnen von Friedrich Ulrich Arwed von Bülow (1726–1791) und dessen Ehefrau Sophie, geborene Schultz (1727–1794).
Am 2. April 1768 trat von Bülow als Gefreiter-Korporal in das Infanterieregiment „von Lottum“ Nr. 13 der Preußischen Armee ein. Als Sekondeleutnant (seit 1. April 1778) nahm er mit seinem Regiment am Bayerischen Erbfolgekrieg teil und bewährte sich dabei während des Gefechts bei Leopold.
Als Kapitän wurde von Bülow 1793 zur Dienstleistung beim Prinzen Louis Ferdinand von Preußen kommandiert. Diese Stellung hatte er bis zum Frieden von Basel inne. In der Zwischenzeit kämpfte von Bülow im Feldzug 1793/94 bei Kaiserslautern, Eichweiler, Meckenheim, Roth, Herzogenbusch, Altdorf, Fischingen sowie der Belagerung von Mainz. Für den Sturm auf die Zahlbacher Schanze wurde von Bülow am 17. Juli 1793 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet.
Nachdem er am 3. April 1794 zum Major befördert worden war, kam er als solcher am 14. November 1795 zum Füsilierbataillon „Stutterheim“ Nr. 21 der 2. Ostpreußischen Füsilierbrigade. Innerhalb der Brigade erfolgte am 12. September 1797 seine Ernennung zum Chef des neu aufgestellten Füsilierbataillons Nr. 24. Kurzzeitig war von Bülow ab 15. November 1805 Kommandeur des Infanterieregiments „Prinz Louis“ Nr. 20, kehrte dann aber auf eigenen Wunsch hin am 7. Dezember 1805 wieder zur 2. Ostpreußischen Füsilierbrigade zurück. Dort wurde er am 23. Mai 1806 Oberst. Während des Feldzuges 1806/07 kämpfte von Bülow unter von L’Estocq bei Thorn und Danzig und wurde am 5. Februar 1807 bei Waltersdorf durch einen Gewehrschuß am linken Arm verwundet. Zuletzt wirkte er als Brigadier in den Truppen des Generalleutnants Gebhard Leberecht von Blücher.
1808 Generalmajor und 1809 Brigadier der pommerschen Infanteriebrigade waren seine nächsten Posten, hier zunächst unter von Blücher und dann unter von Yorck. 1812 machte man ihn als Vertreter von Yorcks zum stellvertretenden Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen.
Im Feldzug von 1813/14
Von Bülow wurde bei Beginn des Krieges 1813 zum Generalleutnant und Kommandierenden General des III. Armeekorps ernannt. In der Schlacht bei Möckern am 5. April 1813 nahm nur seine Kavallerie teil. Am 2. Mai stürmte er Halle an der Saale und schützte durch seinen Erfolg im Gefecht bei Luckau gegen Marschall Oudinot das von den Franzosen bedrohte Berlin. Nach dem Waffenstillstand im August 1813 wurde sein Korps der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden zugeteilt und war damit am Anfang zur Untätigkeit gezwungen. Gegen den Willen des Oberbefehlshabers schlug er am 23. August die Schlacht bei Großbeeren, wo er Oudinot zum zweiten Mal besiegte. Am 6. September schlug er gemeinsam mit von Tauentzien die Schlacht bei Dennewitz,[1] in der er den französischen Marschall Michel Ney besiegte und den Franzosen so beträchtliche Verluste zufügte, daß er Berlin damit endgültig retten konnte. Dafür erhielt er das Eichenlaub zum Pour le Mérite.
An der Völkerschlacht bei Leipzig nahm von Bülow als Kommandeur des III. preußischen Korps teil. Er tauchte, von Paunsdorf und Reudnitz her kommend, am 19. Oktober mit seinen Truppen als erster vor Leipzig auf. Später wandte er sich nach Westen, besetzte Westfalen und eroberte bis Ende Januar 1814 praktisch ganz Holland und Belgien. Von Bülow wurde dann mit seiner Streitmacht zur Armee des Feldmarschalls von Blücher hinzugezogen, der in der Champagne stand. Auf dem Weg dorthin nahm er die Festungen La Fère und Soissons und nahm am 9. und 10. März an der Schlacht bei Laon teil. Sein König ehrte seine Verdienste mit der Verleihung des Großkreuzes des Eisernen Kreuzes am 15. September 1813 sowie am 11. Dezember 1813 mit dem Roten Adlerorden I. Klasse.
Von Bülows Truppen begleiteten den Vormarsch von Blüchers nach Paris. Am 3. April 1814 schlug ihn der König zum Ritter des Schwarzen Adlerordens. Schließlich schloß er den Feldzug mit der Erstürmung des Montmartre in Paris ab.
Er wurde zum General der Infanterie ernannt und erhielt am 18. Mai 1814 das Kommandeurskreuz des Maria-Theresia-Ordens.[2] Am 3. Juni 1814 wurde er unter dem Namen Bülow von Dennewitz in den Grafenstand erhoben.
Das letzte Jahr
Am 1. April 1815 erhielt er den Oberbefehl über das IV. Armeekorps, brachte aber seine Truppen im Sommerfeldzug von 1815 versehentlich nicht rechtzeitig zur Schlacht bei Ligny. In der folgenden Schlacht bei Belle Alliance am 18. Juni war er ein wichtiger Faktor zum schlußendlichen Sieg über den Tyrannen Napoleon I.. Bereits seit 14.00 Uhr am 18. Juni 1815 wußte Napoleon vom Herannahen eines Korps der Blücher-Armee bei Belle Alliance, doch war ihm die Truppenstärke – General der Infanterie von Bülows 15.000 Mann – noch nicht bekannt. Schon um 13 Uhr hatte er Marshall Soult befohlen, einen Befehl an de Grouchy weiterzuleiten, er möge in Wavre abbrechen und von Bülow angreifen. Dieser Befehl erreichte ihn jedoch erst um 18 Uhr, denn aufgrund der Schlacht kam die Meldung nicht durch. Bülows Korps brachte die Wende bei Waterloo.
Am 2. Juli 1815 zog Bülow von Dennewitz mit seinem Oberbefehlshaber Feldmarschall von Blücher und dem preußischen Hauptquartier nach Versailles ein.
Mit Kabinettsordre vom 11. Juli 1815 wurde der Graf per Armeebefehl zum Chef des Infanterieregiments, des 15. Infanterie-Regimentes, das sich bei Plancenoit ausgezeichnet hatte. Der König der Niederlande verlieh ihm am 28. Juli 1815 das Großkreuz des Militär-Wilhelms-Ordens, und König Friedrich Wilhelm III. schenkte dem Feldherrn Ende Juli/Anfang August 1815 anläßlich des bevorstehenden Zweiten Pariser Friedens 25.000 Taler. Von Bülow kehrte im Oktober 1815 bereits körperlich gezeichnet nach Ostpreußen zurück und übernahm dort als Kommandierender General das I. Armee-Korps in Königsberg, sein IV. Korps übernahm General der Infanterie Friedrich von Kleist. Dort starb er dann bereits wenige Monate später am 25. Februar 1816 an den Folgen einer Erkältung, die er sich bei der Jagd zugezogen hatte.
Künstlerisches Wirken
Neben der Rettung des Vaterlandes und dem Kriegshandwerk beschäftigte sich von Bülow auch mit den schönen Künsten und komponierte mehrere Motetten, eine Missa und den 51. und 100. Psalm. Die Bülow-Pyramide auf dem ehemaligen Windmühlenhügel in Großbeeren wurde im Jahre 1906 errichtet und erinnert an ihn, der die siegreiche Schlacht von Großbeeren gegen die Truppen Napoleons befehligte.
- „Er besaß einen gestählten Körper, angeborenen Mut, Charakterstärke, kühne Entschlossenheit, den nötigen Ehrgeiz, durchdringenden Verstand, leichte Auffassung und Ortssinn. Bildung und Studium hatten diese Fähigkeiten vervollkommnet, und glühende Vaterlandsliebe verlieh ihnen die Weihe der Begeisterung, wodurch er die späteren Heldentaten ausführte. Obwohl er leicht gereizt war, und dann heftig aufbrauste, wußte er sich da, wo es höhere Staatsinteressen geboten, selbst zu beherrschen. Im Dienste war er ernst, ja streng, doch ohne Härte, und da er wahres Gerechtigkeitsgefühl und regste Sorge für seine Untergebenen hatte, ward er von allen bis zum gemeinen Soldaten herab verehrt. Unter den Feldherren seiner Zeit war er der einzige, welcher als General mehrere Schlachten gewonnen und dabei keine Niederlage erlitten hatte; er wurde deshalb ‚der Glückliche‘ genannt.“[3]
Familie
General der Infanterie von Bülow war zwei Mal verheiratet. Am 9. November 1802 ehelichte er in Königsberg Auguste Marianne (1780–1807), die Tochter des preußischen Generalmajors Johann Kasimir von Auer. Das Paar hatte folgende Kinder:
- Wilhelmine ( 1805)
- Johanna Auguste ( 1806)
- Marianne ( 29. Juni 1807) ∞ Anton Otto Ludwig Leopold Eugen von Bardeleben
Nach deren Tod verheiratete er sich am 27. Juni 1808 mit der Schwester seiner ersten Ehefrau Pauline Juliane (1790–1842). Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor:
- Elise Sophie Friederike (1810–1811)
- Rudolf Wilhelm (1811–1812)
- Albert Friedrich ( 1811)
- Luise Pauline ( 25. Oktober 1813; 1905) ∞ Eduard von Bülow (1803-1853) (Luise wurde Stiefmutter von Hans von Bülow)
- Pauline Wilhelmine Victorie Beerenhilde ( 15. Juli 1815; 18. August 1867) ∞ Viktor Karl Ludwig Johann von Klinckowstroem ( 23. August 1813: 8. November 1876)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Ritter des Königlich Preußischen Ordens „Pour le Mérite“ am 17. Juli 1793
- Eisernes Kreuz (1813), II. und I. Klasse
- Eichenlaub zum Pour le Mérite 1813 für seinen Sieg, gemeinsam mit von Tauentzien, über den französischen Marschall Michel Ney bei der Schlacht bei Dennewitz und der Rettung Berlins.
- Großkreuzes des Eisernen Kreuzes am 15. September 1813
- Roter Adlerorden, I. Klasse am 11. Dezember 1813
- Ritter des Schwarzen Adlerordens (den höchsten preußischen Orden) am 3. April 1814
- Militär-Maria-Theresien-Orden (den höchsten österreichischen Militärorden), Kommandeurskreuz am 18. Mai 1814 vom Kaiser von Österreich
- Ehrendoktorwürde Oxford und Berlin, 1814
- königliche Dotation Grünhoff u. Neuhausen bei Königsberg im nördlichen Ostpreußen am 1. Juni 1815
- Am 3. Juni 1814 wurde er unter dem Namen Bülow von Dennewitz in den Grafenstand erhoben
- Militär-Wilhelms-Orden, Großkreuz – Ritter I. Klasse am 28. Juli 1815
- Ludwig XVIII. verleiht ihm das Großkreuz des Königlichen Französischen Militär-Verdienst-Ordens (Ordre du Mérite militaire; 1759–1830), 1816 (posthum)
Ehrungen
Im Jahre 1822 wurde ihm in Berlin bereits vom Bildhauer Rauch ein Denkmal vor der Neuen Wache gewidmet. Der Apelstein Nr. 42 erinnert an den General. Kaiser Wilhelm II. verlieh dem Infanterie-Regiment Nr. 55 am 27. Januar 1889 zum bleibenden Andenken den Ehrennamen Infanterie-Regiment „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55. Von Bülow ist zudem Namensgeber der Bülowstraße in Berlin, Köln, Leipzig, Kiel-Blücherplatz und einer großen Anzahl weiterer Bülowstraßen in anderen Ortschaften. Ein Reichspostdampfer der Feldherren-Klasse erhielt den Namen „Bülow“.[4]
Literatur
- Karl August Varnhagen: Leben des Generals Grafen Bülow von Dennewitz (PDF-Datei)
- E. Heinrich: General Bülow von Dennewitz. Ein Held der deutschen Befreiungskriege (1894) (PDF-Datei, Bestellmöglichkeit des Ausdrucks)
- Friedrich August von Klinckowstroem: General Graf Buelow von Dennewitz, 1843 (PDF-Datei)