Criegern, Friedrich von
Friedrich „Fritz“ Otto von Criegern ( 10. August 1906 in Dresden, Königreich Sachsen; 2. Dezember 1988 in Fürth) war ein deutscher Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant des Heeres (nach vereinzelten Quellen noch in der Gefangenschaft zum Oberst befördert) und Generalstabsoffizier im Zweiten Weltkrieg. Sein Bruder war Friedrich Theodor von Criegern.
Inhaltsverzeichnis
Zweiter Weltkrieg
Ab Frühjahr 1941 war Major im Generalstab von Criegern im Stabe des Armeeoberkommandos 9 (AOK 9) dritter Generalstabsoffizier (Ic, Abwehroffizier) und wurde ab September 1941 als Ia zur 35. Infanterie-Division versetzt, die sich beim Ostfeldzug befand. Als solcher diente er bis Mai 1943.
- „Ende April 1941 wurde die Division nach Ostpreußen verlegt und in den Suwalki-Zipfel verlegt. Von hier aus nahm die Division ab dem 22. Juni 1941 am Rußlandfeldzug teil, durchbrach die baltischen Grenzbefestigungen, nahm an der Kesselschlacht von Bialystock teil und marschierte anschließend über den Njemen und die Lida in den Raum Smolensk. Hier traf die Division die ersten russischen Gegenangriffe, so dass sie bei Duchowtschina schwere Verluste erlitt. Zu Beginn des Unternehmens ‚Taifun‘, dem Vormarsch auf Moskau, überschritt die Division südlich von Jarzewo den Dnjepr und nahm dann an der Kesselschlacht von Wjasma teil. Anschließend setzte die Division ihren Vormarsch über Ghatsk bis zur Moskauer Schutzstellung im Raum Wolokolamsk fort. Diese konnte die Division durchbrechen und noch bis zum Moskwa-Wolga-Kanal vorstoßen. Hier traf die Division die russische Winteroffensive und in schweren Rückzugsgefechten mußte sich die Division über Wolokolamsk auf die Stadt Ghatsk zurückziehen, in deren Raum die Division das gesamte Jahr 1942 verblieb. Mit der Räumung des Frontvorsprungs bei Rshew im Frühjahr 1943 zog sich die Division bis in den Raum östlich von Dorogobusch zurück.“[2]
Ab 5. Mai 1943 war er Taktiklehrer an der Wehrmachtakademie. Ab dem 12. Februar 1944 war Oberstleutnant i. G. von Criegern Chef des Generalstabes des LXXXIV. Armeekorps unter General der Artillerie Erich Marcks, General der Fallschirmtruppe Eugen Meindl (i.V.), General der Artillerie Wilhelm Fahrmbacher, General der Infanterie Dietrich von Choltitz und zuletzt Generalleutnant Otto Elfeldt. Friedrich von Criegern, der u. a. die Schlacht um Carentan miterlebte, geriet mit dem Armeekorps an der Invasionsfront in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
- „Der Korpsabschnitt reichte von der Orne- bis zur Vire-Mündung in der Normandie, auf der Cotentin-Halbinsel und auf den Kanalinseln. Am 2. April 1944 wurde die südwestliche Korpsgrenze zum LXXIV. Armeekorps neu bestimmt. Die verlief nun von Pontorson (einschließlich) - kleine Bucht 3 Kilometer westlich der Mündung des Canal du Couesnen. Der Abschnitt zwischen der linken Grenze der 709. Infanterie-Division und der neuen Korpsgrenze war unmittelbar dem Generalkommando des LXXXIV. Armeekorps unterstellt. In diesem Abschnitt war der Stab des Ost-Regiments 752 mit zwei Ost-Bataillonen und einem Sicherungs-Bataillon eingesetzt. Im Mai 1944 wurden im Korpsbereich verstärkt feindliche Luftangriffe geflogen. Bei einem solchen Angriff auf ein Truppenlager in Mailly le Camp Anfang Mai 1944 kamen mehr als 110 Soldaten ums Leben. Am 10. Mai 1944 wurde eine Munitions-Füllanstalt bei Salbris bombardiert, dabei wurden 94.000 Behelfsminen vernichtet. Die alliierte Invasion in der Normandie wurde am 5. Juni 1944 durch den Einflug von etwa 1.000 feindlichen Flugzeugen im Korpsbereich eingeleitet. Am 6. Juni begann dann die alliierte Landung in der Normandie, genau im Bereich des LXXXIV. Armeekorps. Das Korps stand den ganzen Tag im schweren Abwehrkampf gegen gelandete Fallschirmjäger und ab dem Morgen gegen von See her gelandete Landungsverbände. Am 7. Juni wurde dem Korps zur Unterstützung des Abwehrkampfes auf der Halbinsel Cotentin der Stab des II. Fallschirmkorps zugeführt, ebenso wurden die 77. Infanterie-Division und die 17. SS-Panzergrenadier-Division. Gleichzeitig übernahm der OB West den Befehl über alle deutschen Verbände vor dem britischen Landekopf. Die deutschen Bewegungen litten den ganzen Tag über unter der absoluten alliierten Luftüberlegenheit. Ab dem 8. Juni war das Korps grob über die alliierten Pläne informiert, nachdem ein Operationsplan des VII. US-Korps erbeutet worden war. Die schweren Abwehrkämpfe gingen auch in den folgenden Tagen weiter, wobei sich die personelle und materielle Überlegenheit immer stärker auswirkte. Am 12. Juni fiel der kommandierende General des Korps, General der Artillerie Marcks, bei einer Fahrt an die Front durch einen Tieffliegerangriff. General der Fallschirmtruppe Meindl übernahm vertretungsweise die Führung des Korps, bis am Abend des 12. Juni General der Artillerie Fahrmacher neuer Kommandierender General des Korps wurde. Am Morgen des 13. Juni führte das Korps mit der 17. SS-Panzergrenadier-Division einen Gegenangriff auf Carentan, der jedoch von den Amerikanern abgewiesen wurde. In den folgenden vier Tagen blieb die Frontlinie des Korps relativ konstant. Es gelang den amerikanischen Einheiten an keiner Stelle, einen entscheidenden Einbruch in die deutsche Hauptkampflinie zu erzielen. Am 18. Juni begann die amerikanische Offensive im Abschnitt St. Sauveur-le-Vicomte zum Stoß nach Westen. Bereits am nächsten Tag erreichten die amerikanischen Spitzen bei Barneville und Cap Carteret die Westküste der Halbinsel Cotentin und schnitten somit die nördlich dieser Linie stehenden deutschen Truppen und die Hafenstadt Cherbourg ab. Der Kampf um Cherbourg begann am 25. Juni und dauerte bis zum 1. Juli 1944. Die Stadt fiel den Amerikanern schwer zerstört in die Hände. Am 20. Juli wurde Generalleutnant von Choltitz Kommandierender General des LXXXIV. Armeekorps. Anfang Juli 1944 lag das Korps als linkes Korps der 7. Armee zwischen Vire und dem Kanal. Der Druck der drei amerikanischen Korps mit insgesamt 12 Divisionen hielt beständig an. Ein Schwerpunkt bildete sich nach wie vor südlich und südwestlich von Carentan. Am 7. Juli gelang es den Amerikanern, einen 2,5 Kilometer breiten und 1 Kilometer tiefen Brückenkopf über die Vire zu bilden, von dem aus sie weiter in Richtung Le Mesnil vorstießen. Die 2. SS-Panzer-Division konnte im Gegenangriff ein weiteres Vordringen der Amerikaner auf St. Lô abwehren. Am 11. Juli erneuerten die Amerikaner ihren Angriff auf St. Lô, wobei es zu für beide Seiten verlustreichen Kämpfen kam. In der Nacht auf den 14. Juli befahl Generalleutnant von Choltitz ein Absetzen des LXXXIV. Armeekorps hinter den Lessay-Abschnitt. Damit rückten die Amerikaner von Nordwesten her in die Nähe von St. Lô. Ihr Großangriff begann am 18. Juli. Bis zum Abend konnten die Amerikaner den Stadtrand von St. Lô erreichen, dann blieb ihr Angriff stecken. Bis zum 20. Juli war die Stadt in amerikanischer Hand. Die Front stabilisierte sich zwischen der Stadt und der Vire, wobei die Bahnlinie nach Port Hébert vorübergehend die Hauptkampflinie bildete. Unter schwersten Verlusten hielt die deutsche Linie stand. Am 25. Juli starteten die Amerikaner eine erneute Offensive westlich von St. Lô. Unter schweren Luftangriffen durchbrachen die Amerikaner die deutsche Front und erreichten am Folgetag die Straße St. Lô - Coutances. Damit gelangten sie in den Rücken des LXXXIV. Armeekorps. Die Reste des Korps zogen sich zurück und gab dabei die Stadt Avranches auf. Für diesen Rückzug wurde Generalleutnant von Choltitz durch Generalleutnant Elfeldt abgelöst. Als amerikanische Truppen am 27. Juli Lengronne, 12 Kilometer vor der Küste besetzten, hatten sie die Masse des LXXXIV. südlich von Coutances eingekesselt. Die 2. SS-Panzer-Division, die 17. SS-Panzergrenadier-Division, die Panzer-Lehr-Division sowie die 257. und die 353. Infanterie-Division, das Fallschirmjäger-Regiment 6 und Kampfgruppen weiterer Einheiten waren eingeschlossen. Am 29. Juli brachen die letzten Reste des Korps nach Süden aus und wurden dabei zersprengt. Das Generalkommando des LXXXIV. Armeekorps baute mit den Resten der 116. Panzer-Division, der 353. und der 363. Infanterie-Division und der 3. Fallschirmjäger-Division eine neue Frontlinie auf, wobei de 353. Infanterie-Division noch eine Stärke von 800 Mann hatte. Am 6. August nahm das Korps am deutschen Gegenangriff bei Avranches teil, der bereits am Folgetag eingestellt wurde. Die am linken Flügel des LXXXIV. Armekorps stehende 77. Infanterie-Division hatte sich südlich von Avranches gefangen und wich auf St. Malo aus und wurde dort eingeschlossen, während die 2. Fallschirmjäger-Division in Brest eingeschlossen wurde. Während St. Malo bis zum 14. August von den Amerikanern erobert wurde, hielt die ‚Festung Brest‘ bis zum 20. September 1944 aus. Die verbliebenen Reste des LXXXIV. Armeekorps bildete am 13. August eine Frontlinie von St. Termain über Vengeons und Sourdeval. Das Korps bildete damit die westliche Flanke der 7. Armee im sich abzeichnenden Kessel von Falaise. Das Generalkommando ging am 21. August mit den Resten der 84. Infanterie-Division in Gefangenschaft. Am 2. November 1944 wurde es offiziell aufgelöst.“[3]
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. und III. Klasse
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 14. April 1943 als Major i. G. und Ic in der 35. Infanterie-Division
Schriften (Auswahl)
- Die Kämpfe des LXXXIV. Armeekorps in der Normandie, 1948 (im Auftrag der Karlsruher Operational History (German) Section der Historical Division der United States Army, Abteilung Wehrmachtführung und Heer)
- Teil I: von der alliierten Invasion bis 17.6.1944
- Teil II: vom 30. Juli bis 20.August 1944