Forster, Rudolf

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Rudolf Forster (1884–1968)
Rudolf Forster

Rudolf Heribert Anton Forster (Lebensrune.png 30. Oktober 1884 in Gröbming (Steiermark); Todesrune.png 25. Oktober 1968 in Bad Aussee/Steiermark) war ein deutscher Schauspieler aus Österreich.

Leben

Rudolf Forster als Graf Werffen in „Hohe Schule“ (alternativ: Das Geheimnis des Carlo Cavelli);

„Das Drama spielt im Milieu des altösterreichischen Offiziersadels. Ein ehemaliger Offizier der k. u. k. Armee versucht, sich mit seinen überkommenen Ehrbegriffen in den dreißiger Jahren zurecht zu finden. 16 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg – also in der Gegenwart zur Entstehungszeit des Films – kommt er wieder nach Wien, gequält von einem dunklen Geheimnis: entsprechend seinem militärischen Ehrenkodex hat er bei einem Duell den Sohn seines besten Freundes erschossen. Um die Vergangenheit zu verdrängen und unerkannt zu bleiben, tritt er maskiert als Kunstreiter auf. Als er sich nun in die Schwester des Getöteten verliebt, die nichts über die Vorgänge weiß, gerät er in schier unüberwindliche Gewissenskonflikte.“[1]
Rudolf Forsters Grab
Bad Aussee (A)
Inschrift des Grabsteins

Theaterlaufbahn

Rudolf Forster wurde am 30. Oktober 1884 in Gröbning (Steiermark) geboren, er war der Sohn des Finanzbeamten Dr. Anton Forster und dessen Frau Josefine, geb. Bartschta. Nach dem Schulabschluß genoß er eine Schauspielausbildung am Theaterkonservatorium in Wien.

1903 bekam er sein erstes Engagement an den Vereinigten Theatern Graz. 1904 verpflichtete er sich an das Stadttheater in Linz und 1905 an das Berliner Vaudeville-Ensemble – eine Gastspiel-Bühne. 1906 war er am Stadttheater Ohligs bei Düsseldorf angestellt, wo er auch als Inspizient tätig war.[2]

Nach einem Engagement am Wiener Theater in der Josefstadt wechselte er in der Spielzeit 1909/10 ans Berliner Theater, und danach war er erneut in Wien (1910/11, 1914/15) am Raimundtheater, der Residenzbühne und an der Neuen Wiener Bühne.

In den Jahren 1915 bis 1918 war Forster Soldat. 1917/18 war er Schauspieler am Deutschen Theater in Bukarest, das unter der Leitung des Bild- und Filmamts (Bufa) stand. Nach Kriegsende begann seine Theaterkarriere am Staatstheater Berlin unter der Regie Leopold Jessners als Buckingham in Shakespeares „Richard III.“ (Premiere: 5. November 1920).

„Damals fiel [...] dieser lange und schmale Mensch mit dem großräumig stilisierten Bewegungen und dem halb tückisch, halb pathetisch gezogenen Höflingston zuerst auf. Seitdem hat man Forster oft gesehen, mit wechselnden Empfindungen. Zuweilen schien sein Pathos nichts als alter hohler Theaterbrauch, mit dem man innere Leere unter äußerem Lärm birgt, und der sich nicht wesentlich dadurch verbessert, wenn man ihn ‚Expressionismus‘ nennt.“[3]

Geprägt wurde Forsters Stil 1923/24 unter Berthold Viertel bei „Die Truppe“, vor allem aber durch die Zusammenarbeit mit Max Reinhardt in Berlin und Wien. Besonders eindrücklich war sein Dauphin in Shaws „Die heilige Johanna“ (Deutsches Theater, 14. Oktober 1924). Fortan galt er als einer der deutschsprachigen Schauspielstars, dessen eigenartige Nervosität, pendelnd zwischen nobler Grandezza, aristokratischem Habitus und lässigem, nonchalantem Understatement, oft von diabolischer oder böser Ambivalenz erschien.

Filmanfänge

Ab 1919 übernahm Forster Filmrollen; er spielte bei Louis Ralph und Konrad Wiene Lucien de Rubempré in „Glanz und Elend der Kurtisanen“, arbeitete häufig mit Friedrich Zelnik („Die Erlebnisse der berühmten Tänzerin Fanny Elssler“) und Richard Oswald.

In Jessners Wedekind-Verfilmung „Erdgeist“ war er Alwa Schön. In Arthur von Gerlachs „Zur Chronik von Grieshuus“ verkörperte er Detlev, den intriganten, bösen Grieshuus, der von seinem brüderlichen Gegenspieler (Paul Hartmann) im Duell getötet wurde. Forsters letzte große Rollen im Stummfilm waren seine Darstellung des gewissenlosen Mordhetzers Gregor von Askanius in Oswalds „Feme“, einer Vicki-Baum-Verfilmung um den Mord an Rathenau, und Scarron in Hans Behrendts „Die Hose“ nach Sternheim.

Tonfilm

Sein erster Tonfilm war G. W. Pabsts „Die 3-Groschen-Oper“. In Paul CzinnersAriane“, mit Elisabeth Bergner als Partnerin, formte Forster endgültig die Figur, die er – ob in Zivil oder Uniform – fortan verkörperte. Als Konstantin Michael war er der weltmännische Lebemann, von bestrickendem Charme und sinnlich-rauher Melancholie.

„Er ist immer da und immer auf die konzentrierteste und verwegenste Art, die die Situation zuläßt. Auch das Kleinste, was er tut, ob er nun eine Tür öffnet oder der Ariane nachschaut oder ihr Tee eingießt, empfängt aus seiner bedeutenden Persönlichkeit heraus eine tiefere als nur die funktionelle Bedeutung.“[4]

In „Der träumende Mund“ wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Czinner, Bergner und Forster fortgesetzt und variiert.

„Forster, König der Schauspieler, ist zugleich der König unter den Schauspielern. Selten schlägt er die Augen ganz auf – Hochmut und Bescheidenheit haben die gleichen mimischen Zeichen. Anblicken und Angeblicktwerden ist da schon stärkste Entblößung und Verknüpfung. Um ihn ist immer ein halbes Meter Niemandsland. Er hat eine Glasur.“[5]

Forster spielte auch schon in Filmen, die eine nationale Moral widerspiegeln: in „Yorck“ den zögerlichen Preußen-König Friedrich Wilhelm III., in „Morgenrot“, ebenfalls unter Gustav Ucickys Regie, den heroisch todessehnsüchtigen U-Boot-Kommandanten Liers.

Drittes Reich

Ab 1934 arbeitete Forster vorwiegend in Österreich. 1937 zog er in die VSA, spielte am Broadway, drehte in Hollywood „Island of Lost Men“ und kehrte 1940 nach Deutschland zurück. Er trat ein Engagement am Deutschen Theater bei Heinz Hilpert an, spielte 1941/42 an den Berliner Kammerspielen und am Theater in der Josefstadt. Erneut übernahm er Filmrollen, seine erste war der Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger in E. W. Emos „Wien 1910“.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg konnte Forster seine Theaterkarriere ab 1947 am Burgtheater, in West-Berlin am Schiller- und Schloßpark-Theater fortsetzen, er trat auch in der DDR auf. Mit Elisabeth Bergner stand er in der Berliner Komödie in Terence Rattigans „Tiefe blaue See“ (26. März 1954, Regie: Leo Mittler) auf der Bühne. Wiederholt nahm er Rollen an den Münchner Kammerspielen und dem Düsseldorfer Schauspielhaus an. Noch 1967 spielte er unter Hans Schweikarts Regie den Bildhauer in Rolf Hochhuths „Soldaten“ (Freie Volksbühne Berlin).

Im Film zeigte er wiederholt routinierte Variationen des charmanten Grandseigneurs und Weltmannes. Unter Helmut Käutner gelang ihm in „Das Glas Wasser“ als Marquis de Torcy noch einmal eine prägnante Ausformung seines jetzt zum Rollenklischee gewordenen Typs, für den Rolf Thiele in seinen Halbseiden- und Thomas Mann-Filmen („Die Halbzarte“; „Lulu“; „Moral 63“; „Tonio Kröger“; „Wälsungenblut“) serienweise Verwendung hatte.

Forster war zweimal verheiratet, in zweiter Ehe seit 1944 mit Wilhelmine Karoline Klara Schachschneider, die auch seinen Nachlaß verwaltete.

Tod

Rudolf Forster verstarb am 25. Oktober 1968 in Bad Aussee (Steiermark). Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Bad Aussee.

Filmbeiträge

V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Rudolf Forster (Staffel 8 / Folge 3, 2021)

Filmographie

  • 1919: Goldminen der Großstadt
  • 1920: Morel, der Meister der Kette
  • 1920: Kurfürstendamm
  • 1920: Der Schieberkönig
  • 1920: Moj
  • 1920: Der Schädel der Pharaonentöchter
  • 1921: Die Amazone
  • 1921: Amor am Steuer
  • 1921: Die Jagd nach der Wahrheit
  • 1921: Der ewige Fluch
  • 1922: Frau Sünde
  • 1922: Am Rande der Großstadt
  • 1922: Die Schuhe einer schönen Frau
  • 1922: Das Licht um Mitternacht
  • 1922: Erdgeist
  • 1922: Lydia Ssanin
  • 1923: Adam und Eva
  • 1923: Auferstehung
  • 1923: Fräulein Fob
  • 1923: Die Insel der Tränen
  • 1924: Zur Chronik von Grieshuus
  • 1924: Horrido
  • 1926: Sein großer Fall
  • 1927: Pique Dame
  • 1927: Die Hose
  • 1927: Feme
  • 1931: Die Dreigroschenoper
  • 1931: Ariane
  • 1931: Yorck
  • 1932: Die Gräfin von Monte Christo
  • 1932: Der träumende Mund
  • 1932: Morgenrot
  • 1934: Hohe Schule
  • 1935: ... nur ein Komödiant
  • 1937: Die ganz großen Torheiten
  • 1939: Die Insel der verlorenen Männer
  • 1939: North of Singapore
  • 1942: Wien 1910
  • 1943: Der gebieterische Ruf
  • 1944: Am Vorabend
  • 1944: Fahrt ins Glück
  • 1950: Der Mann, der zweimal leben wollte
  • 1950: Unvergängliches Licht
  • 1950: Die tödlichen Träume
  • 1952: Im weißen Rößl
  • 1954: Viktoria und ihr Husar
  • 1954: Rittmeister Wronski
  • 1955: Spionage
  • 1955: Der letzte Mann
  • 1955: Regine
  • 1956: Waldwinter
  • 1956: Liane, das Mädchen aus dem Urwald
  • 1956: Kaiserjäger
  • 1956: Spielbankaffäre
  • 1957: ... und führe uns nicht in Versuchung
  • 1957: Die unentschuldigte Stunde
  • 1957: Skandal in Ischl
  • 1958: Man müßte nochmal zwanzig sein
  • 1958: Die Halbzarte
  • 1959: Der Rest ist Schweigen
  • 1959: Morgen wirst du um mich weinen
  • 1959: Laß mich am Sonntag nicht allein
  • 1959: Der liebe Augustin
  • 1960: Das Glas Wasser
  • 1960: Schachnovelle
  • 1960: Der Teufel spielt Balalaika
  • 1961: Via Mala
  • 1961: Das Riesenrad
  • 1961: Im Stahlnetz des Dr. Mabuse
  • 1962: Lulu
  • 1962: Die glücklichen Jahre der Thorwalds
  • 1962: Er kann’s nicht lassen
  • 1963: Der Kardinal
  • 1963: Moral 63
  • 1963: Der Henker von London
  • 1964: Die Gruft mit dem Rätselschloß
  • 1964: Tonio Kröger
  • 1964: Wälsungenblut
  • 1965: Rendezvous der Killer
  • 1966: Grieche sucht Griechin
  • 1968: Der Turm der verbotenen Liebe
  • 1969: Von Haut zu Haut

Fußnoten

  1. Alexander Lernet-Holenia: Hohe Schule (1934)
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 24, 14. Juni 1936
  3. J. Bab: Schauspieler und Schauspielkunst, 1926
  4. H. Sinsheimer, Berliner Tageblatt, 21. Februar 1931
  5. R. Arnheim, Berliner Tageblatt, 20. Dezember 1931