Deltgen, René
Renatus (René) Heinrich Deltgen ( 30. April 1909 in Esch-sur-Alzette, Luxemburg; 29. Januar 1979 in Köln) war ein deutscher Staatsschauspieler aus Luxemburg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Weimarer Republik
Er war das zweitjüngste Kind des Chemikers Mathias Deltgen und dessen Ehefrau Katharina, geborene Pütz. Als Siebenjähriger stand er zum ersten Mal anläßlich einer Schulfeier der Volksschule in Esch als das Männlein in dem Märchen „Hänsel und Gretel“ auf der Bühne. Das erste Theatererlebnis Deltgens war – noch als Junge – das vom Kölner Stadttheater in Luxemburg aufgeführte Goethe-Stück „Iphigenie“, das bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Kurz nach dem bestandenen Abitur meldete sich Deltgen auf eine Zeitungsanzeige, in der die Schauspielschule der Städtischen Bühnen in Köln um neue Schüler warb. Für das nötige Ausbildungsgeld (in Höhe von 400 Mark jährlich) verkaufte Deltgen sein Fahrrad und seine Bücher und fuhr 1927 nach Köln, wo er auf Verfügung des Kölner Oberbürgermeisters eine Freistelle bekam.
Nebenbei war Deltgen zu jener Zeit an kleinen Bühnen zugleich als Spielleiter, Requisiteur und Beleuchter tätig und schrieb Zeitungsartikel und Gedichte. Am Kölner Stadttheater ging es für ihn erst nach einigen Jahren voran. Er spielte dort tragische, groteske und komische Rollen, mimte Naturburschen, Liebhaber und Helden.
Drittes Reich
1934/35 war Deltgen an den städtischen Bühnen Frankfurt am Main tätig, wo er auch in der Operette spielte. Während der Aufführung des Theaterstücks „Der Graue“ von Friedrich Forster wurde ein Produktionsleiter der UFA auf ihn aufmerksam. Das Stück sollte verfilmt werden. Deltgen fuhr nach Babelsberg, wo Probeaufnahmen von ihm gemacht wurden, es jedoch zu keinem Engagement kam, weil sich die Filmpläne wieder zerschlugen.[1]
Als sich der erfolgreiche Regisseur Gustav Ucicky für seinen neuen Film „Das Mädchen Johanna“ um die Besetzung kümmerte, fielen ihm auch die Probeaufnahmen des noch unbekannten Schauspielers aus Köln in die Hände, und Deltgen wurde 1935 engagiert und spielte die Rolle des gräflichen Rittes Maillezais. Die nächste Rolle spielte Deltgen dann in dem Spielfilm „Einer zuviel an Bord“.
1936 holte ihn Eugen Klöpfer nach Berlin, u. a. an die Volksbühne, wo er bis 1944 spielte. Franz Moor war hier seine erste Rolle.
1937 spielte Deltgen bei den Heidelberger Festspielen den Romeo und ein Jahr später in „Wilhelm Tell“ den Tyrannen Geßler.
Deltgen spielte sowohl skrupellose Abenteurer als auch und charmante Liebhaber in verschiedenen Abenteuerfilmen, z. B. den Wickham in „Kautschuk“ (Eduard von Borsody), in „Die 3 Codonas“ (A. M. Rabenalt) den Artisten Alfredo, der an komplizierten Konfliktsituationen zerbricht und Ludwig van Beethoven in Karl Hartls Mozartfilm „Wen die Götter lieben“.
Adolf Hitler ehrte anläßlich seines 50. Geburtstages im April 1939 eine Reihe von deutschen Künstlern, darunter auch René Deltgen. Er wurde zum Staatsschauspieler ernannt.[2]
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende verdingte sich Deltgen u. a. zusammen mit Karl John im Kabarett für Besatzungstruppen. 1946 war er am Stadttheater Konstanz und 1947 an den Städtischen Bühnen Köln engagiert.
Ab 1949 war er wieder im Film zu sehen: als innerlich zerrissener Schauspieler Stefan Gorgas in Harald Brauns „Nachtwache“. Der sowjetische Geheimdienstoffizier Kazanow in Victor Vicas „Weg ohne Umkehr“ (Bundesfilmpreis 1953) und Fürst Ramigani in Fritz Langs Zweiteiler „Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmal“ erfüllten wieder das frühere Rollenklischee des brutalen, zynischen Draufgängers.
Ab 1960 spielte er auch in Fernsehproduktionen, u. a. in „Schau heimwärts, Engel“ (John Olden) nach Thomas Wolfe und im Durbridge-Krimi „Das Messer“ (Rolf von Sydow). Mehrfach war er in TV-Serien wie „Sonderdezernat K1“ und „Der Kommissar“ zu sehen. Eine seiner letzten Rollen war der gütige Großvater in der Kinderserie „Heidi“. 1978 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.
1979 starb René Deltgen an Krebs und wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Schauspielkollegen Willy Birgel und Gunther Philipp beigesetzt.
Filmbeiträge
V.S.-Produktion: Schauspielerleben: René Deltgen (Staffel 2 / Folge 5) (2010) (herunterladen)
Auszeichnungen
- 1939: Ernennung zum Staatsschauspieler
- 1954: Filmband in Gold für seine Rolle in Der Weg ohne Umkehr
- 1978: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
Filmographie
- Darsteller
- 1935: Das Mädchen Johanna
- 1935: Einer zuviel an Bord
- 1936: Savoy-Hotel 217 / Mord im Savoy (Regie: Gustav Ucicky)
- 1936: Port Arthur
- 1936: Unter heißem Himmel
- 1937: Starke Herzen im Sturm / Starke Herzen (Regie: Herbert Maisch)
- 1937: Urlaub auf Ehrenwort
- 1937: Ab Mitternacht
- 1938: Geheimzeichen LB 17
- 1938: Schwarzfahrt ins Glück
- 1938: Nordlicht (Regie: Herbert B. Fredersdorf)
- 1938: Die Grüne Hölle (Regie: Eduard von Borsody)
- 1938: Kautschuk
- 1939: Der grüne Kaiser
- 1939: 12 Minuten nach 12
- 1939: Kongo-Expreß
- 1939: Brand im Ozean
- 1940: Die drei Codonas
- 1940: Achtung! Feind hört mit!
- 1940: Das leichte Mädchen
- 1941: Mein Leben für Irland
- 1941: Spähtrupp Hallgarten
- 1941: Das große Spiel (Regie: Robert A. Stemmle)
- 1942: Dr. Crippen an Bord (Regie: Erich Engels)
- 1942: Wen die Götter lieben (Regie: Karl Hartl)
- 1942: Anschlag auf Baku
- 1942: Fronttheater
- 1943: Zwischen Nacht und Morgen / Augen der Liebe
- 1943: Wenn der junge Wein blüht
- 1943: Zirkus Renz (Regie: Arthur Maria Rabenalt)
- 1944: Sommernächte
- 1944: Das Hochzeitshotel
- 1944: Der stumme Gast
- 1945: Wir beide liebten Katharina (unvollendet)
- 1949: Tromba
- 1949: Nachtwache (Regie: Harald Braun)
- 1950: Export in Blond
- 1951: Torriani
- 1952: Das letzte Rezept
- 1952: Die Stimme des Anderen / Unter tausend Laternen
- 1953: Weg ohne Umkehr
- 1953: Das Haus an der Küste (Kuca na Obali)
- 1954: Sterne über Colombo (Regie: Veit Harlan)
- 1954: Die Gefangene des Maharadscha
- 1954: Der Mann meines Lebens
- 1954: Der letzte Sommer
- 1954: Frühlingslied – Heidi und ihre Freunde (Regie: Hans Albin)
- 1954: Phantom des großen Zeltes
- 1955: Vom Himmel gefallen (Regie: John Brahm)
- 1955: Hotel Adlon
- 1956: Ohne dich wird es Nacht
- 1957: Königin Luise (Regie: Wolfgang Liebeneiner)
- 1959: Der Tiger von Eschnapur (Regie: Fritz Lang)
- 1959: Das indische Grabmal (Regie: Fritz Lang)
- 1960: Die Friedhöfe (Fernsehen)
- 1961: Schau heimwärts, Engel (Fernsehen)
- 1962: Golden Boy (Fernsehen)
- 1962: Ein verdienter Staatsmann (Fernsehen)
- 1962: Der Gefangene (Fernsehen)
- 1962: Die blonde Frau des Maharadschas (einteilige Fassung von Sterne über Colombo und Die Gefangene des Maharadscha von 1953/54; Regie: Veit Harlan)
- 1964: Umbruch (Fernsehen)
- 1964: Die goldene Göttin von Rio
- 1964: Der Hexer (Regie: Alfred Vohrer)
- 1965: Der Sündenbock (Fernsehen)
- 1965: Neues vom Hexer (Regie: Alfred Vohrer)
- 1965: Die eigenen vier Wände (Fernsehen)
- 1966: Angeklagt nach § 218 (Regie: Aleksander Ford)
- 1970: Ohrfeigen
- 1970: Nicht nur zur Weihnachtszeit (Fernsehen)
- 1971: Sex-Lehrer-Report (Pretty Maids all in a Row)
- 1971: Spiele der Macht (Fernsehen)
- 1971: Klassenkampf (Fernsehen)
- 1971: Die Auferstehung des Stefan Stefanow (Fernsehen)
- 1971: Das Messer (Fernsehdreiteiler; Regie: Rolf von Sydow)
- 1973: Mein Onkel Benjamin (Fernsehen)
- 1974: Eine geschiedene Frau (Fernsehserie)
- 1974: Die Nacht mit Lansky (Fernsehserie Der Kommissar)
- 1975: Trotzki in Coyoacan (Fernsehen)
- 1975: Die Herausforderung (Fernsehserie Rest des Lebens)
- 1976: Die Affäre Lerouge (Fernsehzweiteiler)
- 1977: MP 9 mm frei Haus (Fernsehserie Sonderdezernat K1)
- 1977: Gefundenes Fressen (Regie: Michael Verhoeven)
- 1977: Ein Tisch zu viert (Fernsehen)
- 1977: Morgen (Fernsehen)
- 1978: Schwarz und weiß wie Tage und Nächte (Fernsehen)
- 1978: Heidi (Kinderserie, 26 Folgen, Regie: Tony Flaadt)
- 1978: Großstadtminiaturen (Fernsehen)
- 1978: Wo die Liebe hinfällt (Fernsehen)
- Synchronsprecher (Auswahl)
- 1936: San Franzisko
- 1936: Lustige Sünder
- 1936: Rose-Marie (Film)
- 1937: Manuel
- 1938: Der Werkpilot (Test Pilot)
Theatrographie (Auswahl)
- 1939: Gott über Göttern (Schiller-Theater)
Hörspielsprecher
- 1938: Das tote Herz (Josef Martin Bauer, Reichssender Berlin, 25. Februar 1938)[3]
- 1939: Der Goldhelm (Georg von der Vring, Deutschlandsender, 12. März 1939)[4]
- 1949: Paul Temple und die Affäre Gregory (gilt als verschollen)
- 1951: Paul Temple und der Fall Curzon (auf CD, ISBN 3899402022)
- 1953: Paul Temple und der Fall Vandyke (auf CD, ISBN 3898133168)
- 1954: Paul Temple und der Fall Jonathan (auf CD, ISBN 3898133273)
- 1955: Paul Temple und der Fall Madison (auf CD, ISBN 3898133281)
- 1957: Paul Temple und der Fall Gilbert (auf CD, ISBN 389584926X)
- 1958: Paul Temple und der Fall Lawrence (auf CD, ISBN 389940498X)
- 1959: Paul Temple und der Fall Spencer (auf CD, ISBN 3898133265)
- 1961: Paul Temple und der Fall Conrad (auf CD, ISBN 3-89813-329-X)
- 1962: Paul Temple und der Fall Margo (auf CD, ISBN 3898132366)
- 1966: Paul Temple und der Fall Genf (auf CD, ISBN 389940405X)
- 1968: La Boutique als Chefinspektor Robert Bristol (Hauptrolle)