Der Maulkorb

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

FILM

Der Maulkorb.jpg
Filmdaten
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1938
Sprache: Deutsch
Im Auftrag von: Tobis-Filmkunst GmbH
Stab
Regie: Erich Engel
Regieassistenz: Hermann Kugelstadt
Drehbuch: Heinrich Spoerl
Vorlage: Heinrich Spoerl (Roman)
Produzent: K. J. Fritzsche
Produktionsleitung: Fritz Klotzsch
Musik: Peter Kreuder
Ton: Adolf Jansen
Kamera: Reimar Kuntze
Kameraassistenz: Benno Stinauer
Standfotos: Josef Höfer
Bauten: Robert Herlth
Aufnahmeleitung: Gustav Rathje,
Erich Frisch
Schnitt: Alice Ludwig
Besetzung
Darsteller Rolle
Ralph Arthur Roberts Staatsanwalt Herbert von Treskow
Hilde Weissner Elisabeth, seine Frau
Charlotte Schellhorn Trude, deren Tochter
Will Quadflieg Rabanus, Maler
Renée Stobrawa Billa, Dienstmädchen
Theodor Loos Oberstaatsanwalt
Paul Henckels Wimm
Ludwig Schmitz Bätes
Werner Pledath Zahnarzt
Hermann Pfeiffer Mühsaam, Kriminalkommissar
Walter Bluhm Schwefelhölzchen
Aribert Grimmer 1. Polizeibeamter
Hugo Werner-Kahle Vorsitzender der Gerichtsverhandlung
Maria Hofen
Max Wilmsen Hundebesitzer

Der Maulkorb ist ein Lustspiel von Erich Engel aus dem Jahre 1938 und ist die erste von bisher vier Verfilmungen des gleichnamigen Romans von Heinrich Spoerl, der zwei Jahre zuvor erschienen war. Die Dreharbeiten begannen ab Mitte November 1937, und der Drehort war das Tobis-Atelier Berlin-Johannisthal. Die Uraufführung fand am 10. Februar 1938 im Tauentzien-Palast in Berlin statt.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Thema: Der Staatsanwalt, der es selber war. Man könnte auch sagen: Der Staatsanwalt sein eigener Täter – oder: Der Täter sein eigener Staatsanwalt. –

Jedenfalls hat dieser Staatsanwalt, sonst das Muster eines korrekten Beamten, auf der nächtlichen Heimkehr von einem sehr feucht verlaufenen Stammtisch einen kleinen Rückfall in seine selige Studentenzeit bekommen und das Denkmal des Landesherrn, der gerade durch eine etwas ausgerutschte Rede die Gemüter erregt hat, mit einem prächtigen Maulkorb verziert. Als er am nächsten Morgen durch Telefonalarm aus seiner alkoholischen Narkose geweckt und mit der Verfolgung dieses ruchlosen Attentats beauftragt wird, weiß er nichts mehr von seinem nächtlichen Ulk und freut sich über den höchst ehrenvollen Auftrag und die ihm winkende Beförderung.

Nichts ahnend nimmt er die Ermittlung mit der ihm eigenen stählernen Energie in die Hand, verfolgt mit gespitztem Scharfsinn alle Spuren. Aber merkwürdigerweise weisen sie alle auf ihn selbst und nur durch das kluge Dazwischentreten seiner Frau und Tochter, die längst im Bilde sind, wird er vor seiner Selbstentdeckung bewahrt. Inzwischen hat er auch einen Augenzeugen der nächtlichen Tat, den Jungen Maler Robanus, ermittelt.

Er vernimmt ihn persönlich und versteht gar nicht, warum der Zeuge sich zunächst vor Lachen schüttelt und dann mit der Aussage nicht mehr heraus will und sich sogar wegen Verdachts der Täterschaft ein bisschen in Haft setzen lässt – wobei es dahingestellt bleiben mag, ob der junge Mann es mehr aus Mitgefühl für den unglücklichen Staatsanwalt oder aus Interesse für das staatsanwaltliche Töchterlein tut.

Inzwischen aber geht der Staatsanwalt unerbittlich seinen Weg weiter, zieht unbewusst die Schlinge immer enger um seinen eigenen Hals, und gerade in dem Augenblick, wo er zum letzten entscheidenden Griff ausholt – durch den er sich selbst ins Genick greifen wird – klappt die von Rabanus eingeleitete Rettungsaktion: Zwei Genossen, die nichts zu verlieren haben – Wimm und Bätes – verbrüdern sich, um die ausgesetzte hohe Belohnung zu verdienen und untereinander zu teilen: Wimm zeigt den Bätes als Täter an und Bätes gibt die Tat zu.

So kommt es zu einer erschütternden Gerichtsverhandlung, bei der der Staatsanwalt ahnungslos über seine eigene Tat zu Gericht sitzt, Wimm und Bätes plötzlich wieder Angst vor der eigenen Courage bekommen und sich drehen und winden, und der Augenzeuge Rabanus eidlich vernommen wird und keinen Meineid leistet, aber den angeklagten Bätes auf die Ausrede bringt, er habe in der Trunkenheit das Denkmal nicht als dasjenige des Landesherrn, sondern für eine allegorische Figur, für eine Art „Goethe“ gehalten; dann aber ist es nicht mehr Majestätsbeleidigung, sondern bloß grober Unfug und wird mit 3 Mark Geldstrafe erledigt, Damit bricht das allseitige Happy end herein: Wimm und Bätes bekommen ihre Belohnung, der Staatsanwalt ist vordem Sturz und die Justizbehörde vor der Blamage gerettet. und wenn der über die Achseln angesehene Maler Rabanus demnächst in die staatsanwaltliche Familie hineinheiratet, dann hat er jetzt die innere Berechtigung dazu.


Anmerkung

Eine Satire auf den Staat, ein Film, der Kritik an der Obrigkeit übt Heinrich Spoerls Roman-Vorlage ist mit Sicherheit nicht gerade subversiv, aber 1938 doch ziemlich harter Tobak. Nach heutiger Geschichtsschreibung wäre so ein Film im Dritten Reich eigentlich gar nicht möglich. Regisseur Erich Engel, vor (und im übrigen auch nach) dem Krieg sehr weit links zu finden, hatte im Dritten Reich relativ freie Hand. Dr. Goebbels wußte um die großen inszenatorischen Fähigkeiten von Engel, und so ließ er ihn gewähren.

Heinrich George war der ursprüngliche Hauptdarsteller, er wurde aber drei Tage vor Drehbeginn krank.[1]

Engel fand aber schnell einen geeignetsten Darsteller für den komischen Beamte: Ralph Arthur Roberts. Er ist wohl eine einmalige Persönlichkeit. Lange hatte er noch beim Kaiser als Offizier gedient, damals war er ein großer gutaussehender Mann, ein echter Aristokrat von bürgerlicher Herkunft. 1919 schrieb er den Text des Schlagers „Auf der Reperbahn nachts um halb eins“. Lange spielte er im Hamburger Theater, kam dann nach Berlin, wo er als Darsteller in Operetten und Lustspielen wirkte. Er ist beinahe bühnenfilmkomisch, ob als alter Militär oder verschrobener Beamter.

1958 drehte Wolfgang Staudte, der Jahre vorher als Regisseur in der DDR ähnliche Satire gegen die dortige Obrigkeit nicht gewagt hatte, noch einmal einen Film nach dem Spoerl-Roman – längst nicht so überzeugend, wenn auch handwerklich sauber, mit Hansjörg Felmy und O. E. Hasse. 1962 und 1997 wurde dieser Stoff weitere Male verfilmt.

Kritik

„Der Staatsanwalt sucht einen Mann, der seinen Landesherrn durch das Vorbinden eines Maulkorbes an seinem Standbild beleidigt hat, und er trift auf seiner Spur immer wieder auf sich selbst, der in der seeligen Stimmung nach einem Dutzend Weinflaschen der Täter war. Die Umwelt ist freundlich genug, um durch ein schmunzelndes Verständnis die sich selbst verfolgende Justiz zu decken, und so enden Scherz und Ironie, Gelächter und lachende Kritik in einem versöhnlichen Finale mit Adagio Stimmung … – Das Drehbuch selbst ist lebendig und einfallsreich geschrieben worden, – und wo einige Längen den Rhythmus verlangsamten, gefiel sich der Spielleiter Erich Engel in sattester und reizvollster Typen- und Milieuschilderung. Dieser Regisseur hat ein Fingerspitzengefühl für untergründige Wirkungen und bleibt dennoch nicht so theaterverhaftet, daß er das Bild vernachlässigte. Ere zeigt in prächtiger Daumier-Manier das idyllische- romantische Kleinleute-Milieu von Bätes, mit Zille’scher Kind-auf-dem-Nachhtopf-Biederehrlichkleit. Er wog Bild, Szene und Wort klug gegeneinander ab, ein Könner von hochen Garden.“[2]

Filmbeiträge

Filmvorschau
Der Film

Fußnoten

  1. Mein Film – Illustrierte Film- und Kinorundschau, Nr. 644, 29. April 1938
  2. Der Film, Nr. 7, 12. Februar 1938