Dohna, Wilhelm Graf zu
Johann Rudolf Wolfgang Wilhelm Burggraf zu Dohna-Schlodien bzw. Burggraf und Graf zu Dohna-Hiller-Gärtringen (militärhistorisch zuweilen fälschlicherweise als Burggraf zu Dohna-Schlobitten geführt; 18. August 1884 auf Hiller-Gärtringen, Kreis Meseritz; gefallen vermutlich Januar 1945 südwestlich von Betsche) war ein deutscher Adliger, Gutsherr sowie Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps und der Wehrmacht, zuletzt Oberst der Reserve des Heeres und Regimentskommandeur der Kosaken-Reiterei im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Wilhelm Graf zu Dohna-Hiller-Gärtringen trat 1904 der Preußischen Armee bei und diente bis 1910 beim Leib-Garde-Husaren-Regiment des Garde-Korps, das seit dem 24. April 1904 von Wolf Rudolf Freiherr Marschall von Altengottern kommandiert wurde (ab September 1906 dann von Oskar Philipp von Chelius).
Nach seiner Verabschiedung als Leutnant kehrte er nach Hiller-Gärtringen zurück, seine Mutter Ruth hatte in den Jahren seiner Abwesenheit sehr tatkräftig das Gut bewirtschaftet und baute den größten Teil der Wirtschaftsgebäude neu auf. Als ihren Altersruhesitz errichtete sie das „Seehaus“ am Betscher Stadtsee. Nun übernahm Wilhelm mit seiner frischgebackenen Ehefrau die Bewirtschaftung.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Graf zu Dohna als Reserveoffizier reaktiviert, kämpfte bis 1918 und wurde als Rittmeister der Reserve erneut verabschiedet. Anschließend kämpfte er beim Grenzschutz Ost und trat dem Stahlhelmbund bei, dessen Kreisverbands- und später Landesführer (Landesverband „Ostmark“, Meseritz) er von 1925 bis 1935 war.
- In Brandenburg wird die Grenz- und Landesschutzorganisation für die Provinz (Organisation Hardenberg) von dem Rittergutsbesitzer Graf Hardenberg, dem letzten Vorsitzenden des „Heimatbundes Brandenburg“, geleitet. Ihm sind die sogenannten Kreisoffiziere unterstellt, die zumeist aus der früheren Militärorganisation des „Heimatbundes“ in die neue Landesschutzorganisation übernommen wurden. Damit sind auch alle jene Beziehungen erhalten geblieben, die die Organisation hauptsächlich mit den politisch rechtsgerichteten Teilen der Bevölkerung eng verbinden; bezeichnend ist insbesondere, daß die rechte Hand Hardenbergs der gleichfalls aus der Heimatbund-Bewegung bekannte Rittmeister a. D. v. Morosowicz in Wuhden ist, der zugleich die Stellen eines Landesverbandsführers des „Stahlhelm“ und des „Wehrwolf“ für die Provinz Brandenburg bekleidet. Im Kreise Weststernberg (Reppen) nennt sich die Organisation „Roter Adler“; ihr Leiter ist als Vertrauensmann der Reichswehr Hauptmann a. D. Gräser in Hubertushof bei Reppen, gleichfalls früher Kreisobmann des „Heimatbundes Brandenburg“. In Friedeberg wirkt der Führer der dortigen Rechtsverbände, Hauptmann a. D. Crantz, in Meseritz der Kreisverbandsführer des „Stahlhelm“, Graf zu Dohna-Hiller-Gärtringen, in Prenzlau der Major a. D. Eymael, sämtlich ehemalige Kreisleiter des früheren Heimatbundes. — Der Preußische Minister des Innern an den Preußischen Ministerpräsidenten (6. November 1926)[1]
Der Graf war Vorsitzender des Kreislandbundes Meseritz und hat sich auch um anderer Ehrenämter verdient gemacht. Als sein Sohn 1938 im Spanischen Bürgerkrieg fiel war dies ein großer Schlag für den gestandenen Offizier, dennoch stelle er sich im Zweiten Weltkrieg erneut für sein Vaterland zur Verfügung. Er kämpfte an der Ostfront im schweren und blutigen Winter 1941/42.
Als im August 1943 die 1. Kosaken-Division unter Helmuth von Pannwitz aufgestellt wurde, diente Oberstleutnant Burggraf zu Dohna als Kommandeur des Don-Kosaken-Reiter-Regimentes 1 der I. Kosaken-Reiter-Brigade. Ob er schon zuvor beim Reiterverband „von Pannwitz“ diente, ist nicht bekannt. Mit seinem Regiment erlebte er erneut die Härte des Krieges, aber auch die Notwendigkeit der Bandenbekämpfung. Nach manchen Quellen übernahm Oberst Constantin Wagner (vormals 9. Panzer-Division, dann Kommandeur der Korps-Nachrichten-Abteilung 400) das Regiment im Januar 1944, nach anderen Quellen erheblich später.
Im Spätsommer 1944, nun 60 Jahre alt, wurde er gestandene Offizier in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Aber es sollten nur wenige Monate des Friedens in der Heimat werden.
Tod
In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1945 führte Graf zu Dohna ein Flüchtlingstreck Richtung Westen. Die vergewaltigende und mordende Rote Armee rückte an, und alle wußten, welches Schicksal Männer, Frauen und Kinder bevorstand. Schon seit Anfang Januar konnte sich mehrere Trecks durch Schutz der Wehrmacht und anderen bewaffneten deutschen Truppen absetzen, der Herr auf Hiller-Gärtringen hatte darauf bestanden, daß seine Gemahlin Ottonie mit der hochschwangeren Schwiegertochter Vera und der Dienerschaft nach Boostedt in Schleswig-Holstein flüchten sollten, wo die Familie von Tiedemann einen großen Bauernhof besaßen und sich trotz der zunehmenden Enge in den letzten Kriegsmonate zahlreiche Familienmitglieder einfanden (der Hausherr ließ den ehemaligen Schweinestall für die Familie zu Dohna zur Wohnung umbauen), das Haupthaus des Anwesens haben die Briten als Generalsquartier ausgekoren.[2]
Der alte Husarenoffizier hatte jedoch vor, solange zu bleiben, wie es notwendig war. Zu seinem Treck gehörten seine Mitarbeiter, viele Betscher Bürger und versprengte Wehrmachtsangehörige. Noch im Betscher Wald wurde der Treck von bolschewistische Truppen aufgespürt und überfallen. Die Sowjets (nach anderen Quellen handelte es sich dabei um polnische Freischärler) eröffneten das Feuer auf die Flüchtlinge. Frauen und Kinder wurden abgeschlachtet, da griffen die Soldaten im Treck, vorneweg Graf zu Dohna mit der Pistole in der Hand, zu den Waffen und wehrten sich. Kaum ein Deutscher konnte dem Massaker entkommen.
Oberst d. R. a. D. Wilhelm Graf zu Dohna-Hiller-Gärtringen fiel südwestlich von Betsche, südlich von Meserit, nach dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vermißt (seit dem 1. Januar 1945) im Raum Meseritz/Betschen/Jordan/Neu Bentschen/Schwiebus/Tiborlager. Seine Überreste wurden nie gefunden. Im Gedenkbuch des Friedhofes Neumark wird sein Name vermerkt.
Familie
Wilhelm Graf zu Dohna war der Sohn von Johann Friedrich Wilhelm August Bernhard Rudolph Graf zu Dohna-Schlodien (1845–1904) aus Tirschtiegel[3] und dessen junge Gemahlin aus Berlin Ruth, geb. von Dallwitz (1857–1939).
Sein Bruder Johann Rudolf Bernhard Sigismund Andreas Burggraf zu Dohna-Schlodien ( 2. Juli 1883), der als eigentlicher Erbe und Herr des Gutes vorgesehen war, verstarb mit nur 29 Jahren am 9. Dezember 1912. Ggf. war dieser schon seit Jahren krank oder in der Ferne oder ausgestoßen, denn als der Vater 1904 verstarb, erbte der jüngere Wilhelm Schloß und Gut.
Heirat
Am 1. Dezember 1910 heiratete der junge Leutnant a. D. Ottonie Wilhelmina von Kalckreuth ( 9. April 1888 in Kurzig; 11. April 1963 in Celle) in deren Heimatstadt. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen:
- Johann Rudolf Alexander Graf zu Dohna-Schlodien ( 9. Oktober 1911)
- Oberleutnant Alexander Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien ist am 11. März 1938 als Jagdflieger und Staffelkapitän in der J/88 der Legion Condor bei Sastago am Ebro in Spanien im Luftkampf gefallen.
- Bernhard Sigismund Johann Graf zu Dohna-Schlodien ( 17. Juli 1914)
- Absolvent der Ritterakademie, Absolvent der Kriegsschule Dresden, Leutnant am 1. April 1936, im Westfeldzug 1940 schwer verwundet (Verlust des linken Arms), zuletzt Major (seit dem 1. April 1944) beim OKH, nach dem Krieg kurze Zeit von den Briten interniert, später Oberstleutnant der Bundeswehr
- ∞ 2. Juni 1944 Vera von Tiedemann ( 4. Juni 1922 in Bad Tölz)
- Sohn Ludwig Johann Wilhelm Alexander zu Dohna ( 23. Februar 1945 in Neumünster)[4]
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Tapferkeits- und Verdienstauszeichnung für Angehörige der Ostvölker, 2. und 1. Klasse in Silber (1. Klasse ggf. in Gold) mit Schwertern