1. Kosaken-Division

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Truppenkennzeichen der 1. Kosaken-Division

Die 1. Kosaken-Division, auch als 1. Kosaken-Kavallerie-Division bezeichnet, war eine Division der Reiterei der Wehrmacht. Sie bestand vor allem aus Kosaken. Der ausländische Freiwilligenverband wurde am 4. August 1943 in der südostpreußischen Stadt Mielau aufgestellt und aus dem Reiterverband „von Pannwitz“ (Kosaken-Reiter als Bestandteil der Kampfgruppe „von Pannwitz“) gebildet. Kommandeur der 1. Kosaken-Division und Kommandierender General deren Erweiterung, des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps, war Helmuth von Pannwitz.

Geschichte

Kosaken im Dienst der Wehrmacht, Rußland 1942

Der Rückzug nach der Niederlage von Stalingrad wurde von Tausenden und Abertausenden Kosaken begleitet, die bereit waren, in der Wehrmacht zu dienen. [1] Mit dem wenigen Hab und Gut, das ihnen nach der Kollektivierung und Wegnahme ihres Landbesitzes verblieben war, verließen ganze Familien ihre Stanizen. Lieber waren sie gewillt, das Schicksal der deutschen Soldaten zu teilen, als noch einmal der kommunistischen Drangsal ausgesetzt zu sein. Hintergründe waren unter anderem Zukunftsplanungen (sowohl auf kosakischer als auch auf deutscher Seite), den Kosaken Siedlungsgebiete für die Zeit nach dem Krieg zu sichern. So entstanden sukzessive größere Kavallerieeinheiten und -verbände, vorwiegend aus Donkosaken, Kubankosaken und Terekkosaken. Kavallerieeinheiten der Kosaken haben sich an der Ostfront, aber auch im Süden und Westen hervorragend bewährt. In Kroatien bekam die Division den Befehl, die Nachschublinien nach Griechenland im Kampf gegen die Tito-Partisanen zu sichern.

Aufstellung der 1. Kosaken-Division in Mielau

Generalleutnant Pjotr Nikolajewitsch Krasnow, Leiter des Zentralen Kosakenbüros in Berlin, begrüßt Oberstleutnant Iwan Kononow, den neuen Kommandeur des Don-Kosaken-Reiter-Regimentes 5, im August 1943 in Mielau (Ostpreußen). Links hinter Krasnow Eichenlaubträger und Divisionskommandeur Generalmajor von Pannwitz.
Unteroffizier vom deutschen Rahmenpersonal neben einem Kosaken der 2. Schwadron im Terek-Kosaken-Reiter-Regiment 6 in Mielau

Zu den herkömmlichen Reiterverbänden des Heeres kamen die am 11. Mai 1943 aufgestellten berittenen Kosaken-Regimenter, ab dem 5. September 1943 geführt als Kosaken-Reiter-Regimenter 1 bis 6 mit den geographischen Zusätzen Don, Sibir, Sswodno, Kuban, Don und Terek, aufgestellt aus antikommunistischen russischen Kosakenverbänden. Sie bildeten in Mielau ab dem 4. August 1943 die 1. Kosaken-Division, deren Stab als Reiterverband „von Pannwitz“ bereits seit dem 13. November 1942 bestand. Schließlich wurde hieraus 1944 das XV. Kosaken-Kavallerie-Korps mit drei Divisionen gebildet.

Gliederung bzw. unterstellte Einheiten am 18. September 1943

Die Gliederung, Ausrüstung und Bewaffnung erfolgte in Anlehnung an den Ausbau der ostpreußischen Kavallerie-Brigade zur 1. Kavallerie-Division im Jahre 1940 im Raum Lingen. Die Artillerie der Kosaken-Division erhielt die Geschütze der reitenden Abteilung der 1. Kavallerie-Division.

  • Divisionsstab mit
  • I. Kosaken-Reiter-Brigade mit
    • Kuban-Kosaken-Reiter-Regiment 4
    • Sibir-Kosaken-Reiter-Regiment 2
    • Don-Kosaken-Reiter-Regiment 1 (zuerst unter Oberstleutnant der Reserve Wilhelm Graf zu Dohna)
  • II. Kosaken-Reiter-Brigade
  • Kosaken-Nachrichten-Abteilung
  • Kosaken-Pionier-Bataillon
  • Artillerie-Verbands-Kommando beim Divisionsstab mit:
    • I. reitende Kosaken-Artillerie-Abteilung
    • II. reitende Kosaken-Artillerie-Abteilung
  • Divisions-Verwaltungs-Truppen
  • Divisions-Nachschubtruppen
  • Divisions-Veterinär-Truppen
  • Divisions-Sanitätstruppen

Waffen-SS und Kapitulation

Im November 1944 übernahm die Waffen-SS die Kontrolle über sämtliche Kosakeneinheiten und ging daran, ein ganzes Korps – das XV. (SS-)Kosaken-Kavallerie-Korps – zu bilden bzw. auszubauen. Dieses bestand aus drei Kosakendivisionen, wobei die 3. Kosaken-Division unvollständig war. Insgesamt bestand das Korps aus bis zu 75.000 Mann. Die ehemaligen Angehörigen streiten allerdings eine tatsächlich erfolgte Übernahme ihres Verbandes in die Waffen-SS ab und betonen ihre Zugehörigkeit zum Heer bis Kriegsende. Sie verweisen auf eine durch den Kommandeur Generalleutnant Helmuth von Pannwitz 1944 diesbezüglich durchgeführte Offiziersbefragung, die eine überwiegende Ablehnung eines Wechsels zur Waffen-SS ergeben habe. Davon unabhängig bestanden jedoch auch weiterhin innerhalb des Heeres bei den Heeresgruppen mehrere Kosaken- und Ostreiter-Abteilungen sowie einzelne Schwadronen. Am 22. Februar 1945 wurde das Kosaken-Festungs-Grenadier-Regiment 360[2] nach Zwettl verlegt und der 1. Kosaken-Division zugeführt.

Als am 8. Mai 1945 die Nachricht über die Kapitulation der deutschen Wehrmacht eintraf, wurde die alliierte Aufforderung, sich den Partisanen zu ergeben, ignoriert. Die 1. Kosaken-Division zog sich mit etwa 35.000 Kosaken (neben den Kampfeinheiten zum Teil auch deren Familienangehörige) der sog. Kosakenstans von Norditalien nach Kärnten und Osttirol auf deutsches Reichsgebiet zurück, wo sie bei Lienz in britische Kriegsgefangenschaft kamen. Die 2. Kosaken-Division war noch in schwere Kämpfe verwickelt und erreichte erst am 11. Mai 1945 Unterdrauburg. Am 12. Mai kamen die letzten Einheiten kämpfend in britisch besetztes Gebiet (Raum Völkermarkt in Kärnten). Die Briten sprachen nicht von einer Gefangennahme, sondern lediglich von einer Internierung. Nicht alle Waffen mußten abgeliefert werden, damit sich das Korps vor kommunistischen Tito-Partisanen, die auf deutsches Gebiet in Okkupationsabsicht vorgerückt waren, schützen konnte. Vor der Waffenabgabe nahm Generalleutnant von Pannwitz bei Griffen noch die letzte Parade seiner berittenen Truppen ab. Dann rückten die Regimenter in die ihnen zugewiesenen Zonen bei Neumarkt, Feldkirchen, Althofen u. a. ab.

Der britische Verrat

Die Briten treiben die Kosaken und ihre Angehörigen gewaltsam zusammen und liefern sie bei Judenburg Stalin, dem größten Verbrecher der Menschheit, aus. Manche Quellen sprechen von bis zu 100.000 Menschen.

Generalleutnant von Pannwitz blieb bis zum 26. Mai Korpskommandant, tags darauf wurde er mit anderen ranghohen Offizieren in ein ehemaliges Arbeitslager überstellt. Einige Angehörige des deutschen Rahmenpersonals konnten nach Mauterndorf evakuiert werden, wo sie neue Papiere erhielten. Der Rest, über 500 Korpsangehörige und rund 18.000 Kosaken, wurde in ein Lager nach Griffen gebracht. Von dort wurden sie am 28. Mai nach Weitenfeld abtransportiert.

Noch am selben Tag wurden alle Angehörigen des deutschen Rahmenpersonals aus den Lagern geholt und in Judenburg (Steiermark) entgegen allen Versprechungen und Beteuerungen der Briten auf Befehl des Verräters Feldmarschall Harold Alexander den Sowjettruppen der Roten Armee übergeben. Am selben Tag wurden auch die rund 2.000 Offiziere des Kosaken-Stans ausgeliefert, die unter dem Vorwand einer fingierten Konferenz tags zuvor in ein Lager gesperrt worden waren. Schon am Abend des 29. Mai war die Masse des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps in Judenburg an die Sowjetunion ausgeliefert.

Das unmenschliche Verhalten der Briten wird bis heute mit einer vertraglichen Verpflichtung zur „Repatriierung befreiter Kriegsgefangener“, die sie mit dem Sowjet-Diktator abgeschlossen hatten, begründet. Aber abgesehen davon, daß ein großer Teil der Soldaten und alle Familienangehörigen keine Gefangenen waren, sondern aus freiem Entschluß mit der deutschen Armee vor dem Sowjetterror aus ihrer Heimat geflohen, war darüber hinaus auch ein großer Anteil der Offiziere schon vor der roten Herrschaftserrichtung emigriert und damit nie Bürger der „Sowjetunion“ gewesen und besaß eine „westliche“ Staatsbürgerschaft. In diesen Fällen muß man auch bei vollkommen gefühlloser juristischer Sicht von einem Kriegsverbrechen sprechen. Daß die Engländer dann auch noch die besten Pferde stahlen und nach England schafften, war dagegen fast ein marginales Verbrechen, aber natürlich ein klarer Akt der Plünderung.

Ermordung in Feindesland

Obwohl es für Generalleutnant von Pannwitz wahrscheinlich Möglichkeiten gegeben hätte, der Auslieferung zu entgehen, folgte er in Treue seinen Kosaken in die Gefangenschaft. Von Pannwitz wurde 1947 mit anderen kosakischen Offizieren wie Krasnow, Schkuro oder Domanow in einem Schauprozeß zum Tode verurteilt und hingerichtet. Offiziere und mit Orden ausgezeichnete Kosaken wurden für 25 Jahre in die Lager geschickt, angesichts der dortigen Bedingungen ein Todesurteil mit unbestimmtem Vollstreckungsdatum. Etwa 800 deutsche Offiziere und Unteroffiziere teilten das Schicksal ihrer kosakischen Waffenbrüder. Nur etwa 165 von ihnen überlebten die bis zu fünfzehnjährige Kriegsgefangenschaft im Gulag. Die ersten Deutschen konnten 1949 aus den sibirischen Lagern in die Heimat zurückkehren. 1960 kamen die letzten Angehörigen des Rahmenpersonals, die die Schrecken des Lagers überlebt hatten, nach Hause. Unklar ist weiterhin, wie hoch die Anzahl der in den Lagern zu Tode gefolterten und ermordeten Deutschen und Kosaken ist.

Kosakenfriedhof in der Peggetz, 2011

Lienzer Kosakentragödie

Gedenkstein für den ermordeten deutschen Kosakengeneral Helmuth von Pannwitz in Tristach

Als Lienzer Kosakentragödie bzw. Tragödie an der Drau werden Vorgänge im Frühling und Sommer 1945 bezeichnet, als militärischen Kosakenverbänden, die nach ihrer Kapitulation vor der britischen Armee bei Lienz in Osttirol lagerten, die Zwangsrepatriierung in die Sowjetunion drohte. Eine unbestimmte Anzahl von Soldaten und von Familienmitgliedern, die im Troß den Kosakenverbänden gefolgt waren und auf neue Siedlungsgebiete im Friaul gehofft hatten, starb durch Suizid oder erweiterten Suizid. Diese Ereignisse gingen in die Geschichte ein.

Entgegen anderslautenden Zusagen verluden die Briten, nachdem die Kosakenoffiziere bereits einige Tage zuvor durch eine fingierte Konferenz in Spittal an der Drau vom übrigen Stan getrennt worden waren, die Kosaken und Kaukasier gewaltsam auf LKW und Eisenbahnwaggons. Man berief sich auf den Vertrag von Jalta, in dem unter anderem die Rückführung aller Sowjetbürger in die Sowjetunion vereinbart worden war, die sich am Kriegsende in alliierter Gefangenschaft befanden (Zwangsrepatriierung). Die britische Regierung befürchtete, daß Stalin die beim Vormarsch durch die Sowjets befreiten britischen Kriegsgefangenen als Faustpfand zurückbehalten könnte, solange die Kosakeneinheiten nicht repatriiert worden wären. Das Gleiche galt auch für zehntausende von jugoslawischen Bürgern und die wenigen überlebenden Soldaten des Massakers von Bleiburg, die auf deutscher Seite gestanden hatten.

In den Lagern um Lienz und Oberdrauburg spielten sich im Zuge der Auslieferung erschütternde Szenen ab. Mütter sprangen mit ihren Kindern in selbstmörderischer Absicht in die hochwasserführende und eiskalte Drau. Männer erschossen oder erhängten sich. Über 3.000 Tote soll der verrat der Briten verursacht haben, lieber starben die Frauen, als sich den Massenvergewaltigungen und Mißhandlungen der bolschewistischen „Befreier“ auszuliefern.

Der Großteil der Kosaken und Kaukasier wurde in Judenburg den sowjetischen Truppen übergeben. Viele überlebten den Sommer 1945 nicht mehr, sie verhungerten, wurden erschossen, erschlagen oder zu Tode gefoltert. Andere nahmen sich aus Furcht vor Verfolgung durch die sowjetischen Kriegsverbrechern das Leben bzw. töteten ihre Kinder und Verwandten oder überlebten die Transporte in die Gefangenenlager nicht. Offiziere wurden in der Regel nach kurzen Prozessen hingerichtet, Generalleutnant von Pannwitz wurde am 16. Januar 1947 in Moskau mit fünf weiteren Kosakengenerälen und Atamanen völkerrechtswidrig hingerichtet. Am 23. April 1996 erfolgte seine vorläufige Rehabilitierung durch den russischen Generalstaatsanwalt.

Heute wird vermutet, daß ein weiterer Grund für die Auslieferung der Kosaken die Rückführung der SS-Division „Galizien“ gewesen sein könnte, weil sich Churchill von deren Einsatz im aufkommenden Kalten Krieg Vorteile erwartet hatte.

In Lienz erinnern heute der „Kosakenfriedhof in der Peggetz“ und ein Gedenkstein für den Generalleutnant Helmuth von Pannwitz und das XV. Kosakenkavallerie-Korps in Tristach an das damalige tragische Geschehen. Jährlich finden dort Gedenkfeiern der Überlebenden und der Nachkommen statt. Mit einer Andeutung im James-Bond-Film „GoldenEye“ fanden die Ereignisse von Lienz auch Eingang in die Populärkultur: Der Gegenspieler Bonds erklärt sich als Sohn eines Lienzer Kosaken (in der deutschsprachigen Version wird fälschlicherweise von „Linzer Kosaken“ gesprochen).

Weitere Kosakenverbände der Wehrmacht

  • Kosaken-Abteilung 600 (Wehrmacht)[3]
  • Kosaken-Lehr- und Ausbildungs-Regiment 1 (Wehrmacht), August 1943, Truppenübungsplatz Mielau aufgestellt
  • Freiwilligen (Kosaken) Stamm-Regiment 5 (Wehrmacht), 17. März 1944
  • Kosaken-Abteilung 69 in der 3. Kavallerie-Division
  • XV. SS-Kosaken-Kavallerie-Korps
    • 1. Februar 1945 in Kroatien aufgestellt, dem Korps unterstellt: Das Korps bestand aus der 1. und 2. Kosaken-Division, die 3. Kosaken-Division wurde nur teilweise aufgestellt. Tatsächlich aber dürfte die Waffen-SS nur eine rein administrative Kontrolle über die Kosaken ausgeübt haben.

Siehe auch

Literatur

  • Nikolai Tolstoy: Die Verratenen von Jalta: Englands Schuld vor der Geschichte, Langen-Mueller Verlag, ISBN 3-7844-1719-1.
  • Stefan Karner: Zur Auslieferung der Kosaken an die Sowjets 1945 in Judenburg, in: Johann Andritsch (Hg.): Judenburg 1945 in Augenzeugenberichten. Judenburger Museumsschriften XII. Judenburg 1994, S. 243–259.

Verweise

Fußnoten

  1. Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ 1941–1945, Berlin, 2007, ISBN 978-3-86153-448-8, S. 207–212
  2. „Das Regiment wurde am 19. April 1944 als drittes Regiment der 708. Infanterie-Division in Frankreich aus dem Ost-Regiments-Stab z. b. V. 750 und den Kosaken-Bataillonen 622 (I.) und 623 (II.) aufgestellt. Im Oktober 1944 wurde das Regiment Heerestruppe und der 19. Armee am Oberrhein zugeteilt. Am 22. Februar 1945 wurde das Regiment nach Zwettl verlegt und der 1. Kosaken-Division zugeführt.“Lexikon der Wehrmacht
  3. Die Abteilung wurde im Winter 1942/43 bei der Heeresgruppe Mitte aus der Kosaken-Hundertschaft 102 aufgestellt und als Heerestruppe eingesetzt. Ein Jahr später wurde sie wieder aufgelöst.