Eberhardt, Walter von
Friedrich Wilhelm Magnus Heinrich Walter von Eberhardt ( 7. Januar 1862; 7. Januar 1944) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps (Baltikumkämpfer bei der Brigade Südlitauen und Freiwillige Russische Westarmee) und der Reichswehr (Reichswehrbrigade 20), zuletzt Generalleutnant.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walter von Eberhardt war Sproß eines alten Stadtgeschlechts aus Görlitz und Bautzen. Er war ein Sohn des späteren preußischen Generalmajors Heinrich von Eberhardt (1821–1899). Seine beiden älteren Brüder schlugen ebenfalls eine Militärkarriere in der Preußischen Armee ein. Magnus (1855–1939) stieg zum General der Infanterie, Gaspard (1858–1928) zum Generalleutnant auf.
Von Eberhardt trat am 12. November 1878 aus dem Kadettenkorps kommend als Sekondeleutnant in die Preußische Armee ein. Von Eberhardt versah Dienst im Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 und war als Major (seit 22. November 1902) ab 1909 Kommandeur der Unteroffizierschule Potsdam. Am 17. September 1909 wurde er in dieser Funktion zum Oberstleutnant befördert. 1911 wechselte er mit der Versetzung nach Altenburg wieder in den Truppendienst über. Hier kam er in das 8. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 153, als dessen Kommandeur er nach seiner Beförderung zum Oberst ab 22. April 1912 fungierte.
Chronologischer Werdegang
- 1913 wurde von Eberhardt der erste Inspekteur der Fliegertruppen – Inspektion der Fliegertruppen (IdFlieg) – des Deutschen Heeres. Am 1. Oktober 1913 erfolgte die Gründung der Inspektion der Fliegertruppen (Idflieg) und der Inspektion der Luftschiffertruppen (Idluft), die der 1911 gebildeten Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens (ILuK) unter Generalmajor Wilhelm Messing unterstellt waren (und diese wiederum der General-Inspektion des Militärverkehrswesens) und die die Flieger- bzw. Luftschifferbataillone der Preußischen Armee einschließlich der landeshoheitlichen Einheiten von Sachsen und Württemberg – mit Ausnahme Bayerns – führten. Erster „Idflieg“ war Oberst Walter von Eberhardt; erster „Idluft“ war Oberst Kuno Friedrich von Barfus. Im Rahmen der Heeresverstärkung waren die Fliegerkräfte zu diesem Zeitpunkt auf vier Fliegerbataillone mit zwölf Kompanien, verteilt auf elf Stationen, angewachsen. Anfang 1914 stellte die IdFlieg an die Industrie einen Forderungskatalog für zukünftige Einsatzmöglichkeiten.
- 1914 nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bemühte sich von Eberhardt, das Durcheinander von Front-, Etappen- und Heimatorganisation der Königlich-Preußischen Fliegertruppe zu steuern. Sein Vorschlag, zur effektiveren Führung einen „Chef des Feldfliegerwesens“ bei der Obersten Heeresleitung (OHL) sowie „Kommandeure der Flieger“ bei den Armeeoberkommandos zu etablieren, wurde vom Chef des Generalstabs, Generaloberst Helmuth von Moltke d. J., am 27. August 1914 abgelehnt. Erst am 11. März 1915 wurde die Dienststelle „Chef des Feldflugwesens“ geschaffen und beim Generalquartiermeister des Heeres angesiedelt. Erster und einziger Chef des Feldflugwesens wurde Major i. G., später Oberstleutnant i. G. Hermann Thomsen. Ihm wurde, allerdings ohne taktisch-operative Befugnisse, die Führung der Feldflieger, Feldluftschiffer und Fesselballone zwecks effektiver Organisation und Ausbildung übertragen.
- 27. Januar 1915 Beförderung zum Generalmajor
- Als dann am 8. Oktober 1916 doch endlich eine umfassende Reorganisation der Befehlsstruktur der Luftstreitkräfte vorgenommen wurde, brachte dies auch die Eliminierung von Eberhardts Dienststelle und seine Versetzung in den Heerestruppendienst mit sich. Generalleutnant Ernst von Hoeppner wurde auf die im Großen Hauptquartier neu geschaffene Dienststelle des „Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte“ (Kogenluft) berufen. Der „Stabsoffizier für Fliegertruppen“ Major Wilhelm Siegert wurde nun zum „Inspekteur der Fliegertruppen“.
- Vom 27. Februar 1918 bis Kriegsende war von Eberhardt Kommandeur der 37. Division an der Westfront, die er am 27. Februar 1918 als Nachfolger des Generalmajors Rüdiger von der Goltz übernommen hatte. Im Frühjahr 1918 nahm er im Abschnitt der 18. Armee an der Frühjahrsoffensive teil.
- Am 30. Dezember 1918 wurde er zum Stellvertretenden Kommandierenden General des XX. Armee-Korps in Allenstein ernannt. Anfang 1919 wurde er von Generalfeldmarschall Hindenburg mit der Verteidigung des Kulmerlands gegen infame polnische Ansprüche beauftragt, dann aber hinter die Soldau–Linie befohlen, und Polen besetzte diesen Teil Westpreußens. Am 22. Februar 1919 wurde er Kommandeur der 46. Landwehr-Division (2. Königlich Sächsische), die Besatzungs- und Sicherungsdienst in Litauen versah. Sie wurde im April 1919 demobilisiert, und aus zurückbleibenden und neu rekrutierten Freiwilligen wurde die Brigade Südlitauen, ein Freikorps, gebildet, das zusammen mit litauischen Truppen gegen die Invasionstruppen der Roten Armee kämpfte.[1] Die letzten Freiwilligen der Brigade Südlitauen verließen Litauen im Juli 1919.[2]
- Am 13. Oktober 1919 löste Generalmajor von Eberhardt den Kommandierenden General des VI. Reserve-Korps, Rüdiger von der Goltz, ab. Das Korps führte reguläre Einheiten des deutschen Heeres, Freikorps und einheimische Truppen lettischer, russischer und baltendeutscher Nationalität in einem vielschichtigen Widerstand gegen die kommunistische Armee Rätelettlands. Als die zu 80 % aus deutschen Freikorps bestehende Freiwillige Russische Westarmee des russischen Freiheitskämpfers Bermondt nach ihrem vergeblichen Angriff auf Riga durch eine rot-lettische Gegenoffensive im November 1919 zum Rückzug gezwungen und auch aus Mitau vertrieben wurde, setzte sich Bermondt nach Dänemark ab. Die Reste seiner deutschen Freikorps wurden am 10. November Generalleutnant von Eberhardt unterstellt, der ihre Evakuierung nach Ostpreußen organisierte. Dies war bis Mitte Dezember 1919 abgeschlossen. Anschließend fungierte von Eberhardt als Führer der Reichswehrbrigade 20.[3]
- 1922 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Generals Ernst von Hoeppner Vorsitzender des Rings der Flieger, der am 29. Oktober 1933 im Deutschen Luftsportverband aufging.
Auszeichnungen (Auszug)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse
- Zentenarmedaille, 1897
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Kronenorden, III. Klasse [4]
- Preußische Rettungsmedaille am Band [4]
- Reußisches Ehrenkreuz, I. Klasse [4]
- Komtur II. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinische Hausordens [4]
- Ehrenkreuz von Schwarzburg, II. Klasse [4]
- Komtur des Ordens des Heiligen Schatzes [4]
- Offizier des Sonnen- und Löwenordens [4]
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse [4]
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1903[4]
- Abzeichen für Beobachtungsoffiziere aus Flugzeugen (1914) am 2. August 1914
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am 12. Oktober 1916 (Halsorden)
- Flieger-Erinnerungsabzeichen (1914)
- Ehren- und Rechtsritter des Johanniterordens, 1926
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Werke (Auswahl)
- Unsere Luftstreitkräfte 1914-18. Ein Denkmal deutschen Heldentums. Vaterländischer Verlag C.A. Weller, Berlin, 1930
Literatur
- Hans-Erich Volkmann: Der Bericht des Generalleutnants Walter von Eberhardt „Meine Tätigkeit im Baltikum“
Fußnoten
- Geboren 1862
- Gestorben 1944
- Deutscher Adliger
- Deutscher Generalleutnant
- Generalleutnant (Königreich Preußen)
- Generalleutnant (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Militärperson der Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)
- Ehrenritter (Johanniterorden)
- Rechtsritter (Johanniterorden)
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 3. Klasse
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Ordens des Heiligen Schatzes
- Träger des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens (Komtur II. Klasse)
- Träger des Ehrenkreuzes von Schwarzburg