Eckhardt, Karl August

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Karl August Adolf Wilhelm Eckhardt

Karl August Adolf Wilhelm Eckhardt (Lebensrune.png 5. März 1901 in Witzenhausen; Todesrune.png 29. Januar 1979 ebenda) war ein deutscher Korporierter, Freikorpskämpfer, Jurist, Rechtshistoriker, Germanist, Mitglied der Deutschen Glaubensbewegung (seit 1934) und Hochschullehrer sowie Offizier der SA, der SS (zuletzt SS-Sturmbannführer) und der Wehrmacht (zuletzt Oberleutnant des Heeres und Frontaufklärungsoffizier des Lehrregiments „Kurfürst“) im Zweiten Weltkrieg. Die von ihm beantragte Überstellung zur Waffen-SS war kriegsbedingt nicht mehr erfolgt, er wurde jedoch von der Wehrmacht freigestellt, um Ende 1944 nach Kamenz (Lehrgang für I-Offiziere, im Februar 1945 einen weiteren Lehrgang gemeinsam mit SS-Führern in Waldburg) in den Bereich des Reichsführers SS versetzt zu werden.

Werdegang

Nach dem Abitur 1919 studierte er Rechtswissenschaften in Marburg und war Zeitfreiwilliger im Studentenkorps Marburg des Reichswehrbataillons Marburg (→ Kapp-Aufstand). 1922 legte Eckhardt das Erste Staatsexamen ab. Nach wenigen Wochen promovierte er zum Doktor der Rechte mit dem Thema Die Witzenhäuser Schwabenhandschrift. Da Dr. Eckhardt ähnlich wie Dr. a.D. Karl-Theodor zu Guttenberg augenscheinlich nie das Zweite Staatsexamen ablegte, blieb ihm nur die wissenschaftliche Laufbahn. Die Voraussetzung zu einem Volljuristen wie Rechtsanwalt, Richter (Ausnahme Richter am Bundesverfassungsgericht BVerfG) oder Staatsanwalt wäre das Zweite Staatsexamen gewesen. Während der Arbeiten an seiner 1924er Habilitationsschrift Der Deutschenspiegel, seine Entstehungsgeschichte und sein Verhältnis zum Schwabenspiegel war Eckhardt Leiter des Stadtarchivs Witzenhausen und Justitiar einer Fabrik. Die Behauptung einer Syndikusanstellung ist falsch. Dafür muß man Volljurist sein.

Im April 1928 wurde Eckhardt Professor in Kiel, wo er schon 1930 dem Kultusministerium und Handelsministerium Preußens als Nationalsozialist gemeldet wurde. Im Mai 1931 Eintritt in die SA (Kraftfahrer und SA-Redner), im Februar 1932 in die NSDAP und Oktober 1933 Wechsel in den SS-Nachrichtensturm 1/20 Kiel. Nach Zwischenspielen an der Handelshochschule Berlin und der Universität Bonn Wahrnehmung einer Professur für Mittlere Geschichte an der Universität Berlin. Eckhardt war außerdem bis April 1936 in der Hochschulabteilung des Reichs- und Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung tätig. 1936 war er als Präsident des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde vorgesehen.

Nach einer Auseinandersetzung mit Walter Frank wegen einer von diesem gewünschten Professur ohne Lehrverpflichtungen, wurde Walter Frank durch Adolf Hitler am 31. Juli 1935 zum Präsidenten des Instituts ernannt. Frank sah im fachlich bewanderten Eckhart einen Konkurrenten und sandte Kopien eines Nachrufs Eckhardts auf den jüdischen Rechtswissenschaftler Max Pappenheim quer durch Deutschland.[1] Im Mai 1937 entschied sich Adolf Hitler gegen die Ernennung Eckhardts als Generaldirektor der preußischen Staatsarchive wegen unzulänglicher Einstellung in der Judenfrage. Im selben Jahr Rückkehr an die Universität Bonn zum Lehrstuhl für germanische Rechtsgeschichte, Familienrecht und Familienforschung.

Nach Wehrmachtseinsätzen im Polenfeldzug sowie im Westfeldzug 1940 und danach während der Besatzung als Auswerter für militärische und politische Fragen der Abwehrleitstelle zwei Jahre Kriegsgefangenschaft. 1948 wurde er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, während die Emeritierung 1966 durch die Fakultät hintertrieben wurde.

Eckhardt war weiterhin forschend tätig als Stadtarchivar und Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica, Abteilung Leges.[2][3]

Chronologie

Prof. Dr. jur. Eckhardt; Vater von acht Kindern, darunter Tochter Irmgard, die ihn bis zuletzt betreute.
  • Studium in Marburg, Mitglied im Corps Teutonia Marburg
  • Freikorps-Kämpfer in Thüringen
  • 1922 Dr. jur. Marburg
  • Stadtarchivar und Syndikus einer Papierfabrik in Witzenhausen
  • 1924 Privatdozent in Göttingen
  • 1928 o. Professor der Rechte in Kiel
  • 1930 o. Professor für Handelsrecht an der Handelshochschule in Berlin
  • 1931 Mitglied der SA
  • 1932 Mitglied der NSDAP (NSDAP-Nr.952.083)
  • 1932 o. Professor für Handelsrecht an der Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn
    • auch Dekan der juristischen Fakultät
  • 1933 Mitglied der SS (SS-Nr.179.922)
  • Mitbegründer des NSKK in Bonn
  • 1933 o. Professor an der Universität Kiel und Dekan der juristischen Fakultät
  • 1934 Mitglied in der Deutschen Glaubensbewegung (Mitglieds-Nr. 27) nach Kirchenaustritt (evangelisch)
  • Oktober 1934 bis Juni 1936 Referent des Reichserziehungsministeriums (Hauptreferent in der Hochschulabteilung des Reichs- und Preußischen Kultusministeriums)
  • 1. Januar 1935 SS-Untersturmführer
    • 1. Juli 1935 SS-Führer beim Stab RFSS
  • 9. November 1935 SS-Obersturmführer
  • 20. April 1936 SS-Hauptsturmführer
    • 1.12.1936 SS-Führer im SD-Hauptamt
    • 1.12.1937 SS-Führer beim Stab RFSS
  • 1935/1936 Professor für Germanisches Recht an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin
    • Herausgeber der Zeitschrift Deutsche Rechtsgeschichte
  • 1937 ordentlicher Professor für Germanische Rechtsgeschichte, Familienrecht und Sippenforschung in Bonn und Direktor des deutschrechtlichen Instituts des Reichsführers SS
    • Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, konnte sich aber gegen Walter Frank nicht als Kronjurist der Nationalsozialisten durchsetzen
  • 9.11.1938 SS-Sturmbannführer, zuletzt Sturmstaffel-Sturmbannführer im Persönlichen Stab „Reichsführer-SS“ (immer wieder durch seinen Wehrmachtdienst unterbrochen)
    • 1.12.1938 SS-Führer beim Stab RFSS
    • 1. Oktober 1942 SS-Führer im persönlicher Stab RFSS
    • 1. Oktober 1943 SS-Führer im persönlicher Stab RFSS
    • 1. Oktober 1944 SS-Führer im persönlicher Stab RFSS
  • 1941 auch Professor für Religionsgeschichte
  • 1939-1945 Soldat
  • 1945-1947 VS-amerikanische und französische Kriegsgefangenschaft
  • 1948 Verweigerung der Emeritierung und entlassen
  • Stadtarchivar und Direktor des Deutschrechtlichen Instituts (Historisches Institut des Werralandes) in Witzenhausen

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • 1934 stellvertretender Vorsitzender der Zentraldirektion der MGH (Leiter der Abteilung „Leges“)
  • korrespondierendes Mitglied der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck
  • korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen
  • Ehrenmitglied der Historischen Gesellschaft in Bremen

Familie

Karl August war der Sohn von Justizrat Wilhelm Eckhardt (1871–1934), Rechtsanwalt und Notar in Witzenhausen, und dessen Gemahlin Wilhelmina „Minna“, geb. Reccius (1877–1947).

Erste Ehe

Am 14. April 1925 in Marburg/Lahn heiratete Dr. Eckhardt seine verlobte Ilse Margarete Christiane Berta Thiel (Lebensrune.png 1. Mai 1905 in Münster in Westfalen), Tochter von Dr. phil. Alfred Thiel, ordentlicher Professor der physikalischen Chemie an der Universität Marburg, und der Anna, geb. Hamburger. Aus der Ehe sind fünf Kinder entsprossen. Ende 1929 kam es zum Schicksalsschlag, ihr erstes Kind, die zweijährige Tochter, verstarb – eine Tragödie, die beide nie überwunden hatten. Dennoch kamen vier weitere Kinder, während der letzten Schwangerschaft erkrankte Ilse und starb am 7. November 1937 in Bad Godesberg nur weinige Tage nach der Geburt ihres fünften Kindes. Eine 19jährige Freundin der Familie, Irmgard Rauch, sprang ein und unterstützte den niedergeschlagenen und überforderten Eckhardt.

Zweite Ehe

Aus Freundschaft und Dankbarkeit wurde Liebe und schließlich drei weitere Kinder. Am 30. Juli 1938 heiratete Prof. Dr. Eckhardt in Bad Godesberg Irmgard Anna Pia Rauch (Lebensrune.png 10. Juni 1918 aus Jena), Tochter des Geheimen Regierungsrates Dr. jur. Dr. rer. pol. h. c. Karl Rauch (1880–1953), o. Professor der Rechte an der Universität Graz, und der Hilde, geb. Walter.

Prof. Rauch, Ritter des Eisernen Kreuzes (1914) II. Klasse am weiß-schwarzen Bande, war seit 1912 o. Professor für Rechtswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, von 1932 bis 1933 o. Professor für Bürgerliches Recht, Deutsches Recht und Handelsrecht an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und von 1933 bis 1942 Honorarprofessor für Handelsrecht, Wirtschaftsrecht an der Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, wo er seinen Kollegen Karl August Eckhardt kennengelernt hatte und ebenso wie er in Bad Godesberg wohnhaft war.

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Heiber, Helmut: Walter Frank und das Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands. 1966, S. 888f.
  2. Stolleis, Michael: Juristen - Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 1995.
  3. Weiterführendes zu Eckhardts rechtsbildendem Wirken im Rahmen der SS bei: Schneider, Christina: Die SS und "das Recht" - Eine Untersuchung anhand ausgewählter Beispiele. 2005. S. 210–238.
  4. Karl August Eckhardt