Liebert, Eduard von

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Eduard von Liebert, Deutsch-Ostafrika (1896 bis 1902).jpg

Eduard Wilhelm Hans Liebert, seit 1900 von Liebert (Lebensrune.png 16. April 1850 in Rendsburg; Todesrune.png 14. November 1934 in Tscheidt) war eine deutscher Offizier der Preußischen Armee, der Schutztruppe und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Infanterie sowie von 1896 bis 1900 Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Er war außerdem von 1907 bis 1914 Mitglied des Reichstages und betätigte sich zudem als Militärschriftsteller, zuweilen auch mit dem Pseudonym „Samarticus“.

Werdegang

Oberst Eduard Liebert 1896 als militärischer Begleiter des chinesischen Vizekönigs Li Hung-Chang.jpg
General der Infanterie Eduard von Liebert II.jpg

Nach seiner Erziehung im Kadettenkorps wurde Liebert, Sohn des Majors i. G. Friedrich Wilhelm Liebert (1805–1853) und der Emilie, geb. Lohmeyer (1829–1908), am 13. Juni 1866 als Portepee-Fähnrich dem 3. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 58 der Preußischen Armee in Glogau überwiesen. Im Deutschen Bruderkrieg nahm er an den Schlachten bei Nachod (27. Juni 1866), Skalitz (28. Juni 1866) und Königgrätz, sowie den Gefechten bei Schweinschädel und Gradlitz teil.

General der Infanterie Eduard von Liebert.jpg
„Prägendes Erlebnis für L. war der Krieg 1870/71, in dem er wegen Auszeichnung vor dem Feind zum Offizier befördert wurde. Nach dem Besuch der Kriegsakademie und einer Tätigkeit als Taktiklehrer an der Kriegsschule Hannover wurde er 1881 in den Großen Generalstab kommandiert. Eine wichtige Rolle in seiner militärischen Karriere spielte sein steter Gönner Gf. Waldersee. Früh kam er mit namhaften Kolonialpionieren und führenden Kolonialpolitikern in Kontakt. Bis zum Ende der Monarchie vertrat er an der Spitze einer Gruppe von Offizieren den Militärstandpunkt in der Kolonialpolitik und -Verwaltung. 1890 wurde L. im Auftrag Bismarcks nach Ostafrika geschickt, um über die Wissmannsche Expedition zu berichten. Wegen seiner Kolonialbegeisterung fiel er jedoch in Berlin in Ungnade, und Caprivi drohte ihm sogar mit Redeverbot. Nach seiner Beförderung zum Oberst und zum Kommandeur des Grenadier-Rgt. Nr. 12 in Frankfurt/Oder (1894) erfolgte am 3.12.1896 die von ihm ersehnte Ernennung zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Seine Bemühungen waren auf die ‚völlige Befriedung des Landes‘, die Besiedlung der Hochländer durch deutsche Einwanderer und die wirtschaftliche Nutzung der Kolonie (1897 Einführung der Hüttensteuer) gerichtet. Inzwischen zum General befördert (1897), wurde L. schon im Sept. 1900 wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Kolonialabteilung, insbesondere wegen des von ihm befürworteten Eisenbahn- und Telegraphenbaus, aber auch aufgrund seiner rigiden Amtsführung, zurückberufen.
Nach einem vorübergehenden Kommando bei der 6. Division in Brandenburg reichte er – bei Manövern in Ungnade gefallen – 1903 seinen Abschied ein. Fortan widmete er sich ganz seiner politischen Tätigkeit in nationalen Verbänden wie der Deutschen Kolonialgesellschaft, dem Alldeutschen Verband, dem Flottenverein und dem Wehrverein, zu dessen Mitbegründern er zusammen mit dem General Aug. Keim (1845–1926) gehörte. Er tat sich auch als Mitinitiator und 1. Vorsitzender des ‚Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie‘ hervor. Im Reichstag, dem er als Mitglied der Reichs- und Freikonservativen Partei 1907-14 angehörte, trat er als kolonialpolitischer Gegner der aufgeklärt-liberalen Reformpolitik Dernburgs für Arbeitszwang, eine deutsch-nationale Siedlungspolitik sowie für eine Erweiterung des deutschen Kolonialbesitzes ein. Schon vor Ausbruch des 1. Weltkriegs vom ‚Willen zum Krieg‘ beseelt, übernahm L. während des Krieges bis zur Erreichung der Altersgrenze 1917 verschiedene Kommandos an der Front (1917 Orden Pour le mérite). Danach agitierte er als militanter Alldeutscher und Vertreter deutscher Weltpolitik für die Vaterlandspartei. Er gewann ein Mandat für das Preuß. Abgeordnetenhaus im Wahlkreis Stendal (1917/18). Wie eine Reihe anderer Kolonialoffiziere stand L. in den innenpolitischen Kämpfen nach dem Umsturz auf Seiten der gegenrevolutionären Kräfte. Er wirkte in Wort und Schrift für nationalistische Verbände, u. a. als kolonialpolitischer Sprecher des Alldeutschen Verbandes. 1929 trat er in die NSDAP ein.“[1]

Familie

Gneisenau von Eduard von Liebert.jpg

Premier-Lieutenant Liebert heiratete am 27. April 1876 in Kiel seine Verlobte Helene Dittmer, die Tochter des Weingroßhändlers in Kiel und Ahrensburg und Kaufmanns Ernst Dittmer (1856–1898). Aus der Ehe ging die Tochter Elsa (Lebensrune.png 1877) sowie ein Sohn hervor. Nach dem Tod seiner Gemahlin heiratete er 1899 in Daressalam deren Schwester Maria Charlotte (Lebensrune.png 1872).

Beförderungen und Dienststellungen

  • 13.6.1866 Portepee-Fähnrich
    • aus dem Kadettenkorps kommend dem 3. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 58 der Preußischen Armee in Glogau überwiesen
  • 6.8.1866 Sekonde-Lieutenant
  • 13.07.1872 Premier-Lieutenant
    • 20. Juni bis 19. September 1872 Adjutant der 20. Infanterie-Brigade in Posen
    • 1. Oktober 1872 als Premierleutnant in der 10. Kompanie seines Stammregiments für drei Jahre an die Kriegsakademie kommandiert
      • während dieser Zeit war er vom 23. Juli bis zum 30. September 1874 zur Dienstleistung beim Posenschen Feldartillerie-Regiment Nr. 20 kommandiert
      • 1. bis 21. Juli 1875 Teilnahme an einer Übungsreise des Generalstabes des V. Armee-Korps
    • Dienst in der 8. Kompanie/3. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 58
    • 1. Januar 1876 unter Stellung à la suite als Lehrer zur Kriegsschule nach Hannover versetzt
    • 3. Januar bis zum 20. Februar 1877 zur Dienstleistung beim Königs-Ulanen-Regiment (1. Hannoversches) Nr. 13 abkommandiert
    • 15. August 1878 à la suite des 1. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 13 gestellt unter der Belassung in seinem Kommando
  • 17.9.1878 Hauptmann
    • Gemeinsam mit dem Kartografen Julius Iwan Kettler sowie dem Tropen-erfahrenen „Konsul G. A. Wilhelmy“, dem hannoverschen Oberlehrer Mejer und dem Physik-Professor Gustav von Quintus-Icilius gehörte der Kriegschullehrer Eduard Liebert zu den insgesamt zwölf Bürgern, die am 27. September 1878 zunächst ein „Provisorisches Komitee für die Stiftung einer Geographischen Gesellschaft zu Hannover“ bildeten.
    • 3. Januar bis 19. Februar 1879 zur Dienstleistung beim Hannoverschen Füsilier-Regiment Nr. 73 kommandiert
    • 1880 Großer Generalstab in Berlin
    • 1. Januar 1882 bis zum 4. Dezember 1884 Mitglied der Ober-Militär-Examinierungs-Kommission
    • 4. Dezember 1884 in das 2. Hanseatische Infanterie-Regiments Nr. 76 nach Hamburg versetzt und zum Chef der 3. Kompanie ernannt
      • später Chef der 1. Kompanie
    • 5. Dezember 1885 unter der Überweisung zum Großen Generalstab in den Generalstab der Armee zurückversetzt
    • 29. Dezember 1885 als Erster Generalstabsoffizier in den Generalstab der 12. Division in Neiße versetzt
  • 20.2.1886 Major
    • 20. September 1887 wieder in den Großen Generalstab versetzt
      • zeitgleich vom 1. November 1887 bis 6. Februar 1891 auch Lehrer an der Kriegsakademie
    • 25. September bis zum 9. Oktober 1889 mit der Führung der Gesandtschaft des Sultans von Zanzibar betraut
    • 1. April 1889 bis 1. Juli 1890 mit der Stellvertretung des Reichskommissars für Ostafrika beauftragt
  • 16.5.1891 Oberst-Lieutenant
    • 7. Februar 1891 Ia von Walther Bronsart von Schellendorf beim X. Armee-Korps
    • 29. März 1892 Rang und die Gebührnisse eines Abteilungschefs erhalten
    • 17. Mai 1892 unter Beibehaltung dieses Kommandos und unter Stellung à la suite des Generalstabes der Armee in den Nebenetat des Großen Generalstabs versetzt
    • 28.7.1892 Chef des Generalstabes X. Armee-Korps in Hannover
  • 14.5.1894 Oberst
    • 14.5.1894 Kommandeur des Grenadier-Regiments „Prinz Carl von Preußen“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12 in Frankfurt/Oder
    • 9. Juni bis 4. Juli 1896 „Ehrendienst“ beim chinesischen Vizekönig Li Hung-Chang
    • 3.12.1896 Deutsch-Ostafrika, Gouverneur (als Nachfolger von Hermann von Wissmann)
      • Zu dem Zweck dieser Verwendung am 3. Dezember 1896 aus der Preußischen Armee ausgeschieden und unter Stellung à la suite der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika in den Kolonialdienst übergetreten
      • 16. Februar 1897 für die Dauer der Beurlaubung des Oberstleutnants Lothar von Trotha zugleich mit den Geschäften des Kommandeurs der Kaiserlichen Schutztruppe beauftragt
  • 20.7.1897 Generalmajor
    • 22. September 1897 bis auf Weiteres die Geschäfte des Kommandeurs der Schutztruppe übertragen
    • 13. März 1901 wieder in der Preußischen Armee angestellt; bei den Offizieren von der Armee (Reserve)
    • 9.4.1901 mit der Führung der 6. Infanterie-Division in Brandenburg an der Havel beauftragt (Nachfolger von Bruno Jonas)
  • 18.5.1901 Generalleutnant
    • 18.5.1901 mit der Beförderung zum Kommandeur der 6. Infanterie-Division ernannt
    • 7./18.4.1903 mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt
    • 1.7.1913 Mit der Erlaubnis die Uniform des Grenadier-Regiments „Prinz Karl von Preußen“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12 zu tragen
    • 4.10.1914 reaktiviert und zunächst als Kommandant von Lodz im General-Gouvernement eingesetzt, am 7. November 1914 von diesem Posten enthoben und seine Mobilmachungsbestimmung aufgehoben
    • 14. Januar 1915 reaktiviert und zum Kommandeur der 15. Reserve-Division ernannt, mit der er in der Folgezeit an der Westfront zum Einsatz kam
  • 27.1.1916 Charakter als General der Infanterie
    • 14.1.1917 Kommandeur der 15. Reserve-Division (Nachfolger von Arthur von Eisenhart-Rothe)
  • 25.2.1917 General der Infanterie (Ernennung)
    • Als Nachfolger von Richard von Kraewel Führer des Generalkommandos z. b. V. Nr. 54/7. Armee (Schlacht an der Aisne)
    • 17.6.1917 außer Dienst (Verabschiedung)
  • 1918 Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Generalleutnant Eduard von Liebert, Orden vor 1902
Prägestempelpaar (Patrizen) zur Medaille 1925 von Karl Goetz
Silbermedaille auf das 60. Dienstjubiläum (1866–1926)

Werke (Auswahl)

  • Das Russische Infanterie-Regiment vom Jahre 1881 (Prikas vom 11. Juli 1881), Mittler und Sohn, Berlin 1882
  • Ueber Verfolgung. Ein Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin am 9. März 1882, Mittler und Sohn, Berlin 1883
  • Die Verwendung der Reserven in der Schlacht. Nach einem Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin am 28. November 1894, Mittler und Sohn, Berlin 1895
  • Von der Weichsel zum Dnjepr : geographische, kriegsgeschichtliche und operative Studie, Helwingsche Verlagsbuchhandlung, 1896
  • Neunzig Tage im Zelt – Meine Reise nach Usehe im Juni bis September 1897, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898 (Bestellmöglichkeit als PDF-Datei)
  • Gneisenau, in: „Illustrierte Helden-Bibliothek, Geistes- und Kriegshelden aller Völker und Zeiten“, Heft 21, 1900
  • Die deutschen Kolonien und ihre Zukunft, 1906
  • Fürst Bismarck und die Armee. Vortrag beim Bismarckkommers in der Philharmonie am 30. März 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
  • Aus einem bewegten Leben – Erinnerungen, J. F. Lehmanns Verlag, München 1925

Literatur

  • Wilhelm Müller-Rüdersdorf: Deutsche Kolonialpioniere in Afrika, 1938
  • Paul Burg: Forscher, Kaufherrn und Soldaten: Deutschlands Bahnbrecher in Afrika, in kurzen Lebensbildern dargestellt, 1936

Fußnoten

  1. Deutsche Biographie
  2. 2,0 2,1 2,2 Harry von Rège: Offizier-Stammliste des Infanterie-Regiments Nr. 76. Mauke. Hamburg 1902, S. 118–119.
  3. Deutscher Ordens-Almanach – Handbuch der Ordensritter und Ordensdamen deutscher Staatsangehörigkeit, 3.1908/09 (1908), S. 896