Mende, Erich
Erich Mende ( 28. Oktober 1916 in Groß Strehlitz, Oberschlesien; 6. Mai 1998 in Bonn) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie promovierter Jurist und BRD-Politiker. Von 1960 bis 1968 war er Vorsitzender der FDP und von 1957 bis 1963 der FDP-Bundestagsfraktion. 1963 bis 1966 amtierte er als Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen und war zugleich Stellvertreter des Bundeskanzlers Ludwig Erhard.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erich Mende wurde 1916 in Groß-Strehlitz/Oberschlesien geboren. Nach dem Abitur und Reichsarbeitsdienst trat er am 1.10.1936 als Offiziersanwärter ins Infanterie-Regiment 84 ein. Standort dieses Regiments war Gleiwitz. Bei diesem Regiment wurde er auch 1939 zum Leutnant befördert.
Zweiter Weltkrieg
Während des Polenfeldzuges wurde er das erste Mal verwundet und erhielt auch das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Während dem Westfeldzug 1940 führte er den Pionierzug/Infanterie-Regiment 84. Bei den Übergangskämpfen an der Maas bewährte er sich zum wiederholten Male und erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Während des Rußlandfeldzuges zum Oberleutnant befördert, war Mende Chef der 10. Kompanie/Infanterie-Regiment 84.
Für seine Leistungen erhielt er am 30. Mai 1942 das Deutsche Kreuz in Gold. Mit seiner Kompanie stand er an vielen bekannten Schlachtorten im Einsatz, u. a. Grodno, Minsk, Smolensk, Wjasma und Moskau. Nach abermaliger Verwundung wurde er zur Genesung in ein Heimatlazarett in Dresden verlegt. Nach der Rückkehr in den Fronteinsatz kämpfte er u. a. bei Rshew, Kaluga, Orel, Gomel, am Dnjepr und den Pripjet-Sümpfen.
Für seinen unermüdlichen Einsatz in vorderster Front erhielt er die Nahkampfspange. Nach einer Kommandierung als Regimentsadjutant, erhielt er die Beförderung zum Hauptmann und wurde Bataillonskommandeur.
Endkampf
Anfang 1945 zum Major befördert, übernahm Mende das Grenadier-Regiment 216, das im Rahmen der 102. Infanterie-Division in Ostpreußen kämpfte. Am 28. Februar 1945 erhielt Mende, als Major und Führer des Grenadier-Regiments 216, für seine Leistungen während der Abwehrkämpfe am Narew im Jahre 1944 das Ritterkreuz.
Die „Befreiung“ erlebte er in Ostpreußen, wo er noch durch eine dramatische Absetzbewegung seiner Männer vor der sowjetischen Kriegsgefangenschaft bewahren kann. Mende wurde von den Briten festgenommen und verhinderte in einer beherzten Intervention die beabsichtigte Sprengung des Marine-Ehrenmals Laboe, wofür er später das Goldene Eichenblatt erhielt.
Nachkriegszeit
Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte Mende in Köln und Bonn Rechtswissenschaften und promovierte bereits 1949 (ggf. 1950). Schon 1946 trat er der FDP bei und stieg zum Vorsitzenden auf.
- „In dem Entwurf des Bundesversorgungsgesetzes war ein § 8 mit dem Wortlaut enthalten: ‚Soweit ein Anspruch auf Zahlung von Versorgungsbezügen wegen politischer Belastung nicht besteht, entfällt auch der Anspruch auf Geldleistungen nach diesem Gesetz.‘ Nach heftigen Protesten der FDP und deren Abgeordneten Erich Mende strich der Ausschuss für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen am 26. September 1950 den § 8 mit der Begründung, ein Sozialgesetz solle keine politischen Bestimmungen enthalten. Auch die Erwähnung der Waffen-SS in Paragraph 2 war gestrichen worden. Ohne Ausschussklausel nahm der Bundestag das BVG an.“[1]
Während der Bundestagswahl 1961 trat die FDP unter Mende mit der Losung „Mit der CDU/CSU aber ohne Adenauer“ an. Als es dann doch wieder zu einer Koalition mit ihr unter Adenauer als Bundeskanzler kam trug dies der FDP den Ruf ein eine „Umfaller-Partei“ zu sein, den sie bis heute nicht nur nicht los wurde, sondern der sich danach noch weiter verfestigen sollte.
Später wurde Mende Bundesminister und Vizekanzler unter Ludwig Erhard. Als Gegner der FDP-Politik unter der Regierung Brandt wechselte er zur CDU und schied 1980 aus dem BRD-Bundestag aus.[2]
Tod
Major a. D. Dr. jur. Erich Mende verstarb 1998 in Bonn. Neun Tage nach seinem Tode wurde Mende am 15. Mai 1998 vom Deutschen Bundestag mit einem Staatsakt geehrt und auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg beigesetzt.
Familie
Erich Mende war zweimal verheiratet und hatte drei Söhne und eine Tochter. Sein ältester Sohn Walter Mende gehört der SPD an und war von 1994 bis 1999 Oberbürgermeister von Leverkusen.
Auszeichnungen (Auszug)
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 8. November 1939
- 1. Klasse am 1. Juni 1940
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Panzervernichtungsabzeichen in Schwarz/Silber
- Nahkampfspange des Heeres in Bronze
- Deutsches Kreuz in Gold am 30. Mai 1942[3] als Oberleutnant und Chef der 10. Kompanie/Infanterie-Regiment 84
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 28. Februar 1945[3] als Major und Führer des Grenadier-Regimentes 216
- Großoffizier des Ordens vom Kreuz des Südens (Bruststern), 1960
- Kommandeur des Ordens des Befreiers San Martin, 1960[4]
- Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 10. März 1967
- Goldenes Eichenblatt des Deutschen Marinebunds, 1983
- Schlesierschild der Landsmannschaft Schlesien 1993
Veröffentlichungen
- Das parlamentarische Immunitätsrecht in der Bundesrepublik Deutschland und ihren Ländern. Dissertation, Köln 1950.
- Staatspolitische Aufsätze. Bonn 1952.
- Die FDP – Daten, Fakten, Hintergründe. Stuttgart 1972.
- Bilanz aus der Distanz. Ist der Parlamentarismus in einer Krise? Hamburg 1981.
- Das verdammte Gewissen. Zeuge der Zeit 1921–1945. Herbig, 1982.
- Die neue Freiheit. Zeuge der Zeit 1945–1961. Herbig, 1984.
- Von Wende zu Wende. Zeuge der Zeit 1962–1982. Herbig, 1986.
- Der Annaberg und das deutsch-polnische Verhältnis. Bonn : Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände, 2. Auflage 1994.
Verweise
- In der Goldhagen-Debatte während der 19. „Aschaffenburger Gespräche“ bemerkt Mende, daß er und seine Kameraden nur auf den „20. Juli“ gewartet hätten
- Theodor-Heuss-Preis für Erich Mende?, Das Ostpreußenblatt, 17. Januar 1976
Fußnoten
Theodor Heuss (1948–1949) • Franz Blücher (1949–1954) • Thomas Dehler (1954–1957) • Reinhold Maier (1957–1960) • Erich Mende (1960–1968) • Walter Scheel (1968–1974) • Hans-Dietrich Genscher (1974–1985) • Martin Bangemann (1985–1988) • Otto Graf Lambsdorff (1988–1993) • Klaus Kinkel (1993–1995) • Wolfgang Gerhardt (1995–2001) • Guido Westerwelle (2001–2011) • Philipp Rösler (2011–2013) • Christian Lindner (seit 2013)
- Geboren 1916
- Gestorben 1998
- Deutscher Wirtschaftsjurist
- Deutscher Major
- Deutscher Autor
- BRD-Politiker
- FDP-Mitglied
- CDU-Mitglied
- Bundestagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- Bundestagsabgeordneter (Hessen)
- Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen
- Vizekanzler (BRD)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)
- Major (Heer der Wehrmacht)
- Angehöriger des Reichsarbeitsdienstes
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Kriegsgefangener
- Träger des Schlesierschildes