Feuersturm
Der Feuersturm ist eine militärische Taktik zur Vernichtung der Zivilbevölkerung in Städten und die Auslöschung des jahrhundertealten kulturellen Erbes.
Inhaltsverzeichnis
Prinzip
Die Grundlage eines Feuers ist die ständige Sauerstoffnot desselben. Diese schließt eine Luftströmung (auch Wind) mit ein. Der Feuersturm entwickelt sich, wenn viele kleine Brandherde der bombardierten Stadt sich zu einem Großfeuer vereinen. Die erhitzte Atmosphäre schießt wie ein Riesenkamin nach oben. Die längs dem Erdboden nachströmende Luft erzeugt den Feuersturm, der wiederum die kleinen Brände zur vollen Entfaltung bringt. Der Sog der durch sauerstoffarme, aufsteigende und sauerstoffreiche, nachströmende, bodennahe Luft entsteht, führt zu orkanartigen Windstärken. Mobiles wird je nach Masse und Aerodynamik in das Feuer durch den Saugdruck hineingezogen. Durch die Intensität des Feuers kann sich die Luft im Brandkessel auf Temperaturen von weit über 2.000 Grad Celsius aufheizen. Bei dieser Temperatur beginnt Beton zu brennen.
Folgen für die Menschen
Der Luftstrom erlaubt kein Gehen oder Stehen, gleich einem Transportgebläse werden die Menschen in den Brandherd befördert. Durch die Erhitzung der Atmosphäre auf etwa 1.000 Grad Celsius erfolgt eine nahezu vollständige Verbrennung. Darüber hinaus fehlt der stark erhitzten Luft der für das menschliche Leben notwendige Sauerstoff.
Verwirklichung des Feuersturms gegen deutsche Städte
In England waren während des Krieges Dutzende Wissenschaftler damit beschäftigt, die theoretischen Grundlagen für die gezielte Erzeugung eines Feuersturmes zu ermitteln. Den Briten war der Feuersturm eine willkommene Zugabe zum Zerstörungswerk der Bomben. Im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland war es Ziel der anglo-amerikanischen „Befreier“, bei ihren Terrorangriffen auf deutsche Städte möglichst in jedem Fall einen solchen Feuersturm auszulösen, um dabei so viele Deutsche wie möglich zu töten (→ Bombenkrieg, Flächenbombardements). Am geeignetsten für diese Brandbombentaktik waren historische Stadtkerne, welche viele hölzerne Fachwerkhäuser im Bestand hatten. Darüber hinaus wurden durch einen solchen nicht mehr zu löschenden Brand sämtliche Kulturgüter unwiederbringlich zerstört, während reine Sprengbomben immerhin noch Reste hinterließen. Nach dem Abklingen der Brände nach einigen Tagen blieb im Schutt nichts Brennbares mehr übrig, selbst die Steine und andere Baumaterialien waren durch die extreme Hitze geschmolzen oder verbrannt.
Weltweites Kriegsgeschehen
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Zu den bekanntesten Feuersbrünsten gehören der Feuersturm von Hamburg 1943 („Operation Gomorrha“) mit mindestens 34.000 Toten, die Luftangriffe auf Dresden mit bis zu 350.000 Toten, und der Feuersturm von Tokio 1945 mit über 100.000 Toten. In Neu York referierte der Schriftsteller Julien Green in seinem Tagebuch kommentarlos eine Meldung aus Stockholm (die er der New York Times vom 5. August 1943 entnommen hat):
- „Ein deutsches Kind, Flüchtling aus Hamburg, erreicht die Grenze nach der grauenvollen Bombardierung Hamburgs durch die RAF. Das Kind ist zwölf Jahre alt. Es trägt zwei Säcke, die es vor den Zöllnern öffnen muß; der erste enthält die Kaninchen des kleinen Jungen, der zweite den Leichnam seines zweijährigen Bruders.“
Über die Zerstörung von Königsberg heißt es:
- Diesmal überschütteten die Bomber mit System und Sorgfalt die gesamte Innenstadt vom Nordbahnhof bis zum Hauptbahnhof mit erstmalig eingesetzten Napalmkanistern, Spreng- und Brandbomben verschiedener Bauart, so daß innerhalb kurzer Zeit die ganze Stadt gleichzeitig zu brennen anfing. Durch die Hitzeentwicklung und den sofort entstehenden Feuersturm hatte die in den engeren Straßen wohnende Zivilbevölkerung keine Chance zu entkommen. Sie verbrannte vor den Häusern genauso wie in den Kellern … Was jedermann über den Luftangriff auf Dresden weiß, weil er oft in aller Schrecklichkeit beschrieben wurde, erlebten die Königsberger schon sechs Monate vorher. (Michael Wieck: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Beck-Verlag 2005)[1]
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Die diabolische Grausamkeit dieser Art der Kriegsführung verstieß gegen das damalige Völkerrecht, insbesondere gegen die Martenssche Klausel. Die Flächenbombardements deutscher Städte waren Verbrechen, vor allem weil sie nachweislich primär zum Zwecke der Terrorisierung der Bevölkerung durchgeführt wurden und nicht der Zerstörung militärischer Ziele galten. Ohnehin verletzten diese Angriffe das völkerrechtliche Prinzip der Verhältnismäßigkeit.
Beispiele
Einige Beispiele für absichtlich erzeugte Feuerstürme während der Befreiung der dortigen Deutschen:
- in Lübeck nach dem Luftangriff auf Lübeck am Palmsonntag am 28./29 März 1942
- in Wuppertal nach den Luftangriffen auf Wuppertal am 29./30. Mai 1943 und am 24./25. Juni 1943
- in Hamburg nach dem Luftangriff auf Hamburg am 27./28. Juli 1943
- in Remscheid nach dem Luftangriff auf Remscheid am 30./31. Juli 1943
- in Kassel nach dem Luftangriff auf Kassel am 22./23. Oktober 1943
- in Leipzig nach dem Luftangriff auf Leipzig am 3./4. Dezember 1943
- in Kaiserslautern nach dem Luftangriff auf Kaiserslautern am 14. Juli 1944
- in Saarbrücken nach dem Luftangriff auf Saarbrücken am 5. August 1944
- in Königsberg bei den Luftangriffen auf Königsberg am 26./27. und 29./30. August 1944
- in Darmstadt nach dem Luftangriff auf Darmstadt am 11./12. September 1944
- in Stuttgart nach dem Luftangriff auf Stuttgart am 12./13. September 1944
- in Braunschweig nach dem Luftangriff auf Braunschweig am 14./15. Oktober 1944
- in Koblenz nach dem Luftangriff auf Koblenz am 6. November 1944
- in Heilbronn nach dem Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944
- in Ulm nach dem Luftangriff auf Ulm am 17./18. Dezember 1944
- in Dresden nach den Luftangriffen auf Dresden am 13. Februar 1945
- in Pforzheim nach dem Luftangriff auf Pforzheim am 23./24. Februar 1945
- in Mainz nach dem Luftangriff auf Mainz am 27. Februar 1945
- in Würzburg nach dem Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945
- in Hanau nach dem Luftangriff auf Hanau am 19. März 1945
- in Hildesheim nach dem Luftangriff auf Hildesheim am 22./23. März 1945
Außerhalb Deutschlands gab es bislang nur am 6. August 1945 beim Atombombenabwurf auf Hiroshima einen ähnlichen Feuersturm und zuvor zwei weitere ebenfalls in Japan, wenn auch nicht annähernd derart zerstörerische:
- in Tokio nach dem US-amerikanischen Luftangriff auf Tokio am 9. März 1945. Wegen der aufsteigenden Hitze mußte die feindliche Bomberstaffel ihre Angriffshöhe erhöhen.
- in Kobe nach dem Luftangriff auf Kobe am 17. März 1945
Filmbeitrag
Aufnahmen des englischen Feindes vom Feuersturm über Dresden:
Siehe auch
- Bombenterror
- Terrorflieger
- Der Tod kam vom Himmel (Margit Alm)
- Bombenterror der Alliierten
- Verbrechen der Alliierten
- Völkermord am deutschen Volk
- „Höllensturm – Die Vernichtung Deutschlands, 1944–1947“
- Dokumentation über die Kriegsverbrechen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg
Literatur
- Claus Nordbruch: Bombenterror: todsichere Methode des Ethnic cleansing, in: ders.: Der deutsche Aderlaß – Alliierte Kriegspolitik gegen Deutschland nach 1945. Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. 28, 3. Aufl., Grabert-Verlag, Tübingen 2012, S. 106–121
- Günter Zemella: Warum mußten Deutschlands Städte sterben?: Eine chronologische Dokumentation des Luftkrieges gegen Deutschland 1940–1945, Kloster-Buchhandlung und Klosterhaus-Versand, 2014, ISBN 978-3941730106 [704 S.]
- Thomas Goodrich: Höllensturm – Die Vernichtung Deutschlands, 1944–1947, Createspace Independent Publishing, 2015, ISBN 978-1517540241 [475 S.]
- A. C. Grayling: Die toten Städte. Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. C. Bertelsmann, München 2007[2] – Der Autor ist ein britischer Philosoph (geb. 1949)
- Pit Pietersen: Kriegsverbrechen der alliierten Siegermächte: Terroristische Bombenangriffe auf Deutschland und Europa 1939–1945, Norderstedt (BoD) 2006 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
- Karsten Kriwat: Alliierter Luftterror von Dresden bis Bagdad (Klappentext)
- Hans-Joachim von Leesen: Bombenterror. Der Luftkrieg über Deutschland (Klappentext)
- Sven Felix Kellerhoff: So zerstörten Bomben deutsche Städte – eine Bilanz. welt.de, 10. Mai 2015
- Christine Kluge: Die geplante Vernichtung. Entwicklung 1648–1948 und danach, und „Rechtfertigung des Bombenkrieges“ aus englischer Sicht (Klappentext)
- Maximilian Czesany: Allierter Bombenterror, Druffel-Verlag, 1986
- David Irving: Der Untergang Dresdens - Feuersturm 1945 (Klappentext und Bestellmöglichkeit)
- Hans Brunswig: Feuersturm über Hamburg (Klappentext und Bestellmöglichkeit)
- Heinz Schön: Königsberger Schicksalsjahre - Der Untergang der Hauptstadt Ostpreußens 1944–1948
Verweise
- Der Alliierte Bombenholocaust, nexusboard.net
- „... daß Du, Königsberg, nicht sterblich bist.“ Vor 60 Jahren wurde die Pregelstadt ein Opfer alliierter Terrorangriffe (in: Preußische Allgemeine Zeitung / 28. August 2004)