Luftangriffe auf Wuppertal

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Während des Zweiten Weltkriegs wurde Wuppertal in den Nächten vom 29. auf den 30. Mai 1943 (sog. Luftangriff auf Wuppertal-Barmen) und vom 24. auf den 25. Juni 1943 (sog. Luftangriff auf Wuppertal-Elberfeld) von zwei schweren Luftangriffen heimgesucht.

Bei diesen Luftangriffen wurden große Bereiche der Wuppertaler Stadtteile Barmen, Elberfeld und Ronsdorf durch Bomben der britischen Royal Air Force und darauf folgende Feuerstürme zerstört. Daneben gab es zahlreiche weitere kleinere Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, bei denen Wuppertal durch alliierte Flugzeuge angegriffen wurde. Insgesamt kamen während des Zweiten Weltkriegs in Wuppertal mehr als 6.500 Menschen durch alliierte Luftangriffe ums Leben; 38 Prozent der bebauten Stadtfläche wurde zerstört.

Der Weg zum Luftangriff auf Wuppertal

Mit dem Luftangriff am 6. März 1943 auf die deutsche Stadt Essen begann das britische Bomberkommando die sog. „Battle of the Ruhr“. Auf Wuppertal waren bis zum Mai 1943 insgesamt 150 Spreng- und 4.000 Brandbomben gefallen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 27 Tote zu beklagen, 11 Wohnhäuser waren zerstört und 14 Wohnhäuser schwer beschädigt worden. Im Gegensatz zu anderen Städten im Westen des Deutschen Reichs war Wuppertal bis dahin von Luftangriffen verschont geblieben. Das lang gezogene, bebaute Tal der Wupper befindet sich in einem hügeligen, meist unter einer Dunstglocke liegenden Gebiet, das sich mit den damaligen Navigationsinstrumenten der Royal Air Force nur schwer so genau als Ziel anfliegen ließ, daß die Bombenlast treffsicher ins Ziel fand.

Da die Briten mit der Battle of the Ruhr die Industrie des Ruhrgebiets zum Stillstand bringen wollten, Wuppertals Industrie jedoch als Zulieferant der Rüstungsindustrie galt, waren Luftangriffe auf Wuppertal langfristig unumgänglich.

Die Entscheidung zu einem Luftangriff auf Wuppertal traf das britische Bomberkommando am frühen Nachmittag des 29. Mai 1943. Alles hing nun von den einsatzbereiten Flugzeugen und dem Wetter ab. Als Ziel dieses ersten Großangriffs wurde die Innenstadt des Stadtteils Barmen festgelegt. Die Piloten wurden angewiesen, Wuppertal aus Südwesten anzufliegen und über dem Stadtgebiet einen Kurs von 68 Grad zu halten. Auf diese Weise hoffte die Royal Air Force, daß der Bomberstrom dann über die Stadtteile Vohwinkel und Elberfeld zum Ziel der Barmer Innenstadt fliegen würde und so alle zu früh ausgelösten Bomben zumindest noch die Stadtteile Elberfeld und Vohwinkel träfen.

Der Luftangriff auf Wuppertal-Barmen

In den Abendstunden des 29. Mai 1943 starteten 708 Flugzeuge mit dem Ziel Wuppertal. Nur 34 dieser Maschinen hatten eine reine Sprengbombenladung. Beinahe alle weiteren hatten je zur Hälfte Spreng- und Brandbomben an Bord. Das Gesamtgewicht der in dieser Nacht nach Deutschland transportierten Bomben bestand aus 920 Tonnen Spreng- und 1.014 Tonnen Brandbomben.

Die Bomberverbände wurden von den deutschen „Mammut“- und „Wassermann“-Radargeräten schon gegen 23:30 Uhr über Ostengland geortet, worauf kurze Zeit später die ersten Nachtjäger starteten und die Flakdivisionen alarmiert wurden. Während der Bomberstrom nach seinem Einflug in das von Deutschen kontrollierte Gebiet nun von vielen Flugwachen und Radargeräten erfaßt und überwacht wurde, flogen die britischen Bomber über die niederländische Küste mit Kurs in Richtung Köln. In dieser Phase kehrten 62 britische Bomber wegen angeblicher technischer Defekte um, während die übrigen Maschinen, aufgeteilt in fünf Wellen, ihr Ziel weiter ansteuerten. Nach Mitternacht am 30. Mai 1943 um 0:14 Uhr wurde in Wuppertal Fliegeralarm ausgelöst. Während die britischen Bomberverbände etwas vom Kurs abgekommen waren und Wuppertal nun aus südsüdwestlicher Richtung anflogen, waren in Wyton 11 britische Flugzeuge vom Typ De Havilland Mosquito gestartet, um Wuppertal nun einzeln anzufliegen und im Abstand von 6 Minuten ihre Markierungen, die sog. Christbäume, abzuwerfen. Die Mosquitos wurden dabei durch das Funknavigationssystem „Observer Bombing Over Enemy“, kurz Oboe genannt, zu ihrem Zielort geführt. Auf diese Weise erreichte der erste Mosquito um 0:47 Uhr Wuppertal und setzte dort 4 rote Markierungen. Nur wenige Minuten danach, um 0:49 Uhr, warfen die ersten Flugzeuge zahlreiche Brandbomben auf Barmen. Die Maschinen dieser ersten aus 50 Flugzeugen bestehenden Welle, die von den Engländern „fire-raisers“ genannt wurden, trugen eine spezielle Bombenmischung mit sich, die – nach ihrer Detonation – den nachfolgenden Staffeln den Weg weisen sollte. Von den britischen Flugzeugbesatzungen gaben später 611 an, der Meinung zu sein, die Stadt Wuppertal getroffen zu haben. Eine Auswertung von Nachtaufnahmen zeigte jedoch, daß nur rund 475 Flugzeuge ihre Bombenlast im Umkreis von fünf Kilometern um das Ziel abgeworfen hatten. In dieser Nacht meldeten die deutschen Abfangjäger 15 Abschüsse. Andere britische Flugzeuge stürzten bei Aachen, Maastricht, Hasselt und Jülich ab. Insgesamt konnte der Angriff von den Briten als Erfolg gewertet werden, denn spätere Auswertungen zeigten, daß die Zielgenauigkeit (Konzentration der Bombenabwürfe), die bis dahin von den Briten genaueste im Luftkrieg war. Die Barmer Innenstadt war mit rund 1.700 Spreng- und rund 280.000 Brandbomben durch die Briten zerstört worden. Nach diesem Großangriff auf Barmen wurden aus rund 3.900 total zerstörten Häusern 2.732 Tote, darunter 726 Männer, 1.544 Frauen, 434 Kinder und 28 Ausländer geborgen. Später wurde diese Zahl der Gesamttodesopfer auf 3.380 korrigiert.

Der Luftangriff auf Wuppertal-Elberfeld

Der Stadtteil Elberfeld war bis in den Sommer 1943 weitestgehend von Schäden durch Luftangriffe verschont geblieben. Weniger als zehn Menschen waren bis zu diesem Zeitpunkt durch rund 70 Spreng- und 5.000 Brandbomben in den westlichen Stadtteilen Wuppertals getötet worden. Auch der schwere Luftangriff auf Wuppertal-Barmen in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1943 hatte, entgegen den britischen Erwartungen, nur verhältnismäßig wenig Schaden angerichtet, da ein großer Teil der „Bombenfehlabwürfe“ eben nicht, wie von der Royal Air Force beabsichtigt, die Elberfelder Innenstadt getroffen hatte.

Doch die Bevölkerung Elberfelds war sich nun ebenfalls im Klaren, daß nach dem Barmer Angriff auch ihre Tage gezählt waren. Trotzdem ließen sich viele Bewohner des zerstörten Stadtteils Barmen nicht davon abhalten, aus ihren zerstörten Wohnungen zu Verwandten oder Freunden nach Elberfeld zu ziehen.

Aufgrund der Tatsache, daß die britischen Bomberverbände zwar ihr Ziel Barmen zerstört hatten, Elberfeld aber verschont geblieben war, befahl das britische Oberkommando einen erneuten Angriff. Hierzu wurden am 24. Juni 1943 durch das Bomberkommando 630 Flugzeuge zum Angriff auf Elberfeld bereitgestellt. Diese Maschinen starteten in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 zu ihrem Angriff auf Elberfeld. Die geplante Flugroute war dabei fast identisch mit der des Angriffs auf Wuppertal-Barmen. In den deutschen Luftschutzwarnzentralen gingen gegen Mitternacht die ersten Meldungen über Einflüge über der Scheldemündung ein. Dieser Einflug der britischen Bomberverbände dauerte bis zum 25. Juni 1943 um 1:07 Uhr an, während in Wuppertal bereits die ersten Bomben detonierten. Aufgrund von taktischen Bombenabwürfen war das Angriffsziel für die Deutschen bis zuletzt unklar geblieben. Erst um 1:11 Uhr glaubte die Warnzentrale in Duisburg, daß Wuppertal vermutlich das Hauptangriffsziel sei. Etwa zu dieser Zeit waren auch die ersten „Christbäume“ am Himmel über dem Tal zu sehen. Fast zeitgleich begann das Bombardement mit Spreng- und Brandbomben. Die Bomberverbände waren pünktlich, von Südwesten her kommend, über Solingen am Ziel eingetroffen. Laut britischem Angriffsbericht sollen in dieser Nacht 1.082 Tonnen Spreng- und 1.220 Tonnen Brandbomben über dem Zielgebiet abgeworfen worden sein. Auf diese Weise wurden etwa 3.000 Wohngebäude zerstört und 2.500 schwer beschädigt. Darüber hinaus kamen 1.900 Menschen, darunter 716 Männer, 1.046 Frauen, 62 Jungen und 79 Mädchen ums Leben. Von diesem Luftangriff kehrten 33 britische Flugzeuge nicht zu ihren Stützpunkten zurück. Ein großer Teil von ihnen war durch deutsche Abfangjäger abgeschossen worden.

Folgen

Mit den Bombardierungen der Barmer und Elberfelder Innenstädte im Mai und Juni 1943 erreichte der Krieg auch die sogenannte Heimatfront. Trotz der zerstörerischen Folgen der Bomben, der vielen Toten und des großen Leids in der Wuppertaler Bevölkerung standen die meisten Volksgenossen weiterhin hinter dem Führer.

Die historische Bausubstanz in den urbanen Hauptzentren wurde bis auf wenige Ausnahmen zerstört oder so schwer beschädigt, daß etliche sehenswerte Gebäude der Gründerzeit abgerissen werden mußten. Zum Opfer fielen kulturhistorisch bedeutende Gebäude wie beispielsweise die Barmer Stadthalle und das weltweit zweite Planetarium, aber auch hunderte der alten Bürgerhäuser.

Die heute von vielen als unattraktiv empfundenen Zentrumsbereiche Elberfelds und Barmens verdanken ihr Aussehen dieser Zerstörung und den vermeintlich „modernen“ Bauplanungen der 1950er Jahre, die vor allem die schnelle Errichtung von funktionellen wie schnörkellosen Baukörpern und die Schaffung breiter Straßenschneisen für den wachsenden Individualverkehr im Blick hatten. Überlegungen, auch das schwer zerstörte Schwebebahngerüst abzureißen, wurden schnell verworfen.

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Krüger, „Das historische Wuppertal“, Band III – „Die zerstörte Stadt“, Dr. Wolfgang Schwarze Verlag
  • Herbert Pogt, „Bomben auf Wuppertal“, Born-Verlag, ISBN 3870930632
  • Claus Nordbruch: Bombenterror: todsichere Methode des Ethnic cleansing, in: ders.: Der deutsche Aderlaß – Alliierte Kriegspolitik gegen Deutschland nach 1945. Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. 28, 3. Aufl., Grabert-Verlag, Tübingen 2012, S. 106–121
  • Günter Zemella: Warum mußten Deutschlands Städte sterben?: Eine chronologische Dokumentation des Luftkrieges gegen Deutschland 1940–1945, Kloster-Buchhandlung und Klosterhaus-Versand, 2014, ISBN 978-3941730106 [704 S.]
  • Thomas Goodrich: Höllensturm – Die Vernichtung Deutschlands, 1944–1947, Createspace Independent Publishing, 2015, ISBN 978-1517540241 [475 S.]
  • Jan von Flocken: Verbrechen an Deutschen – Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen. Compact Geschichte Nr. 8, 2019 [82 S.], Bezugsnachweis
  • A. C. Grayling: Die toten Städte. Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. C. Bertelsmann, München 2007[1] – Der Autor ist ein britischer Philosoph (geb. 1949)
  • Pit Pietersen: Kriegsverbrechen der alliierten Siegermächte: Terroristische Bombenangriffe auf Deutschland und Europa 1939–1945, Norderstedt (BoD) 2006 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
  • Karsten Kriwat: Alliierter Luftterror von Dresden bis Bagdad (Klappentext)
  • Hans-Joachim von Leesen: Bombenterror. Der Luftkrieg über Deutschland (Klappentext)
  • Sven Felix Kellerhoff: So zerstörten Bomben deutsche Städte – eine Bilanz. welt.de, 10. Mai 2015
  • Christine Kluge: Die geplante Vernichtung. Entwicklung 1648–1948 und danach, und „Rechtfertigung des Bombenkrieges“ aus englischer Sicht (Klappentext)
  • Maximilian Czesany: Allierter Bombenterror, Druffel-Verlag, 1986


  1. Bert Hoppe: War die alliierte Bombardierung deutscher Städte ein Kriegsverbrechen?, Berliner Zeitung, 20. März 2007 – Rezension