Bäke, Franz
Franz Fritz August Bäke ( 28. Februar 1898 in Schwarzenfels, Franken; 12. Dezember 1978 in Hagen, Westfalen)[1] war ein deutscher Vizefeldwebel des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg, Freikorpskämpfer, Burschenschafter, Zahnarzt und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor des Heeres sowie Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Bäke wurde am 28. Februar 1898 im fränkischen Schwarzenfels geboren.
Erster Weltkrieg
Nach dem Abitur trat er am 19. Mai 1915 als Kriegsfreiwilliger in das 5. Westfälische Infanterie-Regiment 53 ein. Drei Monate später ging es an die Front. Auf der Bekleidungskammer gab er seine Pickelhaube, den Paraderock und die Übungsmunition ab. Dafür empfing er einen Stahlhelm, die feldgraue Uniform, scharfe Munition und erhielt zuletzt für den Fall der Fälle eine Erkennungsmarke.
Bei den blutigen Stellungskämpfen an der Westfront war Bäke als Meldegänger, Essenholer und vorgeschobener Beobachter eingesetzt. Vor allem aber bewährte er sich als Patrouillengänger. Für den unerschrockenen Grabenkämpfer wurde das Niemandsland der erbittert umkämpften Trichterfelder und Drahthindernisse zur hohen Schule des Sturminfanteristen. Es gelang ihm immer wieder, feindliche Maschinengewehrnester auszuräuchern, Gefangene einzubringen oder den Nachschub des Gegners zu stören. Von den alten erfahrenen Fronthasen wurde der junge Abiturient bissig umbenannt: statt Kriegsfreiwilliger nannten sie ihn Mutwilliger Bäke.
Auf den Schlachtfeldern Flanderns und an der Somme hauste der Gymnasiast in nassen und kalten Erdstellungen und holte sich hier das soldatische Reifezeugnis. Bei Kriegsende war Franz Bäke Vizefeldwebel und Offiziersanwärter und überdies mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Zwischenkriegszeit
Doch das schmähliche Kriegsende im November 1918 entließ die deutsche Jugend nicht aus dem Gesetz des Kampfes. Bäke, schwerverwundet aus dem Krieg heimgekehrt, folgte dem Ruf des Vaterlandes und stritt in den Reihen des Freikorps Epp für den Fortbestand des Reiches. Während der Straßenkämpfe gegen die Spartakisten bildete sich bei dem jungen Mann die Erkenntnis heraus, daß nur eine nationale und sozialistische Bewegung im Geiste der Frontkameradschaft eine neue und starke Nation bilden kann.
Unter dem Eindruck der Nachkriegswirren fand Bäke seinen politischen Standort in der NSDAP. Dort war er in erster Linie in der SA aktiv. Zwischenzeitlich hatte er studiert, promoviert und sich im westfälischen Hagen als Zahnarzt niedergelassen. In der SA war er der Prototyp des politischen Soldaten und prägte durch seine Persönlichkeit die von ihm geführten Einheiten. Sein letzter Dienstgrad war der eines Standartenführers.
Nach der Wiedererlangung der Wehrhoheit nahm der Zahnarzt ab 1937 wieder freiwillig an Übungen bei der Aufklärungsabteilung 6 in Münster teil, wodurch er nunmehr untrennbar mit der Panzerwaffe verbunden war. Im Jahr 1939 schloß er seine Praxis, von der man spaßhaft sagte, daß in ihr mehr über Politik geredet wurde, als daß dort Zähne gezogen wurden.
Zweiter Weltkrieg
Im Polenfeldzug führte er als Leutnant die Kompanie einer Panzerabteilung. Bereits hier hatte er seinen Spitznamen „der tolle Doktor“ weg, weil er das eigene schwere Feuer eines beginnenden Panzerangriffs unterlief, um dem Führer des Spitzenzuges eine wichtige Meldung zu machen.
Im Westfeldzug 1940 gelangen ihm als Führer einer kleinen Kampfgruppe große Erfolge. Er machte Zehntausende von Gefangenen und zerstörte und erbeutete unzählige Feindpanzer und Geschütze. Beim weiteren Vormarsch in Frankreich fuhr er mit nur zwei eigenen Panzern in einen englischen Überraschungsangriff hinein, stoppte diesen und beförderte anschließend 500 Briten in deutsche Gefangenenlager. Er durchlebte alle Höhen und Tiefen des Panzerregiments 11.
Ab 1. November 1939 war er Oberleutnant der Reserve, ab Februar 1941 Hauptmann der Reserve, ab August 1942 Major der Reserve. Immer wieder glänzte Dr. Franz Bäke mit spektakulären Waffentaten. So konnte er mit seinen Männern am 1. Januar 1943 in Häuser- und Nahkämpfen in Nowo Marjewka gegen zwei sowjetische Bataillone und etwa 30 Panzer bestehen. 27 feindliche Panzer wurden dabei abgeschossen.
Ein von Dr. Bäke aus eigenem Entschluß durchgeführter Angriff hatte anschließend den Erfolg, daß der zwischen dem 3. Bataillon des Panzergrenadier-Regiments 114 (Werchne Obliwiskij) und Nowo Marjewka vorangetriebene Keil unter Abschuß von 32 Panzern (davon 20 T 34) vernichtet wurde. Damit war ein erneuter Durchbruch des sowjetischen 25. Panzerkorps auf die Eisenbahnlinie westlich Morosowskaja verhindert. Dr. Franz Bäke erhielt für seine Entschlußkraft am 11. Januar 1943 dann das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Am 11. Juli 1943 erreichte das verstärkte Panzerregiment 11 den zwölf Kilometer vor dem Donez liegenden Ort Kasatschja. Dr. Bäke überzeugte seinen Regimentskommandeur, entgegen dem Divisionsbefehl bei Nacht den Ort Rschawez zu nehmen und einen Brückenkopf über Sswernyi Donez zu bilden. Dr. Bäke und sein Ordonnanzoffizier, Leutnant Zobel, verließen ihren Befehlspanzer und vernichteten im Nahkampf mit Hafthohlladungen fünf feindliche Panzer. Anschließend bildete er am Nordufer des Donez mit seinen schwachen Kräften befehlsgemäß einen Brückenkopf. Diesen hielten Bäke und seine Männer bis zum nächsten Tag gegen eine zeitweise zwanzigfache Übermacht der Bolschewiken. Am nächsten Morgen konnten deutsche Verstärkungen aus diesem Brückenkopf heraus zum Angriff antreten.
In einem zeitgenössischen Gefechtsbericht hieß es:
- „Oberst von Oppeln-Bronikowski, der Kommandeur des Pz.Rgt. 11, setzte Ritterkreuzträger Major Franz Bäke mit seiner Panzerabteilung und einem unterstellten SPW-Bataillon zum Handstreich gegen den Fluß ein. Bäke rollte mit seinen Panzern an den russischen Stellungen vorbei. Die Sowjets glaubten, es sei einer ihrer Verbände, weil vorn ein T-34 rollte, zwar mit dem Balkenkreuz übermalt, aber mit Balkenkreuz; einem sehr kleinen Balkenkreuz;, wie Major Bäke später sagte. Sie passierten einen russischen Panzerverband in einer Stärke von 22 T-34. Diese zogen an ihnen vorüber, ohne sie zu erkennen. Sieben Feindpanzer kehrten um. Bäkes Befehlspanzer stellte sich ihnen entgegen. Es war ein Panzer III mit einer Holzkanone als Attrappe. Die russischen Panzer schossen immer noch nicht. Ihr Kommandant wußte anscheinend nicht, was sie tun sollten. Sie hatten sicherlich Lunte gerochen, waren aber wohl noch nicht einig.
- In diesem Augenblick der Unschlüssigkeit handelte Major Bäke. Er sprang mit seinem Ordonnanzoffizier, Oberleutnant Zumpel, aus dem Befehlspanzer. In jeder Hand eine Hafthohlladung rannte er auf die nächststehenden T-34 zu. Im Laufen übergab er eine Ladung an seinen Ord.Offz. Sie erreichten die Panzer, brachten die Ladungen an, sprangen zur Seite, landeten bis zur Brust im Wasser, und dann krachte es zweimal.
- Plötzlich war der Teufel los. Leuchtspur flitzte durch die Nacht. Die deutschen Wagen jagten der Brücke entgegen. Sie hatten diesselbe aber noch nicht erreicht, als diese mit donnernden Schlägen gesprengt wurde. Dennoch kamen Pioniere hinüber und Grenadiere zogen nach. Der Brückenkopf wurde gebildet, und am anderen Morgen standen Bäkes Männer auf dem Nordufer des Donez.“
Für diese an der Front als „nächtliche Gespensterfahrt“ berühmt gewordene Aktion wurde Dr. Franz Bäke am 1. August 1943 mit dem Eichenlaub geehrt. Im November 1943 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant der Reserve und die Ernennung zum Regiments-Kommandeur.
Anfang 1944 trat Dr. Bäke an der Spitze seines Regiments zum Entsatz der Eingeschlossenen im Kessel von Tscherkassy an. Nach unbeschreiblichen Strapazen und härtesten Kämpfen gegen zahlenmäßig weit überlegene Feindkräfte, bei unbeschreiblichen Wegeverhältnissen und Witterungen gelang es, an einer Stelle den feindlichen Ring aufzubrechen und einen Großteil der Soldaten zu retten. Dabei wurden 268 sowjetische Panzer und Sturmgeschütze sowie 156 Geschütze vernichtet. Diese dramatischen Einsätze zur Rettung der im Kessel von Tscherkassy (→ Dnepr-Karpaten-Operation) Eingeschlossenen beschreibt ein Teilnehmer wie folgt:
- „Für den am 4. Februar 1944 beginnenden Entlastungsangriff hatte die Heeresgruppe das III. Pz.Korps vorgesehen, zu dem auch das sPz.Rgt. „Bäke“ (einschließlich der schweren Panzer-Abteilung 503) gehörte, und als Beginn den 4. Februar bestimmt. Die schweren Panzer liefen sich bei Tauwetter und Regen im tiefen Schlamm fest. Bis zum 7. Februar hatte das sPz.Rgt. Bäke die feindliche Front aufgerissen und sich gegen eine Übermacht an Panzern und Pak mühsam vorwärtsgeboxt. Bäke ließ einen Scheinangriff führen, der den Feind band. Mit seinen Panthern rollte er um die Schluchten herum und stand dann im Rücken des Gegners. Im Kampf von zwei Seiten wurden 80 feindliche Panzer und eine Menge Pak abgeschossen.
- Nunmehr wurde das III. Pz.Korps mit dem sPz.Rgt. Bäke zum Entsatz des Kessels eingesetzt. Bäkes Pantherabteilung konnte im letzten Augenblick die Brücke von Frankowka nehmen. Bei diesem Angriff fielen 30 russische Panzer den Panther-Kanonen zum Opfer. Doch der weitere Vorstoß ging nur mühsam voran. Am nächsten Tag gelang es Oberstleutnant Bäke, bis auf 8 km an den Kesselrand heranzukommen.
- Der Ausbruch aus dem Kessel begann am 17. Februar um 23.00 Uhr. Die erste Welle der Ausbrechenden kam bis zu Bäkes Panzern durch. Nachfolgende Gruppen gerieten in das Feuer sowjetischer Panzer. Erst am nächsten Tag gelang es Bäke, nach Zuführung von Treibstoff mit wenigen Tigern und Panthern weiter vorzustoßen und starke Kräfte des Gegners zu fesseln. Damit war der Weg endgültig frei. Das Regiment kämpfte sich nach Erfüllung der Aufgabe durch mehrere feindliche Sperr-Riegel wieder zurück.“
Die Verleihung der Schwerter am 21. Februar 1944 und die Beförderung zum Oberst der Reserve am 1. Mai 1944 waren der offizielle Lohn für diese Leistungen.
Im Juli 1944 wurde Bäke Kommandeur der Panzer-Brigade 106 „Feldherrnhalle“, mit der er im Westen kämpfte. Diese Panzerbrigade (u. a. mit Albert Dressel) wurde als Trägerin der politischen und kämpferischen Tradition der SA angesehen; viele ältere Angehörige der Brigade waren bereits in der Kampfzeit SA-Männer gewesen, so wie ihr Kommandeur. Oberst Bäke übernahm Ende 1944 als letzte Kommandeursstelle die 13. Panzer-Division. Am 1. Januar 1945 wurde er aktiver Offizier und kurz darauf mit der Aufstellung der Panzer-Division „Feldherrnhalle 2“ beauftragt, die er ab März im Osten führte, wo ihn am 1. April die Beförderung zum Generalmajor erreichte.
Verwundungen
Insgesamt wurde er im Kriege 13mal im eigenen Panzer abgeschossen und siebenmal verwundet.
Nachkriegszeit
Ab 8. Mai 1945 bis Mitte 1947 befand Bäke sich in VS-amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Danach gründete er seine Praxis neu und war als Zahnarzt in Hagen tätig.
Tod
Dr. Franz Bäke verunglückte am 12. Dezember 1978 bei einem Verkehrsunfall bei Hagen in Nordrhein-Westfalen, nach anderen Quellen verstarb er erst im Krankenhaus Bergmannsheil in Bochum. Er wurde auf dem Waldfriedhof Loxbaum in Hagen mit militärischen Ehren durch die Bundeswehr beigesetzt, an seiner Seite ruht inzwischen seine Gemahlin.
Beförderungen (Wehrmacht)
- Leutnant der Reserve (1. Dezember 1937)
- Oberleutnant der Reserve (1. Januar 1940)
- Hauptmann der Reserve (1. Mai 1941)
- Major der Reserve (1. August 1942)
- Oberstleutnant der Reserve (1. November 1943)
- Oberst der Reserve (1. Mai 1944)
- Oberst, aktiv (1. Januar 1945)
- Generalmajor (20. April 1945)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 15. Juli 1916
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Deutsches Reichssportabzeichen in Gold
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. (1914) am 26. September 1939 als Leutnant der Reserve und Führer der 1./Panzer-Abteilung 65
- Eisernes Kreuz (1939) 1. Klasse am 1. Juni 1940 als Oberleutnant der Reserve und Führer der 1./Panzer-Abteilung 65
- Verwundetenabzeichen (1939) in Gold
- 3 Sonderabzeichen für Panzervernichtung durch Einzelkämpfer
- Panzerkampfabzeichen in Silber und Gold
- Gold, V. Stufe mit Einsatzzahl „100“ am 26. April 1944 als Oberstleutnant der Reserve und Kommandeur des Panzer-Regiment 11
- Dreimalige namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 31. Januar 1944, 5. Oktober 1944 und 6. Dezember 1944
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern [2]
- Ritterkreuz am 11. Januar 1943 als Major der Reserve und Kommandeur II. Abteilung/Panzer-Regiment 11
- Eichenlaub am 1. August 1943 (262. Verleihung) als Major der Reserve und Kommandeur II. Abteilung/Panzer-Regiment 11 (Überreichung des Eichenlaubs im Führerhauptquartier in Rastenburg durch Adolf Hitler)
- Schwerter am 21. Februar 1944 (49. Verleihung) als Oberstleutnant der Reserve und Kommandeur des Panzer-Regimentes 11 (Überreichung der Schwerter auf dem Obersalzberg durch Adolf Hitler)
Wehrmachtberichte
Datum | Originaler Worlaut des Wehrmachtberichtes |
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31, Januar 1944 | Die westfälische 16. Panzerdivision unter Führung des Generalmajors Back und ein unter der Führung des Oberleutnants Bäke stehendes schweres Panzerregiment haben sich hier besonders bewährt.[3] |
6, Dezember 1944 (addendum) | In den Abwehrkämpfen im Unterelsaß hat sich die Panzerbrigade 106 „Feldherrnhalle“ unter Führung des mit dem Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichneten Oberst Baeke durch hervoragenden Angriffsgeist und besondere Standfestigkeit ausgezeichnet. Sie schoß in 3 Tagen 40 feindliche Panzer ab.[4] |
Verweise
- Bäke, Franz, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1898
- Gestorben 1978
- Deutscher Zahnarzt
- Deutscher Generalmajor
- Militärperson (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- SA-Mitglied
- Generalmajor (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur einer Panzer-Division (Heer der Wehrmacht)
- Burschenschafter (20. Jahrhundert)
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Kriegsgefangener