Ritter von Epp, Franz
Franz Xaver Ritter von Epp ( 16. Oktober 1868 in München; 31. Dezember 1946 ebenda) war ein deutscher Berufssoldat, Offizier der Bayerischen Armee, des Armee-Oberkommandos in Ostasien, der Schutztruppe, des Kaiserlichen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht sowie ein bekannter nationalsozialistischer Politiker und unter anderem von 1933 bis 1945 Reichsstatthalter in Bayern.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kaiserreich
Geboren wurde er als ältestes von drei Kindern des katholischen Kunstmalers Rudolf Epp (1834–1910) und dessen Frau Katharina ( 1912) am 16.Oktober 1868 in München). Er besuchte dann ein Gymnasium, eine Kriegsschule und eine Kriegsakademie. 1887 war er Fahnenjunker im 9. bayerischen Infanterie-Regiment in Würzburg. 1896 war er Offizier im bayerischen Infanterie-Regiment 19 in Erlangen.
1900 ging Epp als Freiwilliger zum 1. Ostasiatischen Infanterie-Regiment (beim Ostasiatischen Expeditionskorps) nach China, wo er allerdings erst nach der Beendigung des Boxeraufstandes ankam, am Gefecht bei Njang-tse-Kuan teilnahm und am 17. August 1901 wieder ausschied. Nach der Rückkehr war er von 1902 bis 1904 Adjutant der bayerischen 5. Infanteriebrigade in Zweibrücken in der Pfalz; dann folgte das zweite Auslandskommando.
Franz Epp kam 1904 als Hauptmann und Kompaniechef zur Schutztruppe nach Südwestafrika und nahm an den blutigen Abwehrkämpfen gegen die aufständischen Hereros und Hottentotten teil. 1907 war er Kompaniechef bei den „Leibern“ in München. 1908 wurde er Adjutant der 3. bayerischen Division in Landau. 1912 kam er als Bataillonskommandeur zu den „Leibern“ zurück.
Erster Weltkrieg
Er rückte dann im August 1914 mit seinem Bataillon ins Feld. Im Dezember 1914 war er bereits Kommandeur dieses ruhmreichen bayerischen Regiments, mit dem er nun an zahlreichen Schlachten in Frankreich, Flandern, Serbien, Rumänien und an der italienischen Front beteiligt war.
1916 war das Leibregiment mit Epp vor Verdun an der Einnahme von Fleury beteiligt, wofür er den königlich-bayerischen Militär-Max-Joseph-Orden mit dem dazugehörigen persönlichen Adelstitel („Ritter von“) verliehen bekam.
Bis zum Januar 1919 führte er dieses Regiment, dessen ruhmreiche Kriegsgeschichte mit seinem Namen auf das allerengste verknüpft war. Er war einer der wenigen Regimentskommandeure, die vier Weltkriegsjahre lang an der Spitze ihres Regiments gestanden haben.
Im letzten Kriegsjahre gehörte sein Regiment zur Heeresgruppe „Mackensen“, die in Rumänien abgeschnitten und in Ungarn interniert wurde. Oberst von Epp aber erreichte durch rücksichtslose Energie, durch die Drohung, sich den Rückweg mit Waffengewalt freizumachen, freien Durchzug für seine Truppen durch Ungarn in die Heimat.
Freikorps
Als er 1919 sein Freikorps „von Epp“ aufstellte, folgten ihm wesentliche Teile seines Regiments ins Freikorps, mit dem er München befreite. 1921 wurde er in die Reichswehr übernommen, zum Generalmajor befördert und zum Infanterie-Führer 7 in München ernannt. Als die nationalsozialistische Bewegung im November 1923 durch Verrat zusammengeschlagen wurde, nahm der Generalleutnant von Epp seinen Abschied. Vorher ließ er sich noch das zukünftige Recht zum Tragen einer Generalsuniform bestätigen.
Weimarer Republik
Aufsehen erregte er, als er im Oktober 1926 vor dem Femeausschuß des Reichstages in einer besonders drastischen Art den Bonzen des Systems seine Mißachtung zeigte. 1927 trat Epp in die bayerische Volkspartei ein, aber schon ein Jahr später schied er wieder aus und wurde am 1. Mai 1928 im Alter von 60 Jahren Mitglied der NSDAP. Dort wußte er, daß seine Werte wie Ehre und Vaterland, aber auch die Revision des Versailler Diktates und die Wehrhaftmachung Deutschlands am besten vertreten wurden. In der Partei, wo man ihm wieder Anerkennung und Beachtung schenkte, fand Epp – der zeitlebens Junggeselle blieb – anstelle des Militärs eine neue Ersatzheimat.
Im Mai 1928 wurde Epp als nationalsozialistischer Spitzenkandidat Bayerns in den Reichstag gewählt. Die NSDAP errang bei dieser Wahl zwölf Mandate, und Epp wurde ihr wehrpolitischer Sprecher. Im September 1932 wurde er von Hitler mit der Leitung des neuen Wehrpolitischen Amtes der NSDAP beauftragt, welches dem Stabe der Obersten SA-Führung angeschlossen war.
Drittes Reich
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler erfolgte am 9. März 1933 unter Berufung auf die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat eine Einsetzung Epps zum Reichskommissar für Bayern. Ihm wurde so die vollziehende Gewalt übertragen, wobei er wiederum die Polizeibefugnisse des Innenministeriums an den Gauleiter Adolf Wagner delegierte und Heinrich Himmler zum Präsidenten der Münchner Polizei ernannte. Eine Woche später, nach dem Rücktritt der Regierung Held, übernahm Epp kommissarisch die Leitung der eingesetzten Staatsregierung mit Wagner als neuem Innenminister, Hans Frank als Justizminister, Ludwig Siebert als Finanzminister und Hans Schemm als Kultusminister. Himmler wurde zusätzlich Chef der gesamten politischen Polizei Bayerns.
Am 10. April 1933 wurde Epp Reichsstatthalter in Bayern. Im Gegensatz zu den anderen Reichsstatthaltern war Epp aber kein Gauleiter der NSDAP. Mit dem zweiten Reichsstatthaltergesetz von 1935 wurden die Aufgaben Epps stärker auf die Repräsentation beschränkt. Sowohl er als auch die Staatsminister wurden der Fachaufsicht der Reichsminister in Berlin unterstellt. 1933 wurde er Reichsleiter der NSDAP.
Am 5. Mai 1934 wurde Epp durch Hitler zum Reichsleiter und Leiter (inoffiziell: Reichskolonialführer) des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP und im Mai 1936 zum Bundesführer des Reichskolonialbundes ernannt. Beide Ämter wurden 1943 abgeschafft.
1934 erfolgte auch die Berufung des leidenschaftlichen Jägers zum Bayerischen Landesjägermeister. Ein Jahr später erfolgte seine Beförderung zum General der Infanterie, und am 15. Oktober 1935 wurde er zum Chef des Infanterie-Regiments 61 der Wehrmacht ernannt.[1] 1936 nahm Epp an der Weltkraftkonferenz in Washington teil.
Ehrenplakette
Die Ritter-von-Epp-Plakette für Verdienste um die Kolonien wurde ab Juni 1941 in drei Stufen nur an verdiente Amtsträger verliehen, nämlich in Gold, Silber und Bronze. Da die Ehrenplakette nicht tragbar war, wurde ein tragbares Abzeichen dazu verliehen.
Politische Chronologie
Weimarer Republik
- 1919–1928 BVP
- 1922–1933 Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag)
- 1924 Führer des Notbann
- 1925 Präsident des Deutschen Kolonialbundes
- 1. April 1928 (a. A.: 18. Mai 1928) NSDAP (Nr. 85.475)
- 1928–1945 Mitglied des Stabes der Obersten SA-Führung
- Mai 1928–1945 Mitglied des Reichstages (NSDAP)
- 1928 – 8. September 1932 Leiter der Wehrpolitischen Abteilung in der Reichsleitung der NSDAP
- 1931 Leiter der NSDAP-Beobachterdelegation bei der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes in Genf
- 8. September 1932 – 1935 Leiter des Wehrpolitischen Amtes der NSDAP, zugleich Leiter des Wehrpolitischen Amtes der Obersten SA-Führung
- 8. September 1932 – 5. Juni 1934 Leiter des Kolonialreferats im Wehrpolitischen Amt der NSDAP
Drittes Reich
- 1933–1936 Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft
- 1933 – 11. Juni 1936 stellvertretender Präsident des Reichskolonialbundes
- 31. August 1933 – 1945 Reichsleiter der NSDAP
- 1933–1945 Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften e. V.
- 3. Oktober 1933 – 1944 ordentliches Mitglied der Akademie für Deutsches Recht (München)
- 12. Dezember 1933 – 1945 Mitglied des Ältestenrates des Reichstages
- 5. Mai 1934 – 17. Februar 1943 Reichsleiter des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP
- 12. Juni 1936 – 1945 Bundesführer des Reichskolonialbundes und Vorsitzender des Kolonialrates
Nachkriegszeit
Epp wurde Anfang Mai 1945 gemeinsam mit Hermann Göring und Waldemar Fegelein im Salzburger Land von der VS-Armee gefangengenommen. Aufgrund des Deutschland aufgezwungenen sogenannten Gesetzes zur Befreiung von Faschismus und Militarismus wurde im Sommer 1945 die General-von-Epp-Kaserne in Garmisch in Artillerie-Kaserne umbenannt.
Tod
Am 31. Dezember 1946 starb Franz Ritter von Epp im Alter von 78 Jahren in Internierungshaft in einem Münchener Krankenhaus. Er wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.
Beförderungen
- Dreijährig-Freiwilliger Offiziers-Aspirant (16. August 1887)
- Unteroffizier (7. Dezember 1887)
- Portepee-Fähnrich (9. März 1888)
- Sekondeleutnant (30. Oktober 1889)
- Premierleutnant (13. Oktober 1896; ohne Patent)
- Patent No. 40 erhalten (Leutnantspatent) mit Wirkung vom 7. November 1896
- umbenannt in Oberleutnant (1. Januar 1899)
- Hauptmann (11. Juli 1907; ohne Patent)
- Patent erhalten (Hauptmannspatent) mit Wirkung vom 15. September 1904
- Major (30. Oktober 1909; ohne Patent)
- Patent seines Dienstgrades No. 32 erhalten mit Wirkung vom 7. März 1910
- Oberstleutnant, Patent No. 8 (30. November 1914)
- Oberst (14. Dezember 1917)
- Generalmajor (2. Oktober 1921; mit RDA vom 1. Juli 1921)
- Charakter als Generalleutnant (31. Oktober 1923)
- SA-Gruppenführer (18. Dezember 1931)
- NSKK-Obergruppenführer und Ehrenführer (1. Juli 1932)
- SA-Obergruppenführer (1. Januar 1933)
- SA-Führer z. b. V. der Obersten SA-Führung (1. Januar 1933)
- als beratender SA-Führer für wehrpolitische Angelegenheiten
- Reichsleiter der NSDAP (3. August 1933)
- Charakter als General der Infanterie (25. Juli 1935)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- China-Denkmünze 1901
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse mit Schwertern am 24. Oktober 1901
- Kgl. Bayer. Militär-Verdienstorden IV. Klasse mit Schwertern
- Bayerischer Militärverdienstorden, III. Klasse mit Schwertern am 6. Juli 1905
- Südwestafrika-Denkmünze 1907
- Königlich Bayerische Prinz-Regent-Luitpold-Jubiläumsmedaille mit der Krone am 19. Oktober 1905
- Kgl. Bayer. Dienstauszeichnungskreuz, II. Klasse am 15. August 1906
- Königlich Preußischer Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Ritter des Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig, II. Klasse am 29. Dezember 1912
- Ritter des Johanniterordens
- Kgl. Bayer. Militär-Verdienstorden, III. Klasse mit Schwertern und mit der Krone am 11. September 1914
- Eisernes Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- II. Klasse am 22. Dezember 1914
- I. Klasse am 12. März 1915
- Offizierskreuz des Kgl. Bayer. Militär-Verdienstordens mit Schwertern und mit der Krone am 14. Februar 1916
- Ritter des Militär-Max-Joseph-Ordens am 23. Juni 1916 als Oberstleutnant und Kommandeur des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments
- Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 5. Mai 1917
- k. u. k. Österr. Militär-Verdienstkreuz, III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 19. Juli 1917
- Österreichischer Orden der Eisernen Krone, III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 26. September 1917
- Pour le Mérite am 29. Mai 1918 als Oberst und Kommandeur der 1. bayer. Jäger-Brigade für die Erstürmung des Kemmelbergs
- Bayerische Dienstauszeichnung, 1. Klasse
- Militärverdienstkreuz (Mecklenburg), II. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- Dienstauszeichnung der NSDAP, I. und II. Stufe
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern am 20. September 1943 als General der Infanterie
Ehrungen
1933 verliehen viele Gemeinden und Städte des Freistaates Bayern dem Reichsstatthalter Epp die Ehrenbürgerschaft. Das waren unter anderem:
- die Stadt Augsburg, 1946 aberkannt
- die Stadt Aichach, 1945 aberkannt
- die Stadt Coburg, 1946 aberkannt
- die Stadt Bad Reichenhall, 1946 aberkannt
- die Stadt Eggenfelden, 2011 aberkannt
- die Stadt Helmbrechts, 1946 aberkannt
- die Gemeinde Kreuth, aufgehoben
- die Stadt Laufen (Salzach), 1945 aberkannt
- die Stadt Ludwigshafen am Rhein, 1945 aberkannt
- der Markt Mittenwald, nach Zusammenbruch des Dritten Reichs als nichtig betrachtet
- die Stadt München, 1946 aberkannt
- die Stadt Neunburg vorm Wald, mit dem Tod erloschen
- die Stadt Rosenheim, 1945 aberkannt
- 1936: Ehrenbürgerschaft der Stadt Kolbermoor, 1946 aberkannt
Die Gebirgs-Motor-Sportschule des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) in Kochel am See wurde nach Ritter von Epp benannt.
Literatur
- Walter Frank: Franz Ritter von Epp – Der Weg eines deutschen Soldaten, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1934
- Josef H. Krumbach: Franz Ritter von Epp – Ein Leben für Deutschland, Franz Eher Verlag, München 1939
- Hannsjoachim W. Koch: Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918–1923. Aus dem Englischen von Klaus Oelhaf und Ulrich Riemerschmidt, Verlag Antaios, Schnellroda 2002, ³2014, ISBN 978-3-935063-12-8
Archiv (1. November 2018)
Fußnoten
- Geboren 1868
- Gestorben 1946
- Deutscher Politiker
- Deutscher General der Infanterie
- Schutztruppe
- BVP-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- Angehöriger der Reichswehr
- Ritter
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Reichstagsabgeordneter (Weimarer Republik)
- Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des Militär-Max-Joseph-Ordens (Ritter)
- Träger des Roten Adlerordens 4. Klasse
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (III. Klasse)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Ordens der Eisernen Krone (III. Klasse)
- Akademie für Deutsches Recht
- Person im Boxeraufstand
- Nobilitierter (Bayern)
- Rechtsritter (Johanniterorden)
- Ehrenbürger von Augsburg
- Ehrenbürger von Bad Reichenhall
- Ehrenbürger von Burghausen
- Ehrenbürger von Coburg
- Ehrenbürger von Ludwigshafen am Rhein
- Ehrenbürger von Mittenwald
- Ehrenbürger von München
- Ehrenbürger von Passau
- Ehrenbürger von Rosenheim
- Ehrenbürger von Würzburg
- Ehrenbürger von Eggenfelden