Führerhauptquartier „Wolfsschanze“
Wolfsschanze war der Tarn- bzw. Deckname für das militärische Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht und eines der „Führerhauptquartiere“ während des Zweiten Weltkrieges in der Nähe von Rastenburg in Ostpreußen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Den Decknamen gab Adolf Hitler der Anlage selbst, angelehnt an das von ihm verwendete Pseudonym „Wolf“, das er hauptsächlich in seiner privaten Korrespondenz der 1920er Jahre verwendet hatte. Ein weiterer Tarnname des Führerhauptquartiers Ost war „Görlitz“.
Bau und Einteilung
Die „Wolfsschanze“ entstand ab 1940 durch die Organisation Todt. Sie wurde in einen dichten Wald gebaut und zusätzlich durch nichtbrennbare Tarnnetze, einen speziellen tarnenden Mörtel und Flakstellungen gegen Flugzeugangriffe geschützt. Insgesamt errichtete man auf dem Gebiet zwischen 1940 und 1944 ca. 100 verschiedene Objekte und Gebäude. Die Baustelle hatte den Tarnnamen „Chemische Werke Askania“. Seit 1941, dem Beginn des Präventivkrieges gegen die Sowjetunion, war die „Wolfsschanze“ der Hauptaufenthaltsort des Führers des Großdeutschen Reiches.
Die Anlage umfaßte insgesamt ca. 40 Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude sowie sieben massive und 40 leichte Stahlbetonbunker. Die Decken der Bunker waren sechs bis acht Meter dick. Die Anlage verfügte außerdem über einen Bahnanschluß und besaß zwei Flugplätze. Sie war von einem 50 bis 150 Meter breiten Minengürtel und einem 10 km langen Stacheldrahtzaun umgeben. Es bestand ständige Funk- und Telefonverbindung nach Berlin und zu allen Frontabschnitten.
Der Oberbefehlshaber befand sich im Bunker Nr. 13 der spartanisch ausgelegten Anlage, im streng gesicherten Sperrkreis 1. Dort hielten sich neben den Kommandeuren der Wehrmacht auch hochrangige Vertreter der NSDAP auf. Insgesamt existierten drei Sperrkreise, für die man jeweils Passierscheine benötigte.
Im Sperrkreis 2 befanden sich auch die Unterkünfte des Führerbegleitbataillons, die aus Holzbaracken bestanden. Im Führerhauptquartier hielten sich insgesamt weit über 2.100 Offiziere, Soldaten und Zivilpersonen dauerhaft auf.
Bahnanschluß der Wolfsschanze
Von der Reichshauptstadt Berlin aus war die Wolfsschanze täglich mit dem Zug zu erreichen. Die Route verlief über Frankfurt an der Oder, Reppen, Neu Bentschen, Posen und Thorn. Die jeweils in Richtung Insterburg verkehrenden D-Züge hielten nach Thorn in Korschen; hier war eine Umsteigemöglichkeit in Richtung Rastenburg vorgesehen.
Der D-Zug 53 mit Abfahrt um 7.53 Uhr aus Berlin-Charlottenburg erreichte z. B. im Winter 1943/44 fahrplanmäßig um 15.28 Uhr Thorn Hauptbahnhof. Der D-Zug 55/56 von Berlin nach Posen verfügte über durchgehende Dienstzüge der Reichsregierung und der militärischen Führung in Richtung Korschen und Rastenburg. Gegebenenfalls konnten angeordnete Eilzüge eingesetzt werden (→ Posener Bahn).
Attentat
Auf dem Gelände der „Wolfsschanze“ verübte während einer Lagebesprechung Claus Schenk Graf von Stauffenberg das Attentat vom 20. Juli 1944 auf das Staatsoberhaupt. Am 20. November 1944 verließ Hitler endgültig die „Wolfsschanze“, als die Rote Armee nur noch wenige hundert Kilometer entfernt stand. Die Bunker übernahm danach der Stab der 4. Armee von General Friedrich Hoßbach.
Sprengung 1945
Als am 24. Januar 1945 die Rote Armee anrückte, wurden alle Objekte von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt. Laut Berechnungen wurden dafür bis zu 12 Tonnen Sprengstoff benötigt. Von 1945 bis 1955 wurden hier ca. 54.000 Minen entschärft.
Lageplan der Anlage
Bildergalerie
Eichenlaubverleihung durch Adolf Hitler im Sommer 1943; von links: Gerhard Engel (Adjutant des Heeres und Verbindungsoffizier des Heeres zum Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht), Karl Löwrick, Franz Griesbach, Waldemar von Gazen genannt Gaza, der Führer, Erich Bärenfänger, August Dieckmann, Wilhelm Niggemeyer und Ernst Kruse.
Hermann Göring, Wilhelm Meisel, Hans-Erich Voß und Karl Dönitz im Führerhauptquartier im September 1943
Der 1,87 m große Erwin Meierdrees mit Adolf Hitler bei der Eichenlaubverleihung Ende 1943
Der Führer gratuliert 14 Zeremonieteilnehmer zur Verleihung der Nahkampfspange des Heeres in Gold, 1944; 3. v. r.: Franz Schmid.
Aktuell
Von den Bunkern sind heute nur noch wenige Reste übrig. Das Gelände ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Jahr 2013 zog die Ruine des Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“ als profitabler Touristenmagnet immerhin zwischen 180.000 und 200.000 Besucher an.
2014 hieß es, man wolle umgerechnet 1,6 Millionen Euro (unklarer Herkunft) in die Modernisierung des Trümmerorts stecken, um die Besucherzahl um bis zu 20 Prozent zu erhöhen.
Literatur
- Arndt-Verlag, Hg.: Führerhauptquartier Wolfschanze 1940–1945 (Klappentext)
Verweise
- Rolf Schilling: Reise nach Ostpreußen, August 1971, Sezession 9, April 2005, S. 38–44, PDF archiviert
- Bundesarchiv: Der Kommandant Führerhauptquartier