Freikorps Hagelsberg
Freikorps „Hagelsberg“ (zuweilen auch als Danziger Grenzschutz-Detachement Hagelsberg oder Freikorps Danzig-Hagelsberg bezeichnet) war ein nach dem Ersten Weltkrieg in Hagelsberg (Danzig) aufgestelltes deutsches Freikorps beim Grenzschutz Ost. 1920, nach der Auflösung des Freikorps, wurde von den Angehörigen der „Bund der Hagelsberger“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In Danzig kam es im Januar 1919 zur Aufstellung der Freiwilligen-Batterie „Braun“ auf dem Hagelsberg, die sich u. a. aus Teilen des Grenadier-Regiments „König Friedrich I.“ (4. Ostpreußisches) Nr. 5. und aus Studenten der Technische Hochschule Danzig (Hochschulkompanie gegründet mit 66 Studenten (im Februar 1919 92, im März 1919 117) sowie Assistenten und vier Professoren: Lienau, Petersen, Stremme und Föttinger[1]) unter Hauptmann d. R. Professor Otto Lienau[2] (1877–1945; Schiffbauingenieur und Hochschullehrer an der TH Danzig) zusammensetzte und sich Major von Kretschmann, Kommandeur des Freiwilligen-Detachement „von Kretschmann“, unterstellte (als Freiwilligen-Kompanie „Lienau“ im Grenzschutz Ost; anfänglich mit zwei Infanterie- und zwei Maschinengewehrzüge, im März 1919 drei Infanterie-, vier MG- und vier Minenwerferzüge).
Das Freikorps Hagelsberg Danzig trug zunächst einen Totenkopf, dann den Deutschen Ordensschild als Erkennungszeichen an der Mütze.
Danziger Neuste Nachrichten (1939)
Die „Hagelsberger” räumten auf. Aus unruhigen Tagen des unruhigen Jahres 1919.
Am 6. Januar 1919 stellte Hauptmann Braun von Feldartillerie-Regiment 36. Danzig, angeregt von Unteroffizier Wanninger von der Ersatzabteilung des Feldartillerie-Regiments 36., die Grundlagen für den Zusammentritt eines Freikorps in Danzig auf. Die Notwendigkeit hierzu hatte sich aus verschiedenen Vorkommnissen ergeben. Die aus dem Felde heimkehrenden Truppen waren in ihrer alten Garnison- und Heimatstadt Danzig mit roten Fahnen empfangen worden. In der Nacht nach dem Einrücken wurden an Hauptbahnhof in Danzig die Massen mit roten Fahnen von einigen Offizieren des Feldartillerie-Regiments 36 mit Hilfe einiger nationalgesinnter Bürger und Soldaten umgeschlagen. Die roten Fahnen hatte man dann im Artillerie-Kasino in der Melzergasse verbrannt. Die Antwort auf diesen Vorgang war ein Anruf der Soldaten- u. Arbeiterräte zum Streik an die Bevölkerung. Vor der Artilleriekaserne Samtgasse hallten sich revolutionäre Massen, die die Auslieferung der Offiziere verlangten. Die Frontsoldaten besetzten daraufhin die Kaserneneingänge mit Maschinengewehren. Einige der in der Kaserne zufällig anwesenden Offiziere stellten sich, um ein Blutvergießen zu verhindern, freiwillig dem stellvertretenden Generalkommando. Kriegsgerichtliche Untersuchungen und Verhandlungen wurden eingeleitet. Sie schließen später ein.
Diese Dinge und die unwürdige Behandlung kampferprobter Offiziere durch rote Soldatenräte, Deserteure und Heimkrieger gaben den Anlaß, Anfang Januar 1919 in einer Versammlung von pflichttreuen Angehörigen des Feldartillerie-Regiments 36 den Zusammenschluß einer Freiwilligentruppe zu beschließen. Ein Zug der I. Abteilung des Feldartillerie-Regiments 36 rückte auf den Hagelsberg und stellte sich dort dem Freiwilligen- Detachement zur Verfügung., das Major von Kretschmann vom Infanterie-Regiment 175 gebildet hatte. Major von Kretschmann war ein Offizier von zäher Energie, großer Ruhe und weitem Blick. Im Felde war er siebenmal verwundert und Inhaber des Goldenen Verwundetenabzeichens. Er gehörte zu den Offizieren, die politisch und militärisch die Lage übersahen und deshalb Maßnahmen trafen, die zwar nicht in den Dienstvorschriften enthalten waren, aber Deutschland vor dem völligen Zusammenbruch bewahrten. Major Braun, der ehemalige Führer des Freikorps, hat die Geschichte des Freikorps Hagelsberg aufgezeichnet. Seinen Aufzeichnungen seien nachstehend inhaltlich einige Punkte entnommen. Die Freiwilligen auf dem Hagelsberg setzten sich zunächst zusammen aus Leuten des Grenadier-Regiments 5 unter Führung von Oberleutnant Groddeck und aus Studenten der Technischen Hochschule unter Hauptmann d. R. Professor Lienau. Am 6. Januar stellte, wie erwähnt Hauptmann Braun die Grundlagen für den Zusammentritt eines Freikorps auf. Der bereits erwähnte Unteroffizier Wanninger hatte bei Ausbruch der Revolution die Geschäfte eines Soldatenrates der Ersatz-Abteilung in geschickter Weise übernommen und unterstütze im Vollzugsausschuß der Provinz Westpreußen unter persönlicher Gefahr alle Bestrebungen der Freikorps.
Die Freiwilligen-Batterie Braun. Die Grundlagen für die Zusammensetzung einer Freiwilligen-Batterie sahen vor, daß eine besondere Geldabfindung für den Dienst nicht gewährt sein sollte, und daß jede Regierung, die das Vaterland vor dem Zusammenbruch bewahren wollte, zu unterstützen sei. Alle Einzelheiten über Anzug, Pflichten, Dienst, Strafen usw. waren in den Bedingungen geregelt, unter denen Hauptmann Braun am 7. Januar in der Kaserne der II. Abteilung Feldartillerie-Regiments 36 mit einigen Unteroffizieren einen Zug zusammenstellte, den er mit dem dort schon befindlichen Artillerie-Zug der I. Abteilung auf dem Hagelsberg zur Freiwilligen-Batterie Braun vereinigte, die sich dem Major von Kretschmann unterstellte. Die Batterie trug zunächst als Abzeichen einen Totenkopf an der rechten Mützenseite. Sie besaß etwa 40 zuverlässige Unteroffiziere und Mannschaften, vier leichte Feldhaubitzen und 25 Pferde. Sie wurde bald verstärkt durch vier weitere Geschütze und zuverlässige Mannschaft, so daß im Verein mit der Studenten-Kompanie ein fester Grundstock geschaffen war.
Was nötig ist, wird beschafft. Die Unterbringung der Soldaten auf dem Hagelsberg stieß zunächst auf Schwierigkeiten. Die dort hausenden Garnisontruppen, insbesondere Mannschaften einer sehr undisziplinierten Kraftfahrtruppe, die ihre Räume nicht freiwillig verlassen wollten, mußten erst mit Gewalt herausgeworfen werden. Dann ging es an die Verschaffung von Gerät und Munition. Anfangs war das leicht. Aus den Kasernen wurden über den Einspruch von Soldatenräten und Verwaltungsbehörden hinweg die besten Feldgeschütze und Pferde auf den Hagelsberg gebracht und ebenso „ohne Einnahmebescheinigung” das notwendige Kasernengerät. Dann gab es aber Schwierigkeiten bei der Verwaltung, die trotz Anweisung des Generalkommandos ohne Unterschrift kein Material herausgeben wollte,. Handfeste Unteroffiziere des Freikorps fuhren darauf vor den Depots vor, entfernten die Beamten, die Widerstand leisteten, und „entnehmen” den Depots das erforderliche Material, das gebraucht wurde. Es hagelte dort natürlich wütenden Beschwerden an das Generalkommando und an Reichswehrminister Noske, aber Erfolg hatten sie nicht. Geschehen war geschehen.
Zur Studenten-Kompanie meldeten sich fast alle Studenten der Technischen Hochschule Danzig. Auch die Kompanie von Groddeck hatte guten Ersatz, nachdem mit großer Energie alle verdächtigen Elemente entfernt worden waren. Ebenso verfügte die Batterie Braun über bestes Menschenmaterial. Das Offizierskorps der Batterie bestand zunächst aus Hauptmann Braun, Leutnant v. Plüskow und Leutnant Storp. Später kamen noch Oberleutnant Braun, der Bruder des Batterieführers, Oberleutnant Schwark und Oberleutnant Rhode hinzu. Der erste etatmäßige Wachtmeister war Wachtmeister Behrend. Später folgte ihm Wachtmeister Dommin in der Führung der Wachtmeistergeschäfte.
Die Freiwilligen-Batterie trug, wie erwähnt, als Abzeichen zunächst einen Totenkopf an der Mütze. Auf Vorschlag des Hauptmanns Lienau nahm dann der ganze Verband den deutschen Ordensschild als Abzeichen. Dieser wurde später als Abzeichen für alle Grenzschutztruppen bestimmt und auch vom Generalkommando als Orden für Verdient im Grenzschutz Ost verliehen. Die Geschichte des Freikorps Hagelsberg Danzig verzeichnet es als bedauerlich, daß dieser wohlverdiente Orden später nicht vom Reichsheer anerkannt worden ist, wie andere Abzeichen (z. B. der Oberschlesische Adler).
Die wunderbare Kameradschaft zwischen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften ließ alle Versuche der Roten, die Truppe zu verseuchen scheitern, und die Stimmung war trotz schlechter Behandlung durch die Militärbehörden, namentlich durch die klägliche Versorgung mit Bekleidung, während die Depots mit Millionenwerten durch Arbeiter- u. Soldatenräte an Bekannte und Juden verschleudert wurden, vorzüglich. Sehr verstimmend wirkte aber der Erlaß der Regierung, dem auch die Militärbehörden zugestimmt hatten, über die Wahl von Vertrauensmännern, Änderung der Uniformen, Kokarden und Grußpflicht.
Die Änderung der Uniform erregte besonders stark die Unteroffiziere und Offiziere, die in dieser Uniformänderung eine stumpfsinnige Nachäffung der Heere, denen sie vier Jahre lang siegreich als Feind gegenübergestanden hatten, erblickten. Als Vertrauensleute wählten die Unteroffiziere und Mannschaften der Batterie einstimmig Oberleutnant Braun, Leutnant v. Plüskow und den Wachmeister. Sie weigerten sich, Leute aus ihren eigenen Reihen vorzuschlagen.
Täglich gingen, besonders abends und in der Nacht, kleine Abteilungen der Hagelsberger unter Führung von Offizieren oder tüchtigen Unteroffizieren in die Stadt und hielten in Soldatenuniform steckende Personen, die sich verdächtig machten an. Infolge dieses Ordnungsdienstes war die Straßendisziplin in Danzig besonders besser als in anderen Gegenden Deutschlands.
Zwei Strafexpeditionen. Am 17. Januar erfolgte eine Strafexpedition nach Karthaus und nach dem Dorf Chmelno. Im letzteren Ort hatten die Organisten Buk und Reglinski eine Republik ausgerufen und die Bevölkerung aufgefordert., keinerlei Abgeben weder an Geld noch Lebensmitteln, für Preußen zu leiten. In Karthaus wurde der Buchhändler v. Paschke als Hauptagitator großpolnischen Bestrebungen festgesetzt. Die drei Verhafteten wurden am 18. Januar im Weichselmünde eingeliefert.
Am 19. Januar fiel der Batterie die Aufgabe zu, bei den Wahlen zur Nationalversammlung die Wahllokale in Ohra sicherzustellen. Hier wirkte besonders Leutnant v. Plüskow durch seine Ruhe und Humor in glücklicher Weise. Die Wahlen waren in den Gegenden, in denen die Hagelsberger den Ordnungsdienst hatten, verhältnismäßig ruhig. Erwähnenswert ist auch eine Felddienstübung, die Major v. Kretschmann an Kaisers Geburtstag, 27. Januar, auf dem Großen Exerzierplatz in Langfuhr abhielt.
Diese Kaserne war belegt von undisziplinierten Rotsoldaten. Als das Detachement Kretschmann vor der Kaserne aufstellte und Major v. K. die Rede auf den ehemaligen obersten Kriegsheeren hielt, begann in der Kaserne ein großes Protestgeheul. Die auf die Kaserne gerichteten Kanonen und Maschinengewehren beruhigten aber sichtlich die erregten Gemüter, so daß es bald still wurde.
Am 3. Februar war es in Zoppot zu Unruhen gekommen. Der Mob wollte die Läden plündern. Die alarmierten Bürgerwehrleute wurden, als sie zu dem Alarmplätzen eilten, angehalten und ihrer Gewehre beraubt.
Daraufhin wurde am nächsten Tag der Hagelsberg alarmiert. Hauptmann Braun fuhr in einem Auto nach Zoppot voraus und verhandelte mit den roten Funktionären auf dem Rathaus. Die Situation wurde brenzlig. Die Stimmung schlug aber um, als in Autos Infanteristen erschienen und die Batterie im Trabe in Zoppot einrückte.
Während der Verhandlungen im Rathaus halten die Hagelsberger bei den bekannten Roten in Zoppot Haussuchung gehalten und dabei doppelt soviel Gewehre beschlagnahmt, wie von den militärischen Dienststellen verausgabt waren. Die Drohung , jeden zu erschießen, der eine Waffe besäße, wirkte sehr bald. Zoppot wurde wieder ruhig.
Der Hagelsberg sollte gestürmt werden. Die radikalen Elemente forderten darauf im Vollzugsauschuß die Entwaffnung der auf dem Hagelsberg liegenden Freiwilligenverbände und die Absetzung des Komm. Generals v. Below und seiner Generalstaboffiziere, der Brüder Stülpnagel (Anm.: Joachim von Stülpnagel und Ferdinand Wolf von Stülpnagel]. Ale Termin wurde 11. Februar gestellt. Vertrauensmänner meldeten, daß am 11. Februar morgens 7 Uhr , ca. 300 Arbeiter und ehemalige Soldaten den Hagelsberg stürmen wollten, wenn nicht eine freiwillige Entwaffnung der Besatzung erfolgte. Die Hagelsberger richteten sich darauf ein. Alle Maschinengewehre wurden so eingebaut, daß sie die Zugangsstraßen bestrichen., die acht Geschütze drohend auf den Wällen des Hagelsberges, teils auf den Zufuhrstraßen zum Hagelsberg gerichtet, Minenwerker bereitgestellt, Handgranaten und Munition ausgegeben. Am Abend des 10. Februar wurde alle Tore verriegelt, die Geschäftsstände besetzt und nachts ein verstärkter Wacht- u. Patrouillendienst eingerichtet. Major v. K. gab die Parole aus:
- „Keine Verhandlungen. Wenn versucht wird einzudringen, wird sofort scharf geschossen”.
Der geplante Überfall erfolgte nicht, denn inzwischen hatten auch Vertreter aller bürgerlichen Ordnungsparteien , Handwerker, Gewerbetreibende, Ärzte und Beamte beschlossen, in den Bürgerstreik zu treten , wenn gegen die Hagelsberg-Truppen vorgegangen werden sollte. Eine Abordnung erhob gleichzeitig beim Reichswehrminister Noske Beschwerde gegen den Vollzugausschuß und die Soldatenräte, und Noskes Antwort ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Sie lautete :
- „Seit drei Monaten besteht eine sozialistische Regierung. Von Gegenrevolution ist in Danzig keine Rede. Die bestreffende Kompanie auf dem Hagelsberg ist auf die Republik verteidigt. Der Arbeiter- und Soldatenrat in Danzig hat kein Mandat. Zwanzig Soldaten darin sind ein Unfug. Soviel Formationen gibt es gar nicht. Also entweder der Arbeiter- u. Soldatenrat erneuert sich auf Grund der Ergebnisse der Wahl zur Nationalversammlung oder er hat zu gehen. Die Truppen bleiben auf dem Hagelsberg. Der kommandierende General v. Below bleibt, ebenso die beiden Majore v. Stülpnagel. Die Abzeichen werden weitergetragen. (…)
Jetzt regiert die Regierung , sonst sende ich genügend Truppen nach Ost- u. Westpreußen, um zu verhindern, daß der Regierung wieder solche Schwierigkeiten gemacht werden”.
Und einen Vertreter, der Hagelsberger-Kompanie, der die Anfrage überbrachte, „wie die Kompanie sich verhalten solle, falls der Vollzugsausschuß mit Gewalt seine Forderung der Auflösung durchzusetzen versuchte”, fragte Noske nur kurz:
- „Haben Sie Waffen?”,
- „Ja!“,
- „Schießen!”, womit die Unterhaltung beendet war.
Es mußte scharf geschossen werden. Im April wurde es wieder unruhiger. Streiks legten den Bahnverkehrs still und das Postgebäude am Bahnhof geriet in Gefahr, von lichtscheuem Gesindel geplündert zu werden. Auf dem Bahnhofplatz waren Tausende von Menschen versammelt. Da ein Befehl zur gewaltsamer Räumung des Platzes vom Generalkommando nicht zu erreichen war, ließ Hauptmann Braun selbständig die Räumung des Platzes vornehmen. Zwölf ausgesuchte Leute der Batterie vollzogen langsam diese Räumung.
Als Hauptmann Braun von einigen bolschewistisch angezogenen Matrosengehalten tätlich angegriffen wurde, und als er sich zur Wehr setzte, man auf ihn schoß, eröffneten seine Leute das Feuer auf die Angreifer. In wenigen Minuten war der Bahnhofplatz geräumt bis auf einige Tote, die zurückblieben. Der sofort verhängte Belagerungszustand unterdrückte weitere Unruhen, namentlich als am 12. April noch das Freikorps Roßbach zur Unterstützung nach Danzig gezogen wurde. Zahlreiche Schreiben aus der Bevölkerung, wie von Organisationen an den Führer der Hagelsberger dankten für das energische Eintreten. Anerkennung. Am 17. April sprach bei einer Besichtigung auf dem Hagelsberg der Kommandierende General Otto v. Below sehr lobend über das Freikorps aus, und am 23. April ließ sich auch Noske, der Danzig besuchte, die Truppen auf dem Hagelsberg mit dem Detachement Hagelsberg auf dem rechten Flügel vorstellen. Das Eingreifen Noskes beendete die Streiks in Danzig. Aber noch einmal, am 27. April, mußte während einer großen Demonstration der Kriegsbeschädigten der Hagelsberg alarmbereit stehen.
Ende April schied Major v. K. aus. Sein Nachfolger wurde Hauptmann Braun., Adjutant wurde Leutnant Matting, die Studenten-Kompanie schied ebenfalls aus, dem Befehlsbereich. Es sonderten sich allmählich überall die aktiven Freiwilligentruppen und die Formationen, die nur zu Übungen und im Bedarfsfalle zusammentraten. Letztere bildeten den „Reserve-Grenzschutz Ost”. Zu diesem trat auch die Studenten-Kompanie über. Der Aufbau der Reichswehr begann.
Einige kleinere Unruhen wie in Zoppot, wo Lebensmittelgeschäfte geplündert worden und auf dem Fischmarkt , wurden schnell erstickt, wenn die Hagelsberger, meist im Laufschritt , schwer bewaffnet , zum Unruheherd anrückten. Als das Jahre 1919 zu Ende ging, konnten die Hagelsberger mit Stolz und Befriedigung auf ihre Tätigkeit zurücksehen. Das Jahr 1920 brachte den Abschied der Truppen zu Danzig. Am 6. Januar war eine Jubiläumsfeier der Hagelsberger gewesen mit Paradeauffstellung und Vorbeimarsch vor dem Divisionskommandeur der ehemaligen 36. Infanterie-Division, Generalmajor v. Hippel, der die Verdienste der Hagelsberrger anerkannte. Danziger Bürger stifteten der Batterie Braun eine Freikorpsfahne mit dem alten Ordensschild der Deutschritter.
Ende Januar wurden dann die Vorbereitungen zum Ausmarsch aus Danzig getroffen. Englische Offiziere kamen auf den Hagelsberg, um die Vorbereitungen zur Übernahme in die Wege zu leiten. Am 23. Januar fand eine große Abschiedsfeier alter Soldaten mit Paradeaufstellung auf dem Heumarkt und Vorbeimarsch auf dem Langen Markt statt. General v. Malachowski ritt die Front ab und hielt eine Anspruche an die Truppen.
Am 2. Februar verließen dann die Danziger Truppen ihre alte Garnisonstadt. Für die Hagelsberger war es eine besondere Ehre, daß sie an der Spitze mit ihrer Ordensfahne marschieren durften. Sie waren ja auch die Ersten gewesen, die den Mut zum Wiederaufbau der Armee und des Reiches gefunden hatten.
Die Batterie Braun, die vor dem Ausrücken durch Teile anderer später aufgestellter Batterien verstärkt worden war, weil ein Teil der ersten Freiwilligen in ihrer Heimatstadt Danzig zurückbleiben wollte, lag nach dem Ausmarsch zunächst an der neuen deutschpolnischen Grenze im Kreis Lauenburg im Grenzschutz. Während der Kapp-Tage hat sie noch mehrfach aktiv in den Landgebieten gegen Streiks eingegriffen so daß es um Lauenburg herum verhältnismäßig ruhig blieb und alles Blutvergießen vermieden wurde. Auch in Köslin hörten mit ihrem Einrücken die Unruhen, die nach Erschießung eines Gewerkschaftsführers dort ausgebrochen waren, auf.
Mitte Mai wurde dann die Batterie nach Stralsund verlegt, wo sie bis 1. Oktober blieb. Mit der Gründung der 200.000-Mann-Reichswehr hörte die Batterie als solche zu bestehen auf. Ein Teil der Unteroffiziere und Mannschaften wurde zur 6. Batterie des Pomm. Artillerie- Regt. Nr. 2 nach Stettin versetzt. Diese Batterie erhielt die Tradition des ehemaligen 2. Westpr. Feld-Artillerie Regts. Nr. 36. Ein Teil der Mannschaften wurde in die Schutzpolizei im Westen übernommen, aber die alten kampferprobten Soldaten wurden von der Regierung vielfach bald aus der Schupo entfernt und dafür rote Gewerkschaftler eingeteilt … Rückblickend sagt Major Braun in seinen Aufzeichnungen:
- „Wenn überall so gehandelt worden wäre, wie es die Hagelsberger taten, wäre manches Blutvergießen erspart geblieben. Deutschland wäre wahrscheinlich früher zur Ruhe genommen und hätte vielleicht auch andere Bedingungen beim Friedensvertrag erhalten”.
Zitate
- „Der Schutz der Heimat und die Verteidigung deutscher Kultur ist immer Ehrenpflicht deutscher akademischer Jugend gewesen und muß es auch weiter sein.“ — Reichskanzler Paul von Hindenburg am 15. Mai 1929
- „Haltet den Geist der Hagelsberg-Kompanie hoch, der in Zeiten der höchsten Not des Deutschtums im Osten sich bewährte im festen Zusammenschluß und vollem Einsatze für Vaterland, Pflicht und Ehre.“ — Prof. Dr.-Ing. E. h. Otto Lienau
Bekannte Angehörige (Auswahl)
- Karl Albrecht von Groddeck
- Siegmund Hans Adolf Hiepe (Zugführer in der Infanterie-Kompanie „Danzig-Hagelsberg“; 1944 Oberstleutnant und Kommandeur des Panzer-Grenadier-Regiments 73)
Siehe auch
Literatur
- Die Geschichte der Studentenkompanie auf dem Hagelsberg in Danzig, Danziger Verlags-Gesellschaft, Danzig 1929