Deutsche im finnischen Freiheitskrieg 1918

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Generalmajor Graf von der Golz am 3. April 1918 in Hangö bei der Anlandung des Expeditionskorps der Ostsee-Division. Neben ihm sein Ia Hauptmann i. G. Friedrich Karmann (im Juni 1918 von Hauptmann i. G. Nikolaus von Falkenhorst abgelöst).

Rund 15.000 Deutsche kämpften 1918 in Finnland um Freiheit und Unabhängigkeit gegen den Terror des Bolschewismus aus dem In- und Ausland und trugen maßgeblich zum Sieg der „Weißfinnen“ über die „Rotfinnen“ im Freiheitskampf gegen die russische Fremdherrschaft bei. Am 13. April 1918 nahmen deutsche Truppen Helsinki ein. Am 15. Mai war Finnland weitgehend befreit.

Offiziere des Jäger-Bataillons Nr. 27, Herbst 1917

Geschichte

Die finnischen Jäger mit ihren deutschen Offizieren bei der Ankunft aus Deutschland in Vaasa am 25. Februar 1918; einen der stärksten Appelle zu ihrer Rückkehr hatte Ilmari Kianto in seinem Gedicht „Kampflied an die Heimat“ formuliert, welches von den bürgerlichen Zeitungen veröffentlicht wurde:

Kommt, ihr Jäger!
Deutschland ist stark!
Deutschland ist groß!
Aus Deutschland die Wurzel
der Völker entsproß!
Kommt, ihr Jäger,
und erobert
euer eigenes Land!
Hindenburgs Harnisch
glänzt in der Ferne!
Das Blut aus Finnlands Herzen
fließt in Todesschmerzen!
[…]
Kommt, ihr Jäger,
kommt nach Haus,
Sibiriens Hunde
treibt hinaus!
Oberst in finnischen Diensten Ernst Wilhelm Eduard Ausfeld (1885–1946); er kehrte 1922/23 nach Deutschland zurück.[1]
Conrad von Bülow-Bothkamp nahm aktiv an der Organisation der Finnischen Luftwaffe nach deutschem Vorbild teil und leitete den Flugplatz Lappeenranta (süd-östliches Finnland), dort war die Fliegerabteilung 1 (finnisch: Lento-osasto 1) stationiert. Er gab dafür sein Leben.
Der hochdekorierte Major i. G. Werner Paul Hermann Crantz, u. a. Inhaber des Abzeichens der Königin Thamar, war vom 10. März bis 1. Juli 1918 Vertreter der OHL im Hauptquartier Mannerheims und wurde nach dem Freiheitskrieg deutscher Militärattaché in Helsinki.
Landung der Ostsee-Division in Hangö; im Hintergrund brennen die außer Gefecht gesetzten Blockadeschiffe der Roten. Das Große Hauptquartier berichtete am 16. April 1918: „Die Rote Garde hatte, wie später durch Befragen des Leuchtturmwärters von Russarö festgestellt wurde, in der Nacht vom 2. und 3. April um 2 Uhr morgens den ersten Verdacht über die tatsächliche Annäherung einer deutschen Expedition geschöpft. Man hatte von Hangö aus verdächtige Fahrzeuge nach See zu erkennen geglaubt und Russarö telephonisch um nähere Feststellung ersucht. Als dann beim Hellwerden das anmarschierende Geschwader von Hangö aus entdeckt wurde, entschloß man sich zur eiligen Flucht. Getreu ihrem merkwürdigen und fürchterlichen Prinzip, alles zu zerstören, wurde im Hafen vernichtet, was sich in der Eile noch vernichten ließ. In 5 gewaltigen Explosionen wurden 1 Vorratsdampfer und 4 im Hafen liegende russische U-Boote von der Roten Garde zerstört, die darauf in dem bereitgestellten Eisenbahnzug die Stadt Hangö in der Richtung auf Helsingfors verließ. Die gewaltige schwarze Rauchwolke des brennenden Vorratsdampfers war das Zeichen, unter dem dann die großen Transportdampfer, vom Flagschiff des Admirals Meurer geführt, ihre Ankerplätze vor Hangö aufsuchten, um mit der Landung des Gros unserer überall Ordnung schaffenden Feldgrauen zu beginnen.“
Oberst Otto Freiherr von Brandenstein (x), Kommandeur der Landungsabteilung; rechts (4) sein Adjutant Oberleutnant Hans-Karl Freiherr von Esebeck.
Deutsche Soldaten der Ostsee-Division im Stadtteil Kamppi bei der Befreiung Helsinkis am 12./13. April 1918.
Generalmajor Graf von der Golz (rechts) mit General Mannerheim; als das Land von der roten Pest endlich befreit war, führte der General Mannerheim, Oberbefehlshaber der Weißen Garde, am 16. Mai 1918 auf der Esplanade in Helsinki eine Parade zu Ehren des Sieges an.
Große Ordensschnalle eines deutschen Veteranen des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg, u. a. mit dem Finnischen Orden des Freiheitskreuzes, III. Klasse (3. v. rechts) und die Erinnerungsmedaille des Freiheitskrieges (2. v. rechts)

Vorgeschichte

Siegreiche deutsche Truppen in Helsinki, April 1918

Hauptmann i. G. Werner Crantz war schon im Frühjahr 1917 als Ludendorffs persönlicher Gesandter nach Stockholm gereist, um Gespräche mit dem finnischen Soldatenkomitee zu führen. Zugleich verstärkte sich als Folge der Februarrevolution 1917 die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unabhängigkeitsbewegungen, den Aktivisten und dem Soldatenkomitee. Hier traf er Rittmeister Hannes Ignatius, Mannerheims Generalquartiermeister, Mauritz Gripenberg, Militärattaché der finnischen Botschaft in Berlin, und den als neues Mitglied zum Komitee gestoßenen Obersten Nikolai Mexmontan. Das Komitee hatte Verbindung mit den örtlichen Aktivisten, schwedischen Militärs und Agenten der politischen Abteilung des deutschen Generalstabs aufgenommen. Deren Leiter war Hauptmann der Reserve Ernst von Hülsen, und als seine Beauftragten in Stockholm waren Hans Steinwachs und Rudolf Schmidt tätig. Sie kümmerten sich in Schweden um Deutschlands Waffengeschäfte und vertraten generell Interessen der Mittelmächte. Insbesondere von Hülsen, Steinwachs und Crantz hatten sich bereits während der vorangegangenen Jahre dienstlich mit der Finnlandfrage befaßt. Ihre Zusammenarbeit mit den Finnen wurde während der Planung und Durchführung der deutschen Intervention 1918 noch intensiver. Herr dieser Herren und deren Strippenzieher war Erich Ludendorff, Erster General-Quartiermeister der Obersten Heeresleitung. Zwischen den Aktivisten und dem Soldatenkomitee gab es einen kleinen Wettbewerb um Ludendorffs Gunst, aber allen ging es um ein Ziel: die Unabhängigkeit Finnlands.

„Sowohl die Aktivisten als auch das Soldatenkomitee beschlossen im Herbst 1917 auf von Hülsens Rat, den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit nach Berlin zu verlagern. Zum Bevollmächtigten des Komitees wurde, ein wenig überraschend, Oberstleutnant Wilhelm Thesleff ernannt, der in der russischen Armee gedient hatte und nur zwei Monate zuvor in Riga in deutsche Gefangenschaft geraten war (oder sich hineinbegeben hatte). Zu Thesleffs Verpflichtungen gehörte nun auch das Kommando über das finnische Jägerbataillon. Edvard Hjelt, der Juraprofessor Rafael Erich und Adolf von Bonsdorff ließen sich Mitte November in Berlin nieder. Bereits nach einigen Tagen traf Hjelt von Hülsen in der politischen Abteilung des Generalstabs. Hülsen versprach, sich im Hauptquartier bei Ludendorff für Finnlands Sache einzusetzen. Für Hjelt wurde bald eine Einladung nach Kreuznach ins Hauptquartier arrangiert. Ludendorff empfing Hjelt und von Bonsdorff am 26. November 1917. Die Finnen hatten ein Sieben-Punkte-Programm für Finnlands Weg in die Unabhängigkeit vorbereitet:
1. Finnland ist ein deutschlandfreundliches Land, das während des Krieges den Mittelmächten selbstlos gedient hat.
2. Finnland muss sich von Russland befreien und ein Staat werden, der in enger Verbindung zu Deutschland steht.
3. Die Befreiung Finnlands ist auch im Interesse Deutschlands – politisch, historisch und kulturell. Ein unabhängiges Finnland wäre das nördlichste Glied einer Front, die eine Barriere gegen den Osten bilden würde.
4. Die wünschenswerteste Alternative zu einer Lossagung Finnlands von Russland wäre eine Landung deutscher Truppen. Ein Volksaufstand gegen Russland sei schon vorbereitet, so dass sich die Finnen den Deutschen anschließen würden.
5. Wenn diese Landung wegen der allgemeinen Weltlage nicht durchführbar sein sollte, wäre eine schnelle Besetzung der Åland-Inseln mit deutschen Truppen wichtig für Finnland.
6. Vorausgesetzt, dass der Waffenstillstand zwischen Russland und Deutschland schon bald zustande kommt, sollte Deutschland den Abzug der russischen Truppen aus Finnland fordern.
7. Die vollständige Unabhängigkeit Finnlands kann erst erreicht werden, nachdem Deutschland diese anerkannt hat.
Ludendorff hörte genau zu und sagte dann: ‚Eine nur mit Hilfe von außen erreichte Freiheit kann nicht von Dauer sein.‘ Er riet dringend, dass die Finnen so rasch wie möglich ihr Land für unabhängig erklären und den Abzug der Russen fordern sollen. Ludendorff versprach auch, die Anerkennung von Finnlands Unabhängigkeit zu unterstützen. Deutschland könne Finnland Waffen liefern, aber einer militärischen Hilfe stand er ablehnend gegenüber und sah auch die Besetzung der Åland-Inseln in dieser Phase nicht als notwendig an. Am nächsten Tag berichtete Ludendorff Außenminister Richard von Kühlmann über seine Unterredung mit Hjelt und von Bonsdorff. Seine Erläuterung über den Inhalt der Diskussion entsprach vollkommen der Darstellung Hjelts in seinen Memoiren: ‚Die Herren berichteten, dass sie nach der Verkündigung des Waffenstillstands die finnische Unabhängigkeitserklärung präsentieren würden.‘ Die von den Finnen vorgeschlagene Landung auf den Åland-Inseln, geschweige denn auf dem finnischen Festland, sei Ludendorff zufolge schon der Witterungsverhältnisse wegen nicht vor dem kommenden Frühjahr möglich. Bis dahin wäre man vielleicht schon zu einem Waffenstillstand mit Russland gelangt, schätzte Ludendorff: ‚Unsere Waffenlieferungen werden fortgesetzt, und wir bereiten die Heimkehr des finnischen Bataillons vor.‘“'[2]

Nach der Oktoberrevolution im Russischen Kaiserreich erklärte sich das Großfürstentum Finnland am 6. Dezember 1917 für frei und unabhängig. In St. Petersburg regierten die Bolschewiki unter Lenin, von denen man befürchtete, sie würden ihre Revolution auf Finnland ausdehnen. Reichskanzler Georg von Hertling wandte sich am 4. Januar 1918 eindringlich an den deutschen Kaiser und berichtete, daß die sich in Berlin aufhaltende Regierungsdelegation von Deutschland die Anerkennung erwarte. Die Anerkennungsurkunde mit der Unterschrift von Kaiser Wilhelm II., die sich im Archiv des deutschen Außenministeriums befindet, trägt das Datum „Berlin, den 4. Januar 1918“. Am selben Tag erkannten auch Schweden und Frankreich die Unabhängigkeit Finnlands an. In Finnland herrschte Hungersnot, und die Spanische Grippe fuhr ihre grausame Ernte ein.

Am 16. Januar 1918 beauftragte der Senatsvorsitzende Pehr Evind Svinhufvud den nach Finnland zurückgekehrten Generalleutnant in kaiserlich russischen Diensten Carl Gustaf Emil Mannerheim als Befehlshaber mit der Bildung von Streitkräften. Am 25. Januar wurden schließlich die bis dahin privaten Schutzkorps,[3] die infolge der von Wladimir Iljitsch Lenin unterstützten roten Gewalttaten während des Generalstreiks im Dezember 1917 gebildet wurden, zur regulären Armee (Weiße Garde, Weißfinnen oder Weiße Armee) der Regierung erklärt. Am 27. Januar 1918 brachen gewalttätige Unruhen der Bolschewisten aus.

Am Abend des 27. Januar 1918 um 23 Uhr leuchtete am Turm des Gewerkschaftshauses von Helsinki eine rote Lampe zum Signal der beginnenden Revolution. Die Rotgardisten besetzten die wichtigsten Gebäude und hatten am folgenden Morgen die Stadt völlig in ihrer Gewalt. In den Städten Südfinnlands begegnete den Revolutionären ebensowenig Gegenwehr wie im Großteil der dortigen ländlichen Gebiete. Während der Norden des Landes von den „Weißen“ gehalten werden konnte, befanden sich mit Turku und Helsinki sowohl die historische als auch die aktuelle Hauptstadt Finnlands und mit Tampere das bedeutendste Industriezentrum unter der Kontrolle der „Roten“.

Die Roten waren seitdem März 1918 gut bewaffnet, hatten doch die ehemaligen Soldaten der Kaiserlich Russischen Armee, die nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk das Land verlassen mußten, ihr gesamtes Waffengerät (einschließlich die hochwirksamen mit Maschinengewehren und Geschützen ausgestatteten Panzerzüge) zurückgelassen. Die seit Ende 1917 vorgenommenen deutschen Waffenlieferungen – als alleinige Hilfsmaßnahme – sollten somit nicht ausreichend sein.

Ende März 1918 standen nur rund 11.000 Weißgardisten unter Mannerheim rund 60.000 bis 80.000 Rotfinnen gegenüber. Der militärische Arm des Volkskommissariats, die als „Rote Garde“ bezeichnete Truppe, konnte rasch militärische Erfolge vorweisen, auch weil die Rote Garde von revolutionären Kräften Rußlands unterstützt wurde und blutiger Terror gegen die Zivilbevölkerung ausgeübt wurde, rund 1.650 „Bürgerliche“ (Weiße) wurden ermordet. 703 Morde geschahen in der Anfangsphase des Krieges im Februar, als die Roten zahlreiche Mitglieder der Schutzkorps umbrachten, welche versucht hatten, auf die Seite der Weißen zu gelangen. Die zweite Welle von Gewalttaten ereignete sich am Ende des Krieges im April, als 667 Menschen den Tod fanden, oft in den letzten Tagen bevor die jeweilige Ortschaft an die Weißen fiel. Jedoch setzten sich die Weißen und nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung Finnlands unter Führung von Mannerheim zur Wehr. Sie verfügten aber nicht über die erforderlichen militärischen Kräfte, um entscheidend gegen die Aufständischen vorzugehen, zumal das reguläre finnische Militär 1901 aufgelöst worden war und der Aufbau des neuen Militärs noch weitere Zeit benötigte.

Finnland-Intervention

Ostsee-Division

Hilfe war jedoch unterwegs. Erich Ludendorff hatte im Auftrag der OHL schon am 21. Februar 1918 dem finnischen Gesandten im Großen Hauptquartier in Kreuznach gegenüber die Zusage der Entsendung eines deutschen Hilfskorps übermittelt. Am 22. Februar 1918 bildete sich aus dem Stab der „12. Landwehr-Division“ der Stab der „Ostsee-Division“. Es folgte die Aufstellung der Division in Danzig unter Generalmajor Rüdiger Graf von der Goltz (im Generalstab diente u. a. auch Oberleutnant Wilhelm Schneckenburger) und der Landungsabteilung „Brandenstein“ in Reval unter Oberst Otto Freiherr von Brandenstein, vormals Kommandeur der 3. Garde-Kavallerie-Brigade. Dazu gehörten drei im Osten stehende

  • Kavallerie-Schützen-Regimenter,
  • drei Jägerbataillone,
  • fünf Radfahrkompanien,
  • zwei Gebirgs-Maschinengewehrabteilungen,
  • eine bayerische Gebirgs-Artillerieabteilung,
  • zwei schwere Batterien,
  • eine Reitereskadron,
  • eine Pionierkompanie sowie
  • Nachrichten-, Sanitäts- und Kraftwagenkräfte.

Auch Fliegerkräfte der 8. Armee wurden der „Ostsee-Division“ zugeteilt, darunter die

  • Flieger-Abteilung 16 unter Hauptmann Robert Holtzmann und die
  • Flieger-Abteilung 37 unter Hauptmann Freiherr von der Goltz (vormals Festungsflieger-Abteilung 7).

Jäger-Bataillon Nr. 27

Im Spätherbst 1917 hielt sich der Großteil der finnischen Jäger immer noch in der Hafenstadt Libau. Während die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk noch im Gange waren, konnte Deutschland die Rückkehr der Jäger nicht vorantreiben. Dann war es aber so weit. Die Finnen des Königlich-Preußischen Jäger-Bataillons Nr. 27, die sich an der Ostfront bewährt hatten, wurden von Kaiser Wilhelm II. freigestellt. Am 9. Februar traf Oberstleutnant Wilhelm Thesleff aus Berlin in Libau mit der Vollmacht seitens der finnischen Regierung ein, das Kommando über die Jäger zu übernehmen. Das Bataillon wurde am 13. Februar offiziell aufgelöst und die Jäger von ihrem Treueschwur gegenüber Deutschland entbunden. Die Heimkehrer schworen der Finnischen Regierung und der neuen Flagge ihre Treue.

Im bürgerlichen weißen Finnland wurden die Jäger fieberhaft erwartet. Die in Deutschland ausgebildeten Jäger waren die lebenden Garanten des neuen Bundes. Sie erreichten mit 1.060 Mann unter dem Befehl von Hauptmann Ernst Wilhelm Eduard Ausfeld (1885–1946) am 25. Februar 1918 die Stadt Vaasa (Schweden). Inzwischen hatten die Roten Helsinki in ihre Macht gebracht und Mannerheims Truppen begannen, die Russen in Ostbottnien zu entwaffnen. Diese „Deutschen“, wie sie in Finnland ehrfurchtsvoll genannt wurden, bildeten eine funktionierende, kriegserfahrene Führungsschicht und dienten den unerfahrenen Truppen zugleich als Vorbild. Auch die 38 deutschen Offiziere des Bataillons folgten diesem Bespiel.

Hauptmann Eduard Ausfeld, Hauptmann Ulrich von Coler und Oberleutnant Rainer Stahel waren die ersten drei Offiziere, die am 6. Februar 1918 um Freistellung baten. Sie erhielten am 2. März 1918 die Erlaubnis, von Schweden aus die finnische Grenze zu übertreten.

Eduard Ausfeld, schon in Vaasa zum finnischen Oberstleutnant ernannt, wurde am 6. März 1918 zum finnischen Oberst und Kommandeur der 1. finnischen Jäger-Brigade ernannt (vom 4. Juli 1918 bis 5. Januar 1919 war er Kommandeur der finnischen Gebirgs-Brigade).

Der aus Küstrin stammende Ulrich von Coler (1885–1953), ebenfalls in Vaasa zum finnischen Oberstleutnant ernannt, wurde mit Ausfeld zum finnischen Oberst und Kommandeur der 2. finnischen Jäger-Brigade ernannt (vom 8. Juni bis 6. Juli 1918 wurde er Führer der 2. finnischen Division). Nach dem Kriege wurde von Coler Offizier und Bezirkskommandant (im südlichen Uusimaa) in der der finnischen Zivilgarde bzw. Schutzkorps. (1934 Eintritt in die Reichswehr, zuletzt Oberst der Wehrmacht).

Rainer Stahel wurde in Vaasa zum finnischen Major ernannt, im Mai 1918 dann zum finnischen Oberstleutnant. Auch er kehrte, wie von Coler, 1934 nach Deutschland zurück.

Leutnant Hermann Huyssen, Leutnant Paul Sievert, Leutnant Albert Mellis, Leutnant Hans Könnecke (zuerst in der 4. Kompanie des Jäger-Bataillons Nr. 27, später Stabschef der finnischen Gebirgs-Brigade) und andere baten am 20. Februar 1918 um Freistellung und erreichten Finnland am 15. März 1918.

Kaiserliche Marine

Es gab vier deutsche Unternehmungen der Kaiserlichen Marine nach Finnland 1918:

Der Marine-Sonderverband bestand aus vier Schlachtschiffen (Großlinienschiffe SMS „Westfalen“, SMS „Rheinland“, SMS „Posen“), einem älteren Küsten-Panzerschiff, vier Kleinen Kreuzern (darunter die SMS „Kolberg“), Torpedoboots-, Minensuch- und Sperrbrecher-Verbänden sowie zahlreichen Hilfsschiffen, die eine Gesamtanzahl von 154 Schiffen darstellten. I. Admiral und Oberbefehlshaber war Konteradmiral Hugo Meurer, II. Admiral war Konteradmiral Johannes Hartog.

Nach der Landung der deutschen Ostsee-Division am 3. April bei Hangö und dem Abschluß des Hangö-Abkommens zwischen Konteradmiral Meurer und Vertretern des Zentralkomitees der Baltischen Flotte organisierte der dienstälteste Offizier der Baltischen Flotte, Kapitän 1. Ranges Alexei Schtschastny, die Überführung der russischen Einheiten nach Kronstadt. Ab dem 6. April konnten trotz widriger Wetterbedingungen (- 12° Lufttemperatur) und schwieriger Eisverhältnisse im Finnischen Meerbusen ca. 170 Einheiten zurückgeführt werden. Damit blieb Sowjetrußland praktisch die gesamte Baltische Flotte erhalten. Schtschastny wurde kurz darauf zum Dank von den Bolschewiki verhaftet und erschossen.

Landung

Das Großherzoglich Mecklenburgische Jäger-Bataillon Nr. 14 besetzte als Teil der „Ostsee-Division“ am 7. März 1918 die Alandinseln, um hier einen Etappenstützpunkt zu errichten.

„Von dem Wunsche beseelt, über die bevorstehenden Unternehmungen auf den Inseln ein Einvernehmen mit dem schwedischen Geschwaderchef zu erzielen, hatte der erste Admiralstabsoffizier am 5. März 1918 im Auftrage des deutschen Admirals auf dem Flaggschiff ‚Sverige‘ die Ankunft unseres Geschwaders sowie die Absicht mitgeteilt, daß, um das gute Wetter auszunutzen, am nächsten Tage sofort mit dem Ausladen des Materials, des Proviants und sonstigen Nachschubs begonnen werden sollte. […] Inzwischen waren am Mittwoch, 6. März, die Vorbereitungen zum Landender Truppen getroffen und das Ausladen des hierfür erforderlichen Materials beendet worden. Der hart am Strande gelegene große Zollschuppen, ein neues, massives Gebäude, wurde herrenlos vorgefunden und von unserer Marine besetzt. Auf dem Dach wurde sogleich eine Signalstation errichtet und die deutsche Kriegsflagge gesetzt. Tags darauf, am 7. März, gingen mit Hellwerden unsere Truppen an Land, marschierten sogleich landeinwärts und entwaffneten in Jomala 100 großrussische Soldaten, die mit aufgepflanztem Seitengewehr die unseren erwarteten. Eine Radfahrerkompanie wurde gleichzeitig nach Norrvik Hafen entsandt. Sie traf in diesem an der Ostseite Alands gelegenen Küstenplatz auf eine starke, aus Großrussen bestehende Garnison, die im Begriffe stand, sich auf den Dampfer ‚Baltic‘ einzuschiffen und mit Geschützen, Munition, Vorräten und Hausratnach Finnland abzufahren. Die Flagge der Roten Garde wurde niedergeholt und das Schiff vorläufig festgehalten. Es bestand die Absicht, die Russen, um ihnen die Gefahren des Weges über Finnland zu ersparen, später durch die von uns besetzten Gebiete nach Großrußland zu bringen. Ihre Zahl steigerte sich im Laufe der nächsten Tage auf etwa 1200. […] Bei den trüben Erfahrungen, welche die Einwohner mit den auf der Insel zurückgebliebenen Russen gemacht hatten, kann man sich die Freude vorstellen, mit der die deutschen Befreier begrüßt wurden, um so mehr, als es nicht an Stimmen der Inselbewohner fehlte, daß nur kräftiges Zufassen eine Ausraubung durch die Russen verhindern könnte. In einem Punkt waren sich die Bewohner alle einig: Keiner von ihnen will wieder zurück unter russische Herrschaft. Die letzten Tage, als sie rücksichtslos ihrer Habe beraubt wurden, haben ihnen den letzten Rest von Zuneigung für die russische Herrschaft endgültig geraubt. Groß war die Freude der Unsrigen, als in diesen Tagen über das Eis von Abo her mehrere deutsche und österreichisch-ungarische Kriegsbeschädigte, der Gefangenschaft entronnene Offiziere und Mannschaften eintrafen, die sich zum Teil sogleich unseren Truppen anschlossen, zum Teil auch auf den Kriegsschiffen gastfreie Aufnahme fanden. Sie schilderten die Lage der Zurückgebliebenen als erträglich, die finnische Bürgerschaft nehme sich der Deutschen in rührendster Weise an. […] Während die deutschen Jäger und Radfahrer über die zahllosen Inseln ausschwärmten, um die Vorbereitungen für die beabsichtigte Übersetzung nach Finnland zu treffen, machte der älteste Seebefehlshaber vor Aland, Konteradmiral Meurer, mit den Offizieren seines Stabes eine Erkundungsfahrtdurch das Inselland. […] Der größte Teil dieser Leute war der schwedischen, der kleinere der finnischen Sprachemächtig. Auf ihren allgemeinen ausdrücklichen Wunsch war als Kommandosprache die deutsche Sprache gewählt worden. Als einziges Abzeichen trugen die jungen, äußerst vorteilhaft aussehenden Leute eine weiße Armbinde. Nach Abschreiten der Front bat einer der finnischen Offiziere um Erlaubnis, daß die ‚Wacht am Rhein‘ gesungen werden dürfe. Bei dem darauffolgenden Vorbeimarsch sangen andere Weißgardisten ein sehr hübsches, schwedisches Marschlied. Bei der Weißen Garde befand sich auch ein russischer Marineflieger, ein Oberleutnant, der mit seinem Wasserflugzeug aus Finnland entkommen und nach Vardö geflogen war, wo er sich der Weißen Garde zur Verfügung gestellt hatte. Nach seinen Angaben würde unsere Ankunft in Finnland sehnlichst erwartet, und es sei sicher, daß alle noch in Finnland weilenden russischen Offiziere alsbald zur Weißen Garde übertreten würden. Die Landung des eigentlich zum Niedergehen auf der Wasseroberfläche eingerichteten Flugzeuges vollzog sich auch auf dem Eise ohne Schwierigkeiten. Nachdem der Admiral noch verschiedene Küstenplätze und Anlegestellenbesichtigt hatte, fuhr er wieder zu seinem Schlachtschiff zurück. Hier sand am 15. März 1918 eine Unterhandlung mit 3 Abgesandten derfinnischen Roten Garde statt, die aber keine bemerkenswerten Ergebnisse zeitigte. Der Führer war ein sechzigjähriger Schullehrer, während seine beiden, etwa 30 Jahre alten Genossen dem Arbeiterstande anzugehören schienen. Nach Beendigung der Unterhandlungen hatten sie offensichtlich den lebhaftesten Wunsch, so schnell wie möglich aus dieser ihrer Ansicht nach für sie ‚sehr gefährlichen Gegend‘ abzureisen. Bei den Abmachungen über die Stellung eines Geleites trat die ganze Angst und Hilflosigkeit der 3 Abgesandten in das grellste Licht. Als man ihnen erklärte, daß die deutschen Geleitmannschaften zurückgehen würden, sobald sie vor dem Erreichen eines finnischen Ortes auf Truppen der Roten Garde stoßen sollten, da diese alsdann den Schutz ihrer Abgesandten übernehmen könnten, wandten die Herren ein, daß unter solchen Rotgardisten doch vielleicht verkleidete Weißgardisten sein könnten. Außerdem könnten sie möglicherweise später doch noch Abteilungen der Weißen Garde in den Weg laufen. Zum Schluß gestanden sie offen ein, daß sie den Schutz durch unsere Jäger bei weitem dem durch ihre eigenen Truppen vorzögen. Zum Überfluß baten sie auch noch um ausdrückliche Bestätigung, daß der ihnen von deutscher Seite gewährte Schutz sich auch auf den Führer des Schlittens, auf sein Pferd und den Schlitten selbst erstrecken sollte. Alles in allem machten diese Unterhändler einen bejammernswerten Eindruck. Man gewann die Überzeugung, daß diesen Volkstribunen alle Eigenschaften fehlten, die man bei Führern einer Volksbewegung voraussetzen darf. Kein Wunder, daß sich alle gebildeten und gesitteten Elemente in Finnland nach dem Eingreifen der Ordnung schaffenden deutschen Truppen sehnten.“[4]

Der Großteil der 12.000 Mann zählende Ostsee-Division landete schließlich am 3. April 1918 in Hangö. In der „Der Weltkampf um Ehre und Recht“, Band IV (Herausgeber: Max Schwarte) steht:

„Am 2. Osterfeiertag, dem 1. April, konnte die eigentliche Hauptunternehmung, die Überführung des Expeditionskorps, beginnen. Bei herrlichem Osterwetter lief die III. Staffel in folgender Gliederung aus: 1. Vortrupp: 4. Minensuchhalbflottille, III. Sperrbrechergruppe, finnischer Eisbrecher ‚Sampo‘. 2. Gros: SMS ‚Westfalen‘ und ‚Posen‘, 2 Torpedoboote, Verkehrsdampfer ‚Vorwärts‘, erste Transportgruppe (‚Kolberg‘, 5 Transportdampfer), zweite Transportgruppe (‚Nautilus‘, 3 Transportdampfer), dritte Transportgruppe (Hilfskreuzer ‚Möwe‘, 3 Transportdampfer), Schleppergruppe (1 Pumpendampfer, 2 Schleppüer mit je einem 500-t-Seeprahm im Schlepp). SMS ‚Rheinland‘ war vor Eckerö verblieben, um dort die Vorbereitungen für das beabsichtigte Übersetzen des Jäger-Bataillons nach dem finnischen Festlande zu leiten.“

Das Große Hauptquartier berichtete zur Landung am 16. April 1918:

„Es ist schon aus telegraphischen Meldungen in der Heimat bekannt, mit welcher herzlichen Dankbarkeit die finnische, nicht zur Roten Garde gehörende Bevölkerung die Deutschen bei ihrer Landung in Hangö empfing. Die erst junge Stadt hat im Sommer als Seebadeort Finnlands in seinen verschiedenen Hotels und hübschen Privatvillen einen nicht unerheblichen Verkehr, ist aber im Winter von einer geringen Bevölkerung besetzt. Was diese an Blumen aufbringen konnte, wurde von blumengeschmückten Mädchen den gelandeten Truppen dargeboten und alsbald meldeten sich alle irgendwie Abkömmlichen und Geeigneten bei der deutschen Kommandovertretung zur Hilfeleistung. Sie erhielten am linken Arm eine weiße Binde und standen Posten, halfen auf dem Hafendamme und wo es sonst zu tun gab. Sehr eifrig waren sie dabei, die in der Stadt noch versteckten zurückgebliebenen Bolschewisten an die deutsche Stadtkommandantur abzuliefern. In Obhut letzterer befanden sich etwa 40 solcher, meist sehr jugendlicher Männer, deren Haltung und Gesichtsausdruck nichts Erfreuliches andeutete. Gleichwohl ist festzustellen, daß die Roten Gardisten nicht – wie man das für Helsingfors befürchtete – vor ihrem erzwungenen Abzuge noch Mord und Totschlag verübt, sondern sich auf einige eilige Plünderungen und Gelderpressungen beschränkt haben. Bedauerlicherweise hatten sie aber sämtliches Eisenbahnmaterial mit sich genommen. Auf den gutgehaltenen Bahngleisen des Bahnhofes von Hangö hatte sich außereinem großen Schneepflug nur ein einziger offener mit leeren Benzinfässern beladener Güterwagen angefunden. Dagegen hatte die Rote Garde von dem schwimmenden Material nur 4 U-Boote und ihr Mutterschiff gesprengt und versenkt, einige offenbar brauchbare Minensucher und Schlepper aber betriebsfähig zurückgelassen. Auch ein großer Schuppen mit erheblichen Mengen an Minensuchmaterial und einigen Minen war nicht wie zwei andere Hafengebäude in Brandgesetzt worden. Die auf der Insel Russarö in stark betonierten Stellungen aufgestellt vorgefundenen 6 modernen amerikanischen 23,4 cm-Geschütze waren über Archangelsk-Petersburg in den Jahren 1917 nach Hangö gebracht und es sollten ihnen angeblich noch weitere folgen. Sie waren von der Bethlehem-Steel-Company erst im Jahre 1914 angefertigt und werden daher hoffentlich nie bezahlt werden. Engländer sind angeblich in Hangö nicht gewesen. Auch die 4 genannten U-Boote waren russischer Nationalität und wurden von Russen bedient. Auch sie sollen amerikanischen Ursprungs und in auseinandergenommenem Zustande gleichfalls über Archangelsk eingeführt sein. Ein wegen verdächtigen Benehmens gefangen gehaltener russischer Seeoffizier bezeichnete die Boote als wenig brauchbar. Zunächst stand Hangö natürlich völlig unter feldgrauem Eindruck, und die starke, wenn auch nur vorübergehende Belegung der Stadt mit deutschem Militär brachte für die Einwohnerschaft selbstverständlich mancherlei, aber gern getragene Unbequemlichkeiten mit sich. Die deutschen Truppen aber trugen dem Umstand Rechnung, daß das Land fast an allem, ganz besonders aber an Lebensmitteln Mangel litt.“[5]

Vormarsch

Schon am 4. April 1918 befahl der rote Generalstab die Evakuierung der westfinnischen Gebiete und den Rückzug der dortigen Roten Garden nach Osten. Die Flucht vor den Deutschen kam auf den vom Tauwetter aufgeweichten Landstraßen nur mühsam voran.

Die Küstenbatterie auf Russarö und ihre russische Besatzung hatten sich zuvor für neutral erklärt, allerdings erst nach dem kurzzeitigen Beschuß durch das Linienschiff der Kaiserlichen Marine SMS „Westfalen“ unter Kapitän zur See Hermann Bauer {1875–1958). Die 23,4-cm-Geschütze der Küstenbatterie und die Signalstation der Insel wurden nachfolgend von deutschen Truppen besetzt. Dieser Umstand ermöglichte die gefahrlose Anlandung der 19 deutschen Truppentransporter. Die 3.000 Mann der Landungsabteilung „Brandenstein“ landete trotz der widrigen Wetterumstände und der schwierige Eisverhältnisse am 7. April 1918 bei Loviisa. Das Detachement „Brandenstein“ operierte anfangs autark. Die Hauptaufgabe des Detachements bestand in der Unterbrechung der Verkehrswege von und nach St. Petersburg, da auf diesem Wege die militärischen Verbände der „Roten Garde“ mit Waffen versorgt wurden. Auch die Unterbrechung der Telefonverbindungen war Teil des Auftrages.

Das Wetter, welches die Überfahrt nach Finnland so begünstigt hatte, war bald nach Ankunft der deutschen Transportflotte vor Hangö umgeschlagen. Es herrschte fast fortgesetzt Nebel, der in seiner häufigen Dichtigkeit den Verkehr auf der Reede und im Hafen sehr schwierig machte. Auch das dichte Treibeis, das bei auslandigen Winden immer noch die Hangö-Gewässer umlagert, erschwerte den zum Verkehr mit dem Lande benutzten Minensuchfahrzeugen, Torpedobooten und Schleppern ihre Tätigkeit. Die Ostsee-Division rückte bis zum 10. April 1918 entlang der Südküste bis Leppävaara bei Helsinki vor, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen.

Befreiung

Am 11. April 1918 begann der Sturm auf Helsinki, am 12. April unterstützt von in den Hafen eingedrungenen Flottenverbänden. Am 13. April 1918 kapitulierten die in Siltasaari im Stadtteil Kallio eingekesselten Roten, am 14. April war Helsinki befreit und die erste kleine Siegesparade fand an diesem Tag statt. Die Deutschen der Ostsee-Division verzeichneten bei der Befreiung der Stadt 200 Gefallene und Verwundete.

Die dringend notwendige Kontaktaufnahme per Funk mit der Ostsee-Division gelang erst am 17. April 1918. Am 18. April 1918 konnte die Landungsabteilung Lahti befreien. Der Ort mußte jedoch in den folgenden zwei Wochen gegen fortdauernde Angriffe der Roten verteidigt werden. In der Nähe von Heinola – nördlich Lahti – gelang es Oberst von Brandenstein am 20. April 1918, Verbindung mit dem finnischen Freiwilligen-Bataillon „Kalm“ aufzunehmen, womit auch die direkte Verbindung zum Mannerheim-Hauptquartier in Mikkeli hergestellt war. Anschließend wurde der Landungsabteilung Verstärkung zugeführt, darunter die Aufklärungsabteilung „Hamilton“ mit ihrem Auto-Kanonenzug und das finnische Freiwilligen-Bataillon „Thesleff“.

Mit deutschen Waffen ausgerüstet und durch deutsche Truppen entlastet, errang Mannerheim, dessen Streitkräfte durch immer mehr Freiwillige auf rund 70.000 Mann erheblich angewachsen war, am 28. April 1918 bei Wiborg einen Sieg. In der Zeit vom 30. April bis 2. Mai 1918 gelang es der Ostsee-Division und der Landungsabteilung „Brandenstein“, trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit im Bereich Hämeenlinna-Lahti (im Süden der Provinz Häme und im Tal des Kymijoki), die gesamte Westarmee der Roten einzukesseln und zu zerschlagen, der Rest kapitulierte. Der „rote Spuk“ war vorbei, das Land befreit.

In Helsinki wurde am 16. Mai 1918 die offizielle finnische Siegesparade abgehalten. An der Spitze der Truppen der legalen Regierung ritt General Mannerheim. Vor dem 1. Jäger-Regiment wehte die Truppenfahne des Königlich Preußischen Jäger-Bataillons Nr. 27. Der Freiheitskrieg war beendet.

Verluste

5.199 Rote und 3.414 Weiße waren gefallen, des weiteren rund 600 Bolschewiki aus Rußland. Rund 350 Deutsche waren ebenfalls gefallen. Nach dem Krieg verblieben in der Hand der finnischen Regierung rund 80.000 Kriegsgefangene.

Nachwirken

Es wurde ein besonderes Staatsverbrechensgericht gegründet, um die große Menge der Fälle einigermaßen rechtsstaatlich verhandeln zu können. Das Gericht verurteilte 555 Personen wegen Kriegsverbrechen zum Tode; von diesen Urteilen wurde aber nur ein Teil vollstreckt. 23.000 Rote wurden zu Haftstrafen ohne Bewährung, 44.500 mit Bewährung verurteilt. Der Großteil der alten Führung hatte sich in das bolschewistische Rußland abgesetzt, wo sie im August 1918 die „Kommunistische Partei Finnlands“ gründete und ihre volksfeindliche Hetze weitertrieben.

Am 13. September 1918 erhielt der Stab der „Ostsee-Division“ die Bezeichnung „Deutscher General in Finnland“ und unterstand direkt der Obersten Heeresleitung. Finnland übertrug die finnische Armee den Deutschen, welche diese nach ihrem Modell aufzubauen hatte. Die dankbaren Finnen richteten für die Deutschen allerhand Festivitäten und Zeitvertreibe aus, vom Dorftanz bis zur Hochkultur. Sie bewirteten die lieben Gäste auch aus ihren geringen Vorräten. Freundschaften, aber auch zahlreiche Liebschaften entstanden. Der Alltag unter Waffenbrüdern war insgesamt bunt und abwechslungsreich, auch wenn bisweilen das Kasernenleben abstumpfte und der Mangel an vernünftiger Tätigkeit den Männern zu schaffen machte.

König von Finnland

Am 9. Oktober 1918 wurde der deutsche Adlige Friedrich Karl Ludwig Konstantin Landgraf von Hessen zum König von Finnland gewählt. Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der Fall des deutschen Kaiserhauses führten jedoch dazu, daß der Landgraf am 14. Dezember 1918 auf die finnische Krone verzichtete, und schließlich gab sich Finnland eine republikanische Verfassung.

Literatur

  • Rüdiger Graf von der Goltz: Meine Sendung in Finnland und im Baltikum, Leipzig 1920
  • Ernst von Hülsen: Die deutsche Mitarbeit an Finnlands Freiheit, in: „Zeitschrift für Politik“, Nr. 15, 1926, S. 263–273
  • Carl. F. Ronsdorf: Maximilian Bayer – Ein Wegbereiter zur Finnlands Unabhängigkeit, Helsinki 1973
  • Ludwig Biewer: Rudolf Nadolny und Ernst von Hülsen und die deutsche Patenschaft bei der Geburt des souveränen Finnland 1917/18 – Eine bisher unbekannte Aufzeichnung vom Mai 1923, in: „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“, Neue Folge, Bd. 42, Heft 4, 1994, S. 562–572

Fußnoten

  1. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete Ausfeld von 1923 bis 1924 als Privatsekretär des Reichsernährungsministers Schiele. 1924 wurde Ausfeld Generalsekretär des Stahlhelmbundes. Neben dem Bundesführer des Stahlhelms Franz Seldte und dessen Stellvertreter Theodor Duesterberg war Ausfeld der wichtigste Funktionär der Organisation. Unter Ausfelds Mitwirkung entwickelte der Stahlhelm sich in den letzten Jahren der Republik verstärkt von einem Veteranenbund zu einem Wehrverband. In den letzten Jahren der Weimarer Republik war Ausfeld zudem Mitglied des Deutschen Herrenklubs. Nach der Ernennung des Stahlhelm-Bundesführers Seldte zum Reichsarbeitsminister in der am 30. Januar 1933 eingesetzten ersten Regierung Hitler, die formal eine Koalition der NSDAP, der Deutschnationalen Volkspartei und formal ungebundener vaterländischer Kräfte wie dem Stahlhelm darstellte, wurde Ausfeld auf Betreiben von Seldte als Beamter ins Reichsarbeitsministerium berufen. Hier erhielt er den Rang eines Oberregierungsrates.
  2. Marjaliisa Hentilä, Seppo Hentilä: 1918. Das deutsche Finnland – Die Rolle der Deutschen im finnischen Unabhängigkeitskrieg, Scoventa, 2018
  3. Das Schutzkorps (schwedisch: Skyddskåren; finnisch: Suojeluskunta) war eine bewaffnete paramilitärische Einheit im Großherzogtum Finnland, die seit dem 15. Januar 1918 die Nationalgarde und Rumpftruppe der Weißen Armee in Finnland bildete.
  4. Die deutsche Landung auf den Alandsinseln (archiviert)
  5. Die deutsche Finnlandunternehmung (archiviert)