Könnecke, Otto

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Flieger-As Otto Könnecke

Otto Könnecke (Lebensrune.png 20. Dezember 1892 in Straßberg im Harz; Todesrune.png 25. Januar 1956 in Bad Aibling) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres und der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Der Jagdflieger Leutnant Könnecke errang im Ersten Weltkrieg als Flieger-As bei seinen Feindflügen 35 Luftsiege[1] mit der Jasta 25 und Jasta 5 und wurde schließlich Ritter des Ordens „Pour le Mérite“. Er war zwar „der verhinderte Weltumflieger“, aber ein Pionier der Verkehrsluftfahrt.

Werdegang

Fritz Rumey (45 Luftsiege), Otto Könnecke (Mitte) und Josef Mai (30 Luftsiege), das „goldene Triumvirat“ der Jasta 5, bei einem Angriff auf einen feindlichen Flugplatz.
Albatros D.V der Jasta 5 mit (von nah bis fern) Paul Bäumer, Leutnant Wolf, Otto Könnecke und Staffelführer Richard Flashar über Nordfrankreich, Juli 1917

Könnecke besuchte ab Ostern 1899 in Straßberg die Schule. Das „Hauptschüler-Verzeichnis der Schule zu Straßberg/Grafschaft Stolberg-Wernigerode“ zeigt, er war ein guter Schüler. Seine einzige glatte Eins bekam er im Abschlußzeugnis jedoch in Betragen. Er absolvierte eine Tischlerlehre in Güntersberge und absolvierte anschließend die Handelsschule in Frankfurt am Main. Um seinen Wehrdienst abzuleisten meldete er sich 1911 beim Eisenbahn-Regiment Nr. 3 in Hanau und kam 1913 als Kapitulant (Zeitfreiwilliger) zum Flieger-Bataillon Nr. 4 der Preußischen Armee nach Metz (Reichsland Elsaß-Lothringen), wo er zum Flugzeugführer ausgebildet wurde.

Erster Weltkrieg

Vorstellung des Flugzeugs in Berlin-Tempelhof
Die Caspar C 32 D-1445 „Germania“ wird im September 1927 aus den Hallen des Flughafens Köln-Butzweilerhof auf das Rollfeld geschoben, wenige Tage vor dem Start zum geplanten Langstreckenflug nach Asien.
Otto Könnecke, im Fliegeranzug, mit seiner Frau. Zu seiner linken Oberleutnant a. D. Georg Friedrich Graf zu Solms-Laubach (1899–1969), einst Beobachter in der Fliegertruppe. Im Hintergrund die „Germania“.
aus: Otto Könnecke, in „Harzer Persönlichkeiten“ von Bernd Sternal
„Kölner Woche“ 1927 zu Otto Könnecke
Eichenlaubträger Major Hansgeorg Bätcher (links) und Oberstleutnant Otto Könnecke

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Könnecke als Fluglehrer bei der AEG zur Ausbildung von Militärfliegern eingesetzt. 1916 kam er als Vizefeldwebel zur Jagdstaffel 25 an die Front nach Mazedonien. Hier errang er am 9. Januar 1917 seinen ersten Luftsieg, am 5. Februar 1917 als er nordwestlich von Magila ein französisches Farman-Flugzeug abschoß seinen zweiten und am 6. Februar 1917 seinen dritten. Ende April 1917 kam Könnecke zur Jagdstaffel 5, die vom Flugplatz Boistrancourt aus an der Westfront operierte. Zwischen dem 28. Mai 1917 und dem 4. November 1918 sollte er 32 weitere Luftsiege gegen die Franzosen und das Royal Flying Corps erringen. Seit dem 15. Juni 1918 war er Leutnant der Reserve und seit dem 26. September 1918 Inhaber des „Pour le Mérite“.

Verkehrsflieger Nr. 1

Nach der Entlassung aus dem Militärdienst wandte sich Otto Könnecke der wirtschaftlichen Nutzung von Flugzeugen zu. Von der neuen Reichsbehörde erhielt er für die Deutsche Luftreederei GmbH (DLR) in Berlin am 5. Januar 1919 die amtliche „Zulassungsbescheinigung zum Luftverkehr Nr. 1“. Genau einen Monat später eröffnete er mit seinem Flug von Berlin nach Weimar, wo die neue Nationalversammlung tagte, die erste Flugstrecke. Der 5. Februar 1919 gilt als Geburtstag des zivilen deutschen Luftverkehrs. Könnecke flog verschiedene Maschinen, darunter auch ab 1. Juni 1919 die Junkers F13 mit geschlossener Kabine für vier Passagiere und zwei Mann Besatzung, die als weltweit erstes Verkehrsflugzeug gilt. Zudem bildete er Flugzeugführer aus. Mit Gründung der „Deutschen Luft Hansa AG“ am 6. Januar 1926 begann Otto Könnecke als Flugkapitän auf In- und Auslandsstrecken verschiedene Aufgaben zu erfüllen, ob Passagier-, Fracht-, Post- oder Zeitungsdienste. Nach der Atlantik-Überquerung des Amerikaner Charles Lindbergh im Mai 1927 mit einem Flugzeug wollten deutsche Flieger die Route in entgegengesetzter Richtung meistern, darunter Otto Könnecke. Er gründete die Luftfahrtslinie „Germania“, die Köln mit Neu York verbinden sollte. Am 14. August 1927 gegen 18 Uhr, während der Junkers-Ozeanflugversuch gerade sein unrühmliches Ende fand, führte Könnecke den ersten Probeflug in Köln mit 3.100 kg Gesamtbelastung durch. Das „Berliner Tageblatt“ berichtete in seiner Montagsausgabe:

„Der Anlauf der Maschine dauerte etwa 25-30 Sekunden, acht Minuten blieb der Flieger in der Luft. Beim zweiten Start war die Gesamtbelastung auf 3500 Kilogramm erhöht. Der Anlauf dauerte diesmal 35 Sekunden, der Flieger blieb neun Minuten in der Luft. Beide Starts und beide Landungen gingen glatt vor sich. In der Besatzung der ‚Germania‘ ist gestern dadurch ein Wechsel eingetreten, daß Graf Solms zurückgetreten ist. Der Entschluß ist aus folgenden Gründen gefaßt worden: 1. hat die nochmalige Prüfung der voraussichtlichen Wegroute ergeben, daß bei dieser enorm langen Strecke ohne Sicht von Land unter allen Umständen sichergestellt werden muß, daß Funkpeilung stattfindet. Dies kann nur mit Sicherheit erreicht werden, wenn ein erstklassiger Bordfunker, der aus jahrelanger Praxis die schwierigen Verhältnisse des Atlantikflugverkehrs kennt, die sehr empfindliche Bordfunkstation bedient; 2. die amtlichen Stellen haben darauf hingewiesen, daß sie großen Wert darauf legen, daß ein langbewährter vorzüglicher Bordfunker die Bordanlage bedient, damit sämtliche Funkmeldungen und Funkpeilungen, welche während des Fluges von Landstation und Schiffen gegeben werden, aufgenommen werden.“

In diesem Sinne begann Könnecke umgehend mit der Suche nach einem erfahrenen Funker und hatte das Glück, daß sich binnen kurzer Zeit mehrere geeignete Kandidaten meldeten. Aus dem Kandidatenkreis wählte Könnecke in den nächsten Tagen schließlich den Funker Josef Wall aus, der bei der DLH-Funkstation Köln tätig war. Am 18. August 1927 gaben die Stadtverwaltung Köln und das Präsidium der „Pressa“ folgende Bekanntmachung heraus:

„Die Tatsache, daß die erste Überquerung des Atlantischen Ozeans in Richtung Ost-West durch einen deutschen Flieger von Köln aus beabsichtigt ist, hat die Kölner Stadtverwaltung und die Internationale Presseausstellung Köln 1928 veranlaßt, den Flug Könneckes auch ihrerseits zu unterstützen. Sie haben ihm 35.000 Mark bewilligt. Der Flieger wird eine Anzahl Briefe des Reichskommissars und des Präsidenten der Pressa an führende Persönlichkeiten der Vereinigten Staaten, die an der Kölner Pressa interessiert sind, mit nach drüben nehmen und dem Vorsitzenden des vorbereitenden amerikanischen Ausschusses der Pressa, John Clyde Oswald, in New York persönliche Grüße des Präsidiums der Pressa überbringen. […] Das Flugzeug Könneckes wird bei seiner Landung in Amerika und bei seinen Rundflügen in den Vereinigten Staaten die Wimpel der Stadt Köln und der Pressa führen. Auf das Seitensteuer wird zurzeit die Aufschrift ‚Pressa, Köln‘ aufgemalt.“

Am 30. August kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Könnecke und seinem neuen Funker Wall. Die Vossische Zeitung berichtete am 31. August 1927:

„Der Start zum Amerikaflug hat sich durch einen Konflikt zwischen Könnecke und dem Funker Wall von neuem verzögert. Wall verlangte gestern durch seinen Rechtsanwalt, an dem finanziellen Ergebnis des Unternehmens beteiligt zu werden, was ihm jedoch abgeschlagen wurde. Auf Grund dieser Forderung hat Könnecke auf die weiteren Dienste Walls verzichtet und sich einen anderen Funker von auswärts engagiert.“

Mit dem umgebauten Doppeldecker vom Typ Caspar C 32 wollte er die geplante Strecke über England, Island, Grönland und Kanada zuvor erproben. Weil aber einige der Flieger verschollen blieben und sein Start wegen Sturms über dem Atlantik mehrmals verschoben wurde, überlegte er sich, „hinten herum“ zu fliegen. Nach einer guten Woche Vorbereitung startete die C 32 „Germania“ schließlich am 20. September 1927 in Köln-Butzweilerhof mit Zielrichtung Ostasien. An Bord waren neben Könnecke wieder Graf zu Solms-Laubach als „Heizer“[2] sowie als neues Besatzungsmitglied der Funker / Mechaniker Johannes Hermann. Zur Verabschiedung hatten sich Oberbürgermeister Dr. Adenauer und mehrere Beigeordnete der Kölner Stadtverwaltung eingefunden, die den Fliegern ein herzliches „Glückab“ zuriefen.

„‚Nach einigen kritischen Minuten weiß man, daß es geschafft ist‘ - steht in meinem Tagebuch über den Start in Köln. Einige Minuten waren allerdings recht kritisch. Die an sich sehr schwere ‚Germania‘ war hochbelastet. Allein an Betriebsstoffhatten wir mehr als 1000 kg an Bord, dazu kam eine Menge Gepäck: Werkzeug, Proviant, ein Gummiboot, eine Kiste mit Leuchtpistole und Munition, Handwaffen, Reserveteile für den Motor. Unsere persönliches Gepäck war sehr beschränkt. Jeder hatte eine kleine Handtasche und einige Bekleidungsstücke (Leder- und Wollsachen) noch nebenher verstaut. – Die Maschine erhob sich aber verhältnismäßig leicht. Wir stiegen langsam höher und überflogen nach weitausholender Kurve den Flugplatz etwas 10 Minuten nach dem Start, die letzten Grüße nach unten winkend. Dann lag Köln mit seinem ehrwürdigen Dom unter uns – der Rhein wies den Weg nach Bonn. Ich trug die Startzeit ins Bordbuch ein: genau um 14.00 Uhr waren wir abgerollt.“[3]

Über Rumänien, Türkei, Indien, China und Kamtschatka (die größte Halbinsel Ostasiens) wollte er die USA erreichen und wieder nach Köln zurückkehren. Er wäre der erste Weltumflieger geworden. Doch es kam anders. Nach dem Start vor Tausenden Zuschauern in Köln am 20. September 1927 gelangte Könnecke über Persien bis nach Indien. Die Caspar C 32 war ursprünglich als Agrarflugzeug geplant. Für den Amerikaflug wurde sie mit zusätzlichen Tanks ausgerüstet, um eine höhere Reichweite zu bekommen. Diese Tanks wurden während des Fluges durch Graf zu Solms-Laubach durch manuelles Umpumpen aus Zusatzkanistern nachgefüllt.

„Von Belgrad aus ging es weiter flußabwärts entlang der Donau. In Höhe Nikopoli nahm Könnecke direkten Kurs auf das Schwarze Meer und erreichte bei Agathopolis (Ahtopol/Bulgarien) die Küste. Entlang der Küstenlinie flog die ‚Germania‘ weiter in südöstlicher Richtung zum Bosporus, am Rande von Istanbul zum Marmara-Meer, und in Höhe der Prinzen-Inseln (Prens Adalari) erreichte Könnecke die Küste Kleinasiens. Das nächste Ziel war die Bahnlinie nach Eskischehir, von da aus ging es immer der Eisenbahn folgend bis nach Angora (Ankara). Hier setzte Könnecke die Maschine nach rund 3.000 km und einer ununterbrochenen Flugzeit von 18 Stunden sicher auf. Nach drei Tagen der eigenen Erholung und Überholung der ‚Germania‘ wurde das Unternehmen auf einer vom Militär vorgegebenen Route fortgesetzt. Da der Flugplatz Angora relativ klein war, konnte die C 32 nicht mit voller Last starten, deshalb stand als nächstes Etappenziel Aleppo (Syrien) auf dem Flugplan. Nach dem Abflug im Morgengrauen ging es stundenlang über einsames und ödes Bergland, bis in der Ferne das Taurus-Gebirge auftauchte. Trotz ihres relativ geringen Fluggewichts stieg die Maschine so unwillig, daß die Taurus-Gipfel nicht überflogen werden konnten und Könnecke gezwungen war, sich in Tälern zwischen den Felshöhen hindurchzumogeln. Am Golf von Iskenderun erreichte die ‚Germania‘ schließlich das blaue Mittelmeer, aber schon kurze Zeit später tauchte die syrische Küste auf und es herrschte wieder endlose Wüste unter der Maschine. Nach insgesamt sechs Flugstunden landete die ‚Germania‘ auf einem freien Gelände in der Nähe von Aleppo. Den offiziellen Flugplatz, der beim Ort Mouslimié (nordöstlich von Aleppo) lag, fanden die Deutschen man erst am nächsten Tag. Der Aufenthalt in Aleppo zog sich länger hin als vorgesehen, weil am Motor Reparaturarbeiten erforderlich waren.“

Während des Fluges über die Wüsten des Nahen Ostens drohte der Motor wegen Überhitzung zu explodieren. Graf zu Solms-Laubach, der nach seiner schweren Kopfverletzung[4] von Irak zurück nach Deutschland kehrte, konnte dies vermeiden, weil er während des Fluges Löcher in die Motorverkleidung schnitt. Auf dem Flug von Karatschi nach Delhi kam es im Bezirk Etawah (Vorderindien) am Nachmittag/Abend des 2. November 1927 zu einem Motorschaden. Am 5. oder 6. November 1927 flogen die beiden weiter, wiederum mit Ziel Kalkutta. Auf dieser Etappe kam es zu einer Notlandung in Allahabad, bei der die C 32 „am Steuer“ beschädigt wurde. Otto Könnecke und sein Mechaniker Johannes Hermann mußten das Unternehmen, das beinahe zur ersten Weltumrundung mit dem Flugzeug geführt hätte, abbrechen. Er gab seine Pläne schließlich auf und kehrte zur DLH zurück.

„Die weiteren Meldungen über die ‚Germania‘ sind nur noch äußerst spärlich und stammen erst wieder aus Februar 1928. Der Grund war vermutlich, daß sich die öffentliche Meinung inzwischen weltweit völlig gedreht hatte, Transatlantikflüge und andere Fernflüge galten inzwischen als selbstmörderische Unternehmen, die man nicht auch noch unterstützen sollte. […] Die nächsten Meldungen über die ‚Germania‘ stammen erst aus dem folgenden Jahr, nämlich vom 11. Februar 1928. So berichtete die Fachzeitschrift ‚Luftfahrt‘ in Heft 4/1928, daß die Maschine in der Woche 5.-11.2.1928 nach erfolgter Reparatur nach Kalkutta weitergeflogen sei. Dagegen meldeten Hamburger Tageszeitungen unter dem Erscheinungsdatum 12. Februar: ‚Der deutsche Flieger Könnecke ist auf seinem Weiterflug durch Indien in Sankrail niedergegangen. K. erklärte Pressevertretern, er und seine Begleiter seien wohlauf. Das Flugzeug sei unversehrt, nur die Ölzufuhr bedürfe der Reinigung. Könnecke hofft, seinen Flug am 16. Februar fortsetzen zu können und gedenkt, über Rangoon, Honkong, Shanghai, Tokio und Alaska zu fliegen. In Tokio will er bis April bleiben.‘ Und die britische Fachzeitschrift ‚Flight‘ berichtete in ihrer No. 999 vom 16.2.1928: ‚HERR OTTO KONNECKE, who is flying towards Japan on his Caspar machine, named ›Germania‹, passed over Calcutta on February 11, but failed to locate the Dum Dum Aerodrome, although daylight rocket signals were sent up. He subsequently made a forced landing in the dark on the outskirts of Calcutta.‘ Der Ort Sankrail liegt nicht weit außerhalb von Kalkutta und ‚paßt‘ damit zu dem Bericht des ‚Flight‘. Allerdings blieb eine Fortsetzung des Fluges über China und Japan bis nach Alaska, wie es der C 32-Besatzung vorschwebte, ein reiner Traum. […] So kam es nicht überraschend, als die Fachzeitschrift ‚Luftfahrt‘ in Heft 6/1928 berichtete, daß der deutsche Weltflieger Könnecke in der Woche 26.2.-3.3.1928 krankheitshalber seinen Flug endgültig aufgegeben und mit seinem Begleiter Herrmann auf einem Dampfer die Heimreise angetreten habe. In der Berliner Presse wurde unter dem Datum 2.3.1928 noch ergänzt, daß Könneckes Flugzeug unter britischer Bewachung in Kalkutta zurückgeblieben sei. Ergänzende Informationen über den endgültigen Verbleib der Caspar-Maschine finden sich bei Karlheinz Kens in einem Bericht über die C 32 ‚Germania‘ (Reihe ‚Historische deutsche Flugzeug bis 1945‘, Band 1). Darin heißt es am Ende: Daraufhin entschloß sich der Eigentümer der Germania, Graf zu Solms-Laubach, das Flugzeug direkt in Kalkutta für 22.000 Mark zu verkaufen. Ein entsprechender Funkspruch erreichte Könnecke am 20. Februar. Daraufhin traten er (Könnecke) und Herrmann am 25. Februar die Heimreise mit dem Dampfer ‚Rabenfels‘ an. Zwei Monate später, am 25. April, bekundete die Air Survey ihre Absicht, die Maschine zu erwerben. Als der Kauf nicht zustande kam, veranlaßte der deutsche Generalkonsul für Britisch-Indien, Herr von Plessen, am 21. Juni die Demontage der Maschine und ihre Verpackung in Seekisten. Am 8. August 1928 stach der Dampfer ‚Stolzenfels‘ mit sechs dieser Kisten an Bord Richtung Hamburg in See. Danach verliert sich die Spur der ‚Germania‘.“[5]

Köln als Überseeflughafen (Ost-Asien-Flug)

Am 20. September 1927 startete der Pour le merit-Träger Otto Könnecke zu einem international beachteten Erstflug von Europa in die USA vom Flughafen Köln-Butzweilerhof. Auf Grund des schlechten Wetters sollte die Route aber nach Osten über Asien entlang der Küsten gehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre Könnecke auch der erste Weltumflieger geworden, wenn es nicht zu einem Unglück gekommen wäre. Schon kurz nach dem 1. Weltkrieg versuchten zwei Briten, mit einem umgebauten zweimotorigen englischen Bomber über den Atlantik zu fliegen. Sie kamen nie an. Der deutsche Weltkriegs-Pour-le-Mérite-Flieger Otto Könnecke wollte mit dem Weltkriegsbeobachter Graf Solms-Laubach und dem Mechaniker Johannes Hermann nun diese Strecke bewältigen. Dazu wurde ein ehemaliges Agrarflugzeug ausgewählt. Mit dieser umgebauten Caspar C 32 wollte er mit seinen Begleitern, anlässlich der „Pressa-Ausstellung“ in Köln am 12. Mai 1928, einen Flug über den Nordatlantik nach Amerika durchführen. Das Flugzeug wurde auf den Namen „GERMANIA“ mit dem Kennzeichen D-1142 getauft. Nachdem Könnecke den Flughafen Köln-Butzweilerhof als Trainings- und Startplatz für seinen Ozeanflug ausersehen hatte, beschloss die Kölner Stadtverwaltung, ihn auch finanziell zu unterstützen. Die Zeitungen nannten 35.000 Mark. Die Maschine sollte als Werbeträger für die 1928 in Köln stattfindende Internationale Presseausstellung fungieren. Aus diesem Grund wurde die Maschine als Werbeträger bemalt. Auf der Motorhaube stand der Schriftzug „Caspar“, auf den Flächen die Aufschrift „Pressa“ und auf dem Seitenruder „Köln Pressa 1928“. Oberbürgermeister Dr. Adenauer verfolgte die Durchführung mit großem Interesse. Diesen besonderen Flug nahm die in Riehl gegründete Karnevalsgesellschaft „Am Zoo“ als Motto für den Karnevalsorden der Session 1928. Der Start zum Atlantikflug musste wegen schlechter Witterung mehrmals verschoben werden. Das ungünstige Wetter war dann auch für die kurzfristige Änderung der Flugroute verantwortlich. Statt über den Nordatlantik in die USA zu fliegen, wollte Könnecke nun „hinten rum“ über Asien fliegen. Das führte zu freundschaftlichem Spott seines Fliegerkollegen Ernst Udet, der diese Idee in einer Karikatur, in der Könnecke in die falsche Richtung fliegt, „würdigte“. Während dieser Vorbereitungsphase ließ sich der Kölner Oberbürgermeister Dr. Konrad Adenauer, von seinem Urlaubsort persönlich über den Fortgang des Projekts informieren. Am 12.August 1927 telegraphierte er an die Flugleitung: „Dem Flieger Könnecke ist jede Erleichterung zu gewähren.“ Und vier Tage später: „Bitte mich über Amerikaflug Könnecke telegraphisch auf dem Laufenden zu halten.“ In – und ausländische Zeitungen berichteten regelmäßig über die Vorbereitung sowie den Flug. Könnecke startete zusammen mit Graf zu Solms-Laubach und dem Funker Johannes Hermann am 20. September um 14:22 Uhr in Köln auf dem Flughafen Butzweilerhof mit der schwer beladenen Maschine. Auf dem Flughafen waren nur wenige Zuschauer anwesend, aber Oberbürgermeister Dr. Adenauer verfolgte mit einigen Beigeordneten den Start. Nach und nach gewann die „Germania“ Höhe. Der Flug verlief ohne große Probleme bis Hinaidi bei Baghdad. Dort kam es zu einem Unfall, aber die Maschine blieb flugfähig. Auf dem Weiterflug geriet die Maschine über Basra in ein Luftloch und stürzte fast ab. Otto Könnecke, der als Jagdflieger solche Manöver kannte, konnte die Maschine aber abfangen. Graf Solms-Laubach verletzte sich allerdings am Kopf so schwer, dass er aus dem Unternehmen ausstieg und mit der Imperial Airways zurück nach Deutschland flog. Könnecke und Herman flogen alleine weiter in Richtung Indien. In Etawah in Nordindien kam es bei der Landung zu einem weiteren, diesmal folgenschweren, Unfall. Könnecke versuchte zusammen mit dem Funker Hermann noch die Maschine zu reparieren. Leider erfolglos. Das Unternehmen war gescheitert. Daraufhin wurde das Flugzeug mit dem deutschen Dampfer „Stolzenfels“ nach Hamburg gebracht. Dort verliert sich leider die Spur dieses bekannten Flugzeugs. Nur ein halbes Jahr später, im Frühjahr 1928, schafften die drei Europäer Hermann Köhl, Ehrenfried von Hünefeld und James Fitzmaurice über Irland den ersten „Sprung“ von Europa nach Amerika. Wer heute von Europa in die USA fliegt, hat eine Ahnung, unter welchen Gefahren auch diese Flugroute erschlossen wurde. Nach seiner Rückkehr arbeitet Könnecke wieder als Flugzeugführer bei der „Deutsche Luft Hansa AG“.[6]

Luftwaffe der Wehrmacht

Könnecke wurde am 1. Oktober 1935 reaktiviert, diente Könnecke erneut als Fluglehrer und Ausbildungsleiter bei der Luftwaffe. Als Major wurde er am 27. August 1939 Kommandant der Aufklärer-Fliegerschule Hildesheim (später Aufklärer-Fliegerschule 2). Am 1. Juni 1942 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 5. August 1942 wurde er in die Führerreserve RLM/Ob.d.L. versetzt und wurde dabei dem Luftgaukommando XI (Hannover / Hamburg) unterstellt. Am 5. Oktober 1942 wurde er in das Luftgaukommando Rostow (für die Krim und den Kaukasus) versetzt und am 14. Dezember 1943 zum Kommandant der Fliegerhorst-Kommandantur E 13/IV (Fl.H.Kdtr. E 13/IV) in Pleskau ernannt. Seine letzte Dienststellung im Zweiten Weltkrieg hatte Oberstleutnant Könnecke seit 15. Oktober 1944 als Fliegerhorst-Kommandant 271. Die Fl.H.Kdtr. E 271/III war im April 1944 aus der Fliegerhorst-Kommandantur E 23/IV entstanden.

Tod

Oberstleutnant a. D. Otto Könnecke (1946 besuchte er ein letztes Mal Straßberg, danach brachen alle Verbindungen zu seiner alten Heimat ab, die nun von Kommunisten beherrscht wurde) verstarb am 25. Januar 1956 in Bad Aibling (Bayern) und wurde auf dem städtischen Friedhof beigesetzt; Endgrablage: Abteilung 13, Reihe 7, Grab 55. Das Grab wurde 1984 neu belegt.

Familie

Otto Könnecke, Sohn eines Tischlers, war verheiratet und hatte einen Sohn.

Auszeichnungen (Auszug)

Seine Auszeichnungen und Urkunden sind im Deutschen Ordensmuseum in Neuffen ausgestellt.

Literatur

  • Georg Friedrich Graf zu Solms-Laubach: Asienflug und Heimkehr – Ein Bericht, E. Roth, Gießen 1928

Fußnoten

  1. Otto Könnecke, The Aerodrome
  2. Der Graf hatte während des Fluges die schlimmste Arbeit an Bord: Er mußte, im Laderaum hockend, das Benzin Kanister für Kanister in die Rumpftanks im unteren Bereich des La-deraums füllen und von dort in den Falltank des oberen Flügels pumpen, aus dem wiederum der Motor gespeist wurde. Das war eine anstrengende und stark „benebelnde“ Aufgabe, denn verdunstendes Benzin riecht nicht nur sehr intensiv, sondern die Dämpfe sind in größerer Menge auch gesundheitsschädlich.
  3. Otto Könnecke – der Atlantikflieger
  4. In der relativen Kühle des frühen Morgens des 30. September 1927 sollte es nach drei Tagen Reparatur auf dem Flugplatz Bagdad-Hinaidi endlich losgehen. Die nur halbvoll beladene „Germania“ rollte an, hob ab, sackte aber durch, gewann dann wieder etwas an Höhe – und plötzlich tauchte vor der Maschine eine Hochspannungsleitung auf. Die Stromkabel zerrissen funkenstiebend, der Motor des Flugzeugs begann wegen Überhitzung unregelmäßig zu laufen, die Maschine verlor wegen des Geschwindigkeitsverlusts ihre Steuerungsfähigkeit und ging hart zu Boden. Im Innern des Laderaums machten sich die aufgestapelten, randvoll gefüllten Benzinkanister selbständig. Graf zu Solms hatte in dem engen Raum kaum Chance zum Ausweichen, die herumfliegenden Behälter brachten ihm Prellungen und Quetschungen bei, außerdem erlitt er mehrere Rippenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Er hatte sogar noch Glück im Unglück, denn die lose verstauten Kanister hätten ihn erschlagen können. Immerhin blieben Könnecke und Hermann unverletzt. In der folgenden Woche wurde das Flugzeug in der gut eingerichteten britischen Militärwerft auf dem Flughafen Bagdad-Hinaidi wieder instandgesetzt. Selbst die Anfertigung eines neuen Leitwerks stellte die hilfsbereiten Briten vor keine besonderen Probleme. Am 6. Oktober 1927 machte die „Germania“ einen kurzen Probeflug, der recht zufriedenstellend verlief. Frühmorgens um 6 Uhr des 7. Oktober 1927 erfolgte der Start von Bagdad-Hinaidi nach Shaiba, 30 km südwestlich der Hafenstadt Basra gelegen. Ein Stück des Weges wurde die „Germania“ von einem britischen Flugzeug begleitet. Vier Stunden lang ging es über die eintönige Wüstenlandschaft bis an die Mündung von Euphrat und Tigris in den Persischen Golf. In Shaiba erfolgte eine glatte Landung. Um 6 Uhr morgens des 8. Oktober 1927 startete die „Germania“ zum Flug über den Persischen Golf entlang der persischen Küste nach Bandar-Abbas. Der nötige Höhengewinn nach dem Start war schwierig, erst nach 50 Minuten stetigen Kreisens konnte man Kurs auf Basra und das Meer nehmen. Am frühen Nachmittag erfolgte die glatte Landung in Persien. Da sich der Gesundheitszustand von Graf zu Solms seit dem Unfall am 30. September stetig verschlechtert hatte, waren ihm die zu erwartenden Strapazen auf den kommenden Flugabschnitten nach Hinterasien nicht mehr zuzumuten. Deshalb entschloß die Besatzung sich schweren Herzens, Graf zu Solms so schnell wie möglich in die Heimat zurückzuschicken. Am 20. Oktober 1927 nahm ihn ein Frachter, der in Bandar-Abbas Zwischenstation gemacht hatte, mit bis nach Basra. Von dort flog er mit britischer Hilfe als normaler Passagier über Bagdad und Aleppo nach Kairo. Mit dem Zug ging es nach Port Said und dort an Bord des Dampfers „Usambara“ der Deutschen-Ost-Afrika Linie. Am 11. November 1927 in Genua angekommen, nahm Graf zu Solms den Schnellzug über Italien und die Schweiz nach Deutschland. Am 12. November traf er wieder in seiner Heimat Laubach ein.
  5. Günter Frost: Die Flugzeuge der Caspar-Werke in Travemünde, 2019
  6. Vor 90 Jahren: Erster Flug von Europa in die USA, Kölner Wochenspiegel, 19. September 2017