Löck, Carsta
Carsta Betty Löck ( 28. Dezember 1902 in Deezbüll;
19. Oktober 1993 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Es gab für das Kind Carsta nichts schöneres, als wenn es Gedichte aufsagen durfte, und es meldete sich immer am eifrigsten, wenn in der Deutschstunde Gedichte vorgelesen werden sollten. Da geschah es öfters, daß dem kleinen Mädchen vor Begeisterung die Stimme überschnappte. Später rezitierte sie in Vereinen und bei allen möglichen Gelegenheiten, und ihrem Vater fiel die Begabung seiner Tochter auf. Er ging in jener Zeit nach Kiel, wo er Kaufmann war. Er suchte für seine Carsta selbst einen Lehrer, denn er stand auf dem Standpunkt, daß diese Begabung gefördert werden müßte.
Carsta Löck kam als Schülerin zu dem Schauspieler Friedrich Schütze nach Kiel. Hier fand ihre Theatersehnsucht einen Boden vor, auf dem sie immer stärker werden mußte. Carsta sagte ihrem Vater, daß sie zur Bühne wolle und daß nichts sie abhalten werde, den Beruf der Schauspielerin zu wählen. Nun war es mit den Stunden bei Schütze aus. Der Vater verbot ihr energisch, das Studium fortzusetzen und meinte, daß er ihr niemals einen Lehrer gesucht hätte, wenn er von den verrückten Ideen seiner Tochter etwas geahnt hätte. Zum Hausgebrauch reiche ihre rezitatorische Begabung ja eben noch aus, und darum habe er ihr ermöglichen wollen, sich zu schulen. Aber die Bühne möge sie sich gefälligst aus dem Kopf schlagen.
Carsta nahm trotzdem weiter Unterricht – heimlich. Durch ihren Lehrer konnte sie ein kleines Engagement ans Theater in Kiel erhalten. Nun mußte sie sich entscheiden. Sie nahm das Engagement nicht an. Ihr fehlte der Mut, ihren Eltern gegenüberzutreten, ihre Familie hatte sich nicht einverstanden erklärt. Außerdem war Carsta Löck in dieser Zeit verlobt, und diese Bindung war wohl ausschlaggebend für ihren Entschluß gewesen, die Gelegenheit zu einem Anfang vorbeizulassen.
Nicht viel später besuchte die junge Künstlerin ihre in Berlin verheiratete Schwester. Das junge Ehepaar unterstützte Carsta in ihren Wünschen, und das Resultat war, daß Carsta in Berlin blieb und von hier aus ihren Eltern schriftlich mitteilte, daß sie nun doch fest entschlossen sei, zur Bühne zu gehen. Es gelang ihr, ans Theater in der Klosterstraße zu kommen, ihren ersten Erfolg hatte sie im „Theater des Westens“ im „Störenfried“. Dann trat eine Pause ein. Vielversprechender Anfang und – aus. Carsta Löck wußte, daß sie noch lange nicht ausgebildet oder gar eine reife Künstlerin war. So versuchte sie, in der Provinz Fuß zu fassen. Sie spielte sechs lange Jahre hindurch an den kleinen und kleinsten Bühnen, bis sie dann endlich ans „Ostdeutsche Landestheater“ kam, das Gastspielreisen in Deutschland unternahm.
In dieser Zeit spielte Carsta Löck bereits die Rolle, die sie später weiteren Kreisen bekannt machte, nämlich die „Sofie“ in „Krach um Jolanthe“ („Die Metzelsuppe“). Hier zeigte sich zum erstenmal ihr komisches Talent.[1]
Seit 1933 wurde sie sehr oft in Spielfilmen eingesetzt, insbesondere in Filmkomödien. Sie war bald festgelegt auf das einfache Mädel vom Land und spielte, meist in Nebenrollen und oft mit einer Prise Komik, Mägde, Soldatenbräute, Ehefrauen, Hauswirtschafterinnen, Sekretärinnen und Nachbarinnen.
Gegen Kriegsende war sie auch bei der Truppenbetreuung an der Front. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie ihre Theatertätigkeit in Berlin fort.
Im Nachkriegsfilm spielte sie meist Mutter oder Großmutter. Unter anderem spielte sie Ida Jungmann in der „Buddenbrooks“-Verfilmung von 1959. Auch in zwei frühen DEFA-Filmen spielte sie mit: in „Die Kuckucks“ und als lebenslustige Kneipenwirtin Emma in „Die Buntkarierten“. 1959 sah man sie auf dem Bildschirm neben den Geschwistern Willy und Lucy Millowitsch in dem Schwank „Der keusche Lebemann“ von Arnold und Bach in einer Aufzeichnung aus dem Millowitsch-Theater. Späte Popularität erlangte sie noch einmal als Krösa Maja in der schwedischen Film- und Fernsehserie über Michel aus Lönneberga. In der deutschen Fassung wurde sie allerdings von ihrer Schauspielkollegin Carola Höhn synchronisiert. 1989 erhielt sie das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Carsta Löck starb am 19. Oktober 1993 – zwei Monate vor ihrem 91. Geburtstag – in Berlin; sie war seit 1963 verwitwet.
Filmographie
- 1933: Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt
- 1933: Reifende Jugend
- 1933: Flüchtlinge
- 1933: Der Doppelbräutigam
- 1934: Die vier Musketiere
- 1934: Krach um Jolanthe
- 1934: Hermine und die sieben Aufrechten
- 1935: Wer wagt, gewinnt
- 1935: Die weißen Teufel (unvollendet)
- 1935: Der mutige Seefahrer
- 1935: Die klugen Frauen
- 1936: Wenn der Hahn kräht
- 1936: Flitterwochen
- 1936: Onkel Bräsig
- 1936: Spiel an Bord
- 1937: Heimweh
- 1937: Fremdenheim Filoda
- 1937: Autobus S
- 1937: Ein Volksfeind
- 1938: Die vier Gesellen
- 1938: Pour le mérite
- 1938: Die Hochzeitsreise
- 1939: D III 88
- 1939: Das Gewehr über
- 1939: Legion Condor (unvollendet)
- 1939: Kadetten
- 1939: Der Stammbaum des Dr. Pistorius
- 1939: Dein Leben gehört mir
- 1939: Ihr Privatsekretär
- 1940: Mädchen im Vorzimmer
- 1940: Für die Katz
- 1940: Die lustigen Vagabunden
- 1940: Kampfgeschwader Lützow
- 1940: ...Über alles in der Welt
- 1940: Männerwirtschaft
- 1941: Jakko
- 1941: U-Boote westwärts!
- 1941: Kleine Mädchen, große Sorgen
- 1942: Stimme des Herzens
- 1943: Besatzung Dora
- 1943: Ein schöner Tag
- 1944: Freitag der 13.
- 1945: Der große Fall
- 1945: Der stumme Gast
- 1945: Das Leben geht weiter (unvollendet)
- 1945: Dr. phil. Döderlein (unvollendet)
- 1947: Zwischen gestern und morgen
- 1947: Film ohne Titel
- 1948: Der große Mandarin
- 1948: Die Kuckucks
- 1949: Die Buntkarierten
- 1949: Derby
- 1949: Kätchen für alles
- 1949: Hochzeit mit Erika
- 1950: Insel ohne Moral
- 1950: Eine Frau mit Herz
- 1951: Das seltsame Leben des Herrn Bruggs
- 1951: Das späte Mädchen
- 1952: Wochenend im Paradies
- 1952: Ich heiße Niki
- 1952: Ferien vom Ich
- 1952: Käpt'n Bay-Bay
- 1953: Hollandmädel
- 1953: Damenwahl
- 1953: Christina
- 1954: Heideschulmeister Uwe Karsten
- 1954: Morgengrauen
- 1954: Der Engel mit dem Flammenschwert
- 1955: Oberwachtmeister Borck
- 1955: Griff nach den Sternen
- 1955: Der Major und die Stiere
- 1956: Drei Birken auf der Heide
- 1956: Heidemelodie
- 1956: Kirschen in Nachbars Garten
- 1956: Tierarzt Dr. Vlimmen
- 1957: Witwer mit fünf Töchtern
- 1958: Grabenplatz 17
- 1958: Mann im Strom
- 1959: Buddenbrooks
- 1959: Der keusche Lebemann
- 1960: Mein Schulfreund
- 1960: Im Namen einer Mutter
- 1960: Wenn die Heide blüht
- 1961: Riviera-Story
- 1961: Eheinstitut Aurora
- 1961: Das Mädchen und der Staatsanwalt
- 1971: Immer dieser Michel / Michel in der Suppenschüssel (Emil i Lönneberga)
- 1972: Michel muß mehr Männchen machen (Nya hyss av Emil i Lönneberga)
- 1973: Michel aus Lönneberga (Emil och Griseknoen)
- 1977: Feuer um Mitternacht
- 1979: Neues vom Räuber Hotzenplotz
- 1982: Der Schnüffler
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Weiße Wäsche (Französisches Komödienhaus, Berlin)[2]
- 1935: Spiel an Bord (Französisches Komödienhaus, Berlin)[3]