Von Lützow, Leopold
Leopold „Leo“ Wichard Heinrich Freiherr von Lützow ( 26. März 1786 in Berlin; 27. August 1844 in Gotha) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant der Preußischen Armee und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“. Der Freiheitskämpfer diente in vier Armeen, um gegen die Tyrannei Napoleon Bonapartes und seiner „Franzosenzeit“ zu kämpfen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Leopold von Lützow kämpfte unter anderem 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt, 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig und 1815 in der letzten Schlacht gegen Napoleon bei Belle Alliance. In seinen 58 Lebensjahren durchzog er als preußischer Leutnant, Freikorpskämpfer, k. k. Oberleutnant, spanischer Kapitän, französischer Kriegsgefangener und kaiserlich-russischer Oberst Europa – von Schweden bis nach Spanien, vom Russischen Kaiserreich bis nach Belgien.
Chronologie
- 1803 nach Ausbildung an der Académie militaire (Vorläufer der Kriegsakademie) Eintritt in die Preußische Armee
- Oktober 1803 (nach anderen Quellen schon März 1803) Ernennung zum Sekondeleutnant im Regiment Garde Nr. 15 (Altpreußisches Infanterieregiment No. 15, 1806 aufgelöst)
- 1806 bis Anfang 1807 Teilnahme am Vierten Koalitionskrieg gegen Napoleon, bei der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt als Adjutant seines Vaters
- Anschließend Adjutant seines Vaters, der die Stellung eines Generalkommissars für Kurland inne hatte, und verfügte über Beziehungen zum Freiherrn von Stein, August Graf Neidhardt von Gneisenau, Gerhard von Scharnhorst und den westfälischen Patrioten unter Oberstleutnant Wilhelm von Dörnberg. Zuletzt war er Premierleutnant im Stab des Generalquartiermeisters.
- Gemeinsam mit seinem Bruder Adolf von Lützow schloß er sich am 30. April 1809 dem 2. Brandenburgischen Husaren-Regiment unter Major Ferdinand von Schill (Schillsche Jäger) an. Die Nachricht von der Erhebung des Volkes in Hessen unter Wilhelm von Dörnberg hatte Schill zum Aufstand gegen die französische Besetzung veranlaßt. Die beiden Brüder erreichten das Regiment am Morgen des 30. April im Biwak vom Baumgartenbrück bei Geltow in der Nähe von Potsdam, als man gerade aufbrechen wollte. In der Schlacht bei Dodendorf am 5. Mai 1809 wurde Adolf von Lützow schwer verwundet. Er wurde von seinem Bruder Leopold gefunden und in Sicherheit gebracht. Im heutigen „Lützowhaus“ in Schöneiche wurde er nach seiner Verwundung gesundgepflegt.
- Mai 1809 Leopold von Lützow trat im Fünften Koalitionskrieg der k. k. Armee bei (zuerst beim Infanterie-Regiment Nr. 42 „Erbach-Schönberg“, dessen Inhaber Karl Eugen zu Erbach-Schönberg war, dann im Stab des XI. Armeekorps unter Michael von Kienmayer), nach der Schlacht bei Wagram und dem Waffenstillstand von Znaim, war auch dieser Widerstand gebrochen.
- 1810 gemeinsam mit Karl von Grolman, Fabian Dohna und anderen Gleichgesinnten Eintritt in die spanische Fremdenlegion (legion extrangera), wo er bis 1812 gegen Napoleon kämpfte (→ Napoleonische Kriege auf der Iberischen Halbinsel).
- 1812 Durch die Kapitulation von Valencia am 13. Januar 1812 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen konnte. Über die Schweiz, Deutschland und Polen reiste er, mitten durch die aufmarschierenden Truppen der Grande Armée, nach Rußland. Am 2. Juni 1812 erreichte er die Kaiserlich Russische Armee bei Drissa, die von vielen deutschen Offizieren befehligt wurde, und wurde als Oberstleutnant im Generalstab übernommen (zuerst a la Suite des russischen Kaisers, dann unter General Dorochow, darauf beim IV. Armeekorps des General Doktorow und seit dem Waffenstillstand von 1814 unter dem General Peter Johann Christoph Graf von der Pahlen. Er diente im Kampf gegen den Rußlandfeldzug Napoleons und den folgenden Befreiungskriegen in kaiserlich russischen diensten, zuletzt als Oberst, wo er sich hervorragend auszeichnete.
- 1815 trat er erneut der Preußischen Armee bei (16. Infanterie Regiment) und kämpfte im Siebten Koalitionskrieg, sowohl in der Schlacht bei Ligny als auch in der Schlacht bei Belle Alliance im Generalstab von Blüchers.
- 1817 Mitglied der „Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin“ (u. a. mit Wilhelm von Humboldt, Carl von La Roche, Friedrich Carl von Savigny und August Neidhardt von Gneisenau)
- 1829 Generalmajor
- 8.1.1821 bis 5.4.1830 Generalstabschef des III. Armee-Korps
- 30. März 1832 bis 9. März 1834 Leiter (Direktor) der Allgemeinen Kriegsschule (als Nachfolger von Carl von Clausewitz)
- 30.3.1834 bis 30.3.1836 Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade (1852 umbenannt in 17. Infanterie-Brigade)
- 30.3.1836 bis 26.10.1843 Kommandeur der 9. Division und Kommandant der Festung Glogau
- 1839 wurde er Generalleutnant
- 1843 Gouverneur von Berlin und Chef der Landgendarmerie
Tod
Generalleutnant a. D. Freiherr von Lützow verstarb am 27. August 1844 zu Gotha auf der Rückkehr von einer Badereise.
Familie
Sein Vater war der Generalmajor der Preußischen Armee Johann Adolph von Lützow (1748–1819), seine Mutter Wilhelmine, geb. von Zastrow (1754–1815). Seine Geschwister waren:
- August ( 13. November 1780; 28. Dezember 1826), preußischer Oberregierungsrat ∞ 22. November 1811 Ernestine von Grävenitz aus dem Haus Frehne
- Ludwig Adolf Wilhelm (1782–1834), Freikorpsführer und Generalmajor der Preußischen Armee
- ∞ 20. März 1810 (Geschieden 1824) Elisa von Ahlefeldt ( 17. November 1788; 20. März 1855)
- ∞ 10. April 1829 Auguste von Lützow, geb. Uebel (1803–1888)
- Wilhelmine ( 12. Mai 1784; 10. Januar 1837) ∞ 27. August 1812 Heinrich Graf zu Dohna-Wundlacken (1777–1843)
- Wilhelm ( 10. Februar 1795; 15. Februar 1827) ∞ 5. Juli 1821 Auguste Uebel (1803–1888), Tochter des Amtsrats Friedrich Ludwig Uebel aus Paretz
Ehen
Am 9. April 1815 heiratete er Bertha von La Roche ( 5. April 1793; 30. Juni 1830). Mit ihr hatte er sieben Kinder, von denen drei im Kindesalter starben:
- Sophie ( 5. Januar 1816; 5. August 1855) ∞ 1840 Karl von Richthofen (1811–1888)
- Leo Adolf Marquardt ( 1. September 1817; 17. Januar 1891) preußischer Kreisgerichtsrat ∞ 1847 mit Maria von Orville (Marie d'Orville, Sängerin) ( 26. August 1819; 11. April 1890)
- Otto ( 1818)
- Mathilde ( 1822)
- Agnes (1825–1826)
- Editha (1828–1830)
- Max (1829–1830)
Am 6. Februar 1835 heiratete er in zweiter Ehe Therese von Richthofen ( 25. Januar 1816; 25. September 1839), mit der er einen Sohn hatte.
- Kurt Heinrich Karl ( 10. Juni 1836; 3. Juli 1907), Generalmajor
- ∞ Margarethe von Werder ( 18. Dezember 1840; 18. August 1872)
- ∞ Gertrud von Hoverbeck genannt von Schönaich ( 22. Juli 1856) ( sie wurden Eltern von Kurt-Lüder Freiherr von Lützow)
Seine Frau war die Schwester des Germanisten Karl von Richthofen (1811–1888).
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Pour le Mérite am 8. Dezember 1813 durch König Friedrich Wilhelm III. auf Vorschlag von Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein vom 30. September 1813
- Eisernes Kreuz (1813), II. und I. Klasse
- Ehrenbürgerschaft von Glogau