Dörnberg, Wilhelm von

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Wilhelm Kaspar Ferdinand Freiherr von Dörnberg.jpg

Wilhelm Kaspar Ferdinand Freiherr von Dörnberg (auch: Dörrenberg, ursprünglich Dorrenburg; Lebensrune.png 14. April 1768 auf Schloß Hausen bei Bad Hersfeld; Todesrune.png 19. März 1850 in Münster) war ein deutscher Freiherr, Offizier, Kämpfer gegen die Tyrannei Napoleons in den Befreiungskriege und zuletzt Generalleutnant des Königreiches Hannover und Diplomat. Der reformierte Wilhelm von Dörnberg, Führer des westphälischen Aufstandes 1809, wird auch „Aufstandsdörnberg“ genannt. Er half im Verein mit den übrigen Männern der deutschen Erhebung, die Fundamente einer Entwicklung zu legen, in deren Verlauf Deutschland über 100 Jahre vor jeder Art von Fremdherrschaft bewahrt blieb.

Werdegang

Wilhelm von Dörnberg, Radierung von Ludwig Emil Grimm (1790–1863).jpg

Wilhelm von Dörnberg trat im Januar 1783 dem Ersten Garde-Bataillon der Landgrafschaft Hessen-Kassel in Kassel bei und wurde am 22. Januar 1785 zum Premier-Lieutenant ernannt. Er sammelte 1792 erste Kriegserfahrung beim Feldzug gegen Frankreich in der Champagne. Am 6. Dezember 1792 erhielt er sein Patent als Stabscapitän.

Ab 1794 war er in niederländischen Diensten und tat sich besonders bei der Belagerung von Ypern hervor. Nach der personellen Verringerung der hessischen Armee aufgrund des Friedens von Basel zwischen Frankreich und Spanien am 22. Juli 1795 ersuchte von Dörnberg um seinen Abschied und wurde am 22. Januar 1796 entlassen. Er trat noch im selben Jahr als Hauptmann der Preußischen Armee in das preußische Füsilier-Bataillon „von Bila“ Nr. 2[1] ein, das als Teil der Vorhut von Blüchers an der von Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt beteiligt war.

Nach der Kapitulation Lübecks im Vierten Koalitionskrieg geriet von Dörnberg mit von Blüchers Corps in Kriegsgefangenschaft. Kurz nach seiner Freilassung zog er mit dem Fürsten zu Sayn-Wittgenstein nach England, um von dort aus einen Aufstand in Hessen gegen die französische Fremdregierung zu organisieren. Der Friede von Tilsit, am 7. Juli 1807 zwischen Frankreich und Rußland und am 9. Juli 1807 zwischen Frankreich und Preußen, beendete den Koalitionskrieg von 1806/07. Zar Alexander I. von Rußland trat der Kontinentalsperre bei. Preußen verlor alle Gebiete westlich der Elbe an das unter Napoleons Bruder Jérôme zusammengeschlossene Königreich Westphalen, das im Kern aus der besetzten Landgrafschaft Hessen-Kassel mit der nun westphälischen Hauptstadt Kassel bestand.

„Leben und Werke von Dörnberg erhielten Bedeutung und Richtung im Zeitalter der Revolutions- und Freiheitskriege (1792–1815). Er kämpfte in diesen Auseinandersetzungen als Truppenoffizier, als militärischer Führer und Diplomat der Widerstandsbewegung, in offenem Kriege und im Untergrunde, als hessischer, preußischer, westfälisch-napoleonischer, britischer und hannoverischer Offizier und als steckbrieflich verfolgter Flüchtling in unermüdlichem, mutigem, erfolgreichem und verläßlichem Einsatz für die Freiheit seines Vaterlandes und für die Beseitigung der französischen Fremdherrschaft in Mitteleuropa. Er war den führenden Geistern unter den Gegnern Napoleons auf den Thronen, in den Regierungen und in den Heeren des außerfranzösischen Europa durch persönliche und freundschaftliche Beziehungen eng verbunden, dem Range ihrer geschichtlichen Bedeutung nach gleichgestellt. [...]“ — Deutsche Biographie

Aufstand gegen die französische Fremdherrschaft

Von Dörnberg kehrte nach Hessen zurück, trat in den westphälischen Militärdienst ein und erhielt von Jérôme am 18. Mai 1808 das Regiment der Chasseur Carabiniers (Schützen-Jäger, faktisch Kürassiere) als Oberst der Garde-Jäger und wurde Kommandeur des Jäger-Bataillons in Marburg. Die frankophile Regierung in Kassel zweifelte nicht an seiner Loyalität, und so konnte er in geheimen Kontakt und Austausch mit anderen deutschen Freiheitskämpfern wie von Scharnhorst, von Gneisenau, von Schill und von Katte treten und ohne Verdacht Vorbereitungen zum Widerstand des nördlichen Deutschlands treffen und die Planung eines gleichzeitig ausbrechenden Krieges zwischen Napoleons Frankreich und dem Kaisertum Österreich beginnen. Aufgrund der raschen politischen und militärischen Veränderungen sah er sich jedoch gezwungen, inmitten dieser Vorbereitungen am 22. April 1809 in Hessen den Aufstand gegen die verhaßte französische Fremdherrschaft, obwohl schlecht vorbereitet, zu initiieren. Unterstützt wurde er durch die Schwester des ehemaligen preußischen Ministers und Reformers vom Stein, die Äbtissin Marianne vom Stein des Stifts Wallenstein in Homberg, sowie durch Werner von Haxthausen.

Er versammelte in Homberg mehrere tausend schlecht bewaffnete und leicht ausgerüstete Bauern, die nur die Unterstützung von wenigen kriegserfahrenen Landsknechten hatten, um den Aufstand losbrechen zu lassen. Auf dem Marktplatz erfolgte eine feierliche Fahnenübergabe durch die Homberger Äbtissinnen Marianne vom Stein und Charlotte von Gilsa, die laut Überlieferung die Fahne im sogenannten „Dörnberg-Tempel“ gestickt haben sollen. Das freiwillige Corps zog in Richtung Kassel. Hieronymus Napoleon, „König“ von Westphalen, schickte die Reiterei des Garde-Obersten von Dörnberg den Widerstandstruppen entgegen. Aber er wußte nicht, daß dieser der eigentliche Anführer war, der sich nun mit den aufständischen Truppen vereinigte. Nicht alle seine Männer waren mit diesem Schritt einverstanden, manche kehrten um und eilten zum Besatzer-König, der nun vorbereitet war und die Absicht von Dornbergs, Kassel überraschend zu stürmen und ihn gefangenzunehmen, vereiteln konnte.

Bei Rengershausen (heute Teil Baunatals) an der Knallhütte südlich von Kassel kam es zu einem kurzen, aber heftigen Gefecht, das die von den Franzosen unterstützen und befehligten westphälischen Regierungstruppen mit wenig Mühe gewannen. Die Gefallenen des Dörnberg'schen Corps wurden auf dem Rengershäuser Friedhof beigesetzt.

England, Russisch-Deutsche Legion und Befreiungskriege

Der verratene und steckbrieflich gesuchte von Dörnberg floh zunächst nach Böhmen zum ehemaligen Reichsfürsten und Kurfürsten sowie Feldmarschall Wilhelm I., wo er in Nachod zum Korps des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig stieß, mit dem er sich, gemeinsam mit ihren Getreuen, nach England absetzte, da die Obergewalt in Westphalen ihn inzwischen zum Tode verurteilt hatte. Dort diente er als Oberst und Stabschef in der Schwarzen Schar Friedrich Wilhelms, bevor er 1812 zum Generalmajor in der britischen Königlich Deutschen Legion ernannt wurde. Nach diplomatischen Missionen in Norddeutschland und Rußland diente er im Winter 1812/13 in der Russisch-Deutschen Legion an der Seite des Generalleutnants Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein (Kommandeur des 1. Infanterie-Korps unter der 1. russischen Westarmee). Er war u. a. mitverantwortlich für die preußisch-russische Konvention von Tauroggen.

Während der Freiheitskriege tat er sich unter dem Kommando von Ludwig Georg Thedel Graf von Wallmoden im Gefecht bei Lüneburg gegen den französischen General Morand hervor, wo er dessen Korps vernichtete. Er führte eine Reiter-Division bei der Schlacht an der Göhrde. 1814 belagerte er Diedenhofen (Thionville). Nach dem Ersten Pariser Frieden kommandierte er eine Brigade der Reiterei in Mons, Belgien. Nach Napoleons Flucht von Elba und der erneuten Ergreifung der Macht wurde von Dörnberg zudem mit dem Aufbau eines Nachrichtendienstes betraut. Als Kommandierender seiner Brigade zeichnete er sich während des Siebten Koalitionskrieges am 16. Juni 1815 in der Schlacht bei Quatre-Bras und am 18. Juni in der Schlacht bei Belle Alliance aus, in der er schwer verwundet wurde. Der entscheidende Sieg Wellingtons und von Blüchers über Napoleon beflügelte die Karriere des Freiherrn von Dörnberg.

Kavallerie-Brigade 1815

Die 3. Kavallerie-Brigade des Generalmajors von Dörnberg unterstand im Sommerfeldzug 1815 offiziell dem V. Kavallerie-Korps des Lords Uxbridge (Ritter des Großkreuzes des Bathordens), gehörte aber de facto dem Reserve-Korps an und war dem Oberkommandierenden Wellington direkt unterstellt. Die Brigade bestand aus den 1. (unter Oberstleutnant Johann (von) Bulow) und 2. (unter Oberstleutnant K/Carl von/de Jonquieres) leichten Dragoner-Regimentern der Königlich Deutschen Legion (Ende Mai bei Mecheln) und dem 23. englischen leichten Dragoner-Regiment. Das Reserve-Korps wurde von zahlreichen weiteren deutschen Einheiten unterstützt, so auch vom Husaren-Regiment „Herzog von Cumberland“, dem braunschweigischen Korps des Herzogs Friedrich Wilhelm (8 Bataillone, 2 Batterien, 1 Husaren-Regiment, 1 Schwadron Ulanen) in einer Stärke von 6.298 Mann mit 16 Geschützen, dem nassauische Kontingent unter Generalmajor August von Kruse (2.880 Mann) und weiteren. Ein hannoversches Reserve-Korps unter Generalleutnant Friedrich von der Decken, dem Errichter der Königlich Deutschen Legion, besetzte mit der 1. Brigade (3 Bataillone) Ostende und Nieuport, mit der 2. (3 Bataillone) Anderlecht, mit der 3. Ypern (4 Bataillone) und mit der 4. Antwerpen (4 Bataillone), zusammen 9.009 Mann.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Pariser Frieden und der Beendigung der Franzosenzeit in Europa trat Generalmajor von Dörnberg in hannoversche Dienste und wurde königlich-hannoverischer General-Lieutenant, Generaladjutant im Generalstab des Königs, Chef des Garde-Kürassier-Regimentes in Celle und ab 1842 außerordentlicher Gesandter in Sankt Petersburg. Die Reichsfreiherren von Dörnberg waren seit 1732 ebenfalls Erbküchenmeister (Erbhofmeister) von Hessen.

Das Lied vom Dörnberg

Ernst Moritz Arndt schrieb 1813 zu Ehren des zurückgekehrten Freiheitskämpfers in „Lieder für TeutscheDas Lied vom Dörnberg:

Es war ein Freiherr fromm und gut
Vom Kattenland und Kattenblut –
O tapfres Land der Hessen!
Der haßte tief den welschen Tand,
Der konnte Ehr' und Vaterland
Und Freiheit nicht vergessen.


Es hatt' auf den Landgrafenthron
Den Bruder sein Napoleon
Im Kaiserstolz gesetztet;
Der Bruder hieß Hieronymus,
Ein Weichling, der im Diebsgenuß
Der Wollust sich ergetzet.


Das deucht dem edlen Dörnberg schlimm,
Er rüstet sich im Heldengrimm,
Den Buben will er schlagen,
Die Welschen will der Ritter wert
Mit Spieß und Stange, Kolb' und Schwert
Weit übern Rhein verjagen.
Schon hat er klug sein Netz gespannt,
Schon hält er's Schwert in tapfrer Hand,
Schon warten seine Treuen,
Sie brennen all' von deutschem Mut,
Sie dürsten all' Franzosenblut
Mit Durst der edlen Leuten.


Das deuchte einem Schelm nicht recht,
Ein Ritter, doch von Sinn ein Knecht,
An Ehren mißgeboren,
Der sagt's dem König alles aus,
Der rüstet sich und schirmt sein Haus
Mit Wehr an Türmen und Thoren.


Da muß der edle Dörnberg fliehn,
Verräter spähen hinter ihn,
Sein Leben zu erlauschen;
Er auf der Flucht muß ab und an
Mit manchem fremden Wandersmann
Wohl Kleid und Kappe tauschen.
Bis er den wackern Braunschweig find't,
Der Welfen echtgebornes Kind,
Den treuen deutschen Degen;
Da muß noch mancher welsche Hund
Sich blutig auf den grünen Grund
Durch seinen Säbel legen.


Sie hauen sich wie Männer durch,
Dann segeln sie zur Freiheitsburg,
Altengelland mit Namen;
Da ruhen sie vom harten Strauß
Die müden, wunden Glieder aus.
Gott sprach zur Kühnheit Amen.


Nun, Deutsche, hört die neue Mär!
Der Dörnberg ziehet wieder her,
Er führet tapfre Reiter,
Er reitet ein geschwindes Pferd,
Er schwinget ein geschliffnes Schwert,
Und Gott ist sein Begleiter.

Familie

Hauptmann Freiherr von Dörnberg heiratete 1796 in Königsbrück bei Dresden seine Verlobte Julie von Münster-Meinhövel (1776–1839), Tochter von Georg Werner August Dietrich Graf von Münster-Meinhövel (1751–1801). Das Paar hatte fünf Söhne und drei Töchter, darunter:

  • Selma Tusnelda (1797–1876) ⚭ Karl von der Groeben (1788–1876)
  • Henriette (1803–1836) ⚭ Friedrich Wilhelm von Hedemann (1798–1859), Erbherr auf Dorste und Elvershausen
  • Auguste (1815–1876) ⚭ 3. September 1837 Arthur von der Groeben (1812–1893), Herr auf Ponarien[2]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Hugo Dörnberg-Hausen: Wilhelm von Dörnberg. Ein Kämpfer für Deutschlands Freiheit. Elwert, Marburg 1936

Fußnoten

  1. Errichtet 1787 in Halle aus Infanterie-Regiment 3 und Grenadier-Bataillon „von Borcke“, aufgelöst durch die Kapitulation von Ratekau am 17. November 1806 und Magdeburg am 11. November 1806.
  2. Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, Band 27, S. 282