Osttürkischer Waffen-Verband der SS
Der Osttürkische Waffen-Verband der SS (OTWV) war ein von Heinrich Himmler am 20. Oktober 1944 (mit Wirkung vom 1. Oktober 1944) aufgestellter SS-Verband ausländischer Freiwilliger mohammedanischen Glaubens als Divisionsverband (November 1944: 5.000 Mann; zuletzt 8.500) unter dem Befehl von SS-Standartenführer der Waffen-SS Wilhelm Harun-el-Raschid Bey-Hintersatz, wie er namentlich bei der SS geführt wurde.
Vorwiegend bei der Bandenbekämpfung an der Ostfront eingesetzt, kämpften Teile des Verbandes ab Februar 1945 im Sudetenland im Raum Prag (unter SS-Sturmbannführer Fürst), ab März in Norditalien, wobei 4.000 Mann in der Lombardei, im Raum Mailand, stationiert waren und 1.200 Mann der Provinz Modena, nach Carpi zum Bandenkampf gegen kommunistische Partisanen abgestellt wurden (in einer Meldung am 9. April 1945 des Höchsten SS- und Polizei-Führers in Italien, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff, hatte der Verband noch eine Stärke von 3.800 Mann) und ggf. in der Ostmark bei der Schlacht um Wien, aber dieser Fronteinsatz bleibt unbelegt.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Schon ab November 1943 hatte es Pläne gegeben, unter dem Befehl von Major bzw. SS-Sturmbannführer z. b. V. Andreas Mayer-Mader[2] vorwiegend aus den bestehenden muselmanischen Infanterie-Bataillonen des Heeres der Ostlegionen und deutschem Stammpersonal eine muselmanische Division zu bilden, die allerdings der Waffen-SS unterstellt werden sollte. Anscheinend bestanden aber bereits seit 1941/42 Pläne des SS-Führungshauptamtes sowie des Reichssicherheits-Hauptamtes zur Bildung von Einheiten aus diesen Volksstämmen. Die Einsatzgruppe D des SD hatte ab Januar 1942 bereits begonnen, Krimtataren in Schutzmannschafts-Hundertschaften, später -Bataillonen anzuwerben und einzusetzen. Sie sollte mal „Ostmuselmanische SS-Division“, dann aber Turkmuselmanische Division oder „Division Neu-Turkistan“ heißen.
Als erste Einheit mit Unterstützung des Großmuftis von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini wurde dann das Ostmuselmanische SS-Regiment 1, mit Stab und drei Bataillonen, zunächst in Poniatova, als Stamm für die künftige Division aufgestellt. Nach anderen Angaben kamen die Angehörigen des Regiments von den aufgelösten und zur Waffen-SS überstellten Turk-Bataillonen des Heeres 450 (aufgelöst mit Wirkung vom 18.12.1943), 480, I./94 (aufgelöst mit Wirkung vom 6.12.1943) sowie ehemaligen Kriegsgefangenen und Arbeitern aus der Rüstungswirtschaft. Bis Ende Januar 1944 kamen so 3.000 Mann zusammen. Ende März 1944 trafen auch der Leutnant, später Waffen-Untersturmführer der SS Awlikuliew und der spätere Überläufer und Verräter Waffen-Obersturmführer der SS Gulam Alimow beim Regiment ein. Mayer-Mader fiel im Mai 1944 bei der Bandenbekämpfung.
Am 30. Juni 1944 war das Ostmuselmanische SS-Regiment 1 in einer Stärke von rund 800 Mann taktisch dem SS-Sonderregiment „Dirlewanger“ unterstellt. Im Juli 1944 wurde das Ostmuselmanische Regiment aus dem Bereich des HSSPF „Minsk“ Curt von Gottberg, der durch den Zusammenbruch der deutschen Heeresgruppe Mitte ab 22. Juni 1944 Kampfgebiet wurde, zusammen mit dem SS-Sonderregiment zunächst nach Lomza, dann nach Bialystock verlegt. Auf der Gauleitertagung in Posen am 3. August 1944 erwähnte der Reichsführer-SS im Zusammenhang mit dem SS-Sonderregiment:
- „Dieses Regiment kam aus diesem sagenhaften Zusammenbruch mit 1.200 Mann, mit 1.000 Turkmenen; durch die Russen marschierend kamen sie; [...] brav zurück.“
Im August 1944 waren Teile des Regiments (ca. 555 Mann) bei der Kampfgruppe „Reinefarth“ im Kampf um die Altstadt in Warschau gemeinsam mit Teilen des Aserbeidschanischen Infanterie-Bataillons I/111 (200 Mann) und des II. Bataillons/Sonderverband „Bergmann“ (Nordkaukasier) beteiligt. Warschau war für die Freiwilligen, aber auch für das deutsche Rahmenpersonal mit hohen Verlusten verbunden. Am 26. August 1944 wurde das Ostmuselmanische SS-Regiment 1 (ohne III. Bataillon) in der Gliederung der 9. Armee (AOK 9) wiederum bei der Korpsgruppe „von dem Bach“ geführt.
Obwohl der Reichsführer-SS und der Chef des SS-Hauptamtes Mitte 1944 noch die Hoffnung hatten, aus den Osttürken (Turkestanern) eine Division zu bilden, mußte im Herbst 1944 aus verschiedenen Gründen davon Abstand genommen werden. Die ursprünglich geplante Erweiterung in die „Muselmanische SS-Division Neu-Turkistan“[3] wurde nicht mehr durchgeführt.
Kommandeure 1. Ostmuselmanisches SS-Regiment
- SS-Obersturmbannführer Andreas Mayer-Mader 11/1943–03/1944
- SS-Hauptsturmführer Heinz Billig 03/1944–04/1944
- SS-Hauptsturmführer Hermann 04/1944–05/1944
- SS-Sturmbannführer der Reserve Franz Liebermann 06/1944–08/1944
- SS-Hauptsturmführer Dr. Reiner Olzscha 09/1944–10/1944 (Vorsitzender der Anfang 1944 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Turkestan“ in der SS[4] und Leiter der osttürkischen sowie kaukasischen Freiwilligenleitstelle)
Aufstellung OTWV
Im Herbst 1944 war der Wunsch des Reichsführer-SS Heinrich Himmler nahe. und die Aufstellung einer Turk-Division stand bevor, in der sämtliche Angehörige von Turkvölkern in der Waffen-SS in Waffengruppen (Regimenter) zusammengefaßt sein sollten. Die Motivation für die Gründung des OTWV beschrieb der Leiter des SS-Hauptamtes, Gottlob Berger, wie folgt:
- „Endziel ist die Schaffung eines ‚Osttürkischen Korps‘ zur politischen und militärischen Sammlung aller turkstämmigen mohammedanischen antibolschewistischen Kräfte zum Zwecke der inneren Zersplitterung der Sowjet-Union.“
Am 20. Oktober 1944 befahl der Reichsführer-SS, SS-FHA, Amt II OrgAbt Ia/II, TgbNr. 4022/44 gKdos vom 20.10.1944, die Aufstellung des Osttürkischen Waffen-Verbandes der SS mit Wirkung vom 1. Oktober 1944:
- 1. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1944 befehle ich die Aufstellung des Osttürkischen Waffen-Verbandes der SS.
- 2. Der Osttürkische Waffen-Verband der SS dient der Zusammenfassung aller verfügbaren Osttürken (Turkestaner, Wolga- und Uraltataren, Krimtürken, Aserbeidschaner usw.), deren militärischer und politischer Ausbildung und Führung, ihrer Gliederung zu zweckmäßigen Kampfverbänden, sowie Durchführung aller kulturellen und propagandistischen Aufgaben.
- 3. Gliederung:
- A [...] Verantwortlich für die Aufstellung ist der Kommandeur, Waffen-Standartenführer der SS Harun el-Raschid.
- 4. Aufstellung
- Der Osttürkische Waffen-Verband der SS untersteht in allen Fragen der Gliederung, Ausbildung und Versorgung sowie Führung dem SS-Führungshauptamt unmittelbar, mit In 2 als zuständige Inspektion.
- Für alle politischen und kulturellen, sowie für alle propagandistischen Aufgaben ist das SS-Hauptamt zuständig.
- 5. Die Aufstellung wird in der Slowakei durchgeführt, Einzelbefehle folgen.
Das Ostmuselmanische Regiment ist in den Osttürkischen Waffen-Verband der SS einzugliedern und gilt hiermit als aufgelöst.
Erste angeforderte Ausrüstung
- Waffen:
- 3.000 Gewehre
- 300 Pistolen
- 100 leichte MG
- 100 schwere MG
- 500 Maschinenpistolen
- 50 leichte Granatwerfer (60 mm)
- 50 mittlere Granatwerfer (81 mm)
- 30 schwere Granatwerfer (120 mm)
- 20 Panzerabwehr- oder Infanteriegeschütze
- Nachrichtenmittel:
- „Ausreichend für drei (3) Regimenter“
- Fahrzeuge:
- 5 Pkw (Kfz 70)
- 10 Lkw (3.000 t)
- B-Kräder
- 2 Panzerspähwagen
Stellenbesetzung
- Kommandeur:
- SS-Standartenführer Harun-el-Raschid-Bey
- Ia:
- SS-Stubahnführer Franz Liebermann ab November 1944[5]
- SS-Sturmbannführer der Reserve Heinrich Hugo ab 1. März 1945[6]
- IIa (Adjutant Osttürkischer Waffenverband):
- SS-Untersturmführer Gerd Schulte ab Dezember 1944[7]
- SS-Untersturmführer Wilhelm Brucker ab 1. März 1945[8]
- Ib:
- SS-Obersturmführer Alfons Graf 11/1944–03/1945[9]
- Ic:
- SS-Hauptstutmführer Arnold Tofahrn 01/1945–03/1945[10]
- IVa (Verwaltungs-Führer)
- IVb (Arzt Osttürkischer Waffenverband):
- SS-Hauptsturmführer Dr. Jan Schreuder ab Dezember 1944[11]
Umgliederung Dezember 1944
Reichsführer-SS befahl am 30. Dezember 1944 über den Chef des SS-FHA (SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Jüttner), Amt II OrgAbt Ia/II, TgbNr. 5247/44 gKdos v. 30.12.1944 einen neuen Gliederungsbefehl für den Waffen-Verband:
- 1. Mit Wirkung vom 15.12.1944 ist der Osttürkische Waffen-Verband der SS wie folgt zu gliedern:
- [...]
- 3. Aufstellung erfolgt im Raum um Miawa/Slowakei
- [...]
- 5. Das Ostmuselmanische Regiment ist in den Osttürkischen Waffen-Verband der SS einzugliedern und gilt hiermit als aufgelöst.
- 6. Alle Aserbeidschaner sind aus dem Osttürkischen Waffen-Verband der SS auszugliedern und direkt dem Kaukasischen Waffen-Verband der SS zuzuführen.
Fahnenflucht am 25. Dezember 1944
Entscheidend für das Schicksal des OTWV war die Fahnenflucht fast des gesamten turkestanischen Regiments des OTWV unter seinem usbekischen Kommandeur Gulam Alimow am 25. Dezember 1944. Unter seinem Kommando waren etwa 450 bis 500 Turkestaner in die Wälder gezogen und hatten sich slowakischen Partisanen angeschlossen. Einige der fahnenflüchtigen Soldaten wurden von deutscher Seite aufgegriffen, andere (200 bis 300) kehrten nach deutschem Flugblattabwurf von selbst zurück. Aus den Berichten mehrerer Rückkehrer ließ sich schließen, daß diese über das Vorhaben ihres Regimentskommandeurs nicht informiert waren.
- „In einem Bericht des Waffen-Untersturmführers Alichan Kuliew erwähnt dieser, daß sich Führer und Unterführer des Bataillons für die Weihnachtsfeier in der Stube des Bataillons-Führers, Waffen-Ostuf. Alimov, getroffen hätten, darunter der Ordonnanz-Offizier, Waffen-Untersturmführer Dr. Dschaparow, Waffen-Hauptscharführer Safajew, Oberscharführer Füttermeister sowie Waffen-Untersturmführer Asatpalvan. Nach fünf Minuten seien SS-Untersturmführer Lampa und SS-Oberscharführer Flamek eingetroffen, die einige Weihnachtspäckchen, mit Zigaretten usw. mitbrachten, und durch Alimov herzlich begrüßt wurden. Nach Überreichung der Geschenke und der Einnahme des Abendbrotes wurde durch den Kompanieführer der 3. Kompanie, Waffen-Ustuf. Asatpalvan, Cognac ausgeschenkt, den dieser mitgebracht hatte. Bei einer Diskussion über eine Personalentscheidung von SS-Hauptsturmführer Fürst, anscheinend der seinerzeitige Führer des turkestanischen Regimentes, scheint die Situation außer Kontrolle geraten zu sein. Die Deutschen wurden des Raumes verwiesen und Alimov gab den Befehl zum Abrücken seines Bataillons. Der Versuch, auch das in der Nähe liegende Aserbeidschanische Bataillone zum Abmarsch zu bewegen, scheiterte. Alimov führte danach seine Männer, etwa 450–500 Mann, in die angrenzenden Wälder, wobei er anscheinend auf den Waffen-Ustuf. Kuliew und den gerade aus Myjava zurückkommenden SS-Untersturmführer Spiese, schoß. Der Kommandeur des Waffen-Verbandes, Standartenführer Harun el-Raschid Bey, dem durch Waffen-Unterscharführer Alim darüber berichtet wurde, unternahm in dieser Nacht zunächst nichts, ließ aber am nächsten Tag durch ein Flugzeug aus Preßburg/Bratislava Flugblätter über dem Waldstück abwerfen, in dem sich die Deserteure vermutlich versteckt hielten, mit dem Hinweis, wieder zurückzukehren und daß es keine Strafverfolgung geben würde. Alimov verweigerte die Rückkehr und blieb in dem Ort Propat, wo er später von Slowaken gefangen genommen wurde, die mit den Partisanen sympathisierten. Eine große Zahl von Angehörigen des I. Bataillons, etwa 300, nach anderen Angaben nur 200, kehrten aber in einem Gewaltmarsch nach Nove Mesto und in ihre Unterkünfte zurück. Ein Grund für diese Desertion mag gewesen sein, daß die Turkestaner die Unterstellung unter die Wlassow-Armee befürchteten, was für die Orient-Völker gleichbedeutend mit dem Verlust ihrer mühsam errungenen Autonomierechte schien.“[17]
Über die genauen Motive des Überläufers Gulam Alimow, eines Gegners aller nichtusbekischen Freiwilligen des Waffen-Verbandes, gab es verschiedene Theorien. Harun-el-Raschid, der deutsche Kommandeur des OTWV, bemühte sich in seinem Bericht an Dr. Olzscha zu erklären, daß der ganze Vorgang nicht ein Vorgang „Turkistaner“ und „Truppe“, sondern eben ein Vorgang „Alimow und seine Clique“ gewesen, also persönliche Motive ausschlaggebend gewesen waren.
Die Fahnenflucht Alimows war ein schwerer Schlag für den OTWV, da die SS nun den turkstämmigen Soldaten grundsätzlich nicht mehr trauen wollte. Nach Auffassung von Wilhelm Harun-el-Raschid Bey waren einzig die Aserbeidschaner zuverlässig; seine Einschätzung der Tataren und Baschkiren (genannt „Idel-Uralier“) war grundsätzlich negativ:
- „Ich weise hier darauf hin, daß bei den Idel-Ural-Tataren, die großenteils ihre eigene Sprache gar nicht mehr beherrschen und nur noch russisch sprechen, die Russifizierung entschieden am weitesten vorgeschritten ist. Ich kann die Idel-Ural-Tataren weder als Nichtrussen noch etwa als Mohammedaner (in geringem Prozentsatz bezeichnen sie sich selbst als Christen) ansehen. Sie sind religiös vollkommen negativ, im übrigen stark bolschewistisch infiziert.“
Aufgrund dieser Einschätzung ließ der deutsche Kommandeur die wolgatatarische Waffengruppe „Idel-Ural“ vorerst entwaffnen, dennoch wurden bis Anfang April 1945 einzelne Angehörige von Turkvölkern rekrutiert.
Gliederung Frühjahr
Da die Differenzen der verschiedenen Volksgruppen unüberbrückbar waren (insbesondere das Mißtrauen zwischen Usbeken und Nichtusbeken, vornehmlich Kasachen und Kirgisen), sah sich die SS gezwungen, einen zweiten Waffen-Verband aufzustellen. In einem undatierten Dokument, anscheinend aus dem Frühjahr 1945, werden sowohl der Osttürkische als auch der Kaukasische Waffen-Verband der SS genannt und wie folgt aufgelistet:
- 1) Osttürkischer Waffen-Verband der SS „Timur“
- SS-Waffen-Gruppe „Azerbaijan“ (strittig, ob nach der Herauslösung Ende Dezember noch dem Verband angehörte oder nur noch dem kaukasischen Waffen-Verband)
- SS-Waffen-Gruppe „Turkistan“
- SS-Waffen-Gruppe „Krim“
- SS-Waffen-Gruppe „Idel-Ural“
- 2) Kaukasischer Waffen-Verband der SS „Schamil“
- SS-Waffen-Gruppe „Azerbaijan“
- SS-Waffen-Gruppe „Georgien“
- SS-Waffen-Gruppe „Nordkaukasus“
- SS-Waffen-Gruppe „Armenien“
Endkampf in Norditalien und Auslieferung
Teile des Osttürkischen Waffen-Verbandes der SS waren zur Sicherung des Raumes nördlich von Mailand gegen Banden eingesetzt. Während der Stationierung des Waffenverbandes in Norditalien soll es zu einer erneuten Fahnenflucht von Angehörigen der Einheit gekommen sein, die versucht haben sollen, die Schweizer Grenze zu erreichen. Deutsche SS-Einheiten (wahrscheinlich Polizei) und Einheiten der italienischen R.S.I. sollen diesen Versuch verhindert haben. Der Umfang dieser Fahnenflucht ist unbekannt, doch sollen nach schweren Kämpfen der umstellten Gruppe ungefähr 150 Überlebende noch den Ort Col di Nesse erreicht haben, wo sie schließlich aufgerieben wurden.
Am 26. April 1945 unterschrieb Kommandeur Wilhelm Harun-el-Raschid Bey-Hintersatz einen Vertrag mit dem örtlichen Partisanen-Kommando des Comitato Volontari della Libertà (CVL), wonach die Soldaten in der Kaserne in Merate bleiben würden, bis die VS-amerikanischen Truppen eintrafen. Dies geschah am 30. April 1945, die ganze Einheit ging in die Gefangenschaft der 1. VS-amerikanischen Panzer-Division, später in Rimini. Über eine Auslieferung der Angehörigen des Verbandes an die Rote Armee ist bisher nichts bekannt, sie ist aber, wie bei den Kosaken, mit Sicherheit anzunehmen. Schätzungen zufolge wurden bis zu 8.000 Moslems von den Briten, aber vor allem von den VS-Amerikanern an die Sowjetunion ausgeliefert. Ihr Schicksal ist unbekannt, aber nicht schwer vorstellbar.
Torgut Harun, Sohn des Wilhelm
Der 1940 geborene Torgut Harun (zur Schulzeit hieß er bis zur Namensänderung noch Torgut Harun-el-Raschid Bey), Sohn von Wilhelm Harun-el-Raschid Bey und letztes lebendes Mitglied der Familie, schrieb zum bis dahin unbekannten Schicksal seines Vaters und des Osttürkischen Waffen-Verbandes der SS auf Facebook am 5. Mai 2017:
- „SS-Standartenführer und Oberst Harun-el-Raschid Bey war mein Vater, der am 29. März 1963 in Lübeck verstarb und mit militärischen Ehren durch den Bundesgrenzschutz beigesetzt wurde! Seine Einheit ging in Merate (Oberitalien) in amerikanische Gefangenschaft! Mein Vater kam ins Zuchthaus Schweikelberg, seine Leute wurden vom Ami an die Sowjets ausgeliefert und umgebracht! Viele von ihnen stürzten sich mit Familien von der hohen Brücke bei Merate in den Tod. Nur wenige konnten sich der Gefangenschaft entziehen und kamen später auf Umwegen nach Deutschland! Trotz schwerer Verwundungen wurde mein Vater in der Gefangenschaft mißhandelt, die meisten seiner Orden geraubt (von jüdischen amerik. Armeeangehörigen)! Einige Orden nahmen schwarze Soldaten in Obhut und gaben sie meinem Vater bei seiner Entlassung zurück! Der muslimische Divisionsgeistliche Nureddin Namangani besuchte unsere Familie 1956 in Husby bei Flensburg! Er selbst lebte in München! Leider hatte mein Vater selten über den Krieg gesprochen, dazu war ich auch noch zu jung (ich wurde 1940 geb.)!“
Literatur
- Reiner Olzscha / Georg Cleinow: Turkestan – Die politisch-historischen und wirtschaftlichen Probleme Zentralasiens, Koehler & Amelang, Leipzig 1942
- Alexander Dallin: Deutsche Herrschaft in Rußland 1941–1945, Droste (1958)
Verweise
- Die SS-Mullah-Schule und die Arbeitsgemeinschaft Turkestan in Dresden
- Fremdeinsätze. Afrikaner und Asiaten in europäischen Kriegen, 1914–1945
Filmbeiträge
Muslimisches Gebet unter freiem Himmel:
Turkistanische Legion: