Panzergrenadier-Division „Kurmark“
Die Panzergrenadier-Division „Kurmark“ war ein halbgepanzerter Verband der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde im Januar 1945 aufgestellt, um die sowjetische Offensive auf die Reichshauptstadt Berlin aufzuhalten. Die Division wurde nach der Region Kurmark in Brandenburg benannt.
Inhaltsverzeichnis
Divisionsgeschichte
Die Brigade bzw. Kampfgruppe „Langkeit“ (Willy Langkeit war zuvor Kommandeur der Ersatz-Brigade „Großdeutschland“) wurde als Folge der sowjetischen Winteroffensive am 30. Januar 1945 in Cottbus aufgestellt, per Befehl OKH/GenStdH/Org.Abt. Nr. I/650/45 g.Kdos. vom 31. Januar 1945 in den Raum ostwärts von Frankfurt an der Oder, im Wehrkreis III, verlegt und aufgrund eines Führerbefehls vom 1. Februar 1945 in Panzergrenadier-Division „Kurmark“ umbenannt. Sie wurde unter Verwendung der aus der Panzer-Grenadier-Ersatz-Brigade „Großdeutschland“ aufgerufenen Gneisenau-Einheiten sowie Alarmeinheiten gebildet.
- „Sie wurde zur Front an der Oder, mit Befehl vom 07. Feb.1945 im Gefechtsabschnitt Herzershof-Neu Manschnow bis Burgwall bei Ffo. entsendet. Erste Truppenteile waren bereits am 04. Feb.1945 und 05. Feb.1945 gegen den Brückenkopf von Reitwein und südlich von Manschnow tätig. Der Gefechtsstand wurde in Libbenichen eingerichtet. Später wurde aus Raummangel der Stab aus dem Dorf zum Gut Libbenichen verlegt und ab den 02. März 1945 auf das Gut Plötzenhof (in der Mitte zwischen Alt Mahlisch und Lietzen gelegen) zurückgezogen. Hauptaufgabe der Division war es die Rückeroberung des militärisch wichtigen Reitweiner Sporns zu erlangen und den damit verbundenen Brückenkopf Neu Manschnow / Reitwein zu zerschlagen. Zahlreiche Gegenangriffe auf der Anhöhe von Podelzig, Mallnow und aus dem Oderbruch aus Richtung Wuhden, Klessin blieben erfolglos. Die zusätzliche Bedrohung kam aus dem Mitte Feb. 1945 errichteten Brückenkopf von Lebus. Dieser war unmittelbar südlich und bedrohte erheblich die Flanken des Operationsgebietes und der Festung Frankfurt / Oder. Brennpunkt war nicht mehr nur der Reitweiner Sporn, mit den blutig umkämpften Ortschaften Wuhden und Klessin, sondern mit Lebus und dem Oderbruch auch diese Räume. Erst mit der Eingliederung der 712. Infanterie-Division im südlichen Frontabschnitt im Raum Lebus konnte die erhebliche Frontlänge dieser Division drastisch verkürzt werden. Den sowjetischen Truppen gelang durch Angriffen aus dem Brückenkopf von Reitwein heraus mehrere Geländegewinne. So konnten Vorstöße am 02. März 1945 auf das Oderbruch, erst mit dem Verlust von Hathenow und Rathstock, gebremst werden.“
Die Division kämpfte zwischen Februar (Unternehmen „Sonnenwende“) und April 1945 im Oderbruch zwischen Küstrin und Frankfurt an der Oder. Sie unterstand ab dem 1. Februar 1945 dem XI. SS-Panzerkorps (unter SS-Obergruppenführer Matthias Kleinheisterkamp✠) in der 9. Armee/Heeresgruppe „Weichsel“. Im April wurden Truppenteile der Fahnenjunker-Grenadier-Regimenter 1234, 1235, 1239, 1241 und 1242 zugeführt.
Ersatzheeresgruppe „Gneisenau“
Um außer den Feldtruppen und den planmäßigen Besatzungstruppen im Fall innerer Unruhen – besonders in den eroberten Gebieten – und im Fall einer feindlichen Luftlandung schnell über einsatzfähige Truppen im Rahmen der Reichsverteidigung verfügen zu können, waren seit 1941 Vorbereitungen zu einer Teilmobilmachung des Ersatzheeres getroffen worden. Die Mobilmachungsvorarbeiten vollzogen sich nicht anders als in Friedenszeiten. Stellenbesetzung und Stärke der Mob.-Einheiten waren in Mob.-Kalendern festgelegt, nur daß diese infolge der sehr wechselnden Stärken der Ersatztruppenteile ständig berichtigt werden mußten.
Die Auslösung der Mobilmachung des Ersatzheeres erfolgte auf zwei Stichworte: eines für das Ersatzheer und eines für die im Heimatgebiet umgegliederten oder aufgefrischten Feldtruppenteile), genau wie bei der Allgemeinen Mobilmachung, u. a. „Sedan“, „Dünkirchen“, „Rheingold“ oder „Walküre“.
Im September 1944 wurden die bisherigen Decknamen durch neue ersetzt. Das Stichwort „Gneisenau“ galt für sämtliche Truppenteile und Dienststellen des Ersatzheeres, das Stichwort „Blücher“ für Einheiten und Truppenteile des Feldheeres, die sich zur Aufstellung und/oder Umgliederung im Heimatgebiet befanden.
Bei „Gneisenau“-Aufrufen sollte Bewachungs- und Schreibpersonal zurückbleiben, außerdem die besten Ausbilder sowie die Rekruten, die noch keine vierwöchige Grundausbildung absolviert hatten. Eine spätere Verfügung (im WK XVII v. 30. Januar 1945) besagte, daß Offizier- und Reserve-Offizier-Bewerber, Fahnenjunker und Oberfähnrich-Lehrgruppen nicht im geschlossenen Verband eingesetzt werden sollten (nach dem Einsatz Kriegsschule Metz und Heeres-Artillerie-Schule Groß Born als Division „Bärwalde“).
Aktion „Leuthen“ oder „Gotenbewegung“ („Westgoten“ und „Ostgoten“), die letzte Mobilmachung des Ersatzheeres, zunächst als Aktion „Leuthen“ bezeichnet, wurde unter der Bezeichnung „Westgoten“- und „Ostgoten-Bewegung“ (für die West- bzw. Ostfront) am 26. März 1945 ausgelöst.
Endkampf
Ende März 1945 wurde die mittlerweile stark angeschlagene Division aus der Front herausgelöst und anschließend mit Teilen anderer Einheiten aufgefüllt.
Mitte April erfolgte der weitere Fronteinsatz für die Division. Sie wurde neben anderen Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS der 9. Armee (Heeresgruppe „Weichsel“) südöstlich von Berlin im Kessel von Halbe eingeschlossen. Die letzten gepanzerten Truppen brachen auf Befehl von General der Infanterie Theodor Busse, der zuvor ein Kapitulationsangebot abgelehnt hatte, unter großen Verlusten zwischen dem 25. und 28. April 1945 aus dem Kessel aus.
Die Ausbruchsgruppierung führte am 28. April 1945 die Panzergrenadier-Division „Kurmark“ und die schwere SS-Panzer-Abteilung 502 an, unterstützt von Artillerie und Werfern. Der nördliche Stoßkeil, der die Abschirmung des Ausbruchs nach Norden zur Aufgabe hatte, führte die Panther-Abteilung „Brandenburg“/Panzergrenadier-Division „Kurmark“ und Teile der Division sowie Reste der SS-Panzeraufklärungs-Abteilung 10. Den südlichen Stoßkeil bildeten die schwere SS-Panzer-Abteilung 502 mit Werfer-Batterie, eine Schützenpanzerwagen-Kompanie und das Grenadier-Regiment der Panzergrenadier-Division „Kurmark“. Diesen folgten der Divisionsstab der „Kurmark“, Stab des XI. SS-Panzerkorps, Stab 9. Armee und Einheiten des V. SS-Gebirgskorps, V. AK. Die Nachhut bildeten Korpseinheiten des XI. SS-Panzerkorps und Reste der Panzerjagd-Abteilung 32.
Reste der Panzer-Grenadierdivision „Kurmark“ schafften es, nach Jerichow an der Elbe auszubrechen, wo sie am 5. Mai 1945 gegenüber den US-amerikanischen Truppen kapitulierten.
Gliederung im April 1945
- Panzer-Regiment „Kurmark“ (Kommandeur: Major Helmut Hudel, im Februar 1945 abkommandiert; anschließend Major Frotscher)
- I. (Jagdpanzer-)Abteilung unter Oberleutnant Wolf-Dieter Lützow (1.–4. Kompanie der einstigen I. Abteilung/Panzer-Jagd-Abteilung 1551)
- 1. (Panzerjäger-)Kompanie/Panzer-Jagd-Abteilung 1551 (Jagd-Panzer-Sturmgeschütz-Abteilung 1551)[1]
- II. (Jagdpanzer-)Abteilung unter Major Hans-Siegfried Graf von Rothkirch und Trach[2] (5.–8. Kompanie) bestand aus der I. (Panther-)Abteilung/Panzer-Regiment „Brandenburg“/Panzer-Grenadier-Division „Brandenburg“ (auch bekannt als Panther-Abteilung „Brandenburg“; noch bis 17./18. Januar 1945 I. Abteilung/Panzer-Regiment 26/Panzer-Grenadier-Division „Brandenburg“)[3]
- I. (Jagdpanzer-)Abteilung unter Oberleutnant Wolf-Dieter Lützow (1.–4. Kompanie der einstigen I. Abteilung/Panzer-Jagd-Abteilung 1551)
- Panzergrenadier-Regiment „Kurmark“ (2 Bataillone mit jeweils 5 Kompanien; Kommandeur: Oberstleutnant Max Klüver, am 5. Februar 1945 im Raum südlich Herzershof verwundet, anschließend Major Rene von Courbiére,[4] Sohn des gleichnamigen Generalleutnants René de l'Homme de Courbière)
- I. Bataillon unter Major Petereit, später Hauptmann Pollmann (vorher Alarmverband Schmelter, dann I. Bataillon/Kampfgruppe „Langkeit“)
- 1.–3., 4. (MG-), 5. (Granatwerfer-)Kompanie)
- II. Bataillon unter Major Karl-Friedrich Schöttler, am 2. Februar 1945 im Raum Kunersdorf verwundet, dann Hauptmann Alois Windeck, am 6. März 1945 im Raum Klessin verwundet, zuletzt Hauptmann Vehse
- 6.–8., 9. (MG-), 10. (Granatwerfer-)Kompanie)
- 11. (Infanteriegeschütz-)Kompanie
- 12. (Pionier-)Kompanie
- I. Bataillon unter Major Petereit, später Hauptmann Pollmann (vorher Alarmverband Schmelter, dann I. Bataillon/Kampfgruppe „Langkeit“)
- Panzer-Füsilier-Regiment „Kurmark“ unter Major Herbert Pfeill (übernahm noch im April das Grenadier-Regimet 302 in der 303. Infanterie-Division), danach Hauptmann Walter Papenhagen (im April 1945 vermißt bzw. gefallen)
- seit April 1945, ehemaliges Grenadier-Regiment 1235 der Fahnenjunker-Schule I Dresden
- Panzer-Artillerie-Regiment „Kurmark“
- I. Abteilung (1.–3. Batterie) unter Hauptmann Ulrich Buboltz (im April 1945 vermißt bzw. gefallen)
- II. Abteilung (4.–6. Sturmgeschütz-Batterie)
- III. Abteilung / III. SS-Artillerie-Lehr-Regiment[5] unter SS-Sturmbannführer Hermann Schünemann (bis Februar 1945), dann SS-Sturmbannführer Karl Bracht
- Panzer-Aufklärungs-Abteilung „Kurmark“ unter Major Otto-Christer Graf von Albedyll (am 1. Mai 1945 vor Dobbrikow gefallen)
- Panzer-Aufklärungs-Schwadron „Kurmark“ (gemischt)
- Panzer-Jäger-Abteilung „Kurmark“ (geplant, strittig, ob eine Aufstellung stattfand)
- Panzer-Pionier-Bataillon „Kurmark“ (2 Kompanien)
- 1. Panzerpionier-Kompanie
- 2. Pionier-Kompanie
- Panzer-Nachrichten-Abteilung „Kurmark“
- Nachrichten-Kompanie
- Heeres-Flak-Batterie
- Versorgungstruppen Panzergrenadier-Division „Kurmark“
Stärke
- Aufstellungszeitraum 3.000 bis 5.000 Mann
- 13. März 1945: 2.375 Mann
- 15. April 1945: 4.370 Mann
Führung
Kommandeur
- 23. Januar 1945 bis 5. Mai 1945 Oberst Willy Langkeit (am 20. April 1945 zum Generalmajor befördert)
Divisionsstab
- Ia: Major i. G. Hans-Joachim von Hopffgarten
- Major i. G. Gerhard „Gerd“ Dittmar (ab 25. März 1945)
- Ib: Major i. G. Edel-Heinrich Zachariae-Lingenthal✠
- IIa: Major Schreiner
Ritterkreuzträger (Auswahl)
- Fahnenjunker-Oberfeldwebel Albert-Gustav Liedtke (posthum), 6. Kompanie/Fahnenjunker-Regiment 1241
- Feldwebel Adam Riedmüller, Zugführer in der 4. Kompanie/II. (Jagdpanzer-)Abteilung
- Fahnenjunker-Oberfeldwebel Willi Schmückle, 6. Kompanie/Fahnenjunker-Regiment 1241
- Oberleutnant Hans-Wolfgang Schöne, Führer des II. Bataillons/Fahnenjunker-Regiment 1242
Literatur
- Horst Scheibert: Panzer-Grenadier-Division „Großdeutschland“ und ihre Schwesterverbände: Panzerkorps „Großdeutschland“, Panzer-Grenadier-Division „Brandenburg“, Führer-Begleit-Division, Führer-Grenadier-Division, Kurmark; eine Dokumentation in Texten, Bildern und Karten. 4. Aufl., Dorheim (1980), ISBN 978-3895553110
- Wolfgang Ockert / Axel Urbanke: Die Panther-Abteilung „Brandenburg“ 1945 und ihre Vorgeschichte als I. Abt. Pz.Rgt. 26. Tscherkassy – Budapest – Ostfront – Kessel von Halbe (Bestellmöglichkeit)