Reichsfrauenführerin
Reichsfrauenführerin des Deutschen Roten Kreuzes war seit dem 29. Mai 1934 der von Adolf Hitler und auf Zuspruch des badischen Gauleiters Robert Wagner verliehene und ggf. erst seit November 1934 offiziell verwendete Titel der obersten Leitung aller NS-Frauenorganisationen, die für deutsche Frauen aller Altersstufen tätig war. Die Reichsfrauenführerin, nominell die einflußreichste Frau im Reich, und deren Verwaltungsapparat Reichsfrauenführung unterstanden der Reichsleitung der NSDAP. Ihre größte Verdienste waren die erfolgreiche Vereinheitlichung und somit Stärkung der Frauenverbände sowie der konsequente Aufbau des weiblichen Arbeitsdienstes.
- „Wenn wir die Fülle der Dankesbriefe, die Besucher unserer Arbeit uns nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat zusenden, durchsehen und dann wieder die große Anzahl von Zeitungsartikeln, die ausländische Besucher über das bei uns Gesehene in ihren Zeitungen schreiben, durchprüfen, so müssen wir annehmen, daß – man kann wohl sagen – schlechthin alle ausländischen Besucher erstaunt waren, im neuen Deutschland, das angeblich seine Frauen unterdrücken soll, die größte Frauenorganisation der Welt zu finden. Ihre Berichte sind voller Bewunderung und Lob.“[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Einzige Reichsfrauenführerin des Dritten Reiches war die elffache deutsche Mutter Gertrud Scholtz-Klink (seit 1930 Leiterin der NS-Frauenschaft, seit Oktober 1930 Gauleiterin des 1926 gegründeten und 1928 als NSDAP-Gliederung anerkannten Deutschen Frauenordens und seit dem 1. Januar 1934 ebenfalls Leiterin des weiblichen Reichsarbeitsdienstes), die schon am 24. Februar 1934 durch Erich Hilgenfeldt und Rudolf Heß als „Reichsführerin“ nun mit der „Führung“ des Deutschen Frauenwerkes und der NS-Frauenschaft beauftragt worden war.
- „Die deutsche Frau, wie wir sie uns denken, muß, wenn es die Lage des Volkes erfordert, verzichten können auf Luxus und Genuß, sie muß geistig und körperlich gesund sein, sie muß geistig und körperlich arbeiten können, und sie muß aus dem harten Leben, das wir heute zu leben gezwungen sind, ein schönes Leben machen können. Sie muß zum letzten innerlich um die Nöte und Gefahren, die unserem Volke drohen, wissen. – Sie muß so sein, daß sie alles, was von ihr gefordert wird, gern tut. Sie muß, ich fasse es in einem Worte zusammen, politisch denken können, nicht politisch im Sinne eines Kampfes mit anderen Nationen, sondern politisch so, daß sie mitfühlt, mitdenkt, mitopfert mit dem ganzen Volk in einer selbstsicheren, stolzen Haltung. [...] Nehmen wir sie nun noch bei ihrer tiefsten Kraft – bei ihrem Muttertum –, an dem wir ihr am deutlichsten klarmachen können, wie stark sie als Glied in der Kette ihres Volkes steht, dann merkt sie eines Tages von selbst: ich bin ja selber Geschichte! Und es überfällt sie die tiefe Erkenntnis: was heißt denn Volk? – Volk bin ich! – und dann versteht sie unsere nationalsozialistische Forderung: daß kleine eigene Ich sich diesem großen Du – Volk – unterordnen muß!““ — Reichsführerin Gertrud Scholtz-Klink aus ihrer ersten Rede auf dem Reichsparteitag im September 1934
Im Juni des gleichen Jahres wird sie Leiterin des „Reichsfrauenbundes des Deutschen Roten Kreuz“, im Juli Leiterin des Frauenamtes der Deutschen Arbeitsfront. In diese Berufung war sie auch Mitglied des Präsidialrates des Deutschen Roten Kreuzes, zu dieser Zeit wurde auch das Schwesternwesen vereinheitlicht.[2]
- „Es hat sich gezeigt, daß der klügelnde Verstand doch nur zu leicht irregeleitet werden kann, daß scheinbar geistige Argumente Männer mit labilem geistigen Verstand ins Wanken bringen und daß gerade in diesen Zeiten der tiefinnere Instinkt der Selbst- und Volkserhaltung der Frau erwacht. Die Frau hat uns da bewiesen, daß sie das Richtige trifft! [...] Was vielleicht wenige philosophisch begnadete Geister in der Lage sind, wissenschaftlich zu analysieren, empfindet das Gemüt des unverdorbenen Menschen instinktsicher.“ — Adolf Hitler vor der Frauenversammlung des Reichsparteitages von 1934
Laut einer Führerweisung stand sie im Rang eines Hauptamtsleiters[3] und unterstand der NS-Volkswohlfahrt und somit Erich Hilgenfeldt, Amtsleiter im Amt für Volkswohlfahrt der NSDAP.
Ihr größter männlicher Kontrahent war Robert Ley, der ursprünglich Lydia Gottschewski („Deutsche Frauenfront“) als Frauenführerin protegiert hatte und als Führer der Deutschen Arbeitsfront ein Vorgesetzter Scholtz-Klinks war. Wilhelm Frick dagegen hatte Paula Siber („Reichsarbeitsgemeinschaft deutscher Frauenverbände“) protegiert. Beide Konkurrenzverbände wurden zugunsten des „Deutschen Frauenwerk“ aufgelöst.
Auslands-Abteilung
In einem Rechenschaftsbericht für das „Frauenschaffen 1934“ erklärte Scholtz-Klink bezüglich der Gründung einer „Auslands-Abteilung“ der Reichsfrauenführung im Juli 1934:
- „Aufgabe dieser Abteilung war es, zunächst den Lügenmeldungen des Auslandes über die Stellung der Frau im neuen Deutschland entgegenzutreten. Im Laufe des Sommers wurden Hunderte von Ausländerinnen, darunter viele Journalistinnen, Direktoren höherer Lehranstalten, Universitätsprofessoren empfangen und über die Stellung der Frau im neuen Deutschland aufgeklärt.“
In einem Aufsatz der NS-Frauen-Warte ging Scholtz-Klink im September 1934 ebenfalls auf die Intension der „Abteilung Ausland“ ein:
- „Denn sie wissen vielleicht, wie gerade im Augenblick die Stellung der Frau in Deutschland von seiten des Auslandes immer wieder zum Anlaß für die komischsten Verdächtigungen gegen die nationalsozialistische Weltanschauung genommen wird. Darum ist es wichtig, daß wir eine Zentralstelle haben für die Beantwortung aller vom Ausland an uns gerichteten Frauenfragen.“
Über eine Reise Scholtz-Klinks heißt es 1937 in der NS-Frauen-Warte:
- „Die Skandinavienreise der Reichsfrauenführerin (die außer in Stockholm auch in Kopenhagen sprach), hat, wie sich schon jetzt nachweisen läßt, eine nachhaltige Wirkung erzielt. Durch die Interviews und die Berichte in allen führenden Zeitungen haben Hunderttausende von Skandinaviern und Skandinavierinnen erfahren, wie es wirklich um die Frau im Dritten Reich steht. Wieder einmal ist ein Stück des Lügennetzes zerrissen worden, das von geschäftigen Händen in aller Welt geknüpft wurde. Frau Scholtz-Klink hat ihrem Volk und ihrem Führer einen großen Sieg erfochten.“
In den einleitenden Worten der Stockholm-Rede, die Scholtz-Klink auf Einladung der „Nordischen Gesellschaft“ vor schwedischem und deutschem Publikum hielt, erklärte sie diesem zunächst zur Lügenpresse:
- „Aus diesem Willen heraus, nämlich auf ehrliche Fragen eine ehrliche Antwort zu geben, bin ich zu Ihnen gekommen. Ich sage dies deshalb, weil ich heute morgen in einigen schwedischen Zeitungen gelesen habe, daß ich hergekommen sei, um eine Propagandarede für Deutschland und die deutschen Frauen zu halten.“ [... „Man liest doch immer wieder und wieder in vielen ausländischen Pressen, daß die deutsche Frau die unterdrückteste Frau aller Frauen der ganzen Welt sei. Man behauptet, in Deutschland dürfe eine Frau nicht Jura studieren, sie bekomme dann keine Arbeit. Daß die Frau nicht Richter sein soll, dazu hat der Führer auf dem Frauenkongreß des Reichsparteitages 1936 deutlich ausgeführt, daß die harte Aufgabe des Rechtsprechers dem Manne vorbehalten sein soll. Daß die Frau aber als Juristin in der gesamten Rechtsfindung und Rechtsberatung, in der ganzen Arbeit für Mütter und Kind, in den Jugendgerichten sehr wohl ihren Anteil haben kann, das ist für uns selbstverständlich. Die Leiterin meiner Rechtsabteilung, eine Rechtsanwältin, ist ebenso wie ich in der Akademie für Deutsches Recht verankert. Sie ist in der Lage, in allen Rechtsfragen der Frau mitzuarbeiten und einzugreifen. Auch sind hier die Dinge alle noch lange nicht am Ende angelangt.“
Muttertag
Adolf Hitler erhob 1933 den Muttertag zum nationalen Feiertag und ehrte damit die größten Frauen des Reiches, die kinderreichen deutschen Mütter. Der Muttertag wurde erstmals am 2. Maisonntag (13. Mai 1934) als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ mit der Einführung des von Reichsführerin Gertrud Scholtz-Klink gestifteten Reichsmütterdienstes in der Reichsfrauenführung mit großen, öffentlichen Feierlichkeiten („Mütterweihen“) begangen.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg fiel die Betreuung der in den eroberten Gebieten tätigen deutschen Frauen in die Verantwortung der Reichsfrauenführerin.
Würdigendes Gedicht
Die Dichterin Agnes Miegel widmete der Reichsfrauenführerin die Hymne „An die Reichsfrauenführerin Scholtz-Klink“:[4]
- Laß mit den andern Schwestern heute mich kommen,
- Dir zu danken für diese Jahre des Wirkens,
- Dir zu danken, daß Du so weise uns alle
- Eingebaut in das Werk, das alle vereinte!
- Haus, das der Führer für uns wie ein Vater erbaut hat
- Das für uns Frauen dann Du, die Frau, so wohnlich gestaltet
- Allen zum Heil und jeder einzeln zum Segen!
- Nicht als Jugend mit Jugend – mit Jungen und Alten
- Hast Du's gefügt und hast das Schwerste gemeistert.
- Die noch nie so Vereinten einmal zu einen,
- Daß sie freudig dem großen Gedanken dienen,
- Wie Du es vorlebst. Und leicht ist das Lernen,
- Wenn Verehrung uns lehrt. Und tief ist die Freude,
- Dann zu wissen, wie Du das eigene stille
- Walten der Mütter ehrst und ihnen die erste
- Würde wiedergegeben, die einst sie besaßen. –
- Aber dies danke ich Dir und mit mir die Meinen,
- Die Kunstfertigen, die Dichtung und Teppiche weben,
- Und die sinnenden, weisen und heilenden Schwestern!
- Daß Du Mutter, es fühltest, auch wir sind Mütter,
- Glühend danach, für das Leben des Volkes zu leben,
- Und zu verströmen dafür und freudig zu dienen,
- In dem Werk, das Du für uns alle gefügt hast.
Siehe auch
- Wehrmachtshelferinnenkorps
- Reichsjägermeister
- Reichssportführer
- Reichsbauernführer
- Reichsluftsportführer
- Mutterkreuz