Schützenschnur

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Pfeil 1 start metapedia.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Schützenschnur (Auswahlseite) aufgeführt.
Die preußische Tradition der Schützenschnur wird von den Schützenvereinen und -bruderschaften in den deutschen Landen Europas (→ Alldeutschland) weiter gepflegt.

Die Schützenschnur ist eine militärische Tätigkeits- oder Tapferkeitsauszeichnung für besondere Schießleistungen, die an alle Soldaten verliehen werden kann, jedoch nur von Mannschaften und Unteroffizieren zum Dienstanzug getragen wird. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ist es deutschen Offizieren untersagt, das Abzeichen für besondere Leistungen im Truppendienst zu tragen.

Geschichte

Die Idee einer Auszeichnung für besonders gute Schützen geht auf den König von Preußen Friedrich Wilhelm I. zurück. Anfang 1720 trugen die Ausgezeichneten silberne Schnüre zu ihrer Uniform, im Siebenjährigen Krieg wurden Schützenschnüre erstmals in großem Umfang verliehen. Nach der Besetzung Preußens durch die Franzosen und deutsche Zwangstruppen unter Napoleon Bonaparte wurde unter Scharnhorst die Preußische Armee umstrukturiert und das Schützenabzeichen fester Bestandteil des neuen Militärs.

Schießauszeichnung

Laut Verordnung vom 20. Juli 1850 wurde die Schießauszeichnung als schmale, weiße Bandlitzen, die oberhalb beider Ärmelaufschläge getragen wurde, im preußischen Heer eingeführt. Die Schießauszeichnung am Ärmel gab es anfangs nur in drei Stufen (Bronze, Silber und Gold) und wurde dann am 22. Mai bzw. am 18. Juni 1868 auf acht Stufen erweitert.

Erst unter Kaiser Wilhelm II. wurde als besondere Schießauszeichnung 1894[1] bei der gesamtdeutschen Armee eine Schützenschnur eingeführt, nunmehr in acht Stufen verliehen. Per Allerhöchster Kabinettsorder (A.K.O.) vom 27. Januar 1894 stiftete Kaiser Wilhelm II. diese neue Schützenschnur (offiziell als Schützenabzeichen bezeichnet). Die bisher gebräuchlichen Ärmel-Bandlitzen bzw. -Borten entfielen hiermit. Inhaber der alten Schießauszeichnung konnten sie gegen die entsprechend gestufte Schützenschnur wechseln.

Zehn Klassen

Am 11. Januar 1912 wurde die Schützenschnur auf zehn Klassen erweitert. Die neue Auszeichnung für gutes Schießen bestand aus einer in den Reichsfarben gehaltenen schwarz-weiß-rot gemusterten Schnur mit geflochtenen, dekorativen Rundelementen (Rosette oder auch Medaillon genannt). Alle Bundesstaaten des Reiches schlossen sich dieser Ausführungsart an, allein Bayern blieb bei seinen Landesfarben weiß-blau für die Schützenschnur.

Diese Schützenschnur wird mit einem Seilstrang geknüpft bzw. „geflochten“. Der Ausgangsknoten ist eine Endacht, welcher in der Länge erweitert wird. Dazu wird das Seil in eine „S“-Form gelegt und wie ein dreisträngiger Zopf geflochten. Zum Schluß wird das Seilende durch das entstehende Auge durchgeführt und festgezogen. Die seemännische Bezeichnung für diesen seilverkürzenden Stek lautet Twistplatting.[2]

Im Schulschießen konnte jeder Soldat jährlich seine Leistungen verbessern und erhielt eine höhere Stufe der Schützenschnur. Je nach Abstufung wurden Eicheln oder Granate am untere Ende der Schnur angebracht. Die gewebte Eichel wurde von der Infanterie, den Jägern, Pionieren, Train, Eisenbahnern, der Marine-Infanterie und einigen Kavallerie-Einheiten getragen. Die Artillerie trug die silbernen Granate aus Metall am Schnurende. Auf höheren Stufen zierte ein goldenes Wappenschild die geflochtene Rosette, die höchsten Stufen hatten noch zusätzlich goldene Eicheln oder Granate.

Deutsches Heer

Deutsche Schützenabzeichen von 1894 bis 1918

Die 10 Stufen der Schützenschnur im Deutschen Heer (von 1894 bis 1918) mit folgenden Unterschieden:

Unterfeldwebel vom Infanterie-Regiment 97 mit Schießauszeichnungen der Reichswehr am Ärmel (1. aus 24 Stufen und zwei Winkel für „Scharfschützen an einer Waffe“). Er trägt diese an der 1936 neu eingeführte M1936-Ausgehuniform der Wehrmacht. Im Oktober 1936 begann man, die Borten gegen eine Schützenschnur einzutauschen, dies dauerte jedoch flächendeckend bis 1937/1938.
Stufe Beschreibung
1. Stufe: wollene Schnur mit einer Eichel (bzw. Granate für die Artillerie), die 1. war die niedrigste Stufe.
2. Stufe: wollene Schnur mit zwei Eicheln (bzw. Granate für die Artillerie).
3. Stufe: wollene Schnur mit drei Eicheln (bzw. Granate für die Artillerie).
4. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden, ohne Eichel (bzw. Granate für die Artillerie).
5. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden, ohne Eichel (bzw. Granate), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild.
6. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden und einer Eichel (bzw. Granate), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild).
7. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden und zwei Eicheln (bzw. Granaten), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild.
8. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden und drei Eicheln (bzw. Granaten), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild.
9. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden und einer goldenen Eichel (bzw. Granate), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild.
10. Stufe: seidene Schnur mit Silberfaden und zwei goldenen Eicheln (bzw. Granaten), auf der Rosette ein gelbmetallenes Wappenschild.

Das bekrönte Wappenschild in einem Kranz: für Preußen den königlichen Namenszug „W II“, für Württemberg den königlichen Namenszug „W“, für Sachsen den königlichen Namenszug „FA“ und Bayern mit dem blau und weiß gewecktem Wappenschild. Für die Schutztruppen das Wappenschild („W II“) mit Kaiserkrone.

Diese Schnur wurde bei den Fußtruppen, der Feldartillerie und dem Train von der rechten Schulter nach dem zweiten Knopf des Waffenrocks, bei der Kavallerie entsprechend links getragen. Die Ulanen jedoch trugen sie rechts, weil sich links schon die Fangschnur mit Quasten befand. Das Abzeichen der Schießschulen und der Gewehr-Prüfungskommission bestand aus einer silbernen Eichel (bzw, Granate), die, einmal verliehen, beizubehalten war.

Diese Schützenschnur war nur für Unteroffiziere und Mannschaften bestimmt; Offiziere der Fußtruppen schossen einen Kaiser-(bzw. Königs-)Säbel innerhalb des Armee-Korps aus, Unteroffiziere eine Uhr. Nur die Offiziere des 1. Garde-Regiments zu Fuß konnten für persönliche Schießleistungen eine silberne Schützenschnur mit Silbereichel erwerben. Sie hatte nur eine Klasse, war jedoch erheblich länger. Bei Versetzungen wurde sie beibehalten, ebenso der Kaiser-(Königs-)Säbel. Zwischen den deutschen Staaten war vereinbart, daß bei Wechsel in ein anderes Abzeichen-Kontingent die Auszeichnung in der beim bisherigen Staat verliehenen Art und Weise weiter getragen wurde, bis im neuen Kontingent eine höhere Stufe erworben wurde.

Reichswehr und Wehrmacht

In der Reichswehr und Wehrmacht wurden die Schützenauszeichnungen unter starken Veränderungen der Verleihungskriterien beibehalten.

Schießauszeichnungen der Reichswehr

Die Reichswehr führte am 22. Dezember 1920 ein komplett neues System von Schießauszeichnungen ein, die aus Borten (auch Litzen oder Tressen genannt) am linken Unterarm bestanden. Sie waren aus Stoff mit silbernen Fäden, ab dem 5. Juli 1923 dann mit Aluminiumfäden. Es gab 10 Stufen und eine zusätzliche Stufe für Scharfschützen (mit Winkel), 1928 dann 24/26 Stufen, wobei die 25. und 26. Stufe für „Scharfschützen an einer Waffe“ war mit einem oder zwei nach oben offenen Winkeln (für Scharfschützen an zweier Waffen).

Bei den unteren Stufen waren es weiße Balken mit schmalen dunkelgrünen Strichen drin, bei den höheren Stufen dann auch dunkelgrüne Balken (Stufe 1–4: 1–4 schmale Tressen; Stufe 5: 1,7 cm breite Tresse mit einem dunkelgrünem Streifen; Stufe 6–8: Wie Stufe 5 und darunter 1–3 schmale Tressen; Stufe 9: 2,3 cm breite Tresse mit 2 dunkelgrünen Streifen usw. usf.). Mit Verfügung vom 14. September 1936 fielen diese Abzeichen (Schießauszeichnungen) weg (Heeresverordnungsblatt 36, Nr. 918), die auch von der Luftwaffe von April 1935 bis Herbst 1936 verwendet wurden.

Schützenschnüre der Wehrmacht

Die Schützenschnüre wurden am 29. Juni 1936 eingeführt, um das Interesse an der Treffsicherheit zu steigern und um gute Schützen hervorzuheben. Die Schützenschnüre gab es in 12 Stufen für die Infanterie und für die Panzertruppe. Die Schützenschnur wurde für sehr gute Leistung im Schießen mit dem Gewehr, mit dem leichten Maschinengewehr, mit dem schweren Maschinengewehr, mit der Panzerabwehrkanone und mit der 2-cm-Flugabwehrkanone verliehen, außerdem für sehr gute Leistung im Schießen mit Infanteriegeschützen, Artilleriegeschützen und Kampfwagenkanonen.

Die Schützenschnur bestand aus matten Aluminiumstreifen, die so geflochten waren, daß sie oben eine flache Plakette aus Metall aufnehmen konnten. Die Schützenschnur verlief von der rechten Schulter außen zum zweiten Knopf von Oben. Die Schützenschnur wurde an einem Knopf aus Horn unter dem Schulterstück gehalten.

Die Schützenschnur wurde von allen Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgraden zu allen Uniformen (Waffenrock, Dienstanzug, Ausgehanzug, kleiner und großer Gesellschaftsanzug), außer zum Feldanzug, getragen. Bis 1945 wurde die Schnur in zwölf verschiedenen Stufen und unterschiedlichsten Ausführungen verliehen. Auch mußten die Leistungen nicht jährlich neu erbracht werden. Offiziere durften keine Schützenschnüre mehr tragen.

Bildergalerie

SS-Schützenabzeichen

SS-Schützenabzeichen, Meisterschützen Klasse

Bei der SS, egal ob Allgemeine-SS, SS-Totenkopf-Verbände, SS-Verfügungstruppe, Waffen-SS, SD oder RSD wurden keine Schützenschnüre getragen. Vor 1937 trug man bei der Allgemeinen-SS und SS-Verfügungstruppe usw. die Schieß-und Scharfschützen-Auszeichnungen der Reichswehr (horizontale Streifen und darunter den oder die Winkel für Scharfschützen) am linken Unterarm auf dem Ärmelaufschlag (unter dem Ärmelstreifen, sofern einer getragen wurde).

Klassen

Ab 1937 wurde dann ein „SS-Schützenabzeichen“, unterteilt in vier Klassen (1. Klasse, 2. Klasse, Scharfschütze und Meisterschütze) eingeführt und nach erfolgter Qualifikation in Metall und aufnähbarem Tuch (rauteform, schwarz mit silberner Stickerei) verliehen und getragen von allen SS-Formationen.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Vereinzelte Quellen geben die Einführung im Jahre 1892 mit vorerst vier Stufen an: „Im Jahre 1892 führte der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Schützenschnur in der nun gesamtdeutschen Armee ein. Nur die besten 12 Offiziere und Unteroffiziere, sowie die besten 7 Schützen einer Kompanie konnten diese Auszeichnung erwerben. Die Schießleistungen mußten auch jedes Jahr erneut erbracht werden, um die Trageberechtigung nicht zu verlieren.“
  2. J. Tom Burgess: Die praktische Knoten-Fibel. Knoten, schlingen, spleissen. 3. Auflage. BLV-Verlags-Gesellschaft, München u. a. 1984, ISBN 3-405-12073-X, S. 32