Schmeling, Jürgen
Jürgen Schmeling ( 22. Januar 1919 Ottoburg, Kreis Regenwalde in Pommern; 22. August 2003 in Tübingen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Zweiter Weltkrieg
Zuletzt führte Heeres-Hauptmann Schmeling eine Kampfgruppe der Division „Denecke“ (der KG war auch ein Volkssturm-Bataillon aus Bahn mit zwei Kompanien unterstellt) und war Stützpunktkommandant bzw. Kommandant des Festen Platzes Bahn (südlich von Stettin), der ab dem 13. Februar 1945 (während etwas weiter östlich das Unternehmen „Sonnenwende“ tobte) rund zwei Wochen eingekesselt war, bis zum erfolgreichen Entsatz. Zur Befreiung von außen wurden auch Fallschirmjäger (Fallschirm-Feld-Ersatz-Bataillon, eine Kompanie des FJR 27, 3. Kompanie/Fallschirm-Pionier-Bataillon 9 und schwere Feldhaubitz-Batterie/II. Bataillon/Fallschirm-Artillerie-Regiments 9) und Schlachtflieger der Luftwaffe unter Oberst Hans-Ulrich Rudel (vom Flugplatz Schönfeld aus) eingesetzt.
Division „Denecke“
Die Division „Denecke“ wurde im Januar 1945 als „Gneisenau-Verband“ des Wehrkreises XI aus den Ersatztruppen der Division Nr. 471 aufgestellt. Am 24. Januar 1945 wurde die Division in Hannover auf die Bahn verladen und nach Osten transportiert. Am 25. Januar erreichte der Divisionsstab Küstrin. Von hier aus wurde am 26. Januar 1945 Deutsch Krone erreicht, anschließend sollte die Division bei Schneidemühl sammeln. Ein Großteil der Transporte der Division rollte jedoch bereits in russische Panzerspitzen hinein, so daß nur ein Teil der Division in Schneidemühl eintrafen:
- Kampfgruppe Infanterie-Regiment XI/ mit Regimentsstab und Stabskompanie, 1 Bataillonsstab und 2 Grenadier-Regimentern der Kampfgruppe „Sparrer“
- Kampfgruppe 5/XI mit Bataillonsstab, 3 Grenadier-Kompanien und einer schwerer Kompanie
- 2 Kranken-Kraftwagenzüge
Am 29. Januar 1945 mußte Friedberg geräumt werden. Die Division wich nach Landsberg und anschließend am 31. Januar 1945 nach Stargard aus. Hier trafen weitere versprengte Truppenteile der Division ein, darunter eine 3,7-cm Flak-Batterie und eine 10,5-cm Flak-Batterie. Am 2. Februar 1945 erhielt die Division den Auftrag, den Abschnitt zwischen Oder und Stargard zu übernehmen. Hierzu wurden der Division unterstellt:
- eine Polizei-Kompanie z. b. V.
- die Kampfgruppen Bahn (Schmeling), Pyritz und Stargard
- III. Bataillon/SS-Panzergrenadier-Regiment 8/4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division
- Sperr-Kompanie 918
Aufgabe war, Fidichow, Bahn, Pyritz und die Enge zwischen Madü-See und Plön-See sowie Stargard zu halten. Die Linie konnte im Wesentlichen bis 6. Februar 1945 gehalten werden. Am 7. Februar wurden die Stellungen an die 4. SS-Polizei-Division übergeben und die Division verlegte in den Brückenkopf Greifenhagen. Die letzten Kampfgruppen hielten noch bis März aus, Schmelings Kampfgruppe erhielt in der Nacht vom 3. auf dem 4. März 1945 sich vom Feind in Richtung Greifenberg abzusetzen, was auch unbemerkt und ohne Verluste gelang. Um Greifenhagen kam es noch einmal zu schweren Kämpfen um den Oderübergang, an denen auch der Bahner Volkssturm beteiligt war. Greifenhagen erlebte schwere feindlichen Angriffe und mußte um den 9. März 1945 geräumt werden.
Erlebnisbericht
Der junge Luftwaffen-Offizier Friedrich Stecker, als Oberfähnrich (er war schon Leutnant, die Nachricht erreichte ihn jedoch erst nach Bahn) Führer der 3. Batterie der I. Abteilung des Flak-Regiments 34, der in Bahn beide Klassen des Eisernen Kreuzes (und am 30.3.1945 das Erdkampfabzeichen der Luftwaffe sowie zum Deutschen Kreuz in Gold eingereicht) erhielt, schrieb am 25. Februar 1945 an seine Eltern und seiner Freundin, die nach dem Krieg und den langen Jahren in sowjetischer Kriegsgefangenschaft seine Ehefrau wurde:
- „Meine lieben Eltern! Lange habt Ihr nun schon nichts mehr von mir gehört. Deshalb will ich eine günstige Gelegenheit ausnützen, um Euch ein Lebenszeichen zu senden. Seit dem 13. waren wir eingeschlossen. Deshalb kam nichts an die Außenwelt. Nun ist der Sack erst mal wieder auf. Aber Ihr braucht Euch absolut keine Sorgen zu machen. Es geht mir ausgezeichnet. Ein paar schöne Kampftage haben wir schon hinter uns. Unser Stützpunktkommandant Hauptmann Schmeling hat das Ritterkreuz bekommen. Wir sind auch schon des öfteren im Wehrmachtsbericht genannt worden. Sogar im Frontbericht im Radio ist schon etwas von uns gekommen. Wir sind natürlich mächtig stolz darauf. Bevor der Sack zugemacht wurde, war der Reichsmarschall auch hier und hat seine Flakartilleristen hier erfreut. 14 Panzer, 2 Panzer-Spähwagen, zwei LKW und sonstigen Kleinkram haben wir vernichtet. Und dabei 16 Feindangriffe abgeschlagen. Das sind natürlich schöne Erfolge. Wie geht es Euch denn dort? Ich hoffe, daß alles in bester Ordnung ist. Hoffentlich bekommen wir auch bald mal wieder Post. Nun seid auf das allerherzlichste gegrüßt von Eurem Friedrich.“
An die Freundin am 4. März 1945 (abgestempelt in Stettin):
- „Ganz kurz ein Lebenszeichen von mir, nur damit Du Dir keine Sorgen zu machen brauchst. Mir geht es gut. Alles noch in alter Frische. Muß ja auch. Harte Tage haben wir allerdings schon hinter uns. In Bahn waren wir 14 Tage eingeschlossen, aber sind gestern gut wieder raus gekommen. EK I und II hab ich dort auch bekommen. 14 Panzer auch von mir geknackt. Ganz schöner Erfolg.“
Nachkriegszeit
Der elfseitige Bericht Schmelings von den Kämpfen in Bahn gehört zu den wichtigsten militärhistorischen Belegen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft soll Hauptmann a. D. Schmeling eine Autobiographie geschrieben haben, ob diese jedoch außerhalb der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger, wo er aktiv war, verbreitet wurde, ist unbekannt.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 10. Februar 1945 als Hauptmann und Kampfgruppenführer in der Division „Deneke“