Petermann, Viktor

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Ritterkreuzträger Viktor Petermann

Viktor Petermann (Lebensrune.png 26. Mai 1916 in Weipert, Kreis Preßnitz, Egerland; Todesrune.png 19. Mai 2001 in Freiberg, Sachsen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant und Jagdflieger der Luftwaffe sowie Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Das Flieger-As errang 64 bestätigte und sechs weitere unbestätigte Luftsiege bei rund 550 Feindflügen.

Werdegang

Viktor Petermann wurde am 26. Mai 1916 als Sohn des städtischen Baumeisters Franz Petermann und dessen Ehefrau Martha, geborene Bittner, in Weipert, Kreis Preßnitz (Erzgebirge)/Sudetenland geboren. Er besuchte vom September 1922 bis Juli 1927 die Volksschule und vom September 1927 bis Juli 1930 die Bürgerschule in Weipert. Nach seiner Schulentlassung erlernte er vom 1. August 1930 bis 31. Juli 1933 das Maschinenschlosserhandwerk in der Firma „Brüder Johann und Theodor Bartl“ in Weipert-Neugeschrei, Keilbergstraße. Danach studierte er vom September 1933 bis Juli 1936 an der Ingenieurschule in Bodenbach/Sudetenland. Während dieser Zeit verschrieb er sich auch dem Leistungssport Rudern im Vierer mit Steuermann. 17 Siege in dieser Sportart auf internationalen Regatten waren die Bilanz. Nach Weipert zurückgekehrt, war er vom Oktober 1936 bis Juli 1939 als Grenzgänger Betriebsingenieur bei der Firma „Franz Gahlert und Söhne“ in Bärenstein in Sachsen tätig.

Zweiter Weltkrieg

Nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich wurde er am 30. Juli 1939 mit 23 Jahren nach seiner Bewerbung als Flugzeugführer zur Luftwaffe nach Straubing in Bayern beim Flieger-Ausbildungs-Regiment 53 eingezogen. Die spezielle Ausbildung bis zum Jagdflieger auf der Bf 109 erfolgte in Straubing, Königsberg, Jüterborg, Bromberg und Drontheim/Norwegen. Am 1. April 1941 kam er an die Jagdfliegerschule 3 in Märkisch, anschließend zur Jagdgruppe Drontheim. Im Oktober 1941 wurde er in die 2. Staffel der Ergänzungsgruppe/JG 52 versetzt, wo er die letzten Feinheiten lernen sollte.

Nach Beendigung seiner Ausbildung wurde Unteroffizier Petermann am 1. Mai 1942 zum Jagdgeschwader 52 an die Ostfront abkommandiert. Am 1. Juli 1942 notierte er seinen ersten Luftsieg in der 6. Staffel (nach anderen Quellen in der Geschwaderstaffel). Unteroffizier Petermann flog dann im Stabsschwarm als Katschmarek u. a. mit Hauptmann Herbert Ihlefeld, Major Dietrich Hrabak und Major Gordon Gollob, der am 30. August 1942 mit den Brillanten ausgezeichnet wurde.

Am 5. Mai 1943 errang er an einem Tag drei Luftsiege (32. bis 34.), schon am 27. Mai konnte er seinen 40. Abschuß melden. Erst am Kuban wurde Petermann, inzwischen fliegerisch, nicht disziplinarisch zum Feldwebel befördert, am 10. Mai 1943 Rottenführer in der 5. Staffel der II. Gruppe des Jagdgeschwaders 52. Hier bewies er, daß er als Flugzeugführer ein durch hohes fliegerisches Können ausgezeichneter Jagdflieger war. In harten Luftkämpfen an der Ostfront errang er 60. Luftsiege. Darüber hinaus vernichtete er in Hunderten von Tiefangriffen als Jagdbomber zahlreiches feindliches Kriegsmaterial aller Art, u. a. annähernd 100 motorisierte und bespannte Fahrzeuge, rund 50 Übersetzungsboote mit Truppen und Ladung, sechs Flugzeuge am Boden sowie ein feindliches Kanonenboot (ein zweites strandete auf der Flucht).

Am 6. Juni 1943 mußte er, nachdem seine Bf 109 G-4 im Raum von Kuban nach einem Luftkampf mit russischen Jägern beschädigt wurde, wobei er Treffer durch eine Jakowlew Jak-1 in den Ölbehälter bekam, um 18 Uhr auf feindlichem Gebiet notlanden. Er konnte sich nach über drei Tagen wieder zu den eigenen Linien durchschlagen und wurde bis zum 20. Juli im Lazarett behandelt. Am 15. August 1943 rammte er im Luftkampf eine Polikarpow I-153 der Roten Luftwaffe, konnte aber mit beschädigter Maschine zum Flugplatz zurückkehren und ohne Fahrwerk landen. Wieder im Einsatz folgte am 25. September 1943 sein erfolgreichster Feindflug, als er in nur wenigen Minuten eine Jak-1 und drei IL-2 abschießen konnte. Damit hatte er sein Abschußkonto auf 59 Flugzeuge erhöht, gleich am nächsten Tag schoß er eine P-40 ab, nun 60. Luftsiege.

Bei einem Sondereinsatz (Jagdschutz für 40 He 111), mittlerweile zum Leutnant befördert und wieder bei der 6. Staffel (seit dem 10. September), wurde er am 1. Oktober 1943 auf dem Rückflug bei Saporoschje/Südrußland durch einen eigenen Flaktreffer abgeschossen (Bf 109 G-6 mit W.Nr. 15851) und schwer verwundet. Der Motor brannte, auch der Fallschirm war beschädigt, somit blieb ihm nur eine Bauchlandung in der Etappe zwischen den Fronten übrig. Er hatte Glück: Ein deutscher Stoßtrupp konnte ihn bergen, aber die Verwundungen am Arm, am Handgelenk und am Fuß waren erheblich.

Im Feldlazarett der 2. Sanitätskompanie 302 mußte man ihm unmittelbar den linken Arm und eine Zehe des linken Fußes amputieren. Danach kam er am 29. November 1943 in das Heimatlazarett nach Karlsbad/Sudetenland. Hier erreichte ihn die Nachricht, daß ihm für persönliche Tapferkeit im Zuge des obengenannten Einsätze am 29. Februar 1944 als Leutnant und Flugzeugführer im Jagdgeschwader 52 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen worden sei. In Karlsbad erschien General der Infanterie Ernst von Eisenhart-Rothe persönlich und überreichte dem Leutnant Petermann seine hohe Auszeichnung. Viktor Petermann war der einzige Ritterkreuzträger der Stadt Weipert und des Landkreises Kaaden - Pressnitz.

Empfang eines Ritterkreuzträgers

Am 25. März 1944 traf er zur Feierstunde in der städtischen Turnhalle in Weipert ein. Die Schülerin Ruthild Flohrer überreichte dem tapferen Heimatsohn Blumen und trug dazu in gewinnender Ausdrucksform das nachfolgende, von Frau E. Kaspar verfaßte Gedicht vor.

Bf 109 G-4 „Schwarze 8“ von Feldwebel Petermann in der 5./JG 52 am Kuban im Juni 1943
Petermanns Jagdflugzeug nach der Bauchlandung am 6. Juni 1943
Die Herzen Deiner Heimat schlagen
Dir Heut entgegen voller Dank,
Weil eine Kunde, stolz und ehrend,
in unser Heimatstädtchen drang.
Es hat der Führer dir verliehen
das Ritterkreuz voll Dankbarkeit
für Deinen heldenhaften Einsatz,
für beispiellose Tapferkeit.
Du hast in vielen Feindgefahren
bewiesen kämpferischen Geist,
Was Dein Erfolg von sechzig Siegen
im Luftkampf deutlich uns beweist.
Du, als der Sohn des Erzgebirges,
so treu und bieder, brav und schlicht,
Du hast mit unbeugsamen Willen
so freudig stets erfüllt die Pflicht.
Dem Führer hieltest Du die Treue,
Dein Beten galt dem Vaterland,
der Heimat dachtest du voll Liebe
und schütztest sie mit sichrer Hand.
Wenn solche Helden für uns kämpfen
und Vorbild sind in diesem Krieg,
dann wird das deutsche Volk erringen
den herrlichsten und schönsten Sieg.
Nimm dieser Heimat Dank entgegen
und unsre Treue sei dein Lohn,
die Heimat wird voll Stolz dich ehren
als ihren heldenhaften Sohn.
Viktor Petermann während eines Treffens der OdR 1997

Nun wurde Leutnant Petermann den Ehrengästen vorgestellt, worauf dann Bürgermeister Schenk dem Ritterkreuzträger, seinen nächsten Verwandten und allen Anwesenden herzlichen Willkommensgruß entbot. Der „Singverein 1876 Weipert“ brachte innige Grüße und herzliche Glückwünsche mit Chorgesängen zum Ausdruck.

Im Namen der Stadt überreichte der Bürgermeister Schenk dann Leutnant Petermann eine künstlerisch ausgeführte Gedenkmappe sowie ein Sparkassenbuch mit 1000 RM und gab bekannt, daß die Stadt die Ehrenpatenschaft für das zu erwartende Erstgeborene des Ritterkreuzträgers übernimmt. Bürgermeister Franke, Bärenstein, überbrachte die Glückwünsche seiner Gemeinde, dankte dem Ritterkreuzträger für den Opfermut und bezeichnete ihn als leuchtendes Vorbild.

Endkampf

Nach mehrmonatigem Lazarettaufenthalt in Karlsbad wurde Leutnant Petermann vom 15. Mai 1944 bis 21. Juli 1944 als Berater in die Kriegswissenschaftliche Abteilung der Luftwaffe in Karlsbad verpflichtet. Durch persönliche Vorsprache bei seinem ehemaligen Geschwaderkommodore und seinerzeitigen Jagdfliegerführer 5 und späteren General der Jagdflieger Oberst Gordon M. Gollob kam er am 23. Juli 1944 wieder zum Fronteinsatz und wurde als Flugzeugführer in der Stabsstaffel der III. Gruppe des Jagdgeschwader 52 an der Ostfront eingesetzt. Später übernahm er am 7. Februar 1945 die Führung der 10. Staffel der III. Gruppe des Jagdgeschwader 52, meldete am 16. Januar und am 11. Februar 1945 mit Armprothese seinen 61. und 62. Luftsieg und schoß später zwei weitere Gegner ab: am 16. März 1945 eine Bell P-39 „Airacobra“ nordöstlich von Münsterberg (Schlesien) und am 22. März 1945 eine Jakowlew Jak-9 westlich von Schadeberg.

Zum Oberleutnant befördert, wurde er dann zum Jagdgeschwader 7 „Nowotny“ versetzt und sollte dort auf im Rahmen der Reichsluftverteidigung gegen die Terrorflieger des Feindes Me 262, dem Ersten Düsenjäger der Welt, umgeschult werden. Dies war aber technisch wegen seiner Armprothese nicht möglich, so daß er wieder zum Stab/Jagdgeschwader 52 kam. Oberleutnant Petermann flog am 5. Mai 1945, nach insgesamt 550 (nach anderen Quellen 560) Feindflügen, seinen letzten Einsatz gegen Bodenziele des vorrückenden Feindes bei Brünn/Mähren.

Kriegsgefangenschaft und Nachkriegszeit

Als der Krieg zu Ende war, geriet Oberleutnant Petermann am 8. Mai 1945 bei Budweis/Mähren in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde am nächsten Tag völkerrechtswidrig den Russen ausgeliefert. Aufgrund seiner Kriegsversehrtheit wurde er, weil er somit nicht Deutsche zur Zwangsarbeit taugte, nach drei Monaten entlassen.

Nach St. Pölten/Österreich entlassen, ging er nach Thüringen bei Bad Langensalza, wo seine aus der Tschechoslowakei vertriebenen Eltern und Geschwister lebten. Petermann war seitdem in der Ostzone bzw. DDR ansässig.

In der Nachkriegszeit war er bis 1. Februar 1954 in der Landwirtschaft in Bad Langensalza tätig, da er seinen Beruf nicht ausüben konnte. Danach arbeitete er sich ab 1. Februar 1954 vom Betriebsingenieur in einer Maschinenfabrik für Landwirtschaftsfahrzeuge zum Oberingenieur und Technischen Leiter empor.

Seit dem Rentenalter am 26. Mai 1965 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Betriebsdirektors und im In- und Ausland tätig. Mit 62 Jahren trat er im Juli 1968 in den Ruhestand und lebte seitdem als Vollrentner im Erzgebirge.

Tod

Oberleutnant a. D. Viktor Petermann verstarb 2001 in Freiberg und wurde auf dem dortigen Zentralfriedhof beigesetzt.

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Literatur

  • Falk Klinnert (Hg.): Luftkrieg 1939–1945 – Der Jagdflieger Viktor Petermann, OV Verlag, 2004