Weiß, Otto von

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Oberstleutnant i. G. Otto von Weiß im großen Gesellschaftsanzug mit Großer Ordensschnalle und Halsorden (Johanniterkreuz)
Weiß, Otto von-Unterschrift.jpg

Otto von Weiß (z. T. auch: von Weiss-Plauen; Lebensrune.png 26. August 1878 in Groß Plauen, Kreis Friedland (Ostpreußen); Todesrune.png gefallen 19. Februar 1945[1] vor Warnemünde) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Kaiserlichen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst z. V. und SS-Brigadeführer sowie Politiker (u. a. Reichstags-Mandats-Bewerber), Gaukriegerführer Nordost im NS-Reichskriegerbund und Rittergutsherr auf Groß Plauen im Kreis Wehlau. Von Weiß war seit dem 1. März 1932 Mitglied der NSDAP (Nr.: 1.061.375) und seit 9. November 1936 Angehöriger der SS (SS-Nr.: 277.324).

Chronologischer Werdegang

Gutshaus der Familie von Weiß in Plauen
Empfangshalle im Gutshaus Groß Plauen
Ehepaar von Weiß, Groß Plauen, 1928.jpg

Tod

Otto von Weiß war auch im letzten Kriegsjahr Bürgermeister und setze sich unermüdlich für das inzwischen leidende Volk ein. Als am 21. Januar 1945 die Rote Armee nur noch 8 Kilometer von Wehlau entfernt war, organsierte von Weiß einen Treck und führte die Bewohner der Gemeinde Plauen vorerst aus der Gefahrenzone. Über Königsberg konnten manche vom Flüchtlingstreck ein Schiff erreichen, das jedoch zur tödlichen Falle werden sollte. Am 19. Februar wurde der Flüchtlingsdampfer „Consul Cords” von britischen Treibminen (ggf. Minen der Royal Navy, Zeugen meinen jedoch von der Royal Air Force abgeworfen) getroffen und sank. Oberst a. D. Otto von Weiß starb auf Hoher See zwischen Kolberg und Warnemünde, gemeinsam mit ihm seine Gattin Emmi und ca. 255 der Menschen, die sich an Bord befanden. Tragisch auch ist die Tatsache, daß der alte Handelsdampfer „Margarethe Cords“ alle Gefahren trotze, der „Consul Cords” zur Hilfe kam, die Überlebenden aus dem eiskalten Wasser fischte, aber selbst mit Fracht für den Kurlandkessel am 17. März 1945 bei einer weiteren Rettungsfahrt von dem russischen U-Boot K-53 südlich Bornholm versenkt wurde.

Flucht aus Groß Plauen und der Untergang der „Consul Cords“

Die Sachbearbeiterin im Eva Kuckuk, die mit Frau von Weiß befreundet war, berichtete nach dem Krieg ausführlich über das Schicksal der Familie von Weiß,[3] die sie miterleben mußte, denn für die in panischer Angst vor den mordenden und vergewaltigenden sowjetischen Truppen fliehenden Menschen gab es nur noch eine Rettungsmöglichkeit: mit einem Schiff über die Ostsee zu entkommen (nachzulesen im ausgezeichneten Nachschlagewerk Danziger Bucht 1945 – Dokumentation einer Katastrophe von Egbert Kieser):

[...] Für Eva Kuckuk hatte alles am Sonntag, dem 21. Januar, angefangen. Die Sachbearbeiterin im Amt des Beauftragten des Reichsschatzmeisters für Revisionsangelegenheiten der NSDAP Gau Ostpreußen war mit Frau von Weiß befreundet und für den Sonntag nach Gr. Plauen eingeladen gewesen. Ein Fuhrwerk hatte sie zum Mittagessen abgeholt. Es hatte Fasan gegeben, und Eva Kuckuk hatte sich darüber amüsiert, wie Emmi von Weiß die Schrotkörner fachmännisch der Größe nach auf ihrem Tellerrand sortierte - ‚Schrot 21! Schrot 28!‘, als begrüße sie jedesmal liebe alte Bekannte.
Eva Kuckuk hatte am Abend mit dem Zug wieder zurückfahren wollen. Aber dazu war es nicht mehr gekommen. Kurz vor ihrem Aufbruch, gegen 18 Uhr, kam die Nachricht, daß das benachbarte Allenburg in einer Stunde von der Zivilbevölkerung geräumt werden müsse. Zugleich wurde bekannt, daß Züge nicht mehr verkehrten und daß jeder, der ohne Fahrzeug sei, zu Fuß nach Friedland gehen solle, wo für Weiterbeförderung gesorgt sei. Für Emmi von Weiß und ihren Mann, Oberst a. D. Otto von Weiß, war es selbstverständlich, daß sich Eva Kuckuk dem Gutstreck Gr. Plauen anschloß. Noch in der Nacht wurden wir davon unterrichtet, daß russische Panzerspitzen bis Elbing vorgedrungen seien. [...]
Am Dienstag, dem 23. Januar, setzten sie ihren Weg im Morgengrauen fort. Soweit das Auge reichte: Flüchtlingswagen, wandernde Menschen, frei herumlaufende Tiere. Die Angst, zurückzubleiben, und der schneidende Frost trieben sie an. Das dumpfe Grollen der Artillerie erfüllte die Luft - es schien aus allen Himmelsrichtungen zu kommen. In der Nacht erreichten sie Lisettenfelde. Statt der erwarteten Ruhe empfing sie dort eine Wehrmachteinheit, deren Offiziere ihnen dringend nahelegten, den Treck aufzugeben und sich mit den Lkws der Einheit in Richtung Heiligenbeil-Zinten oder nach Königsberg bringen zu lassen - ohne Gepäck, versteht sich. Anfangs waren die Plauer Leute und Siedlerfrauen auch damit einverstanden, doch am Morgen gegen 5 Uhr erschien der Kämmerer und bat Otto von Weiß, weitertrecken zu dürfen. So wurden nur sechs der sechzehn Wagen der Wehrmacht übergeben und die Insassen stiegen auf die Militärfahrzeuge um. Der Rest der Gutsleute treckte weiter. Auf dem Wagen nach Königsberg fanden etwa zwanzig Menschen mit Handgepäck Platz. Der Lastwagen war dicht besetzt und es war entsetzlich, sehen zu müssen, wie kleinste Kinder erdrückt wurden oder erfroren und ihre Leichen von ihren Müttern einfach aus dem Wagen geworfen werden mußten, da zum Aussteigen und Begraben keine Zeit blieb. Aber sie kamen gut voran und waren gegen Mittag in Königsberg. Eva Kuckuk brachte ihre Freunde in ihrer Wohnung unter und ging dann zu ihrer Dienststelle. Dort war die nächste Überraschung fällig: In ihrer Abwesenheit hatte man zwei Sachbearbeiter und zwei Stenotypistinnen zwei Tage zuvor mit sämtlichen Akten auf einem Dampfer nach Güstrow in Mecklenburg ‚ausgelagert‘. Der Rest des Personals saß vor leeren Schreibtischen, um das ‚Gesicht zu wahren‘. Eva Kuckuk hatte deshalb keine Skrupel, als Otto von Weiß auftauchte und ihr berichtete, daß er einen Dampfer [Anm.: mit über 1200 Seelen an Bord] ausfindig gemacht habe. Um 2 Uhr morgens waren sie an Bord der CONSUL CORDS. [...]
Etwa zwei Stunden, nachdem sie den Ausgang des Seetiefs mit Kurs nördlich von Hela passiert hatten, hatte der Maschinist Wasser im Maschinenraum gemeldet. Die CONSUL CORDS hatte etwa zehn Grad Schlagseite. Der Kapitän schätzte, daß sich das Schiff nur noch wenige Stunden über Wasser halten konnte. Er hatte deshalb Gotenhafen angesteuert und versucht, Funkverbindung mit dem Hafen aufzunehmen. Nach einer halben Stunde noch immer ohne Antwort, änderte er den Kurs. Hela lag näher, wenngleich es dort nur die Kriegsmarine und U-Boote gab. Zusammen mit dem Steuermann hielt Otto von Weiß die Leute in den Ladeluken wach: Sie sollten zum Ausschiffen fertig machen, weil man gleich in Hela einlaufen würde. Drei Stunden lang nahmen sie den Ärger der Flüchtlinge über die vermeintliche Verzögerung auf sich. Niemand merkte, in welcher Gefahr sich das Schiff befand. Dann hatten sie es geschafft. Mit letzter Kraft lief die CONSUL CORDS in den Kriegshafen von Hela ein. Zwei Tage später hatten Marineingenieure den Schaden behoben und das Schiff konnte die Fahrt fortsetzen. In Kolberg verließ die Mehrzahl der Flüchtlinge den kleinen Dampfer, um einer Ladung Flugzeugmotore und Getreide Platz zu machen. Sie fuhren mit der Bahn weiter nach Sachsen. Als der Dampfer, diesmal ohne Geleit, mit Kurs auf Warnemünde wieder in See stach, hatte er noch 285 Menschen an Bord. Unter ihnen waren auch Eva Kuckuk und die Gr. Plauer. Zwei Stunden vor dem Ziel, gegen zwölf Uhr mittags, hatte sich Eva Kuckuk zu einem Mittagsschläfchen in die Kajüte der Bordflak zurückgezogen, die ihr die Flaksoldaten großzügig eingeräumt hatten. Ruhig zog die CONSUL CORDS ihre Bahn. Sie machte etwa zehn Knoten Fahrt. Über Backbord konnte man in weiter Ferne die Umrisse der Küste sehen. Plötzlich bäumte sich das Schiff unter einer fürchterlichen Explosion auf. Sie waren auf eine Mine gelaufen. Eva Kuckuk war in ihrer Koje hochgeschleudert worden. Mit unheimlichem Krach schien alles über ihr und neben ihr zusammenzubrechen. Und noch bevor sie recht begriffen hatte, war wieder Ruhe. Im nächsten Augenblick hörte sie Schreie. Eine Notglocke schrillte ununterbrochen durch das Schiff. Dicht neben ihr rief eine Stimme: ‚Schnell raus!‘ Instinktiv griff sie nach ihrer Handtasche, die sie neben sich auf den Boden gestellt hatte. Die Tasche war fort, und der Fußboden zum größten Teil auch. Neben ihrer Koje hatte sich ein riesiges Loch aufgetan, in das irgendwelche Trümmer gerutscht waren. Die Reste des Bodens bildeten aufgebogene, zerschälte Eisenplatten, deren scharfe Kanten sich ihr wie Speerspitzen entgegenstreckten. Vorsichtig tastete Eva Kuckuk nach einem Halt. Von dem nur zwei Meter entfernten Aufenthaltsraum der Bordflak war nichts mehr vorhanden als ein Stück Bretterwand.
In den Trümmern zu ihren Füßen sah sie einen Fallschirmjäger, der sich mit beiden Armen rudernd bemühte, aus dem Gewirr von Holz und Eisen freizukommen. Eva Kuckuk beugte sich weit nach vorn und konnte eine Hand des Feldwebels gerade noch erreichen und ihm helfen, sich aus der gefährlichen Lage zu befreien. Etwa einen Meter tiefer erblickte sie - bis an den Hals in Trümmern - einen Heizer des Dampfers. Ihn konnte sie beim besten Willen nicht erreichen und mußte ihn seinem Schicksal überlassen. So schnell sie konnte, arbeitete sich die Königsbergerin zur Kapitänskajüte vor, wo sich zur Zeit der Explosion das Ehepaar von Weiß, deren Wirtin mit ihrer achtjährigen Tochter und Eva Kuckuks Hausgehilfin aufgehalten hatten. Aber die Kajüte war leer. Sie eilte weiter an einer Bretterwand vorbei, an die eine Bekannte aus Insterburg gelehnt stand. Stumm und starr sah die Frau auf das Meer hinaus. An der Stirn hatte sie eine große, blutende Wunde. Eva Kuckuk war über ihren Anblick so erschrocken, daß sie ohne ein Wort zu sagen vorüberging. Die Tochter der Bekannten - eine Musikstudentin - konnte sich schwimmend retten. Auf der Höhe der Luken war das Deck abgerissen. Das Schiff sank jetzt sehr schnell. Auf Strümpfen watete Eva Kuckuk in das hereinflutende Wasser und schwamm auf ein Rettungsboot zu, das noch mit einem Seil am Schiff festgemacht war. Sie schwang sich auf die Kante und sah, daß es leck war und einige tote Fische darin schwammen. Als sie ganz hinaufsteigen wollte, schlug das Boot um und drückte die Frau unter Wasser. Im gleichen Augenblick geriet sie in den Sog des sinkenden Schiffes, der wegen der geringen Wassertiefe jedoch nicht sehr stark war. Mehrmals konnte sich Eva Kuckuk nach oben arbeiten, stieß aber immer wieder mit dem Kopf gegen das Rettungsboot. Ihr wurde schon schwarz vor den Augen, als sie endlich doch an die Wasseroberfläche schoß und den blauen Himmel über sich sah.
Eva Kuckuk schwamm auf ein Gummifloß zu, an das sich bereits ein schwerverwundeter Oberfeldwebel der Fallschirmjäger geklammert hatte. Dem Mann gelang es noch mit letzter Kraft, sich auf das Boot zu ziehen. Er blutete stark aus einer Kopfwunde: Ihm war der glühende Eisenofen seiner Unterkunft an den Kopf geschleudert worden. Zusammen mit einer anderen Frau und deren fünfjährigem Jungen, den sie noch hinaufschieben konnten, hielt sich Eva Kuckuk an dem Gummifloß fest. Etwa 200 Meter entfernt sah sie das Ehepaar von Weiß, dessen Köpfe aus dem Wasser ragten, weil sie sich an einem Gegenstand festhielten. Von der Wirtin erfuhr sie später, daß es eine Tonne gewesen war. Wegen der herumschwimmenden Trümmer, Kisten, Bretter, Koffer und Kleider wagte sie es nicht, hinüberzuschwimmen. Links von sich sah sie in einiger Entfernung einen großen Dampfer - es war die MARGARETE -, der Schiffbrüchige aufnahm. Aber auch der Weg dorthin war durch Trümmer versperrt. Nach einer halben Stunde waren die Köpfe von Emmi und Otto von Weiß verschwunden. Eva Kuckuk spürte, wie ihre Kraft erlahmte. Den linken Arm konnte sie kaum noch hochhalten. Langsam näherte sich ein Rettungsboot der kleinen Gruppe. Eva Kuckuk sah es zuerst und sprach der Frau neben ihr Mut zu. Dann fiel ihr der Kopf vornüber und sie verlor das Bewußtsein.
Als sie die Augen wieder aufschlug, lag sie auf einem Vorpostenboot in Warnemünde. Vier Stunden waren vergangen. Ein Matrose stand über sie gebeugt und sagte immer wieder: ‚Sie sind gerettet! Sie sind gerettet!‘ Er strahlte, weil die ärztlichen Wiederbelebungsversuche, bei denen er ausdauernd geholfen hatte, endlich von Erfolg gekrönt waren. Eva Kuckuk hatte vierzig Minuten in dem kalten Wasser verbracht. Von den 285 Menschen auf der CONSUL CORDS waren nur 30 gerettet worden. Einige der Überlebenden erlagen dann noch an Land ihren Verletzungen. Unter ihnen die kleine Haustochter Frau Kuckuks. Sie war bei der Explosion schwer verletzt worden und starb wenige Wochen später in einer Rostocker Klinik an einer Sepsis, die sich nach einer Beinamputation eingestellt hatte. In Königsberg fragte niemand nach dem Schicksal der CONSUL CORDS. Wochen zuvor wäre die Zahl von 255 Toten Stadtgespräch gewesen - jetzt brachten die hereinströmenden Trecks und Verwundetentransporte jeden Tag Hunderte von Toten mit. Das Mitleid mit den Flüchtlingen schlug in die Sorge um das eigene Überleben um. Dabei war sich jeder selbst der Nächste, und viele waren bereit, ihr Leben zu riskieren, um noch aus der Stadt zu entkommen. [...]

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Fußnoten

  1. Manche Quellen geben als Todesdatum den 28. Februar 1945 an, das mag jedoch daran liegen, daß der Leichnam des verdienten Offiziers erst an diesem Tag geborgen bzw. identifiziert werden konnte.
  2. Die SA-Reserven I und II wurden 1933 aus den ehemaligen Soldatenverbänden „Kyffhäuserbund“ und „Der Stahlhelm“ gebildet wurde.
  3. Erlebnisbericht der Angestellten Eva Kuckuk aus Königsberg i. Ostpr.