Ziemssen, Dietrich
Dietrich Ziemssen ( 26. August 1911 in Heilbronn; 17. März 1978 in Tübingen[1]) war ein deutscher Offizier der SS, zuletzt SS-Obersturmbannführer der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft bis 1949 war er HIAG-Streiter der ersten Stunde und organsierte 1955 gemeinsam mit Jürgen Marloh innerhalb der HIAG das „Hilfskomitee – Freiheit für Kappler“ (mit einem „Sonderkonto Kappler“ bei der Volksbank). Beruflich war er als kaufmännischer Angestellter gemeinsam mit seiner Gemahlin sehr erfolgreich in der Versicherungswirtschaft tätig. Die Familie Ziemssen wohnte ab 1959 in Dortmund, später dann in Tübingen, wo beide verstarben und in einem Gemeinschaftsgrab ruhen.
Inhaltsverzeichnis
Chronologischer Werdegang
- 1917 bis 1922 Volksschule
- 1922 bis 1929 Gymnasium mit Abitur
- 1929 Fachschule für Landwirtschaft
- 1.11.1933 bis 15.3.1934 im 10. SA-Sturm der SA-Standarte 125
- 15.3.1934 bis 1.10.1934 Allgemeine-SS, III. Sturmbann/7. SS-Standarte
- 1.10.1934 bis 31.3.1935 Eintritt zur SS-Verfügungstruppe
- der Politischen Bereitschaft Ellwangen zugeteilt
- 1.4.1935 bis 31.1.1936 Lehrgangsteilnehmer an der SS-Junkerschule Bad Tölz
- zu seinen Junkerschulkameraden gehörten u. a. Heinz von Westernhagen, Sylvester Stadler, Richard Schulze-Kossens, Hans Kempin, Manfred Schönfelder,
- 1.2.1936 bis 31.3.1936 Zugführerkurs in Dachau
- 1.4.1936 bis 28.2.1937 in den Stab des SS-Rasse- und Siedlungshauptamts (RuSHA)
- er arbeitete an Ahnentafeln, nahm an Musterungen und Schulungen teil
- 1.3.1937 bis 30.4.1938 Zugführer in II. Sturmbann/SS-Standarte „Deutschland“
- sein Kommandeur Wilhelm Bittrich beurteilte ihn als einen harten, soldatischen Führer, der es verstand, seine Untergebenen zu zuverlässigen Nationalsozialisten zu erziehen
- 1.12.1937 Mitglied von Lebensborn
- 1.5.1938 bis 31.5.1939 Adjutant im I. Bataillon/SS-Standarte „Der Führer“
- 1.6.1939 bis 13.5.1940 Fuhrer der 15. Kompanie/SS-Standarte „Der Führer“
- verwundet am 13.5.1940 im Westfeldzug
- 1.7.1940 bis 31.8.1941 Adjutant im Stab des SS-Regiments „Westland“
- 1.9.1941 bis 30.9.1942 Adjutant der SS-Division „Wiking“
- 1.10.1942 bis 30.4.1943 Kommandeur des II. Bataillons/SS-Panzer-Grenadier-Regiment „Westland“/SS-Panzer-Grenadier-Division „Wiking“
- 1.5.1943 bis 12.5.1944 Ia der 4. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Brigade „Nederland“ umbenannt
- 21.5.1944 bis 6.9.1944 Teilnahme am 14. Generalstabs-Lehrgang an der Kriegsakademie Hirschberg
- Beurteilung am 7.9.1944: „Verspricht ein guter Divisions-Ia zu werden.“
- September 1944 bis Mai 1945 Ia der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“
Mitgliedschaften
- 1. November 1933 SA
- 15. März 1934 Allgemeine SS (SS-Nr.: 232.940)
- Mai 1937 NSDAP (NSDAP-Nr.: 4.821.213)
Familie
Dietrich war der Sohn des aus Winnenden stammenden Lehrers und Oberpräceptors in Tübingen Hauptmann a. D. Prof. Dr. phil. Ludwig Jonathan Alexis Ziemssen (1875–1950) und der Charlotte* Luise Wilhelmine Kreuser (1887–1967). Er hatte vier jüngere Brüder: Eberhard (1912–1938; Unterarzt), Werner (1913–1944; Innenarchitekt, gefallen), Otto (1916–1939) und Heinrich (1917–1939). Otto Ziemssen war Oberfeldwebel der Heeres-Artillerie und fiel im Polenfeldzug bei Wola südlich von Kattowitz am 3. September 1939. Nur sechs Tage später am 9. September 1939 fiel sein jüngerer Bruder SS-Sturmmann der SS-Infanterie-Regiments „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ Heinrich Ziemssen bei Paplin 67 km nordöstlich von Warschau.
Ehe
Am 9. Juni 1939 heiratete SS-Obersturmführer Ziemssen in Berlin seine Verlobte Freya Emma Emilie Birner (1912–2005), Sportlehrerin und Mitglied der NS-Frauenschaft. Sie war die Tochter des Staatsforstmeisters Otto Birner und der Käthe, geb. Janentsch. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen.
Wilhelm Ziemssen
Zuweilen wird Dietrich eine Verwandtschaft mit Wilhelm Ziemssen bescheinigt, dies läßt sich jedoch genealogisch nur bedingt belegen. Wilhelm wurde am 21. Februar 1910 in Neuneck, Kreis Freudenstadt geboren, war Landwirt, trat, wie auch Dietrich, der SS im März 1934 bei (SS-Nr.: 232.940) und 1937 der NSDAP (NSDAP-Nr.: 5.084.030), war 1942 in im KL Auschwitz als SS-Unter-, später SS-Obersturmführer Stellvertreter von SS-Oberführer sowie SS-Sturmbannführer (F) der Waffen-SS Dr. sc. nat. Joachim Heinrich Ferdinand Caesar (1901–1974), der als Leiter der Landwirtschaftsbetriebe fungierte. Zeitweise war er Chef der der SS-Wachkompanie der Landwirtschaftsbetriebe. Am 18. Juli 1942 heiratete er in Brackenheim (Zabergäu) seine Verlobte Hedwig Mina Lene Völter (1916–1960), aus der Ehe ging mindestens ein Kind hervor.
- „Zur Hebung des allgemeinen Gesundheitszustandes bei den im Standortbereich wohnenden Kindern von SS-Angehörigen hat sich die Leiterin der NS-Frauenschaft, Frau Ziemssen, zur Abhaltung einer Kinderturnstunde bereit erklärt. Die Turnstunde soll wöchentlich einmal freitags von 15.00-16.30 Uhr im Frauenschaftsheim oder bei gutem Wetter im Freien in der Umgebung des Frauenschaftsheimes stattfinden. Zur Teilnahme an der Kinderturnstunde werden alle vorschulpflichtigen Kinder im Alter von 4-6 Jahren aufgefordert. Das Kinderturnen bezweckt eine Hebung des allgemeinen Körperzustandes und wirkt vorbeugend gegen schwere Erkrankungen des Knochensystems und der Bewegungsorgane, wie englische Krankheit, Plattfußbildung, Verbiegungen und Verkrümmungen der Wirbelsäule, bewirkt eine bessere Durchlüftung der Lungen, fördert die Ausbildung der Atmungsorgane. Die Kinder lernen beim Turnen richtig atmen, werden widerstandsfähiger und abgehärtet auch gegen viele Infektionskrankheiten. Die Teilnahme am Kinderturnen wird deshalb ärztlicherseits ganz besonders dringend empfohlen. Jede Mutter, die ihr Kind lieb hat und es gesund erhalten will, muß dieses deshalb zur Kinderturnstunde schicken. Meldung der Teilnehmer an der Kinderturnstunde bei der Dienststelle des SS-Standortarztes Auschwitz bis zum 11. Mai 1944. Die Kinder müssen leichten Turnanzug, Badeanzug oder dergleichen mitbringen. Beginn der Turnstunden Freitag, den 12.5.44, 15.00 Uhr.“
Er kämpfte anschließend an der Ostfront und viel am Grebeni-Brückenkopf am Fluß Dnjeper am 30. September 1943. Am 30. Januar 1944 wurde er posthum mit Wirkung vom 30. September 1943 zum SS-Hauptsturmführer befördert.
Beförderungen
- 15.3.1934 SS-Anwärter
- 27.8.1934 SS-Mann
- 1.4.1935 SS-Unterscharführer und SS-Junker
- 9.11.1935 SS-Standartenjunker
- 25.2.1936 SS-Standartenoberjunker
- 20.4.1936 SS-Untersturmführer
- 12.9.1937 SS-Obersturmführer
- 20.4.1940 SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS
- 9.11.1942 SS-Sturmbannführer der Waffen-SS
- 30.1.1945 SS-Obersturmbannführer der Waffen-SS
Auszeichnungen (Auszug)
- Deutsches Reichssportabzeichen in Bronze
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Deutsches Reitersportabzeichen in Bronze
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Abzeichen in Bronze (Grundschein)
- SS-Ehrendegen
- Totenkopfring der SS
- Julleuchter der SS
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 15. Mai 1940 als SS-Hauptsturmführer
- 1. Klasse am 16. August 1941 als SS-Hauptsturmführer
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz am 20. Mai 1940 als SS-Hauptsturmführer
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 15. September 1942 als SS-Hauptsturmführer
- Infanterie-Sturmabzeichen in Bronze am 25. September 1942 als SS-Hauptsturmführer
- Deutsches Kreuz in Gold am 16. Juni 1944 als SS-Sturmbannführer und Ia der 4. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Brigade „Nederland“
- vorgeschlagen von Jürgen Wagner, unterstützt von Felix Steiner
- Ziemssen wurde schon am 22. April 1943 als Kommandeur des II. Bataillons/SS-Panzer-Grenadier-Regiment „Westland“ zum Deutschen Kreuz vorgeschlagen, Felix Steiner hatte am 29. Juli 1943 den Vorschlag unterstützt, aber eine höherer Stelle hatte den Vorschlag wohl abgelehnt.
Schriften (Auswahl)
- Die Bedeutung der SS für die Zukunft des Reiches und des Volkes, 1937
- Der Malmedy-Prozeß – Ein Bericht auf Grund dokumentarischer Unterlagen und eigenen Erlebens, München 1952 (→ Der Fall Malmedy)
- Die Lage der HIAG, 1954
Verweise
- Unterredung mit den Herrn Ziemssen am 29. Januar 1952 in München (Jugde Advocate Office)