Hausser, Paul

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Paul Hausser (1880–1972)

Georg Carl Paul Hausser, auch Papa Hausser (Lebensrune.png 7. Oktober 1880 in Brandenburg an der Havel; Todesrune.png 21. Dezember 1972 in Ludwigsburg), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Schutzstaffel, zuletzt SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS sowie Schwerterträger im Zweiten Weltkrieg. Hausser galt als Schöpfer und Initiator der Waffen-SS und war einer jener Berufsmilitärs, welche diese Truppe gemeinsam mit Felix Steiner, Friedemann Götze, Wilhelm Bittrich, Georg Keppler und Cassius Freiherr von Montigny von Beginn an prägten.

Leben

Heiratsurkunde: Oberleutnant Hausser heiratete am 9. November 1912 seine Verlobte Elisabeth Henriette Gerard (Lebensrune.png 18. Juli 1891 in Berlin; Todesrune.png 16. Oktober 1979 in München). Sie war die Tochter von Carl Theodor Gerard und dessen Gattin Elisabeth, geb. Müller.

Paul „Papa“ Hausser entstammte einer alten preußischen Offiziersfamilie. Sein Vater war der Major Friedrich Wilhelm Curt(h) Hausser (Lebensrune.png 15. Oktober 1846 in Cunnerwitz, Kreis Görlitz), seine Mutter Anna Marie, geb. Otto (Lebensrune.png 26. Dezember 1851 in Berlin). Seine Großeltern väterlicherseits waren der Pastor Johann August Eduard Hausser und dessen Gemahlin Juliane Amalie Caroline, geb. Anders, sowie mütterlicherseits Carl Ferdinand Otto und Pauline, geb. von Bareire.[1]

Militärische Laufbahn

SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Paul „Papa“ Hausser (Kommandierender General II. SS-Panzerkorps), SS-Oberführer Hermann Prieß (Kommandeur SS-Panzergrenadier-Division „Totenkopf“) und SS-Obersturmbannführer Otto Baum (Kommandeur SS-Panzergrenadier-Regiment „Totenkopf“), Frühsommer 1943

Hausser trat im Alter von 19 Jahren in die Preußische Armee ein, nachdem er als Kadett seit 1892 die Kadettenanstalten Köslin und Lichterfelde besucht hatte. Am 20. März 1899 wurde er zum Leutnant befördert. Er diente im 7. Westpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 155. Nach Verwendungen als Bataillons- und Regimentsadjutant und dem Besuch der Kriegsakademie wurde er im August 1909 zum Oberleutnant befördert. Nach einer Kommandierung zur Kaiserlichen Marine wurde er 1912 in den Großen Generalstab versetzt.[2] Seine Beförderung zum Hauptmann erfolgte am 22. März 1913.

Erster Weltkrieg

Wolf-Günther Trierenberg bei der Ritterkreuzverleihungszeremonie 1943. Überreicht wurde der hohe militärische Orden von Hermann Hoth, dessen 4. Panzerarmee Trierenbergs Division nach der Auffrischung bei Charkow nun seit Juli 1943 in Belgorod unterstand. Im Hintergrund u. a. Sepp Dietrich (3. v. rechts), Divisionskommandeur der Leibstandarte, hinter Dietrich (4. v. rechts) der Kommandierende General des II. SS-Panzer-Korps Paul Hausser.

Während des Ersten Weltkrieges sammelte Hausser umfassende Front- und Stabsdiensterfahrungen. Bei den Kämpfen im Westen, in Kurland und in Rumänien und bei zeitweiligem Einsatz als Beobachtungsoffizier aus Flugzeugen zeichnete sich Major Paul Hausser mehrfach aus.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Waffenstillstand beteiligte er sich an dem gegen den Terror der polnischen Gebietsbestrebungen eingesetzten „Grenzschutz Ost“. Mit Unterzeichnung des Versailler Vertrages mußten dessen Verbände aufgelöst werden. Hausser wurde daraufhin 1920 in die Reichswehr als Berufsoffizier übernommen, wo er anfänglich als Erster Generalstabsoffizier (Ia) bei der Reichswehr-Brigade 5, seit 1922 im Stab des Wehrkreiskommandos II eingesetzt wurde.

Am 15. November 1922 wurde er als Oberstleutnant zum Stab des 10. Infanterie-Regimentes versetzt und wurde Chef des Stabes der 2. Division. Durch herausragende Leistungen wurde er 1931 Generalmajor und 1932 Generalleutnant. Nach 33jähriger Dienstzeit schied er aus der Reichswehr aus.

Seine Kraft und sein Können standen nun der NSDAP als Führer der brandenburgischen SA-Reserve zur Verfügung. 1934 erhielt er vom Reichsführer SS unter seiner gleichzeitigen Übernahme in die SS den Auftrag, als Kommandeur die SS-Junkerschule Braunschweig aufzubauen. In seiner Schule formte er das Führerkorps der Waffen-SS bis zum Sommer 1936. Anschließend übernahm er als Inspekteur im SS-Hauptamt die Organisation und Ausbildung der Waffen-SS. Am 1. Juli 1939 wurde er zum SS-Gruppenführer befördert.

Zweiter Weltkrieg

Bei Kriegsausbruch befehligte SS-Gruppenführer Paul Hausser eine SS-Brigade innerhalb der Heeres-Panzerdivision „Kempf“. Während des Westfeldzuges kommandierte er die SS-Verfügungsdivsion, die danach in SS-Division „Reich“ (mot.) und später in 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ umbenannt wurde. Nach weiteren erfolgreichen Kämpfen im Rahmen des Balkanfeldzuges wurde die Division mit schwerem Gerät ausgerüstet und zahlenmäßig aufgestockt.

Die Division „Das Reich“ führte er im Juni 1941 im Rußlandfeldzug. Am 8. August 1941 wurde er für die Leistungen seiner Division bei den Kämpfen um Smolensk mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nach weiteren Einsätzen bei Roslawl, Istra, Gschtask und Gomel trat die Division zum Sturm gegen die Hauptstadt Moskau an. Während dieser erbitterten und verlustreichen Kämpfe verlor der am 1. Oktober 1941 zum General der Waffen-SS beförderte Paul Hausser durch eine Splitterverwundung sein rechtes Auge.

Nach mehrmonatigem Aufenthalt im Lazarett übernahm Hausser als einer der ranghöchsten Waffen-SS-Offiziere am 1. Juni 1942 das II. SS-Panzerkorps. Nach Teilnahme an der Besetzung Südfrankreichs im November 1942 (Unternehmen „Lila“, Selbstversenkung der französischen Flotte in Toulon) wurde das Korps im Januar 1943 nach kurzem Einsatz bei Oskol zur Verteidigung von Charkow herangezogen. Als mehrere sowjetische Armeen, in absoluter taktischer, personeller und materieller Überlegenheit, zur alles niederwalzenden Offensive antraten, zog er sich eigenmächtig aus Charkow zurück und rettete somit mehrere deutsche Divisionen vor der Einkesselung. Am 14. März 1943 war die Stadt nach einem Gegenangriff wieder in deutscher Hand.

Im Sommer 1943 nahm das II. SS-Panzerkorps mit den kampfkräftigen Elite-Divisionen „Totenkopf“ (Prieß), „Leibstandarte“ (Dietrich) und „Das Reich“ (Krüger) an dem Unternehmen „Zitadelle“ teil. In schwersten Gefechten im Frontbogen von Kursk fügten die wie Löwen kämpfenden SS-Männer den Bolschewisten größte Verluste zu. Am 12. Juli führte Hausser seine drei Divisionen in die Panzerschlacht von Prochorowka, mit insgesamt 1.000 beteiligten Fahrzeugen das größte diesbezügliche Zusammentreffen des Krieges. Es folgten zähe Rückzugs- und Abwehrkämpfe, ehe das II. SS-Panzerkorps aufgrund der allierten Invasion in Italien nach Oberitalien verlegt werden musste. Am 28. Juli 1943 wurde er für seine Führungsleistung bei den Kämpfen in den Schlachten bei Charkow und Kursk mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet.

Ab April 1944 kamen Haussers Truppen bei Tarnopol und der Entsatzoffensive für den „Hube-Kessel“ bei Kamenez-Podolsk zum Einsatz. Als im Juni die alliierten Truppen in der Normandie landeten, wurde das II. SS-Panzerkorps per Zug nach Frankreich verlegt. Bereits wenige Tage später konnten die wertvollen Elite-Verbände durch starke Gegenwehr eine Offensive des VIII. britischen Armeekorps gegen die linke Caen-Flanke vereiteln. Später scheiterte auch ein kanadischer Versuch an der rechten Flanke.

Ritterkreuzverleihungszeremonie für Ludwig Kepplinger, der inzwischen zum SS-Untersturmführer befördert wurde.

Am 27. Juni 1944 übernahm Hausser als erster SS-Offizier des Krieges den Oberbefehl über eine Armee. Der am 1. August zum Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS beförderte Hausser – diesen Rang erreichten insgesamt nur drei SS-Offiziere – übernahm die 7. Armee. Diese lag seit Wochen in schwersten Abwehrschlachten an der Invasionsfront.

In den schweren Gefechten brachten Haussers Truppen die Alliierten des öfteren in verzwickte Situationen, wurden aber stetig zurückgedrängt. Ende Juli 1944 wurde er mit seiner Armee im Kessel von Falaise eingeschlossen und bei den Kämpfen schwer verwundet. Am 20. August 1944 konnte er mit den Resten seiner Armee aus dem Kessel ausbrechen, wobei der Großteil des Materials zurückgelassen werden mußte. Am 26. August 1944 wurde er dafür mit den Schwertern ausgezeichnet.

Nach seiner Genesung kehrte er im Januar 1945 an die Front zurück und übernahm als einziger SS-Offizier des Krieges den Oberbefehl über eine Heeresgruppe, über die HGR G am Oberrhein. Hier standen ihm die amerikanischen Truppenführer George Smith Patton und Alexander M. Patch gegenüber. Haussers Hauptaufgabe lag in der Verteidigung von Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe. Am 8. Mai 1945 ergab sich der Offizier den vorrückenden amerikanischen Truppen. Bis 1949 blieb Paul Hausser in Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit

Paul Hausser gründete 1951 u. a. mit Felix Steiner, Sepp Dietrich und Kurt Meyer den Bundesverband der ehemaligen Waffen-SS-Soldaten (HIAG) und bemühte sich weitgehend vergebens um die Anerkennung der Waffen-SS als viertem Wehrmachtsteil.

Ehrenerklärung

Zu der Ehrenerklärung für die Wehrmacht vom 3. Dezember 1952 gehört auch ein Brief Konrad Adenauers, den er am 17. Dezember 1952 an Hausser richtete. Dieser lautet:

„Sehr geehrter Herr Generaloberst!
Einer Anregung nachkommend, teile ich mit, daß die von mir in meiner Rede vom 3. Dezember 1952 vor dem Deutschen Bundestag abgegebene Erklärung für die Soldaten der früheren deutschen Wehrmacht auch die Angehörigen der Waffen-SS umfaßt, soweit sie ausschließlich als Soldaten ehrenvoll für Deutschland gekämpft haben.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung bin ich
Ihr
gez. Adenauer“[3][4]
SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Paul „Papa“ Hausser

Tod

Paul Hausser verstarb im Alter von 92 Jahren am 21. Dezember 1972 in Ludwigsburg. Zu Haussers Bestattung auf dem Waldfriedhof in München kamen Tausende ehemalige Angehörige der SS zusammen, die Trauerrede hielt Otto Kumm.

Familie

Grabstätte auf dem Münchener Waldfriedhof (2006), zu diesem Zeitpunkt lebte Tochter Ingeborg Elisabeth Osterroht noch.

Am 9. November 1912 heiratete Oberleutnant Hausser seine Verlobte Elisabeth Henriette Gérard (Lebensrune.png 18. Juli 1891 in Berlin; Todesrune.png 16. Oktober 1979 in München). Aus der Ehe ist Tochter Ingeborg Elisabeth (Lebensrune.png 28. Dezember 1913) entsprossen, die später Ernst Kurt Hans-Joachim Osterroht (1909–1994) heiratete, Sohn von Generalleutnant Karl Ernst Curt Osterroht, Infanterist der Reichswehr, dann Kampfflieger, schließlich (nach Ausbildung an der Luftkriegsakademie) Generalstabsoffizier der Luftwaffe, Deutsches Kreuz in Gold als Major i. G. und Ia der 1. Flieger-Division, zuletzt (seit 1. Juli 1944) Oberstleutnant i. G. im Zweiten Weltkrieg sowie zuletzt Oberst der Luftwaffe der Bundeswehr in der Nachkriegszeit (am 12. Oktober 1968 in München verabschiedet). Der Schwiegersohn ruht mit seiner Gemahlin im Familiengrab der Haussers.

Beförderungen

Haussers militärische Ränge
Datum Dienstgrad
1892 Kadett
20. März 1899 Leutnant
19 August 1909 Oberleutnant
1. März 1914 Hauptmann i.G. (Offizierspatent vom 1. Oktober 1913)
22. März 1918 Major
1. April 1923 Oberstleutnant (Offizierspatent vom 15. November 1922)
1. November 1927 Oberst
1. Februar 1931 Generalmajor
31. Januar 1932 Generalleutnant
1. März 1934 SA-Standartenführer
15. November 1934 SS-Standartenführer
1. Juli 1935 SS-Oberführer
22. Mai 1936 SS-Brigadeführer
1. Juni 1939 SS-Gruppenführer
19. November 1939 Generalleutnant der Waffen-SS
1. Oktober 1941 SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
1. August 1944 SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Werke

  • Waffen-SS im Einsatz, Plesse-Verlag K. W. Schütz, Göttingen 1953
  • Soldaten wie andere auch, Munin-Verlag, 1966
  • Wenn alle Brüder schweigen, Munin-Verlag, 1985

Literatur

  • Karl-Heinz Mathias: Generaloberst Paul Hausser (Klappentext)

Fußnoten

  1. Abstammung nach Urkunden durch den Ahnenforscher Ph M belegt.
  2. Samuel W. Mitcham, Jr.: SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser, in: Gerd R. Ueberschär (Hg.): Hitlers militärische Elite, Bd. 1, Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn, Darmstadt 1998, S. 89–101
  3. Ehrenerklärungen für den deutschen Soldaten
  4. WAFFEN-SS – Eine helle Freude, Der Spiegel, 25. März 1964