Schwarzmann, Alfred

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Olympiasieger Alfred Schwarzmann

Karl Alfred Markus Schwarzmann (Lebensrune.png 23. März 1912 in Fürth; Todesrune.png 11. März 2000 in Goslar) war ein deutscher Leistungssportler, Kunstturner und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Reserve der Luftwaffe, Fallschirmjäger und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.

Schwarzmann wurde bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin dreimal Olympiasieger: beim Pferdsprung, im Mehrkampf und im Mehrkampf mit der deutschen Mannschaft. Er gewann bei diesen Olympischen Spielen außerdem die Bronzemedaillen am Reck und am Barren.

Werdegang

Alfred Schwarzmann, Goldmedaille für Deutschland, Berlin 1936
Ritterkreuzträger Alfred Schwarzmann, hier als Hauptmann der Reserve bei der Luftwaffe.

Alfred Schwarzmann stammt aus der Turnerfamilie Schwarzmann. Er ging aus dem Turnverein 1860 hervor. Sein Vater, Georg Schwarzmann, war über 20 Jahre lang Oberturnwart des Vereins. Der Konditorgeselle Schwarzmann trat in Fürth am 1. April 1933 als Berufssoldat (12 Jahre) in das deutsche Heer ein, wurde am 1. Oktober 1934 zum Gefreiten befördert und diente sich in der 13. Kompanie beim Infanterie-Regiment „Nürnberg“ (Kommandeur Oberst Karl Weisenberger) zum Offizier hoch. Ab dem 15. Oktober 1935 hieß das Regiment Infanterie-Regiment 21. Er trainierte an der Heeressportschule Wünsdorf beim Heeressportlehrer Christian Strauch für die Olympischen Sommerspiele 1936.

Schwarzmann wurde bereits vor Ausbruch des Krieges durch seine herausragenden sportlichen Leistungen bekannt. 1934 wurde er Sieger im gemischten Zwölfkampf bei den deutschen Kampfspielen in Nürnberg. Im Herbst 1934 holte er sich in der Dortmunder Westfalenhalle den deutschen Meistertitel im Geräte-Zwölfkampf. Internationale Wettkämpfe in Finnland, Italien und Ungarn schlossen sich an, jeweils mit ersten Preisen. Er gewann bei den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Goldmedaille im Mannschaftskampf (Turnen), die Goldmedaille im Geräte–Zwölfkampf und die Goldmedaille am Langpferd (Einzel) sowie zwei Bronzemedaillen am Barren und am Reck (Einzel).

Nach den großen Spielen nahm er sich 18 Monate Urlaub vom Militärdienst, um an der Reichsakademie für Leibesübungen sein Sportlehrerexamen zu machen. 1938 war er wieder in Wünsdorf und wurde dort selbst zum Heeressportlehrer.

Die Fallschirmtruppe (II. Bataillon/Fallschirm-Jäger-Regiment 1) und der Bataillonskommandeur Fritz Prager in Stendal in der Husarenkaserne „Albrecht der Bär“ (genannt nach Albrecht I.)[1] waren stolz, diesen herausragenden Athleten in ihren Reihen zu haben, der vom einem Fallschirm-Jäger-Bataillon des Heeres (1936/1937 Schwere-Fallschirm-Infanterie-Kompanie, 1938 Bataillonsstärke) kam und nun zur Luftwaffe gehörte. Schwarzmann diente ab dem 1. April 1940 als MG-Zugführer der 8. Kompanie, und gleich sein erster Sprungeinsatz mit dem II. Bataillon dieses Regiments von Bruno Bräuer führte am 10. Mai 1940 (dem ersten Tag des Westfeldzuges) zur Einnahme der Moerdijk–Brücken in Holland. Die deutschen Fallschirmjäger hatten die strategisch wichtigen Eisenbahn- und Straßenbrücken von Moerdijk im Handstreich genommen. Diese beiden Brücken waren die einzigen, über die die deutschen Panzer nach Rotterdam vorstoßen konnten, damit wurden die holländischen Streitkräfte in zwei Teile gespalten. Diese schneidige Tat sicherte den weiteren Vormarsch der 9. Panzer–Division und der 256. Infanterie-Division in Holland, die nun auch u. a. zu den in Eben-Emael gelandeten deutschen Fallschirmjägern des Luftlande-Sturm-Regiments 1 vorstoßen konnten.

In einer zeitgenössischen Veröffentlichung heißt es zu der Ritterkreuztat:

„Das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz wurde Oberleutnant Alfred Schwarzmann für hervorragende Tapferkeit und Kühnheit verliehen. Er hat nach Absprung in Nordholland mit seiner Kompanie die Schlüsselstellung an der Küste trotz stärksten Widerstandes genommen und gehalten. Er wurde im späteren Verlauf des Kampfes durch Lungenschuß [und Oberarmschuß] schwer verwundet.“[2]

Obwohl Schwarzmann sich von dieser Verwundung nicht mehr vollständig erholte und während des Krieges wiederholt im Lazarett lag (u. a. im Reservelazarett „Hüfferstift“ in Münster), nahm er 1941 in Kreta an dem Seegefecht nördlich der Insel Kreta und an den Kämpfen um Iraklion/Heraklion (Unternehmen „Merkur“) teil und wurde mit der Anerkennungsplakette für die Insel Kreta (Stifter: Kurt Student) ausgezeichnet.

Anschließend wurde er am 27. Juni 1942 zum Hauptmann und Chef der 8. Kompanie im Fallschirm-Jäger-Regiment 3 befördert. Zuvor war er 1941 mit seiner Kompanie nach Rußland verlegt worden. Nach den schweren und blutigen Kämpfen an der Ostfront wurde Schwarzmann ab März 1943 Kommandeur des Hauptquartiers der 7. Flieger-Division bzw. 1. Fallschirmjäger-Division unter Generalleutnant Richard Heidrich in Berlin. Hauptmann Schwarzmann kam Ende 1944 mit seinem Fallschirm-Gebirgsjäger-Bataillon in Norditalien in VS-amerikanische Gefangenschaft, aus der er jedoch fliehen und zur deutschen HKL zurückfinden konnte.

Noch kurz vor Kriegsende wurde er am 20. April 1945 zum Major der Reserve befördert. Schwarzmann geriet nach Kriegsende am 9. Mai bis in britische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg

Major d. R. a. D. Schwarzmann wurde am 29. Oktober 1945 aus der britischen Kriegsgefangenschaft entlassen.

Von 1946 bis 1947 war Schwarzmann Turnlehrer beim MTV Braunschweig. Trotz eines Motorradunfalls 1947 wurde er 3. Bizonenmeister beim Turnfest in Hof. 1948 kam er nach Goslar/Harz, wo er Turnlehrer am Ratsgymnasium Goslar war. Bei den Olympischen Spielen 1948 durfte er als Deutscher nicht teilnehmen. An den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki nahm er erneut teil und gewann als Vierzigjähriger wieder eine Silbermedaille, diesmal am Reck. Der Schweizer Jack Günthard, der in Helsinki die Goldmedaille am Reck gewonnen hat, sagte über Schwarzmannn:

„Der Sieg hätte eigentlich Alfred gebührt – aber er war eben Deutscher.“

Im Jahr seines Helsinki-Erfolges legte er sein Trainerexamen (Übungsleiter-Schein) bei den Fußballern ab. Die Note „sehr gut“ attestierte ihm übrigens kein Geringerer als der damalige Bundesübungsleiter Sepp Herberger. Der journalistische Turn-„Papst“ Dr. Josef Göhler über Schwarzmann:

„Er war stets eine in sich gefestigte Persönlichkeit, weit davon entfernt, mit seinen sportlichen Erfolgen aufzutrumpfen oder gar Kapital aus ihnen zu schlagen.“

So war seine Olympische Silbermedaille am Reck bei den Spielen in Helsinki nach einer 10jährigen Wettkampfpause und im stolzen Turneralter von 40 Jahren schon eine Sensation. Bundespräsident Theodor Heuss zeichnete Schwarzmann mit dem „Silbernem Lorbeerblatt“ aus.

Als Bundeslehrwart des Deutschen Turner-Bundes, als Kampfrichter und als Landeslehrwart in Niedersachsen stellte der Sportlehrer später sein Wissen dem Turnernachwuchs zur Verfügung.

Seine Tochter ist die ehemalige und erste Bundestrainerin im Voltigieren, internationale Richterin und renommierte Ausbilderin Helma Schwarzmann. Mit mehr als 30 Weltmeistertiteln zählt sie zu den erfolgreichsten Trainern weltweit.

Für seine Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurde Alfred Schwarzmann 1988 in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des „Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte e. V. (NISH)“ aufgenommen.

Mit seinen Medaillen ist Schwarzmann bis heute der erfolgreichste deutsche Kunstturner bei Olympischen Spielen. Eine zehnköpfige Expertenjury wählte ihn 1999 zu Deutschlands Turner des 20. Jahrhunderts.

Bildergalerie

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Alfred Schwarzmann, Urkunden I.jpg
Alfred Schwarzmann, Urkunden II.jpg

Drittes Reich

Zweiter Weltkrieg

Tafel zu Ehren von Olympiasieger und Ritterkreuzträger Alfred Schwarzmann im Fürther Pflaster

Olympische Medaillen

Berlin 1936

  • Gold – Einzelmehrkampf (Bronze ging an Konrad Frey)
  • Gold – Mannschaftsmehrkampf (mit Konrad Frey, Matthias Volz, Willi Stadel, Franz Beckert, Walter Steffens, Innozenz Stangl und Ernst Winter)
  • Gold – Pferdsprung
  • Bronze – Barren
  • Bronze – Reck

Helsinki 1952

  • Silber – Reck

Bundesrepublik Deutschland

  • Silbernes Lorbeerblatt: Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste verliehene sportliche Auszeichnung im Nachkriegs-Deutschland.
  • Deutscher Kunstturner des Jahrhunderts, 1999
  • Plakette auf dem Ehrenweg Fürth, 2007
  • Alfred-Schwarzmann-Sporthalle in Goslar, 25. August 2008
  • Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports, 2008

Schriften

Literatur

  • Die Hall of Fame des deutschen Sports: Geschichte, Persönlichkeiten, Erfolge, Fackelträger-Verlag (2012), ISBN 978-3771645076

Fußnoten

  1. Die Albrecht-der-Bär-Kaserne ist eng mit dem ehemaligen Kasernenstandort des Magdeburgischen Husaren Regimentes Nr. 10 verbunden. Das Magdeburgische Husaren Regiment Nr. 10 wurde am 19. November 1813 in Aschersleben zunächst als freiwilliges Elb-National-Husaren-Regiment gegründet. Husaren sind eine Truppengattung der leichten Reiterei, die erst ab dem späten 18. Jahrhundert als Kavallerie bezeichnet wurde. Dieses Regiment wurde auf Privatinitiative von patriotischen Bürgern in Anhalt und in der Altmark unter westfälischer Besatzung im Freiheitskrieg gegen Napoleon aufgestellt. Bereits am 7. Mai 1861 erhielt das Regiment anläßlich der Heeresreform unter König Wilhelm I. seinen endgültigen Namen „Magdeburgisches Husaren Regiment Nr. 10“. Im Jahre 1884 erfolgte die Verlegung nach Stendal, da die Stadt Stendal dem Militär zugesagt hatte, eine Kaserne zu bauen. Sie waren zunächst in Objekten in dem Straßenzug Schadewachten, der Bismarckstraße, der Vogelstraße und am Mönchskirchhof untergebracht.
  2. Bei den starken Kampfgefechten in Moerdijk erlitt seine Kompanie schwere Verluste. Schwarzmann selbst wurde ebenfalls schwer verletzt. Eine Kugel durchbohrte seinen Brustkorb und verletzte einen Lungenflügel. Die Wunde entzündete sich und Schwarzmann bekam starkes Wundfieber. Er überlebte wider Erwarten.
  3. Laut Schwarzmanns Soldbuch vom 29. Januar 1945: Vorläufiges Besitzzeugnis zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant d. R. Alfred Schwarzmann. Datiert 25. Juni 1940. Mit Originalunterschrift des Chefs des Luftwaffenpersonalamtes Generalleutnant Gustav Kastner-Kirdorf und Dienstsiegel. Große Verleihungsurkunde einschließlich Ritterkreuzmappe.