Boehm-Tettelbach, Arthur
Georg Arthur Boehm, ab 1926 Boehm-Tettelbach (auch: Arthur Georg; 21. Mai 1875 in Erstein; 15. August 1952 in Lübeck), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres und der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant[1] der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg sowie Lehrer, Schriftsteller, Vortragsreisender und Honorarprofessor für Wehrwissenschaft an der Universität Rostock.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- Besuch des Gymnasiums in Kolmar mit Abitur
- Herbst 1893 Eintritt als Fahnenjunker in das 1. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 132 in Straßburg
- 1894 Besuch der Kriegsschule in Kassel
- 25. Januar 1895 nach bestandener Offiziersprüfung Patent als Leutnant erhalten; anschließend Truppendienst
- 1. Juli 1899 Bataillonsadjutant; nebenbei autodidaktische Studien über die Themen Burgenkunde sowie mittelalterliche Befestigungs- und Waffenwesen
- 1902/03 Zulassungsexamen für die Kriegsakademie; mit dem zweitbesten Ergebnis in der Preußischen Armee bestanden.
- 1. Oktober 1903 bis März 1908 Besuch der Kriegsakademie
- „Die auf der militärischen Hochschule verlebten Jahre waren von großem Einfluß auf meine weitere Entwicklung. Ich denke dankbar an meine Lehrer zurück, unter denen sich bedeutende Männer wie Ludendorff, von Moser, Meckel, Oncken, Bornhak befanden, Auch außerdienstlich gab es viel zu lernen. Ich gewann Interesse für Politik und Kulturfragen und beobachtete schon damals den jüdischen Willen, die deutsche Kultur zu verfälschen und zu internationalisieren.“[2]
- 1894 Oberleutnant
- 1. April 1908 mit dem Ergebnis „hervorragend für den Generalstab geeignet“ zum Großen Generalstab kommandiert
- Im Großen Generalstab in Berlin bearbeitete ich die Befestigungen einiger auswärtiger Festigungssysteme sowie Verschlußsachen und führte daneben die verantwortungsvollen Bürogeschäfte der der Abteilung. 1908 nahm ich an einer Reise zur Besichtigung der Festung Metz, sowie an einem Übungsrennen der Deutschen und Österreichischen Automobilkorps von Wien nach Berlin teil.
- 1909/10 Kompanie-Ausbildungsoffizier, Gerichtsoffizier und Adjutant im Stammregiment
- Dezember 1910 mit Vorteil zum Hauptmann befördert und zum Adjutant der 61. Brigade in Straßburg ernannt; Als solcher bearbeitete er neben den Truppenangelegenheiten auch die Mobilmachungs-, Ersatz- und Reklamationssachen der unterstellten Bezirkskommandos Straßburg, Molsheim und Schlettstadt.
- 1912/13 Gasthörer in Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Straßburg; Anfang eines langjährigen Selbststudiums in Wehrwissenschaften.
- 1. Oktober 1913 Kompaniechef im Infanterie-Regiment „Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig“ (Ostfriesisches) Nr. 78 in Osnabrück
- Teilnahme am Ersten Weltkrieg
- Boehm führte seine Kompanie bei Beginn des Krieges in Belgien, vor Lüttich, bei Orbais und Chatelet, in der großen Schlacht an der Sambre vom 21. bis 23. August 1914 bei Namur-Charleroi.
- am Oberarm und Bein verwundet, im Lazarett stellte sich Herzschwäche ein.
- Rückkehr zum Ersatz-Bataillon des Regiments
- 15. November 1914 zum Stellvertretenden Großen Generalstab nach Berlin kommandiert
- Die Pläne für die Luftangriffe auf Paris und andere Orte sind von ihm bearbeitet worden. Von Berlin wurde er u. a. mit Sonderaufträgen nach Wien gesandt.
- Oktober 1915 als Führer der Vermessungs-Abteilung im Oberkommando der 12. Armee an die Ostfront geschickt
- August 1916 Stabsoffizier für Vermessungswesen im Oberkommando der Heeresgruppe „Eichhorn“
- Teilnahme an den Kämpfen der 8. und 10. Armee
- November 1916 Major
- Herbst 1917 vorübergehend als Leiter des Vermessungswesens bei der l. Armee im Westen, dann zur Landesaufnahme in den Preußischen Generalstab versetzt.
- Anfang 1918 als Kommandeur des Vermessungstabes mit der Organisation der litauischen Landesaufnahme beauftragt
- bis zum Novemberputsch 1918 mit der Einrichtung von Vermessungsschulen in Warschau und Wilna beauftragt; schwer erkrankt Rückkehr in die Heimat.
- Dezember 1918 nach Einreichung seines Abschiedes Ansiedlung mit der Familie in Gotha, Thüringen
- 20. Februar 1919 mit dem Charakter als Oberstleutnant a. D. aus dem Heer verabschiedet (nach anderen Quellen erst im Februar 1920 offiziell verabschiedet)
- 1919 Eintritt in den Deutschbund
- 1919/20 Bundeskanzler des Deutschbundes
- publizierte in den Flugschriften des Deutschbundes und im „Deutschen Volkswart“
- daneben Mitglied im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund (DVSTB), in der Fichte-Gesellschaft und schließlich im Stahlhelmbund
- Bis Herbst 1922, auch zur Zeit des schweren Spartakistenterrors in Gotha (100 Tote), als völkischer Redner, Schriftsteller, zeitweilig auch Schriftleiter, als Mitarbeiter von Theodor Fritsch, Adolf Bartels, Prof. Hans F. K. Günther und anderer völkischer Kämpfer.
- Frühjahr 1922 Leiter des Preußischen Landeskriegerverband (nach anderen Quellen handelte es sich dabei um den Landesverband Thüringen des Kyffhäuserbundes)
- Ende 1922 Umsiedlung nach Lübeck
- Er richtete für die in Erbschaftsregulierungen tätige Firma seines Schwiegervaters Wilhelm Gersie eine Zweigstelle in Lübeck ein und kam auf diese Weise in die Hansestadt.
- bis 27. April 1927 Leiter einer Bankzweigstelle, daneben Fortsetzung seiner Redner- und Schreibtätigkeit; Mitglied des Lübecker Heimatschutzes
- 1926 Belegung des Zweitnamens „Tettelbach“; in diesem Jahr nahm die ganze Familie den Namen „Tettelbach“ zu Ehren des Geburtsnamen der Großmutter, da der Name drohte auszusterben.
- März 1932 Lehrauftrag für Kriegsgeschichte, Wehrkunde und Wehrpolitik an der Universität Rostock (seit dem Sommersemester 1937 Pflichtvorlesungen für die I. bis III. Semester
- September 1932 Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft
- 1932/33 zugleich auch Lehrauftrag an der Universität Hamburg
- 1. Mai 1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer: 2.805.133)
- Mai Eintritt in die NS-Volkswohlfahrt
- Juli 1933 Eintritt in den Kampfbund für deutsche Kultur/NS-Kulturgemeinde
- Oktober 1933 Eintritt in die NS-Kriegsopferversorgung (NSKOV)
- Februar 1934 Eintritt in den NSLB, später auch in den NS-Dozentenbund
- Juli 1934 Eintritt in den Reichsbund ehemaliger Berufssoldaten und in die Sturmabteilung
- Spätestens Sommer 1939 Oberstleutnant z. V.[3]
- September 1939 Kriegsdienst bei der Luftwaffe (Kriegswissenschaftliche Abteilung, 8. Abteilung des Generalstabs der Luftwaffe)
- 30. September 1943 aus dem Wehrdienst ausgeschieden
- Januar 1944 freiwillig als Honorarprofessor der Universität Rostock ausgeschieden (Schreiben vom 7. Januar 1944)
Nachlaß
Seine schriftlich niedergelegten Erinnerungen, die sich im Wesentlichen mit dem Militärwesen, Nationalsozialismus, der Politik zur Weimarer Republik und der Geschichte Lübecks (1923–1950) beschäftigen, übergab der Verfasser im August 1950 dem Archiv der Hansestadt Lübeck.
- „Seine Erinnerungen, z. T. in Tagebuchform geschrieben, bieten neben Aufzeichnungen zum Militärwesen, zur Politik der 20er Jahre und zum Nationalsozialismus auch Einblicke in die lübeckischen Verhältnisse in der Zeit von 1923 bis 1950 (u. a. Kriegsende und Besatzungszeit). Die Erinnerungen wurden vom Verfasser am 22.8.1950 dem Archiv übergeben (Erw. 13/1950; Tgb.-Nr. 680/50).“[4]
Familie
Arthur Boehm war der Sohn des Verwaltungsbeamten, Kreisrates und Oberregierungsrates Carl Boehm (1838–1925) und der Constanze geb. Caggiati (1851-1932). Seine Brüder waren Oberstleutnant Hans Walther Luigi Boehm-Tettelbach[5] (1873–1959) und General der Infanterie z. V. Alfred Boehm-Tettelbach (1878–1962). Sein Neffe, der Sohn seines Bruders Hans Walther, war der in Portland, Oregon geborene Oberstleutnant Karl Boehm-Tettelbach (1910–2001).
Ehe
Im August 1914 zu Kriegsbeginn heiratete Hauptmann Boehm seine Verlobte Irmgard Gersie ( 18. September 1894 in Osnabrück), Tochter eines Kaufmannes. Aus der Ehe sind zwei Kinder (zuerst um 1918 eine Tochter, viere Jahre später ein Sohn) entsprossen.
Zitate
- „Mein Ziel war die Bekämpfung des drohenden Kulturbolschewismus, der alles zerstören zu wollen schien, was uns Deutschen heilig war: Religion, Vaterland, Familie, Sittenreinheit, Heldentum, Kunst. In der maßlosen Hetze gegen das alte Offizierskorps sah ich nicht nur den Willen, das Gebäude der Armee seiner Pfeiler zu berauben, sondern, dahinter, das Bestreben, die heldische Weltanschauung in ihren sichtbarsten Vertretern zu bekämpfen […] Meine Hauptsorge galt aber der Erhaltung des Wehrwillens.“
Auszeichnungen (Auszug)
- Zentenarmedaille
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, Herbst 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. Klasse mit Schwertern im September 1942
Schriften (Auswahl)
- Das glückhafte Schiff, 1918
- Der neue Kulturkampf, Leipzig 1919
- Rätsel des Traumes und des Zufalls, 1920
- Die Offiziershetze als politisches Kampfmittel und Kulturerscheinung, München 1922
- Planmäßige Entsittlichung – Auch eine Revue, Kampfbund für deutsche Kultur, Lübeck 1927 (zahlreiche Auflagen, bis 1937 schon fünf)
- Erziehung zur Wehrhaftigkeit, weitverbreitete Denkschrift vom Frühjahr 1934
- Herbst 1934 in der „Reichszeitung der deutschen Erzieher“ veröffentlicht (Auflage etwa 300 000)
- Ende 1937 in der Zeitschrift „Der Student in Mecklenburg“ veröffentlicht
- Deutschlands wehrgeographische Lage in ihrer Entwicklung von 1914 bis 1941, Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehrmacht, 1942
Fußnoten
- Geboren 1875
- Gestorben 1952
- Deutscher Oberstleutnant
- Deutscher Hochschullehrer
- Oberstleutnant (Preußen)
- Oberstleutnant (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Hochschullehrer (Universität Rostock)
- DNVP-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- NSV-Funktionär
- SA-Mitglied
- Mitglied im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)