Bonin, Bogislaw Oskar Adolf Fürchtegott von

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Sonderhäftling Oberst im Generalstab Bogislaw von Bonin (zu seiner Linken Sigismund Payne Best) vor dem Hotel „Pragser Wildsee“ unter VS-amerikanischer Bewachung, 5. Mai 1945. Hier wurde er von der Hotelbesitzerin Emma Heiss-Hellenstainer bewirtet, am 8. Mai 1945 kam er dann in Kriegsgefangenschaft.

Bogislaw Oskar Adolf Fürchtegott von Bonin (auch: Bogislav; Lebensrune.png 17. Januar 1908 in Potsdam; Todesrune.png 13. August 1980 in Lehrte) war ein deutscher Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst im Generalstab (i. G.; seit 1. Juli 1943) im Zweiten Weltkrieg.

Familie

Von Bonin war mit Dorothea-Isabella Friedericia Agnes Alexandra von Bachmayr (Lebensrune.png 5. Oktober 1912) verheiratet. Er ist möglicherweise in direkter Linie verwandt mit den Ritterkreuzträgern Hubertus von Bonin und Eckart-Wilhelm von Bonin sowie mit dem gefallenen Oberleutnant Jürgen-Oskar von Bonin, Söhne des Luftwaffen-Obersten Bogislav von Bonin.

Leben

Militärischer Werdegang bis 1945 in Reichswehr und Wehrmacht

Bogislaw von Bonin trat 1926 als Fahnenjunker des 4. (Preußischen) Reiter-Regimentes (→ Reiterei) in Potsdam in den Militärdienst der deutschen Reichswehr. 1930 wurde er zum Leutnant befördert. 1937/38 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin. Von 1938 bis 1940 diente Bonin als Generalstabsoffizier beim Oberkommando des Heeres.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahm er als Erster Generalstabsoffizier der 17. Panzer-Division am Westfeldzug, Rußlandfeldzug und in gleicher Funktion bei der Deutsch-Italienischen Panzerarmee am Afrikafeldzug teil. Er war auch kurze Zeit Taktiklehrer an der Kriegsakademie in Berlin.

Nach der Beförderung zum Oberst wurde er 1943 Chef des Stabes des XIV. Panzerkorps in Sizilien. 1944 fungierte Bonin nacheinander kurzzeitig als Chef des Generalstabs des LVI. Panzerkorps, als Chef des Stabes der 1. Ungarischen Armee und als Chef der Operationsabteilung im Generalstab des Oberkommandos des Heeres.

Befehlsverweigerung aus Gewissensgründen

Gemeinsam mit Heinz Guderian verweigerte er im Januar 1945 einen Führerbefehl Adolf Hitlers und entwarf eine Anordnung, die der Heeresgruppe A volle Handlungsfreiheit gestattete. Dies erlaubte den rechtzeitigen Rückzug und die Räumung der Festung Warschau, verstieß aber gegen den Führerbefehl. Infolgedessen wurde er von der Gestapo inhaftiert und in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Dachau festgesetzt. Zum Schluß wurden viele Sonderhäftlinge, somit auch er, im Konzentrationslager Dachau zusammengezogen.

Die „Befreiung“

Im Hotel „Bachmann“ in Niederdorf erklärte sich SS-Obersturmführer Edgar Stiller (unterstützt von SS-Untersturmführer Bader) am 30. April 1945 bei einer Versammlung der über 130 Sonderhäftlinge (darunter Dr. Schuschnigg mit Familie) bereit, das Kommando für den Transport niederzulegen und an die bereits alarmierte Wehrmacht abzugeben. Sein Einlenken und das Telephonat von Karl Wolff wird in der Militärgeschichte zu wenig gewürdigt.

Bei der Verlegung über Tirol Richtung Alpenfestung wurde von Bonin am 30. April 1945 von treuen Einheiten der Wehrmacht befreit. Dies geschah, nachdem Oberst von Bonin, der mit anderen in einem Hotel unterbracht war, General der Panzertruppe Hans Röttiger (Oberkommando der Heeresgruppe C) am 29. April 1945 telefonisch erreichen konnte, der wiederum befahl Hauptmann Wichard von Alvensleben von Moos bei Sexten nach Niederdorf zu fahren, um sich unauffällig ein Bild der Lage zu verschaffen. Gemeinsam mit seinem Vetter Hauptmann Gebhard von Alvensleben entschied er sich, am nächsten Tag zu handeln.

Nach einer angespannten Konfrontation mit den SS-Bewachern befahl ihnen SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff telefonisch, sich zurückzuziehen, die Häftlinge der Wehrmacht zu überlassen und nach Bozen zu fahren. Die Wehrmacht mußte nun die Häftlinge beschützen: Die mörderischen italienischen Partisanen, die nach der deutschen Kapitulation versuchten, das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Absicht, die prominenten Gefangenen in ihr Hauptquartier im vierzig Kilometer südlich gelegenen Cortina d'Ampezzo abzutransportieren.

Am 4. Mai 1945, zwei Tage nach der deutschen Teilkapitulation, trafen rund 170 VS-amerikanische Soldaten eines Infanterieregiments der 85. Division der 5. VS-Armee unter dem Kommando von Captain John Atwell am Pragser Wildsee ein. Die deutschen Wehrmachtsangehörigen im Hotel „Pragser Wildsee“ wurden entwaffnet und zusammen mit den beiden Hauptleuten von Alvensleben in ein Kriegsgefangenenlager abtransportiert.

Im Schlepptau der VS-Armee erschienen am 5. Mai 1945 zahlreiche Journalisten und Pressefotografen. Schon bald gingen die Schlagzeilen über die sensationellen Ereignisse in Südtirol um die Welt. An diesem Tag entstand das bis heute immer wieder kolportierte Märchen von der Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge durch amerikanische Truppen, obwohl die Gefangenen in Wirklichkeit bereits am 30. April ihre Freiheit wiedererlangt hatten, als ihre SS-Bewacher unter dem Druck der Wehrmacht unter Hauptmann von Alvensleben aufgaben. Ganz im Gegenteil: Die Ankunft der VS-Amerikaner mündete für einige der Ex-Häftlinge in eine erneute Gefangenschaft, diesmal bei den Alliierten.

„Für alle war es eine Befreiung und ich glaube, daß es niemand bewußt war, daß dies für viele die Schwelle zu einer neuen und mühselig langen Gefangenschaft sein sollte.“Sigismund Payne Best, britischer Geheimagent und einer der 98 Sonder- und 37 Sippenhäftlinge (nach Namensliste) des RSHA aus sechzehn Nationen

Nachkriegszeit

V. r. n. l.: der britische Brigadegeneral R.F.K. Ronald Frederick King „David“ Belchem, Oberst a. D. Bogislaw von Bonin, Oberst a. D. Hellmuth Bergengruen (raucht Pfeife) und General a. D. Gerhard Matzky (mit Hut), zuständig für den deutschen Bundesgrenzschutz bei einer kurzen Besichtigung eines Centurion Panzers während der Militärübung „Holdfast“ in Deutschland am 20. September 1952. Die deutschen Militärexperten waren von britischen Besatzer-Militärs zu diesem Besuch eingeladen worden.

Nach der VS-amerikanischen Kriegsgefangenschaft bis Ende 1947 arbeitete von Bonin u. a. bei Daimler-Benz und war ab 1952 beim Amt „Blank“ Leiter der Unterabteilung „Militärische Planung“, wo er die Planungen zur Vorbereitung des deutschen Beitrags für die Europäische Verteidigungsgemeinschaft bzw. später die NATO vorzubereiten sollte.

„Am 3. Juni 1952 wurde Bonin vom Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen, Theodor Blank, zum Leiter der Unterabteilung ‚Militärische Planung‘ berufen. Als solcher vertrat Bonin eine gewisse Skepsis gegenüber nach seiner Ansicht weit überspitzten Reformplänen der Grafen Baudissin und Kielmannsegg. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag auf den organisatorischen Vorbereitungen für die Aufstellung des geplanten westdeutschen Verteidigungsbeitrages im Rahmen der sogenannten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG). Bonin äußerste Zweifel am militärischen Sinn der EVG, insbesondere an der Durchführbarkeit der zeitlichen Planung. Bonin forderte eine Sicherung Westdeutschlands durch die Schaffung einer tiefen, elastischen Sperrzone mit klarem Schwerpunkt ‚Panzerabwehr‘ unmittelbar an der Ostgrenze der Bundesrepublik. 1954 folgten mehrmonatige Studienreisen nach England und in die VSA. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Bonin mit Denkschriften seine Vorstellungen von einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag bei den ehemaligen Generalen der Wehrmacht durchzusetzen; am 29. Juli 1955 wurde er schließlich entlassen. Ab 1956 war Bonin bei der Auto-Union in Düsseldorf tätig. 1980 verstarb Bonin im Alter von 72 Jahren in Lehrte.“[1]

Der erfahrene Abwehrstratege war Publizist und schrieb u. a. für die Fachzeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ (aus dem Umfeld des „Deutschen Klubs 1954“). 1955 trat er der „Arbeitsgemeinschaft deutscher Soldaten“ des Obersten a. D. Adolf Dickfeld bei und publizierte bei den „Rheinisch-Westfälischen Nachrichten“. Zu spät merkte er, daß es sich dabei um ein von der DDR-Staatssicherheit im Auftrag der Sowjetunion betriebenen Zeitung handelte. Am 3. Dezember erteilte er mit einem „offenen Brief“ dem Kommunismus eine eindeutige Absage.[2]

1961 gründete er mit dem einstigen HJ-Führer und Abwehr-Agenten Wolf Schenke sowie Werner Otto von Hentig, Hermann Schwann und Theodor Kögler die „Vereinigung Deutsche Nationalversammlung“ (VDNV).

Auszeichnungen (Auszug)

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Wiedervereinigung und Wiederbewaffnung – kein Gegensatz, Februar 1955

Literatur

  • Olaf Theiler: Abschreckung oder Verteidigung. Das Sicherheitsdilemma der Bundesrepublik. Gescheiterter Außenseiter – Der Rebell Bogislaw von Bonin, in: Informationen für die Truppe – Zeitschrift für Innere Führung (der Bundeswehr)
  • Heinz Brill: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung – Westintegration – Wiedervereinigung. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr 1952-1955, Band I. Baden-Baden 1987, Band II. Baden-Baden 1989
  • Hans-Günter Richardi: SS-Geiseln in der Alpenfestung, Bozen 2005, ISBN 88-7283-229-2

Verweise

Fußnoten