Burg, Monika

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Monika Burg in Zwei in einer großen Stadt hatte sie ihre große Chance. Ihr Gesicht, großgeformt, aber weich geschnitten, war wie geschaffen für Großaufnahmen: die braunen leuchtenden Augen, der schöne Mund, die klare Stirn spiegelten jene Schattierungen wechselnden Ausdrucks.
Monika Burg im Film Titanic

Monika Burg alias: Claude Farell, Paulette Colar, Paulette Devance, Catherine Farell, Paula Varchi, gebürtig Paulette von Suchan (Lebensrune.png 7. Mai 1918 in Wien; Todesrune.png 17. März 2008 in Mâcon) war eine deutsche–französische Schauspielerin.

Leben

Wohl kaum eine andere Leinwanddarstellerin trat unter so vielen verschiedenen Pseudonymen auf und stiftete damit einige Verwirrung, wie die am 7. Mai 1918 in Wien geborene Paulette von Suchan. In Deutschland drehte sie unter dem Künstlernamen Monika Burg und Paulette Colar, in Frankreich nannte sie sich kurzzeitig Paulette Devance, dann Catherine Farell, wenig später Claude Farell (auf Autogrammkarten auch schon mal Farrel), in Belgien zu Beginn ihrer Karriere Paula Varchi, auch der Name Paula Viardi taucht in verschiedenen Quellen auf. Die Stieftochter eines deutschen Diplomaten in Österreich – ihr leiblicher Vater war ein renommierter Zahnarzt – bzw. Tochter einer Belgierin besuchte aufgrund der wechselnden Standorte des Stiefvaters verschiedene europäische Schulen und lebte lange Zeit in Paris. Nach ihrem Schulabschluß absolvierte sie eine Schauspielausbildung am Konservatorium in Wien, nahm klassischen Tanzunterricht unter anderem in Paris und Genf. Unter dem Namen Paula Varchi gab sie anschließend ihr Bühnendebüt an einem Theater in Brüssel (Belgien).

Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte sie mit der winzigen Rolle eines Serviermädchens in Josef von Bákys Komödie Der Kleinstadtpoet (1940) und nannte sich Monika Burg, trat vornehmlich unter diesem Namen bis Kriegsende in weiteren UFA–Produktionen auf. Erste Aufmerksamkeit erregte die hübsche junge Frau in einem weiteren von Josef von Báky in Szene gesetzten Film, in dem Historienstreifen Annelie. Die Geschichte einer Liebe (1941) mit Luise Ullrich in der Titelrolle gab man ihr den kleine Rolle einer Tanzschülerin; die Angaben, unter welchem Namen sie auf der Besetzungsliste stand, sind widersprüchlich. Die Murnau Stiftung weist Claude Farell aus, Wikipedia Paulette Colar.

Es folgte die ganz auf Johannes Heesters und Dora Komar zugeschnittene musikalisch–heitere Romanze Immer nur… Du! (1941) mit der Rolle eines Zimmermädchens, der Durchbruch zum Publikumsliebling gelang ihr mit Volker von Collandes für Frontsoldaten gedrehten amüsanten Urlaubs–Geschichte Zwei in einer großen Stadt (1942). In dem Streifen, mimte sie weibliche Hauptrolle der Rot-Kreuz-Helferin Gisela, in die sich der Fliegerfeldwebel Bernd Birkhoff (Karl John) während seines kurzen Heimaturlaubes verliebt. Mit Startenor Beniamino Gigli drehte sie das Melodram Lache, Bajazzo (1943; Regie: Leopold Hainisch) nach Motiven der Oper „Der Bajazzo“ von Ruggiero Leoncavallo, gehörte zur Besetzung des von Herbert Selpin begonnenen und von Werner Klingler zu Ende gedrehten, aufwendigen Katastrophenfilms Titanic (1943) über den Untergang des Luxusliners Titanic im Jahre 1912.

Noch kurz vor Kriegsende kam am 20. Februar 1945 Robert A. Stemmles Komödie Meine Herren Söhne in die Lichtspielhäuser, in der sie sich als hübsche Erzieherin Bettina um die beiden Söhne des verwitweten Gutsbesitzers Kurt Redwitz (Werner Hinz) zu kümmern hatte und schließlich mit diesem ihr Glück findet. Ihr vorerst letzter Film in Deutschland, Alfred Weidenmanns Drama Die Schenke zur ewigen Liebe (1945), blieb kriegsbedingt unvollendet.

In den Wirren der letzten Kriegstage soll die Schauspielerin vor den Russen geflüchtet sein, Monika Burg packte ihre „zweijährige Tochter in einen Pappkarton auf den Gepäcksitz und radelte nach Paris. Dort, wo sie als Kind gelebt hatte, begann sie neu.“ notierte Die Welt.

In Frankreich nahm sie als Catherine Farell bzw. Claude Farell ihre Filmkarriere wieder auf und erhielt bald interessante Haupt- und Nebenrollen, mit denen sich die attraktive Mimin als populäre Leinwanddarstellerin etablieren konnte. Sie hatte sich vom Image des netten, manchmal schüchtern wirkenden Mädels der UFA–Filme gelöst und zur stets eleganten, erotisch–kühl wirkenden Dame gemausert.

Mit Beginn der 1950er Jahre übernahm Claude Farell auch wieder vermehrt Aufgaben in westdeutschen Unterhaltungsproduktionen, war beispielsweise Partnerin von Herzensbrecher Johannes Heesters in Géza von Bolvárys Operettenadaption „Hochzeitsnacht im Paradies“ (1950) und feierte damit ihr Wiederkehrin Deutschland. Sie spielte mit Hilde Krahl und Hans Söhnker in Helmut Käutners Melodram „Weiße Schatten“ (1951) oder präsentierte sich als Titelheldin in dem musikalisches Verwechslungslustspiel „Clivia“ (1954), gedreht von Karl Anton nach der gleichnamigen Erfolgsoperette von Nico Dostal mit Peter Pasetti als Partner. In der deutsch-französischen Produktion „Die Drei von der Tankstelle“ (1955; Regie: Hans Wolff), eine Neuverfilmung des gleichnamigen Filmklassikers aus dem Jahre 1930, kam sie neben Adrian Hoven, Walter Müller und Walter Giller als Geliebte des Konsuls Willy Kossmann (Willy Fritsch) daher, stand für Werner Klinglers Spionagestreifen „Spion für Deutschland“ (1956) oder Géza von Cziffras Revuefilm „Der schräge Otto“ (1956) vor der Kamera. Bis 1960 drehte sie zudem weiter in Frankreich, Großbritannien, der Schweiz sowie in Italien. Hervorzuheben ist hier die von Federico Fellini nach eigenen Jugenderinnerungen inszenierte, preisgekrönte Kleinstadtsatire „Die Müßiggänger“ (1953), in der Claude Farell als Schwester des Nichtstuers Alberto (Alberto Sordis) in Erscheinung trat.

In den 1960er Jahren zeigte sich die Schauspielerin unter anderem in dem Millowitsch-Klamauk „Der Hochtourist“ (1961), war auch in den beiden Krimis „Das Geheimnis der schwarzen Witwe“ (1963) und „Im Banne des Unheimlichen“ (1968) mit prägnanten Rollen zu sehen; in letztgenanntem Film erlebte man sie als undurchsichtige Krankenschwester Adela, die mit dem vermeintlich ums Leben gekommenen Sir Oliver Ramsey alias dem Schurken Ramiro (Peter Mosbacher) ein Verhältnis hat bzw. dessen Komplizin ist.

Danach zog sich Claude Farell mehr und mehr vom Filmgeschäft zurück, nach dem eher zu vernachlässigenden Lustspiel „Hugo der Weiberschreck“ (1969; Regie: Hans Albin) spielte sie in Will Trempers Erotikstreifen „Mir hat es immer Spaß gemacht“ (1970; auch: Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?) eine letzte kleine Leinwandrolle.

Letztmalig sah man Claude Farell 1978 in dem von Peter Weck in Szene gesetzten Fernseh–Vierteiler aus Österreich „Vor Gericht seh’n wir uns wieder“, seit den 1950er Jahren hatte die attraktive Mimin sporadisch Rollen in Fernsehproduktionen sowohl in Deutschland, Großbritannien und Frankreich übernommen.

Seit ihrem Rückzug vom Film lebte Claude Farell in Frankreich, die beiden letzten Jahre in dem Seniorenheim „Maison de Retraite Château Saint Jean“ im mittelfranzösischen Mâcon (Burgund), wo sie am 17. März 2008 im hohen Alter von 89 Jahren – legt man das Geburtsjahr 1918 zu Grunde – starb. Sie sei „nach mehreren Jahren des Leidens friedlich entschlafen“, sagte ihr Stiefsohn Patrick Huant; ihre letzte Ruhestätte soll der einstige Publikumsliebling bzw. UFA-Star auf dem Friedhof von Mâcon gefunden haben.

Filmographie

  • 1952: Allô… je t’’aime (FR)
  • 1953: Die Müßiggänger (I vitelloni) (I)
  • 1953: Die Nacht ohne Moral
  • 1954: Clivia
  • 1955: Liebe ist ja nur ein Märchen
  • 1955: Die Drei von der Tankstelle
  • 1955: Hotel Adlon
  • 1955: Le chemin du paradis
  • 1956: Spion für Deutschland
  • 1956: Der schräge Otto
  • 1958: Lilli. Ein Mädchen aus der Großstadt
  • 1958: Schwester Bonaventura
  • 1960: Geheimagent Suzuki (Monsieur Suzuki) (FR)
  • 1960: Die Begierde treibt den Mann (Le cercle vicieux) (FR)
  • 1960: Die Nacht der Liebenden (Le bois des amants) (FR)
  • 1960/61: Die Heuchler. Wachtmeister Müllers großer Fall
  • 1961: Der Hochtourist
  • 1961: Der Strafverteidiger
  • 1963: Das Geheimnis der schwarzen Witwe
  • 1963: Jack und Jenny
  • 1968: Im Banne des Unheimlichen
  • 1969: Hugo, der Weiberschreck
  • 1969/70: Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?