Ebener, Kurt

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Kurt Ebener

Kurt Ebener (Lebensrune.png 4. Mai 1920 in Könitz; Todesrune.png 7. Mai 1975 in Fischbach, Taunus) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant der Luftwaffe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Das Flieger-As errang 57 Luftsiege bei rund 150 Feindflügen. Als Freiwilliger der Platzschutzstaffel „Pitomnik“ war er mit 35 Abschüssen innerhalb 44 Tagen unter den schwierigsten denkbaren Verhältnissen das As der Asse der in der Schlacht um Stalingrad dienenden Jagdfliegern.

Werdegang

Gebrüder Ebener im Jahre 1940; v. l.: Helmut (Feldwebel), Walter (Leutnant) und Kurt (Gefreiter und Unteroffizieranwärter).

Familie

Geboren wurde Kurt Ebener am 4. Mai 1920 in Könitz (Kreis Saalfeld) als Sohn des aus dem Siegerland stammenden Steigers und späteren Gruben- bzw. Bergwerksbesitzers Gustav Ebener (1886–1946; 1937 als HJ-Gefolgschaftsführer wohnhaft in der Oelsnitzer Wehrstraße 4 geführt). Die Familie siedelt ins Vogtland über, wo Kurt und seine Brüder in Oelsnitz aufgewachsen sind. Sein ältester Brüder Walter (Lebensrune.png 6. September 1915 in Wilnsdorf) diente zuletzt als Oberleutnant des Heeres an der Ostfront und war am 11. Juni 1942 bei Kamyschly 8 km nordwestlich Sewastopol/Krim gefallen. Bruder Helmut (Lebensrune.png 6. April 1918), Leutnant des Heeres, gilt seit dem Januar 1943 im Gebiet Stalingrad als vermißt. Die Familie erfuhr nie wieder etwas von ihm. Kurt und Helmut dienten beide dabei nur Kilometer von einender entfernt, wußten jedoch nichts vom anderen. Kurt hatte sich oft wehmütig in der Nachkriegszeit gefragt, ob sein geliebter Bruder mal aus seiner Stellung am Boden nach oben schaute und seinen Bruder beim Luftkampf zujubelte. Vater Gustav wurde zum Kriegsende von den Bolschewisten in das Speziallager Nr. 8 nach Torgau, wo er 1946 mit knapp 60 Jahren vom NKWD zu Tode gefoltert wurde.

Jugend

Ritterkreuzträger Kurt Ebener II.JPG
Ritterkreuzträger Kurt Ebener III.jpg

Kurt trat schon in jungen Jahren der Hitlerjugend bei, wo er sich besonders sportlich hervortat. Nach dem Abitur im Frühjahr 1939 absolvierte er sechs Monate Reichsarbeitsdienst. Seine Brüder waren beim Heer, aber er hatte schon seit er ein Jugendlicher war, ein anderes Ziel: Er wollte Flieger, vorzugsweise Jagdflieger werden.

Zweiter Weltkrieg

Mit 19 Jahren war es soweit, Kurt trat am 17. November 1939 der Luftwaffe bei. Seit dem 1. Dezember 1941 war er Unteroffizier in der 4. Staffel des Jagdgeschwaders 3 an der Ostfront. Im Frühjahr 1942 flog Ebener Missionen über Malta und Nordafrika, ehe er zurück an die Ostfront kam.

„Zu Beginn des Jahres 1942 lag die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 3 zur Auffrischung in Wiesbaden-Erbenheim. Hier wurde ihr ein voller Bestand an Messerschmitt Bf 109 F-4 trop zugewiesen, da die Gruppe nach erfolgter Auffrischung im Mittelmeerraum eingesetzt werden sollte. Am 7. Januar 1942 verließ die Gruppe Wiesbaden und verlegte bis zum 10. Januar nach Bari. Hier wurden die Flugzeuge für den Wüsteneinsatz hergerichtet. Am 18. Januar verlegte die 4. Staffel nach Comiso auf Sizilien und am Folgetag nach Sciacca im Südwesten Siziliens. Der Rest der Gruppe folgte am 24. Januar. Von hier aus flog die Gruppe Einsätze zur freien Jagd und zum Begleitschutz über Malta. Da der Rest des Geschwaders nicht im Mittelmeerraum eingesetzt wurde, wurde die Gruppe am 18. Januar dem Stab des Jagdgeschwaders 53 unterstellt. Am 22. Februar verlegte die Gruppe nach San Pietro 15 km nordwestlich von Comiso, um näher an an Malta heranzukommen. Am 7. April 1942 wurde dann die 6. Staffel nach Martuba in Nordafrika verlegt, um von hier aus über dem afrikanischen Festland eingesetzt zu werden. Am 26. April kehrte die Staffel nach Sizilien zurück. Am gleichen Tag endete auch der Einsatz der gesamten Gruppe im Mittelmeerraum. Die Gruppe verlegte über Wiener Neustadt nach Pilsen. Während ihres Einsatzes im Mittelmeerraum konnte die Gruppe fünf Luftsiege erringen. Die eigenen Verluste betrugen drei Gefallene, sechs Verwundete sowie drei in Gefangenschaft geratene Flugzeugführer und 16 Flugzeuge. Am 27. April erreichte die Gruppe Pilsen, wo sie kurzfristig aufgefrischt wurde. Ausgerüstet wurde die Gruppe mit der Messerschmitt Bf 109 F-4. Am 18. Mai begann die Verlegung der Gruppe an die Ostfront. Ab dem 19. Mai trafen die fliegenden Teile in Tschugujew im Südabschnitt der Ostfront ein. Hier wurde sie dem Stab des Jagdgeschwaders 3 unterstellt. Einsatzgebiet war der Raum um Charkow. Nach dem Durchbruch der 11. Armee auf die Halbinsel Krim verlegte die Gruppe am 24. Juni nach Schtschigry, etwa 50 km östlich von Kursk. Um dem deutschen Vormarsch im Rahmen der deutschen Sommeroffensive verlegte die Gruppe am 4. Juli nach Gorstschetnoje, 80 km südwestlich von Woronesh, um von hier aus über dem Raum Woronesch eingesetzt zu werden. Am 10. Juli folgte die Verlegung nach Marijewka, rund 30 km nordwestlich von Rossosch und am 14. Juli nach Millerowo. Von hier aus unterstützte die Gruppe den Vormarsch des Heeres. Bereits am 21. Juli wurde die Gruppe erneut vorgezogen und verlegte nach Nowy-Cholan, um von hier aus den Schutz der Don-Übergänge zu gewährleisten. Am 27. Juli verlegte die Gruppe nach Frolow, 100 km nordwestlich von Stalingrad. Von Frolow aus unterstützte die Gruppe den Einsatz des Heeres im Raum Kalatsch. Am 10. August wurde die Gruppe nach Tusow vorgezogen, von wo aus die Gruppe über dem Raum Stalingrad eingesetzt wurde. Am 23. August wurde die Gruppe aus dem Einsatz gezogen, um in der Heimat aufgefrischt zu werden. Die Gruppe gab die verbleibenden 22 Maschinen an die beiden anderen Gruppen des Geschwaders ab und die Gruppe verlegte mit Transport-Ju 52 nach Königsberg-Neuhausen. Dort wurden 41 neue Messerschmitt Bf 109 G-2 übernommen. Ab dem 9. September folgte dann die Rückverlegung an die Ostfront. Die Gruppe verlegte nach Dedjurewo bei Smolensk, wo sie bis zum 12. September eintraf und wo sie dem Luftwaffenkommando Ost unterstellt wurde. Der neue Einsatzraum lag zwischen Rshew bis Wjasma. Am 27. September verlegte die Gruppe nach Solzy, 40 km westlich des Ilmensees. Am 25. November verlegte die Gruppe dann nach Smolensk. Nach der Einkesselung der 6. Armee in Stalingrad folgte am 7. Dezember der Befehl, umgehend in den Raum Stalingrad zu verlegen. Am 8. Dezember begann dann die Verlegung und bis zum 12. Dezember erreichte die Gruppe Morosowskaja, wo sie wieder dem Stab des Jagdgeschwaders 3 unterstellt wurde. Auftrag der Gruppe war der Jagdschutz der Transportflugzeuge in und aus dem Kessel. Am 23. Dezember mußte die Gruppe auf den Platz Morosowskaja-Süd ausweichen. Während ihres Einsatzes im Osten konnte die Gruppe im Jahr 1942 658 Luftsiege erringen. Die eigenen Verluste betrugen neun Gefallene und neun Verwundete sowie 37 Flugzeuge.“[1]

Am 23. Mai 1942 errang er seine ersten beiden Luftsiege, als er zwei Mikojan-Gurewitsch MiG-1 abschoß, einer am Morgen, eine weitere am Nachmittag. Am 27. Mai 1942 erfolgte der dritte. Im Juli 1942 errang er sieben Luftsiege, von August bis Oktober 1942 weitere sieben. Nun war seine Stunde gekommen; als das Geschwader verlegen mußte, meldete er sich freiwillig zur Platzschutzstaffel „Pitomnik“, die mitten im Kessel von Stalingrad den Luftraum freikämpften, um auch nur eine Mindestzahl von Verpflegungsflüge der Transport- und Kampfgeschwader zu gewährleisten. Diese Männer waren die letzte Hoffnung für die umschlossen und leidende 6. Armee. Zwischen dem 3. Dezember 1942 und dem 15. Januar 1943 erzielte Feldwebel Ebener, trotz leichter Verwundung, 35 Abschüsse. Alleine am 19. Dezember besiegte fünf Feindflugzeuge der Roten Luftwaffe, am 30. Dezember weitere vier. In der Geschichtsschreibung des Luftkampfes um Stalingrad gilt Ebener als As der Asse.

Am 1. März 1943 wurde Ebener zur Ergänzungs-Jagdgruppe Ost (Erg.JGr. Ost) als Fluglehrer versetzt. Inzwischen hochdekoriert und zum Leutnant ernannt, wurde er während seines Ritterkreuzurlaubs am 4. Mai 1943 im Rathaus seiner Heimatstadt Oelsnitz geehrt. Ab dem 31. März 1944 gehörte der Flugzeugführer zur 5. Staffel/II. Gruppe/Jagdgeschwader 11,[2] wo er ab Mitte Juli 1944 Staffelführer (ggf. Staffelkapitän) wurde.

Die II. Gruppe/JG 11 wurde schon am 6. Juni 1944 nach Mönchen-Gladbach und am gleichen Tag noch nach Beauvais-Nivelliers. Von hier aus flog die Gruppe Jagdeinsätze über dem Invasionsgebiet. Nachdem der Flughafen Beauvais-Nivelliers zweimal von alliierten Bombern angegriffen worden war, verlegte die Gruppe am 20. Juni nach Mons-en-Chaussee und von dort am 25. Juni nach Genthier, nachdem auch Mons-en-Chaussee bombardiert worden war. Bereits am 28. Juni verlegte die Gruppe dann nach Manancourt. Bis Ende Juni 1944 war die Stärke der Gruppe auf 11 einsatzbereite Maschinen und 14 einsatzbereite Flugzeugführer herabgesunken. Am 4. Juli 1944 folgte die nächste Verlegung nach Mondesir westlich von Paris. Am 6. Juli 1944 endete der Einsatz der Gruppe an der Invasionsfront vorerst. Die Gruppe gab ihre Maschinen an einen anderen Verband ab und verlegte in Junkers Ju 52 nach Wunstorf, wo sie vollständig neu aufgestellt werden sollte. Hier wurde die Gruppe auch umgegliedert und verstärkt: Stab II. Gruppe bleibt Stab II. Gruppe, 4. Staffel wurde zur 8. Staffel, 5. Staffel blieb 5. Staffel, 6. Staffel blieb 6. Staffel und die 7. Staffel wurde neu aufgestellt.

Nun stieß auch Leutnant (ggf. schon Oberleutnant) hinzu. Die Sollstärke betrug nun 72 Flugzeuge. Am 12. August 1944 endete die Auffrischung der Gruppe. Über Wiesbaden verlegte sie nach Ballancourt-sur-Essone. Auf Grund der mangelhaften Ausbildung des Flugzeugführer-Nachwuchses gab es bereits bei der Verlegung zahlreiche Bruchlandungen. Die Gruppe wurde ab diesem Zeitpunkt dem Stab des Jagdgeschwaders 27 unterstellt. Gleich beim ersten Feindflug gegen die Invasoren aus dem Westen konnte Ebener am 14. August 1944 eine Supermarine Spitfire der Royal Air Force abschießen konnte. Nach einem alliierten Luftangriff auf den Platz Ballancourt verlegte die Gruppe dann am 15. August 1944 nach Marolles südlich von Paris, wobei Ebener auch an diesem Tag erfolgreich war, als er eine P-47 der USAAF besiegte. In den beiden Folgetagen ging es erst nach Juvincourt und dann nach Beaurieux, Ebener errang am 16. August 1944 einen Luftsieg gegen eine weitere P-47, am 18. August 1944 gegen eine VS-amerikanische P-51 und am 19. August 1944 gegen seine dritte P-47.

Ebener hatte gezeigt, daß er genau so erfolgreich an der deutschen Westfront wie er dies an der Ostfront war. Immer wieder warf er sich vor seinen jungen, unerfahrenen Kameraden und Staffelfliegern. Er lockte den feind an, in der Hoffnung, daß „seine Jungs“ einen weiteren Tag überstehen können. Im Luftkampf mit der USAAF südöstlich von Paris am 23. August 1944 ging jedoch sein Glück zu Ende. Er selbst wurde in seiner Bf 109 G-14 „Schwarze 2“ abgeschossen, konnte zwar noch mit dem Fallschirm aussteigen, geriet aber schwer verwundet in Kriegsgefangenschaft. Wegen der Schwere der Verwundungen wurde er bereits im Januar 1945 liegend in ein Lazarett nach Deutschland entlassen. Die Genesung, die nie vollständig erfolgte, dauerte Jahre.

Tod

Oberleutnant a. D. Kurt Ebener wurde 55 Jahre alt und verstarb am 7. Mai 1975 in Fischbach bei Kelkheim[3] im Taunus in Folge der im Krieg erlittenen Verwundungen, von denen er sich nie wieder ganz erholte. Dennoch zeigte er sich bis zum Schluß immer freundlich und auskunftsfreundlich, auch Autogrammwünsche per Briefpost kam er stets nach.

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Jagdgeschwader 3 „Udet“Lexikon der Wehrmacht
  2. „Die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 11 entstand am 1. April 1943 durch die Umbenennung der I. / Jagdgeschwader 1. Stationiert war die Gruppe zu diesem Zeitpunkt in Jever, ausgestattet war sie mit der Messerschmitt Bf 109 G.1, G-2, G-3 und G-4. Die Gruppe wurde weiterhin zum Abwehreinsatz über der Deutschen Bucht eingesetzt. Am 20. Juli 1943 wurden der Gruppe die ersten Maschinen mit BR 21 Werfergranat-Rohren unter den Flügeln. Im November 1943 verlegte die Gruppe nach Plantlünne, um von hier aus Begleitschutz für die Zerstörer des Zerstörergeschwaders 26 zu fliegen. Im Dezember 1943 folgte die Verlegung nach Wunstorf. Vom 1. April bis 31. Dezember 1943 hatte die Gruppe 98 Abschüsse erzielt, wobei in den letzten beiden Monaten des Jahres durch die Übernahme des Geleitschutzes für die Zerstörer nur noch 10 Luftsiege erzielt werden konnten. Gleichzeitig hatte die Gruppe 25 Gefallene und Vermißte.“Lexikon der Wehrmacht
  3. Am 1. Januar 1977 wurde Fischbach im Zuge der hessischen Gebietsreform mit der damaligen Gemeinde Rossert (Ruppertshain und Eppenhain) und der Stadt Kelkheim zur neuen Stadt Kelkheim zusammengeschlossen.