Frank, Ellen
Ellen Frank ( 9. März 1904 in Aurich; 17. September 1999 in Klagenfurt) war eine deutsche Schauspielerin und Tänzerin.
Leben
Ellen Frank stammte aus Westfalen, die künstlerische Ader hatte sie von ihrer Mutter Paula, geb. Heckmann, die sich für alles, was Kunst hieß, begeistern konnte. Ihre drei Schwestern hatten auch etwas davon abbekommen. Als ihr Vater Georg Frank als Landrat-Assessor in Aurich, Ostfriesland, tätig war, wurde sie geboren. Frauke sollte sie heißen, es blieb dann aber bei Ellen. Zwei Jahre war sie alt, als ihr Vater nach Köln versetzt wurde. In dieser Stadt hatte man bekanntlich sehr viel für Geselligkeit übrig. So gehörte ihre Mutter einer der zahlreichen Damenvereinigungen an, die sich für die Pflege der Kunst einsetzten. Man musizierte, besprach Literatur und veranstaltete auch Theateraufführungen. Bei einem Singspiel wirkte Ellen Frank als „Stern“ mit. Die Erwachsenen waren entzückt von ihr, und Engelbert Humperdinck widmete ihr ein reizendes Gedicht. Dort besuchte sie eine höhere Töchterschule. Sie war acht Jahre alt, als die Franks von Köln nach Hannover übersiedelten. Als Ellen Frank 12 Jahre alt wurde, war ihr Interesse für das Theater erwacht. Mit einigen Gleichgesinnten gründete sie ein Schülerkollektiv. Die Stücke schrieben sie selbst nach den vorhandenen Kostümen.
In jene Zeit fiel ein Entschluß, der für ihre spätere Entwicklung mitentscheidend war. Gegenüber ihrem Haus war eine Papierwarenhandlung. Tagtäglich ging sie daran vorbei und bewunderte immer von neuem auf einer Postkarte eine Skulptur, die „Die Schauende“ hieß. Die Frau hatte edle schlanke Glieder, während Ellen Frank selbst damals klein und pummelig war. Sie drängte so lange, bis ihre Eltern ein Reck in der Wohnung anbrachten. Morgens und abends machte sie daran Streckübungen. Die Freude an der Körperertüchtigung war in ihr geweckt worden. Als ihr Vater 1921 starb, fragte sie ihre Mutter, was sie werden solle. Sie meinte, Tänzerin. Ihre Mutter war darüber nun nicht gleich aufgebracht. Sie meinte, ihrer Tochter fehle das Geniale für diesen Beruf, vielleicht fehle ihr auch die richtige Figur. Ellen Frank besuchte also die Frauenschule, danach die Handelsschule und nahm eine Stelle als Privatsekretärin bei einer Konzertagentur an. Dreiviertel Jahr war sie gerade dort, als sie 1922 ihre Mutter verlor. Ellen Frank war nun sich selbst überlassen und kam wieder auf die alte Liebe zum Tänzerinnenberuf zurück. Als Tanzelevin wurde sie bei den Städtischen Bühnen engagiert, dann fuhr sie zu Mary Wigman nach Dresden.
Dort sah Vera Skoronel sie und wollte sie für ihre Tanzgruppe engagieren. Das Angebot war verlockend, sie brach ihr Tanzstudium ab und ging mit nach Oberhausen. Trotz harter Arbeit fand sie dieses Leben eine Weile sehr schön. Mit der Zeit aber stellte sich bei ihr eine Leere ein. Sie wollte gern selbst schöpferisch tätig sein, war aber gar nicht fähig dazu. Sie erkannte, daß ihr die Zeit des langsamen Erarbeitens fehlte, die die schöpferischen Ideen lebendig machte.
Sie blieb aber weiterhin bei der Gruppe, allein schon aus geldlichen Gründen. Unter einer neuen Leitung wurden sie nach Duisburg engagiert, und hier wurde ihr plötzlich bewußt, welcher der richtige Weg für sie war. Eine Freundin, mit der sie zusammenwohnte, sollte Schauspielerin werden und übte fleißig und laut. Einmal las sie den „Komet“ von Rainer Maria Rilke, wobei sie mit ihrer gefühlsmäßigen und tonlichen Auslegung gar nicht einverstanden war. Im Stadtpark versuchte sie es dann allein. Es kam wie eine Erkenntnis über sie. Sie erzielte die Lösung ihres Tanzvertrages und fuhr nach Berlin.
Sie hatte ihren ersten Gang zur Staatlichen Schauspielschule. Man gab ihr den Rat, Privatunterricht zu nehmen, da sie sich unter den Achtzehnjährigen bestimmt nicht wohlfühlen würde. Der Preis für eine Privatstunde schwankte zwischen sechs und zwölf Mark. Ein Münchener Schauspieler, dem sie vorgestellt wurde, erklärte sich, nachdem sie ihm vorgesprochen hatte, bereit, ihr fast kostenlos Unterricht zu geben.
Beim Vorsprechen an den Berliner Bühnen wurde sie auf briefliche Antwort vertröstet. Der Rest war Schweigen. Um Geld zu verdienen, wandte sie sich wieder dem Tanz zu und inszenierte als „Ballettmeisterin“ Tänze. Endlich klappte es mit ihrer ersten Theateraufgabe. Das war im Theater in der Klosterstraße.
Danach verpflichtete der Intendant Smolny sie nach Würzburg. Kaum stand sie auf der richtigen Theaterbühne, wurde sie unsicher. Die Stimme war tonlos, wollte nicht durchdringen. Es kam ihr auf einmal so ungeheuer vermessen vor, eine riesige Menschenmenge mitreißen zu wollen.
Sie wollte lernen, Sicherheit und Kontakt mit dem Publikum herzustellen, und nahm gern die Gelegenheit wahr, mit Schauspielern der Volksbühne auf eine Kabarettournee zu gehen. Später spielte sie an der Volksbühne, das Theater am Zoo verpflichtete sie und das Kleine Theater Unter den Linden, wo sie mit Max Adalbert zusammen in Volksstücken spielte, mit denen sie dann auch in die Provinz gingen. Abwechselnd folgten Verpflichtungen in Berlin und im gesamten Reich. Mit ihrer ersten Filmaufgabe betraute sie Alfred Zeisler, der gerade mit dem „Stern von Valencia“ ins Atelier ging. Eine größere Rolle hatte sie in „Die Nacht der großen Liebe“. Nach einer Anzahl Kurztonfilme spielte sie in „Racoczy-Marsch“, es folgten dann zwei Rühmann–Filme („So ein Flegel“ und „Heinz im Mond“), der Albers–Film „Peer Gynt“, „Der alte und der junge König“ und „Ein Mädel aus guter Familie“.
Sie verkörperte in den Filmen meist selbstbewußte junge Frauen. Nach ihrer Eheschließung mit dem Bauunternehmer Georg Arm 1939 zog sie sich für längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurück.
In den 1950er Jahren sah man sie wieder in einigen Filmen. 1956 bis 1958 hatte sie ein Engagement am Münchner Theater in der Brienner Straße, 1959 bis 1963 beim Staatstheater Berlin. Neben mehreren Tourneen und Gastauftritten spielte sie 1985 bis 1988 und erneut 1990 bis 1993 an den Münchner Kammerspielen. Große Bedeutung erlangte schließlich ihre Tätigkeit für das Fernsehen. Sie wirkte in mehreren Serien mit und gehörte zur Stammbesetzung von „Matt in 13 Zügen“ und „Zwei Münchner in Hamburg“.
Ellen Frank war seit 1939 mit dem in der Baubranche tätigen Georg Arm verheiratet. Aus dieser später geschiedenen Ehe stammt ihre Tochter Evelyne.
Filmographie
- 1930: Es gibt eine Frau, die dich niemals vergißt
- 1933: Der Stern von Valencia
- 1933: Die Nacht der großen Liebe
- 1933: Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt
- 1933: Racoczy-Marsch
- 1934: So ein Flegel
- 1934: Heinz im Mond
- 1934: Peer Gynt
- 1934: Asew / Lockspitzel Asew
- 1935: Der alte und der junge König
- 1935: Ein Mädel aus guter Familie
- 1935: Lärm um Weidemann
- 1935: Nacht der Verwandlung
- 1935: Die blonde Carmen
- 1935: Das Mädchen vom Moorhof
- 1935: Der Außenseiter
- 1935: Die lustigen Weiber
- 1936: Familienparade
- 1936: Die un-erhörte Frau
- 1936: Unter heißem Himmel
- 1937: Mädchen für alles
- 1939: Gold in New Frisco
- 1954: Rotkäppchen
- 1954: Hänsel und Gretel
- 1954: Der Engel mit dem Flammenschwert
- 1954: Ludwig II. Glanz und Ende eines Königs
- 1955: Königswalzer
- 1956: Rosen für Bettina
- 1959: Die Bremer Stadtmusikanten
- 1966: Sonntage des Lebens (Le dimanche de le vie)
- 1970: Saarbrücken an einem Montag (Fernsehreihe Tatort: )
- 1971: Die Anhalterin (Fernsehserie Der Kommissar)
- 1972: Die Klosterschülerinnen
- 1975: Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat
- 1976: Der schwarze Storch (Fernsehen)
- 1984: Matt in 13 Zügen (Fernsehserie)
- 1984: Gespenstergeschichten (Fernsehserie)
- 1987: Gegenspieler (Fernsehreihe Tatort)
- 1988: Mord inklusive (Fernsehserie Derrick)
- 1990: Florian (Fernsehserie)
- 1991: Der Millionär (Fernsehserie)
- 1993: Zwei Münchner in Hamburg (Fernsehserie)
Literatur
- Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 15, 14. April 1935