Emmich, Otto von

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Generalmajor Erich Ludendorffs Plan zur Einnahme der Festung Lüttich sprengte den traditionellen Rahmen von Einleitungsschlachten, die nach Möglichkeit erfolgreich verlaufen sollten. Der 66jährige Generalstabschef Helmuth von Moltke hielt den Plan für „gewagt“, befürchtete, wenn er misslingen sollte, einen moralischen Rückschlag für Deutschland und erwartete den Vorwurf, „etwas Unmögliches gewollt“ und „völlige Unfähigkeit bewiesen“ zu haben. Als er ihn dann dennoch im April 1913 in die Planungen für das Mobilmachungsjahr 1914 aufnahm, war Ludendorff selbst schon aus dem Generalstab zur Truppe versetzt worden. Für den Kriegsfall war Ludendorff aber die Ernennung zum Oberquartiermeister zugesagt, um die Festung Liège nach seinem Plan einzunehmen. Dies war die 2. Armee unter Generaloberst Karl von Bülow. Als Oberquartiermeister dieser Armee traf Ludendorff am Vormittag des 3. August im Union-Hotel Aachen mit General der Infanterie Otto von Emmich zusammen, der mit einer eigens geschaffenen „Maas-Armee“ von 39.000 Mann vor dem Einmarsch der mobilisierten deutschen Armeen in Belgien die Festung Lüttich im Handstreich nehmen sollte. Als von Emmich am Nachmittag die Weisung erhielt: „Belgien ist Deutschlands Feind. Seine Majestät befehlen, daß belgisches Gebiet betreten werden kann“, und den Einmarsch für den nächsten Morgen anordnete, trat Ludendorff als Überwacher der Operation an seine Seite. Die Eroberung von Lüttich am 7. August 1914 gehört, trotz der schweren Verlusten, zu den Husarenstücken der modernen Kriegsgeschichte.

Albert Theodor Otto Emmich, ab 1912 von Emmich (zuweilen auch Otto Albert Theodor; Lebensrune.png 4. April 1848 in Minden; Todesrune.png 22. Dezember 1915 in Hannover), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Infanterie und Kommandierender General eines Armee-Korps. Der „Eroberer bzw. Sieger von Lüttich“ war u. a. Ritter des Ordens „Pour le Mérite“.

Werdegang

Otto Albert Theodor von Emmich.jpg
Rangliste 1914
Silbermedaille 1914 Erster Weltkrieg Emmich, Otto von.jpg

Otto Emmich nahm am Deutschen Bruderkrieg und am Deutsch-Französischen Krieg teil. Am 18. Mai 1901 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor. Im Februar 1905 wurde er Generalleutnant. Im Jahr 1909 wurde er zum General der Infanterie ernannt. Am 27. Januar 1912 wurde Emmich in Berlin in den preußischen Adelsstand erhoben. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges eroberten seine Truppen am 7. August 1914 die Festung Lüttich. Im April 1915 erfolgte die Verlegung an die Ostfront und der Einsatz bei der Schlacht von Gorlice-Tarnow.

Kurzchronologie

  • 3.7.1866 Eintritt als Fahnenjunker und Kriegsfreiwilliger in das Infanterie-Regiment „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55, Detmold/Minden
  • 8.2.1868 Sekonde-Lieutenant
  • 14.12.1871 Premier-Lieutenant und Regimentsadjutant
  • 29.4.1875 29. Infanterie-Brigade, Aachen (Adjutant)
  • 23.9.1879 7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69, Trier (Chef der 2. Kompanie)
  • 13.1.1880 Hauptmann
  • 22.3.1881 2. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 131, Metz, Reichsland Elsaß-Lothringen (Kompaniechef)
  • 16.5.1888 Füsilier-Regiment „Königin“ (1. Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86, Flensburg (Kompaniechef)
  • 16.8.1889 Major
  • 18.11.1890 Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm“ (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116, Gießen (Kommandeur des I. Bataillons)
  • 17.2.1894 Kurhessisches Jäger-Bataillon Nr. 11, Marburg (Kommandeur)
  • 13.5.1895 Oberstlieutenant
  • 17.6.1897 Oberst
  • 17.6.1897 6. Badisches Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114, Konstanz (Kommandeur)
  • 18.5.1901 31. Infanterie-Brigade, Trier (Kommandeur)
  • 18.5.1901 Generalmajor
  • 14.2.1905 10. Infanterie-Division - Posen (Kommandeur)
  • 14.2.1905 Generalleutnant
  • 29.5.1909 X. Armeekorps, Hannover (Kommandierender General als Nachfolger von Alfred von Loewenfeld)
  • 29.5.1909 General der Infanterie
  • 6.6.1913 à la suite des Füsilier-Regiments „General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen“ (Hannoversches) Nr. 73
  • 2.8.1914 Kommandierender General des X. Armeekorps der 2. Armee
  • 2.8.1914 zugleich Oberbefehlshaber der Maas-Armee
    • Als Oberbefehlshaber der „Maas-Armee“ war es die Aufgabe von Otto von Emmich, zu Beginn des Krieges die Festung Lüttich einzunehmen. Nach schweren Verlusten gelang die Einnahme am 7. August 1914 durch seinen Entschluß, die nur noch 1.500 Mann zählende 14. Infanterie-Brigade erneut zum Angriff anzusetzen.
  • 25.9.1915 Genesungsurlaub in Hannover

Tod

General der Infanterie von Emmich verstarb 1915 in Hannover an einer Krankheit, die er sich im Felde zugezogen hatte („Strapazen des Krieges“). Anläßlich der Beisetzung von Emmichs trafen sich 1915 auf dem Trammplatz vor dem „Rathause in Hannover“ unter anderem Großherzog August II. von Oldenburg, Herzog Ernst August III. von Hannover und seine Gemahlin Herzogin Viktoria Luise. Seine Beisetzung fand unter militärischen Ehren in Hannover statt, ein Ehrengrab, von dem Architekten Paul Wolf gestaltet, stellt die Ruhestätte dar.

Familie

Von Emmich war der Sohn des Obersten Theodor Emmich (1805–1871) und dessen Frau Adele, geb. Hagspihl (1825–1879). Hauptmann Emmich heiratete 1880 in Berlin seine Verlobte Elise Pauline Sophie Graberg (Lebensrune.png 5. Januar 1855 in Berlin; Todesrune.png 1920), eine Tochter des preußischen Generalleutnants von Graberg.[1] Zu seinen vier Schwagern gehörte u. a. General der Infanterie Hermann Karl Wilhelm von Graberg (1842–1926).

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Silbermedaille 1914 zu Ehren Otto von Emmich; von R. Küchler

Ehrungen

  • Ehrengrabmal, geschaffen von dem Architekten Paul Wolf
  • Ehrenbürger der Stadt Hannover am 26. August 1915
  • „Emmich-Denkmal“ auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum, geschaffen von dem Bildhauer Arno Zauche
  • „Emmichplatz“ in Hannover
  • „Emmich-Cambrai-Kaserne“ in Hannover (bis 2018), ehemalige Offiziersschule des Heeres I und jetzige Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr; der Name der Kaserne ergibt sich aus der Zusammenlegung der „Emmich-Kaserne“ und der „Cambrai-Kaserne“ zu nur einer Kaserne. 2018 wurde sie im Zuge des neuen Traditionserlasses in „Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne“ umbenannt (→ Ideologische Umbenennung von Straßen und Gebäuden)
  • Eine „Emmichstraße“ gibt es in Berlin, Gelsenkirchen, Gladbeck, Oberhausen, Pirmasens und Wuppertal-Vohwinkel.
  • Eine „Von-Emmich-Straße“ gibt es in Hildesheim und Konstanz. In Konstanz wurde allerdings im April 2012 beschlossen, die Straße umzubenennen, allerdings weigert sich die Verwaltung nach Bürgerprotesten, diese Umbenennung zu vollziehen[2]

Literatur

  • Wilhelm Georg: Unser Emmich: ein Lebensbild, 1915 (Netzbuch)

Fußnoten

  1. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 7, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, ohne Jahr, S. 308.
  2. Michael Lünstroth: Aus Von-Emmich- wird Georges-Ferber-StraßeSüdkurier, 11. April 2012