Forst, Willi

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Willi Forst (1903–1980)
Neustifter Friedhof, Ehrengrab
Aufnahme: 2009

Willi Forst, eigentlich Wilhelm Anton Frohs (Lebensrune.png 7. April 1903 in Wien; Todesrune.png 11. August 1980 ebenda), war ein deutscher Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Sänger aus Österreich. Als Schauspieler war er ein Publikumsliebling, als Regisseur einer der bedeutendsten Vertreter der musikalisch-komödiantischen Wiener Filme der 1930er Jahre. Zahlreiche Schallplatten, u. a. charmante Wiener Chansons, nahm er für die Marke Odeon der Carl Lindström AG seit Mitte der 1930er Jahre auf.

Leben

Jugend

Willi Forst wurde als Wilhelm Frohs am 7. April 1903 als Sohn eines Porzellanmalers in Wien geboren.

Weimarer Republik

Nach dem Besuch der Volks- und Realschule in seiner Geburtsstadt wirkte er anfangs bei Amateurtheatergruppen mit, erhielt dann 1919 ohne jede schauspielerische Ausbildung ein Engagement als jugendlicher Liebhaber und Komiker an einer Provinzbühne in Teschen. Bis 1925 spielte er sich in Böhmen und Mähren – unter anderem in Brünn und Marienbad – an mehreren deutschsprachigen Provinztheatern durch das gesamte Bühnenrepertoire und übernahm Rollen sowohl in Klassikern als auch in Operetten.

1925 war er als lyrischer Operettentenor im Berliner Metropol-Theater engagiert[1], spielte 1926 am Carl-Theater in Wien, in Berlin am Theater des Westens sowie am Renaissance-Theater und wieder in Wien am Apollotheater. 1928 holte ihn Max Reinhardt ans Deutsche Theater, wo Forst bis 1931 in Stücken von Shaw, Sternheim und Georg Kaiser auftrat. Schon Anfang der 20er Jahre bekam Willi Forst seine ersten Stummfilmrollen, wirkte in der Folgezeit in rund 20 Stummfilmen mit und feierte nach zunächst kleinen Rollen seinen ersten Erfolg 1927 in „Die drei Niemandskinder“.

Hatte Forst im Stummfilm gern Mörder und Zuhälter verkörpert, machte er in den folgenden Jahren in Operetten und spritzigen Komödien stets eine gute Figur, mimte Komponisten, Artisten oder galant-elegante Offiziere, zum Markenzeichen wurden Frack, Stock und Zylinder. Nach dem großen Erfolg als Librettist Vicky Mahler in Géza von Bolvárys „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ (1930) wurde er dank seiner sowohl sprachlichen als auch stimmlichen Vorzüge Star einiger weiterer musikalischer Filmkomödien, die Géza von Bolváry in Szene setzte. Auch andere Regisseure nutzten die Popularität des gutaussehenden Stars, dessen Ausstrahlung vor allem das weibliche Publikum anzog. Karl Hartl drehte mit ihm „Ein Burschenlied aus Heidelberg“ (1930) und „Der Prinz von Arkadien“ (1932), Fritz Kortner die musikalisch Romanze „So ein Mädel vergißt man nicht“ (1932), neben dem Filmidolen Lilian Harvey und Willy Fritsch spielte er unter der Regie von Paul Martin in „Ein Blonder Traum“ (1932).

Drittes Reich

1933 debütierte Forst als Regisseur mit der Franz-Schubert-Biographie „Leise flehen meine Lieder“ und setzte elegant romantische Unterhaltung vor dem Hintergrund der Wiener Jahrhundertwende in Szene. Ein Jahr später kam er in dem Fin-de-siecle-Melodram „Maskerade“ (1934) mit Paula Wessely groß heraus.

In zahlreichen Filmen war Forst Regisseur, Autor und Hauptdarsteller in Personalunion. 1936 gründete er in Berlin, ein Jahr später in Wien eine eigene Produktionsgesellschaft. Forst verzeichnete in den dreißiger Jahren seine größten Erfolge.

Im Januar 1938 wurde Willi Forsts Berliner Wohnung von einem Großfeuer völlig vernichtet. Das Feuer brach nachts in einer benachbarten Wohnung aus, während Willi Forst zu Besuch bei dem Ehepaar Jenny Jugo und Friedrich Benfer in Sakrow weilte. Die Eirichtung und alles was die Wohnung enthielt, wurden vernichtet und somit auch Forsts umfangreiche Sammlung von Photos, Aufsätzen und Kritiken aus allen Phasen seines künstlerischen Schaffens.[2] In der Titelrolle des George Duroy in der Maupassant–Verfilmung „Bel Ami“ kam er 1939 neben Lizzi Waldmüller mit seinem persönlichsten Film endgültig zu Erfolg und Ruhm.

Nachkriegszeit

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Forsts große Zeit vorbei; der Farbfilm „Wiener Mädeln“(1949), den er bewußt als ersten Nachkriegsfilm produziert hatte und in dem er auch die männliche Hauptrolle spielte, wurde kaum beachtet, auch die Operettenverfilmung „Im Weißen Rößl“ (1952) – immerhin mit Stars wie Johanna Matz und Johannes Heesters – fand wenig Zustimmung beim Publikum. Lediglich der Skandalfilm „Die Sünderin“ (1951), der Hildegard Knef als Malermodell kurz nackt zeigte, brachte Willi Forst 1950 noch einmal Aufmerksamkeit. Nach „Wien, du Stadt meiner Träume“ zog er sich 1957 endgültig vom Film zurück. Er sagte damals: „Mein Stil ist nicht mehr gefragt. Ich trete ab, leicht lädiert, aber in stolzer Größe à la Garbo. Es ist besser zu gehen, als gegangen zu werden.“

Trotz zahlreicher Auszeichnungen mied er Auftritte in der Öffentlichkeit und es wurde immer stiller um den einstigen Star. Nach dem Tode seiner Frau Melanie – das Paar hatte 1934 geheiratet – im Jahre 1973, lebte Forst resigniert in seinem Tessiner Haus in selbstgewählter Einsamkeit und ließ sich kaum mehr sprechen.

Willi Forst, der das Genre des Wiener Musikfilms wie kaum ein anderer geprägt hatte, verstarb am 11. August 1980 mit 77 Jahren im Wiener Hanusch-Krankenhaus an den Folgen seiner Krebserkrankung; auf dem Friedhof von Neustift am Walde befindet sich seine letzte Ruhestätte.

Auszeichnungen

  • 1961: österreichischen Ehrenkreuz
  • 1963: Goldmedaille der Stadt Wien
  • 1968 Bundesfilmpreis (Filmband in Gold) für sein Lebenswerk

Filmographie

Darsteller
  • 1920: Der Wegweiser
  • 1922: Sodom und Gomorrha
  • 1922: Oh, du lieber Augustin
  • 1922: Der verwechselte Filmstar
  • 1923: Lieb’ mich und die Welt ist mein
  • 1924: Strandgut
  • 1927: Die elf Teufel
  • 1927: Café Elektric
  • 1927: Die drei Niemandskinder
  • 1928: Amor auf Ski
  • 1928: Ein besserer Herr
  • 1928: Ein Tag Film
  • 1928: Unfug der Liebe
  • 1928: Die blaue Maus
  • 1928: Liebfraumilch
  • 1929: Der Sträfling aus Stambul
  • 1929: Die lustigen Vagabunden
  • 1929: Fräulein Fähnrich
  • 1929: Atlantik, sein erster Tonfilm, Poldi, mit Fritz Kortner
  • 1929: Die Frau, die jeder liebt, bist du!
  • 1929: Die Weißen Rosen von Ravensberg
  • 1929: Gefahren der Brautzeit
  • 1929: Katharina Knie
  • 1930: Das Lied ist aus
  • 1930: Der Herr auf Bestellung
  • 1930: Ein Burschenlied aus Heidelberg
  • 1930: Ein Tango für Dich
  • 1930: Petit officier … Adieu!
  • 1930: Zwei Herzen im Dreivierteltakt
  • 1931: Der Raub der Mona Lisa, Vicenzo Peruggia, mit Gustaf Gründgens, Roda Roda
  • 1931: Die Lustigen Weiber von Wien
  • 1932: Der Prinz von Arkadien
  • 1932: Ein blonder Traum
  • 1932: So ein Mädel vergißt man nicht
  • 1932: Peter Voss, der Millionendieb
  • 1933: Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin
  • 1939: Opernball
Regisseur

Literatur

Fußnoten