Erckert, Friedrich von

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Gardist Oberleutnant Friedrich von Erckert, Berlin 1898; vier Jahre später, am 6. Februar 1902, schrieb der philosophisch bewanderte Offizier seiner Schwester aus Omaruru in Deutsch-Südwestafrika:

„Wer nicht erstrebt, ein Ziel auch wirklich zu erreichen, wird nicht die Kraft behalten, auf einem Wege nur weiter zu streben. Der Wille zum Erreichen schafft allein, nicht der Wille zum Streben! Das andere sind Pflaumenweichheiten auf den temperierten Atmosphärendruck Biedermeierschen Normaltugenddaseins abgestimmt. Seine Pflicht tun und zufrieden sein! – Und was ist unsere Pflicht? ‚Die Forderung des Tages zu erfüllen‘ sagt Goethe. Und der konnte mit Bewußtsein so sprechen, denn auf welchen Lebenshöhen und in welchen Geistestiefen lebte er! [...] Widerspruch hat mich noch nie mißtrauisch gemacht, wohl aber Beifall! Du siehst, was für ein hartgesottener Ketzer ich bin – aber geistig ein selfmademan! Und hast Du schon einen solchen kennen gelernt, der nicht stolz gewesen wäre, so ganz innerlich in seinem Herzen?!“

Johannes Felix Friedrich von Erckert (Lebensrune.png 30. Dezember 1869 in Bromberg, Posen, Westpreußen; Todesrune.png gefallen 16. März 1908 bei Seatsub, Betschuanaland, heute Botswana) war ein deutscher Offizier der Garde der Preußischen Armee und der Kaiserlichen Schutztruppe. Wegen der ersten nennenswerten Einführung von Kamelen (genauer: Dromedaren) in die deutsche Militäreinheit der Kamelreiter gilt er als „Vater der Kamelreitertruppe“. Der Hauptmann und Publizist galt als feinfühlig, intellektuell und bis ins Kleinste durchdacht. Der ritterliche Ästhet mit dem edlen Charakter vertraute seinem Tagebuch an:

„In erster Linie die größte Selbstachtung – Nichts Gemeines tun, Leib und Seele reinhalten – Sich stets beherrschen; selbstlos, heiter und mutig sein – Sich sagen, daß eine gerade, aufrechte Haltung auch die Äußerung einer geraden Seele ist – Sich an einfachen Dingen erfreuen, nichts Unmögliches verlangen, an ein erreichbares Ziel aber Geduld, Ausdauer, gesammelten Willen wenden – Bleibe nie im Schmutz. Auch der Beste kann gelegentlich hineingeraten, aber darin zu bleiben braucht niemand.“

Werdegang

Kirchlicher Geburtseintrag Nr. 34
„Vom großen Aufstande in Deutsch-Südwest“, Bildmontage aus einem 1938 erschienenen Kolonialbuch. Oben links: Lothar von Trotha; oben rechts: der langjährige Gouverneur Theodor Leutwein; in der Mitte: Major Ludwig von Estorff; unten: Hauptmann Friedrich von Erckert an der Spitze seines Kamelreiterkorps; über allem thront das erhabene Reiterdenkmal.
Hauptmann von Erckert mit Schutztruppenhut

Abstammung

Friedrich von Erckert wurde als Sohn des damaligen Majors der Preußischen Armee (zuletzt Oberst z. D.) Otto Alfred Felix von Erckert (Lebensrune.png 13. Juli 1832 in Culm, Westpreußen, Sohn von Hans Friedrich Georg von Erckert und seiner Gattin, eine geborene von Stockmeyer) und dessen Gemahlin Emma Friederike Caroline/Karoline, geb. Freyschmidt, geboren. Er hatte noch zwei Brüder, einen Halbbruder (nach dem Tod der Mutter hatte der Vater sich 1875 erneut vermählt) und seine am 19. Oktober 1865 in Lübben (Niederlausitz) geborene Schwester Helene Julie Emmy Agnes. Friedrich stand seiner Schwester Agnes sehr nahe, die, nach dem Tod der Mutter, selbst wie eine Mutter für ihn war. Agnes heiratete am 13. Oktober 1893 in Freienwalde (Oder) den Geheimen Regierungsrat Gotthilf Winkel. Sie verstarb am 2. März 1946 in Marburg an der Lahn an Herzschwäche und einer Lungenentzündung.[1]

Chronologie

Kalahari-Expedition (1907)
  • 1882: Wechsel vom Gymnasium Freienwalde zum Kadettenhaus Wahlstatt in Niederschlesien
  • 1886–1889: Hauptkadettenanstalt Lichterfelde; gelegentliche Ehrendienste am Hofe des deutschen Kaisers als Page
  • 22. März 1889: Eintritt in die Preußische Armee als Sekondeleutnant im Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm IV.“ (1. Pommersches) Nr. 2 in Stettin
  • 18. August 1895 – 18. August 1897: Freistellung als Ausbildungsoffizier („Instructor“) zum Aufbau der chilenischen Armee unter Emil Körner nach preußischem Muster einschließlich dem Exerzieren und dem noch bis heute verwendeten Paradeschritt
  • 18. Oktober 1897: Premierleutnant (Patent vom 27. Januar 1897) im Garde-Füsilier-Regiment (Garde-Korps) in Berlin
  • November 1899: nach Bewerbung Einberufung zur kaiserlichen Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika
  • Mai 1900: Distriktchef, später Bezirkshauptmann von Omaruru
  • 12. Dezember 1902: Rückkehr nach Deutschland und Dienst im Braunschweigischen Infanterie-Regiment Nr. 92
  • 22. Mai 1904: Beförderung zum Hauptmann und Kompaniechef der 2. Kompanie 92
  • November 1904: Nach Beginn des Hererokrieges freiwillige Meldung und Wiedereintritt in die Schutztruppe. Führer der 12. Kompanie im 2. Feldregiment (IV. Bataillon), Teilnahme an diversen Gefechten mit den Aufständischen
  • April 1907: Kommandeur des Militärbezirkes Nord-Namaland
  • 1. Juni 1907: Vorlage der Denkschrift über eine Unternehmung gegen Simon Kooper in die Kalahari
  • Oktober 1907: Beginn der Ausbildung des Lehrpersonals für das Kamelreiten und der weiteren Vorbereitungen für einen „Wüstenkrieg“; von Erckert schlußfolgerte: „Die Truppe muß sich in Kamelreiter verwandeln und zugleich die Regenzeit ausnutzen als logische Forderung an das Oberkommando im Schutzgebiet.“

Kommandeur des Militärbezirks Nord-Namaland

Ende April 1907 erhielt von Erckert die Ernennung zum Kommandeur des Militärbezirks Nord-Namaland, was einen Brückenschlag bedeutete zu den Bezirken von Keetmanshoop und Windhuk, abgesehen von der ungelösten Aufgabe, den notorisch aufständischen Simon Kopper hinter Schloß und Riegel zu bringen. Kopper (auch Copper bzw. Koper geschrieben) hielt sich während des Aufstands der Nama zurück, wies jedoch alle Aufforderungen zur Unterwerfung brüsk ab. Der Rebell weilte ständig in der endlosen Kalahari mit wechselnden Stützpunkten und Wohnsitzen, verfügte über einige hundert gut bewaffnete Gefolgsleute sowie Werften (Dörfer) und Viehherden, verbündet mit allerlei Räuberbanden von nah und fern, die immer wieder Farmen überfielen, dabei rücksichtslos stahlen und weiße Siedler ermordeten. Zuletzt bemühte sich Major Pierer im März 1907 während einer größeren Unternehmung um Koppers Kopf, allerdings vergeblich. Die Leute Pierers entdeckten zwar dessen Werft in der Wüste, stellten ihn zur Rede und bekamen zu hören, daß er sich endlich unterwerfen und in Gochas den Militärbehörden stellen wolle. Während die vertrauensselige deutsche Truppe dieses Majors Pierer bereits voraus marschierte unter dem Zwang zunehmender Wasserknappheit, verdrückte sich Kopper mit seinen Verbrechern lautlos im Hintergrund. Der nächste Versuch, ihn zu ergreifen, mißlang im Mai 1907 ebenfalls. Der Verfolgte zog sich in die nahrhaften Schammafelder[2] der nördlichen Kalahari zurück und ermordete den bekannten Jäger und Farmer Robert Duncan.

Hauptmann von Erckert besaß das feste Vertrauen des Kommandeurs der Schutztruppe, Oberstleutnant von Estorff, nicht zuletzt gestützt auf das unterbreitete Memorandum zur Vorbereitung des kühnen Feldzugs und dessen Ausführung. Zur Charakteristik des Feindes und zu den Erfolgsaussichten konzipierte der Hauptmann unter anderem: Kopper hat schätzungsweise 200 Gewehrträger in seinen Werften (Dörfern) aufzubieten und kooperiert mit anderen unabhängigen Räuberbanden von Fall zu Fall ohne eine verbindliche Befehlsstruktur. Kopper zählt größere Viehbestände, die Banditen haben kaum Rinder. Fraglos verfügt Kopper über ein ausgezeichnetes System von Spionen, die ihm alle Neuigkeiten über deutsche Truppenbewegungen melden. Sein Kerngebiet liegt nördlich der Gagansvley und ist zugleich vorteilhaftes Rückzugsrevier im Notfall. Kopper bewegt sich sowohl im Britischen Protektorat Betschuana als auch im Kapländischen Betschuanaland.

Nach den letzten Gefechten mit der Schutztruppe im Januar 1906 bevorzugte Kopper das Protektorat als Ruhestellung. Ein britischer Offizier aus Mafeking hatte Kopper im August ausgewiesen, was ihn wenig kümmerte. Der Rebell zog mit einem Teil seiner Leute zum Oberen Nossob. Andere Gefolgsmänner setzten sich am Unteren Auob in der Gegend von Geiachab und Garis fest. In Kuis am Molopo auf dem Weg nach Vryburg gab es reichlich Vieh der Nama, und die Händler waren als Lieferanten für Waffen und Munition jedermann bekannt. Kopper bediente sich dort ausgiebig. Polizei ist unbekannt.

Nach von Erckerts Recherchen schien Kopper neu organisiert auf britischem Gebiet zu lagern. Die Ausweisung aus dem Protektorat war nichts als ein nutzloses Stück Papier. Ein kapländischer Polizeibeamter sollte im Mai Koppen entwaffnen und machte sich von Rietfontein aus auf den Weg. Die Räuberschar lachte ihn einfach aus, und er zog schicksalsergeben wieder ab. Von Erckert beklagte in seiner Denkschrift, daß es ein untragbarer Zustand sei, wenn sich keiner für die Verfolgung Koppers für zuständig halte, also beide Augen schließe. Gemeint waren offensichtlich die internen Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Krone (London) einerseits und der nur indirekt von ihr abhängigen südafrikanischen Kap-Regierung. Ob Simon Kopper von britischem Boden aus deutsche Farmer überfiel und ermordete oder woanders sein Unwesen trieb, rief in Kapstadt und London höchstens ein Achselzucken hervor.

Über den Kapitän (Kaptein) der Kauas-Hottentotten (Stammeshäuptling seit dem 5. Juni 1863 nach dem Tod von Piet Koper bzw. Kooper), über dessen Kriegslist und Verschlagenheit, wurde viel geschrieben, auch von Hans Grimm und Fritz von Unruh. Der vielfache Mörder weißer Siedler verstand es stets, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Der Feldzug

Vorbereitung

Gliederung des Expeditionskorps

Simon Kopper setzte seine Streifzüge und Überfälle im deutschen Grenzgebiet fort, ein Ersuchen um Mitwirkung der britischen Polizei bei der Niederringung Simon Koppers schlug erneut fehl. Nun wollte von Erckert dem Morden endgültig ein Ende machen und bereitete die Expedition gegen die Banden vor. Die Gesamtstärke des Expeditionskorps umfaßte 27 Offiziere, dazu 373 Gewehre, vier Maschinengewehre, 129 Reichsneger, 710 Kamele, einige Pferde und Maultiere sowie 11 Reitochsen. Vorgesehener Proviant:

  • Beim Reiter sieben Portionen, vier Wasser-Rationen
  • Bei den Truppen-Packtieren je Kopf drei Portionen, drei Wasser-Rationen
  • Bei der Kamelstaffel drei Portionen, drei Wasser-Rationen (zusammen 13 Portionen), neun Wasser-Rationen
  • Jeder Reiter erhielt 120 Patronen, je Gewehr auf den Truppen-Packtieren 30, auf der Kamelstaffel 50 Patronen
  • Jedes MG hatte 3.500 Patronen, außerdem auf der Kamelstaffel noch 2.500 Patronen.

Kommandeur von Erckert sorgte weitblickend für möglichst zuverlässige Nachrichtenkanäle zwischen Etappe und Frontlinie mit Heliographen sowie Kabelverbindungen. Der Zeitpunkt der Verfolgung wurde in die Reifezeit der Wüstenmelonen gesetzt, die als Wasserreserve für Mensch und Tier wichtig sind.

„Simon Kopper war ‚der letzte Taliban‘ zum Ende des Hottentottenkrieges. Hauptmann Friedrich von Erckert bekommt den Auftrag, die letzten aufständischen Hottentotten (heute Nama) zu bekämpfen, die aus der Kalahari, vom britischen Gebiet aus, immer wieder deutsche Siedlungen und Posten angreifen. Um die Gegner in die Wüste verfolgen und schlagen zu können, wird die Truppe mit Kamelen ausgestattet und die frischen Soldaten aus der Heimat für dieses eine Gefecht akribisch ausgebildet. Man trainiert die bitteren Tschama Wüstenmelonen mit Hilfe von Dr. Oetker Brausepulver Geschmacksrichtung Orange und Kaliumpermanganat-Beigaben für mitteleuropäische Magen eßbar zu machen. Als Angriffszeitpunkt für die Entscheidungsschlacht wurde die Zeit gewählt, in der die alten Tschama Wassermelonen im Kalaharigebiet bereits vertrocknet und die neuen Tschamas noch nicht nachgewachsen waren. Das schränkte die Beweglichkeit der Aufständischen auf wenige Orte ein, so daß man dort gezielt nach ihnen suchen konnte. Zudem mußte man wegen der Staubentwicklung und der Hitze überwiegend nachts marschieren, dafür brauchte man ausreichend Mondlicht.“ — Carsten Möhle
Leutnant Walther Wülfing (1878–1953) war ein Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika und später erfolgreicher Schriftsteller. Er war Teil dieser Truppe und hatte während der Expedition Tagebuch geführt. Über seinen geschätzten Kommandeur schrieb er später: „Der Leser lernt einen faszinierenden, jungen Mann kennen, den Abkömmling einer preußischen Offiziersfamilie, dem sein wacher Intellekt den Militärdienst gelegentlich nur schwer ertragen und dessen Ablehnung engstirniger Vorgesetzter ihn so manches Mal anecken ließ. Der Höhepunkt seines Lebens war die akribisch geplante Expedition gegen die Simon Kopper-Hottentotten. Ein militärischer Geniestreich, über Monate bis auf das letzte Detail geplant, der zum Erfolg, aber auch zum Tode des Kommandeurs und Planers Friedrich von Erckerts führte.“

Marsch auf Geinab

„Die Meldung vom Heldentod der Patrouille Jäger [8. März 1908] erhielt von Erckert, als er in Arahoab war. Schon vorher hatte er den Treffpunkt für die beiden Abteilungen Grüner und Willeke auf den 11. März bei Geinab befohlen. Während die letztere ohne große Mühe, dem Flußlauf des Nossob folgend, Geinab erreichen konnte, hatte die Abteilung Grüner es unendlich schwieriger. Für sie hieß es Hunderte von steilen Sanddünen, deren Kämme sich zwanzig bis dreißig Meter über dem Kalkboden erhoben, zu überqueren. Ungeheuer groß waren die Anforderungen an Mensch und Tier. Fünf Tage lang ging es bergauf, bergab, fast ununterbrochen Tag und Nacht, ohne Weg und Steg. Die Kamele wurden immer müder, die Reiter hingen im Halbschlaf auf den Tieren. Die Packzüge blieben weit zurück. Dabei mußten Spitzen- und Seitenpatrouillen scharf Ausschau halten, denn es konnte ja sein, daß man ganz plötzlich auf den Feind stieß, dem jede Düne nicht nur ausgezeichnete Deckung sondern auch eine hervorragende Stellung für einen Feuerüberfall bot.
Doch kein Hottentott ließ sich sehen. Die Marschrichtung wurde nach Kompaß und Gestirnen festgelegt. Am 10. März waren die Tiere so erschöpf, daß eine längere Ruhepause eingelegt werden mußte. Vom Nossob und von Geinab war noch nichts zu sehen. Der Heliograph suchte von einer besonders hochgelegenen Düne Verbindung mit dem Stabe Erckerts zu bekommen, zunächst ohne Erfolg. Doch dann kam endlich Leutnant von Thiesenhausen über die östlichen Dünen herangeritten mit der Nachricht, daß Geinab nur noch sechs bis acht Kilometer entfernt läge.
Darauf wurde Leuntnant Wülfing zu Erckert geschickt mit der Meldung, daß die Abteilung Grüner wegen Erschöpfung der Tiere erst am Abend des 11. [März] eintreffen könne, ferner, daß vom Feinde nichts bemerkt worden sei. Der Hauptmann nahm diese Meldung schweigend entgegen. Dann aber fing er an zu berichten, daß die von den Leutnants von Kathen und Runkel festgestellten Spuren tatsächlich hier in Geinab vorbeiführten, daß die Bande leider die deutsche Patrouille bei Kubub abgeschossen habe, daß aber ein weiterer Angriff auf die Pferdeweide bei Hasuur glücklicherweise abgeschlagen worden sei.“[3]

Der letzte Gefechtsbefehl

Gefecht am 16. März 1908
  • 1. Nach dem Viehgebrüll zu urteilen sitzt die Werft des Simon Kopper dicht gedrängt im Buschland. Ob es Vorposten gibt, wissen wir zur Zeit nicht, aber es ist anzunehmen.
  • 2. Das Expeditions-Korps wird bei Tagesanbruch die Werft zangenmäßig angreifen in folgender Aufstellung:
    • a) Detachement Willeke auf der rechten Hälfte des Umfassungsbogens mit zwei Kilometer Front, so daß der Angriff des äußersten rechten Flügels etwa aus Nord-Nordost, der Angriff des äußersten linken Flügels aus Südost beginnt. Das Detachement tritt sogleich in Gliederung nach der Tiefe möglichst lautlos den Abmarsch nach Osten an, biegt nach Zurücklegung von drei Kilometer nach Norden um und findet die vorgesehene Aufstellung.
    • b) Detachement Grüner auf der linken Hälfte des Umfassungsbogens wird in etwa zwei Kilometer Front gegliedert, so daß der Angriff des linken Flügels aus Nord-Nordwest und der Angriff des rechten Flügels aus Südwest erfolgen. Das Detachement tritt sogleich in Gliederung nach der Tiefe den Abmarsch nach Westen an, biegt nach Zurücklegung von drei Kilometer nach Norden um und findet so seine Aufstellung. Die Truppen sitzen von den Kamelen ab, lassen ihre Reittiere einen Kilometer zurück und legen sich vor der Front gedeckt nieder. Die Abteilungen müssen mindestens 1500 Meter vorgeschoben, Schützen mindestens einen Kilometer vom Zentrum der Werft verbleiben.
  • 3. Die Detachements rücken nach Einbruch der Dämmerung so nahe wie möglich konzentrisch gegen die Werft-Siedlung vor und erweitern beim Vorgehen ihre Fronten von der Mitte zu den Flügeln. Es ist eine lückenlose Einkreisung des Gegners und. eine Vereinigung beider Detachements mit allen Kräften anzustreben.
  • 4. Vieh muß unbeachtet bleiben. Es kommt allein darauf an, den bewaffnet auftretenden Feind zu schlagen.
  • 5. Der Angriff muß spätestens eine Stunde vor Sonnenuntergang beendet sein. Falls alles nach Plan gelingt, muß ein enger Kreis gezogen werden, um das Entweichen der Nama zwischen den eigenen Reihen zu verhindern unter Ausnutzung der Dunkelheit im Buschland. Jede eroberte Position ist genau abzusuchen, da die Nama sich vorzüglich in Erdlöchern und im Busch verstecken können.
  • 6. Nach Beendigung des Gefechts ist weiterhin größte Wachsamkeit erforderlich, verbunden mit dem

Absuchen des unübersichtlichen Geländes. Die Werft muß sorgfältig durchsucht werden.

  • 7. Ich befinde mich bei der 16. Kompanie.
  • 8. Sollten die Werft-Bewohner während der Nacht abziehen, weil sie unsere Bewegungen entdecken konnten, so ist auch bei Dunkelheit sofort anzugreifen. Die äußeren Flügel-Abteilungen sind unabhängig von dem sich entwickelnden Gefecht auf Kamelen umspannend einzusetzen.
  • 9. Die Detachements haben Signalverbindung untereinander anzustreben, möglichst von der Mitte ihrer Aufstellung aus.
  • 10. Ein Signaltrupp reitet (auf Kamelen) sofort zurück und stellt eine Verbindung mit der Station Molentsan her. Er vermittelt der Sanitätsstaffel den Befehl sich am 16. März früh auf die Spur des Expeditionskorps zu setzen und die Signalstation in Molentsan zur Verbindung mit dem Expeditionskorps zu belassen. — gezeichnet: von Erckertam 16. März gegen 0.30 Uhr

Am Feinde – Gefecht bei Seatsub

Leutnant Walther von Tschirnhaus (diente in Deutsch-Südwest von 1906 bis 1912; gefallen als Hauptmann und Kompanie-Chef im Garde-Füs.-Rgt. am 18. Juli 1916 bei Bazin le Petit), teilte in einem Brief an Verwandte Einzelheiten zum letzten Gefecht seines Kommandeurs mit:

„So lautlos wie möglich ließen wir unsere Kamele aufstehen und führten sie während der ersten Stunde, um möglichst still von der nahe gelegenen Werft abzurücken. Dann

saßen wir auf und. begannen mit der Umzingelung. Der Mond stand günstig. Allerdings traten die Kamele immer wieder auf vertrocknete leere Schamma-Schalen der saftigen Rankenfrüchte, was jedes Mal ein knackendes Geräusch auslöste. Ich war todmüde und schlief auf meinem Kamel ein ... Jedes Mal weckte mich schmerzhaft ein Dornenstrauch oder ein Baumast, der ins Gesicht schlug. Der Magen begann bedenklich zu knurren. Leise nahm ich aus meiner Packtasche einen Beutel Eierzwieback und begann zu knabbern. Das hielt mich wach. Es war verdammt kalt. Gegen 3.30 Uhr nachts erreichten wir die Stelle, von der aus die 16. Kompanie angreifen sollte [...] Gegen halb sechs Uhr früh wurde es einigermaßen hell, so daß man hätte schießen können. Geräusche bei den Nama wurden lauter. Zweige knackten, als ob Verhaue geschaffen würden. Der Kommandeur lag drei Schritte vor mir in Deckung. Plötzlich fiel ein Gewehrschuß, und die 16. Kompanie setzte mit Schnellfeuer ein. Erckert sprang auf und befahl Sturmangriff mit MG-Unterstützung. Kurz darauf gab er auf Anruf keine Antwort mehr. Beim Aufrichten traf ihn eine tödliche Kugel in die linke Halsschlagader von halb seitwärts [...].“

Simon Kopper konnte nicht gefaßt werden, weil er einen Tag vor dem Gefecht bereits geflohen war. Eine Verfolgung der geflüchteten Räuber und Mörder war wegen Wassermangels nicht möglich. Die Gefallenen mußten vor Ort bestattet werden, und am 16. abends begann der Rückmarsch über Geinab, Akanous nach Arahoab und Gochas. Ein Teil der Kamele hielt 16 Tage ohne Wasser durch.

  • 17.03.: Moletsan(e) Pan Heliographischer Bericht nach Limpu / Rempu / Lang Rambuka Pan und weiter nach Geinab. Von dort per Telephon nach Windhuk und von Windhuk direkt zum Großen Generalstab nach Berlin. Von Arahoab und Geinab wurde Wasser angefordert, sowie das lossenden eines Verwundetentransport mit Ochsenwagen.
  • 18.03.: 5.00 Uhr Wasserversorgung an Heliographenstation 5 km ostwärts von LIMPU Pan
  • 19.03.: Frühmorgens wurde Geinab erreicht. Hier waren noch lange Zeit die für den Rückzug der Truppe vorbereiteten 14 mal 400 Liter Wasserkanister vorhanden, sowie Schützengräben. Sie wurden später gestohlen.
  • 22.03.: Die Expeditionskräfte erreichen Arahoab.

Verluste

Verlustliste (Ausschnitt) des Gefechtes bei Seatsub vom 16. März 1908 mit den unmittelbar während des Gefechtes gefallenen 13 deutschen Soldaten, später starben noch zwei schwerverwundete Mannschaftsdienstgrade (beim Gefecht wurden insgesamt vier Offiziere und 13, ggf. 15 Mann verwundet) auf dem Rückmarsch.

Halb zerfetzt in einem Dornbusch hängend, die schwarz-weiß-rote Stabsflagge von Erckerts. Einer ruft:

„Erckert ist tot, er liegt hier vor uns mit einem Halsschuß. Der Adjutant erhielt zwei Kugeln durch die Schultern und der Stab ist zersprengt ...“

Hauptmann Waldemar Grüner sprang in die Bresche als Nachfolger Erckerts und sprengte mit seinen Männern die Werft mit schweren Opfern. 58 tote Orlog-Leute (Kämpfer) lagen auf dem Feld, dabei Isaak Kopper, der Bruder von Simon Kopper und Eliesar, dem Führer des Trupps, der am 8. März 1908 die Patrouille Jäger niedergemacht hatte. Einige Frauen wurden gefangengenommen, darunter auch Koopers Ehefrau, die er in der Nacht zuvor einfach im Stich gelassen hatte, ein großer Viehbestand erbeutet. Danach Absuchen des Gefechtsfeldes nach Verwundeten und Toten. Verwundeten-Sammelplatz wurde an der Nordostecke der Inseldüne errichtet. Ankunft der Sanitätseinheiten von Molentsan um 9.00 Uhr. Spät am Nachmittag Beerdigung der deutschen Toten.

Auf deutscher Seite fielen sofort:

Hauptmann von Erckert, Leutnant Oskar Ebinger und elf Kamelreiter (Unteroffiziere und Mannschaften). Verwundete: vier Offiziere (Oberleutnants Krautwald und Petter, Leutnant von Tschirnhaus und der Sanitätsoffizier Oberarzt Jungels) und 13, ggf. 15 Mann von der Truppe, 10 davon schwer (zwei starben später in Limpu und wurden dort an der Pfanne beerdigt). Somit insgesamt 15 Gefallene zu beklagen.

„15 Kameraden deckt im Betschuanaland jetzt der Sand, darunter der Kommandeur. Im Herzen einer endlosen Einöde liegen sie, an einer Stelle, die vielleicht nie wieder der Fuß eines Weißen betreten wird, unter einem unscheinbaren Sandhügel, den schon morgen der Wind verwehen kann. Nur ein vergängliches Kreuz aus Holz schmückt das Grab ...“ — Dr. med. Julius Ohlemann begleitete als Feldarzt das Expeditionskorps des Hauptmanns von Erckert gegen den Rebellen Simon Kopper im britischen Betschuanaland und vertraute seine Erinnerungen einem Tagebuch an.

Der Kampf geht weiter

„Daß Simon Kopper sich dem im Herbst 1904 ausbrechenden großen Hottentotten-Aufstand als einer der ersten anschließen würde, war vorauszusehen. Seine Loyalität hatte in erster Linie auf der Loyalität des Freundes Witbooi beruht, und mit ihm ging er dann andere Wege. Ein treuer Kampfgenosse war Kopper allerdings niemals. Auf Koppers schlechtem Gewissen lastet das Bewußtsein, zahllose Weiße in Südwestafrika ermordet zu haben zu Beginn des Aufstands, wehrlose Männer, Frauen und Kinder. Vielleicht will der Leser wissen, wie ich über die Zukunft des Kopper denke. Voraussagen scheinen wenig ratsam und hilfreich. Es ist möglich, daß sich der Anhang des Kapitäns in alle Winde zerstreut, aber bei dem Charakter der Hottentotten halte ich dies für wenig wahrscheinlich. Die Niederwerfung Koppers würde bedeutende finanzielle Aufwendungen erfordern. Es ist zweifelhaft, ob sich die Kap-Regierung dazu jemals entschließen wird. Kopper wird bis zur letzten Patrone weiter fechten [...]“ — Gouverneur und Generalmajor a. D. Theodor Leutwein in einer Berliner Halbmonatszeitschrift für das öffentliche Leben im Herbst 1908 mit der Überschrift „Simon Kopper, der letzte Rebell in Südwestafrika“

Der Bluttäter Kooper ist endlich tot

Kaptein Simon Kooper erhielt nach langen Verhandlungen Asyl in der britischen Schutzzone von Betschuanaland und eine Rente, nachdem er sich in einem Vertrag mit der dortigen Polizei verpflichtet hatte, seinen Aufenthaltsort in Matsa bei Lehutitu nicht zu verlassen und auch keine Straftaten auf deutschem Gebiet mehr zu befehlen. Die Briten und Deutschen vereinbarten einen Waffenstillstand. Die Briten boten an, den Übertritt der Grenze nicht zu verfolgen, wenn die Deutschen auf eine weitere Auslieferung des Verbrechers verzichteten.

Kooper starb kampflos am 31. Januar 1913 nach über einjähriger schwerer Krankheit mit teilweiser Lähmung. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat am 2. Juni 2011 einen Grabstein zu „Ehren“ des Mörders deutscher Menschen in Südwestafrika aufgestellt und ihre „Heldentat“ als gute, umerzogene deutsche Gutmenschen in der Presse gepriesen.

Soldatentod

Von Erckert fiel im Kampf gegen die aufständischen und terrorverbreitenden Hottentotten am 16. März 1908 durch einen Halsschuß als einer der ersten Deutschen und wird in der Wüste von Männern seines Expeditionskorps beigesetzt. Als man die Überreste des deutschen Offiziers später suchte, um sie auf dem Friedhof von Gochas bei Mariental am Rand der Kalahari zu bestatten, fanden seine Kameraden die Grabstätte leer, die Eingeborenen hatten den Ort geschändet und den Leichnam geraubt. Unter dem dortigen Grabstein (mit dem, vermutlich falschen, Geburtsort Frankfurt an der Oder) ist deshalb eine leere, wenn auch symbolträchtige Ruhestätte.

„Die Meldung von der hervorragenden Waffentat des Expeditionskorps von Erckert hat Mich mit freudigem Stolz, zugleich aber auch mit tiefer Trauer um den Verlust der Offiziere und Mannschaften erfüllt, welche den Erfolg über den Feind mit ihrem Tod besiegelten. Ich spreche dem Kommando meine wärmste Teilnahme an dem Tod dieser Braven und ganz besonders an demjenigen des Hauptmanns von Erckert aus, einem der besten und ritterlichsten Offiziere der Schutztruppe.“Kaiser Wilhelm II. in einem Anerkennungstelegramm an das Kommando der Schutztruppe

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Chilenisches Erinnerungskreuz für deutsche Militärausbilder bzw. Armee-Inspektoren am 14. September 1897
  • Preußischer Roter Adler-Orden IV. Klasse mit Schwertern am 2. November 1905
  • Ritterkreuz des Herzogl. Braunschweigischen Ordens Heinrichs des Löwen II. Klasse mit Schwertern am 5. Februar 1906
  • Ritterkreuz des Württembergischen Friedrichs-Ordens I. Klasse mit Schwertern am 7. August 1907
  • Südwestafrika-Denkmünze am 20. August 1907 mit Gefechtsspangen Oranje, Nurudas, Karas-Berge, Groß-Namaland und Kalahari 1908
  • Am 25. Januar 1910 wurde in Gochas ein Denkmal der Kalahari-Truppe für Hauptmann von Erckert eingeweiht
  • In der Heimat erinnerte eine Gedächtnistafel auf dem Friedhof zu Freienwalde an der Oder an den Gefallenen

Literatur

  • Ernst Anders: Hauptmann Friedrich von Erckert – Ein Lebensbild, in: „Beiheft zum Militär-Wochenblatt“ 1910 Volltext zum Herunterladen
  • Julius Ohlemann: Beim Kamelreiterkorps des Hauptmann von Erckert, in: „Auf weiter Fahrt“ Band VI, 1909
  • ohne Namen: Gefechtsmeldung und Nachruf auf Friedrich von Erckert, in: Südwestafrikanische Zeitung vom 25. März 1908
  • Die Expedition des Hauptmann von Erckert gegen Simon Copper, in: Zeitschrift „Die Woche“, Juli 1908
  • Walther Wülfing: Männer reiten fürs Vaterland: Erlebnisbericht eines Teilnehmers an Hptm. Erckerts heldischem Kampf in Deutsch-Südwestafrika, Enßlin & Laiblin, 1937
  • Hans Schmiedel: Hauptmann Friedrich von Erckert in Deutschsüdwestafrika und seine Zeit, Dortmund 1974
  • Volker Lohse: Kalaharimarsch gegen die Hottentotten 6.–22.3.1908, in: „Die Zinnfigur“, Heft 2/1974
    • 1908 – Der Kalaharifeldzug der Kopper-Hottentotten, in: Zeitschrift „Damals“, 1989
  • W. Grunow: Entstehung und Einsatz des Kamelreiterkorps der kaiserlichen Schutztruppe für DSWA, in: „Die Zinnfigur“ Heft 3/1974
  • Zum 50.Jahrestag des Todes von Hauptmann Friedrich von Erckert, in: Mitteilungsblatt des Traditionsverbandes ehem. Schutz- und Überseetruppen Nr. 6, 1958
  • Arne Schöfert: Der chilenische Orden des Hauptmann Friedrich von Erckert, in: Zeitschrift „Orden und Ehrenzeichen“, Heft 66, April 2010

Verweise

Fußnoten

  1. Abstammung nach Urkunden durch den Ahnenforscher Ph M belegt.
  2. Schammas sind etwa zwei Fäuste große und kürbisähnliche Rankenfrüchte mit reichlich wäßrigem Saft zum Löschen des Durstes und notfalls auch zur Ernährung der Menschen und der Tiere. Wer die Lage der Schammasfelder kennt, ist gerettet bei Wassernot.
  3. Walther Wülfing: Im Morgengrauen gegen Kopper, ISBN 978-99945-71-72-7