Lüders, Günther
Günther Karl Georg Lüders ( 5. März 1905 in Lübeck; 1. März 1975 in Düsseldorf) war ein deutscher Schauspieler, der im Film vornehmlich das komische Fach bediente.
Wirken
Günther Lüders wurde am 5. März 1905 in Lübeck als Sohn eines Reedereibesitzers geboren. Nach dem Besuch des Katharineums von 1911 bis 1921 in seiner Geburtsstadt begann er eine kaufmännische Lehre, die er jedoch abbrach, um Schauspieler zu werden. Er nahm dementsprechenden Unterricht bei Karl Heidmann (1889–1946) in Lübeck, gab 1923 sein Bühnendebüt in Sudermanns „Blumenboot“ am Lübecker Städtebund-Theater. Ein Jahr später wechselte Lüders zum Stadttheater, stand dort ein Jahr lang auf der Bühne und ging dann nach Dessau an das Friedrich-Theater. Dort spielte er bis 1930, dann erhielt er ein Engagement an das Neue Theater in Frankfurt am Main und kam schließlich 1934 nach Berlin, wo er zwei Jahre lang bei den Kabaretts „Tingeltangel“ und „Katakombe“ auftrat, später am Lessingtheater, der Komödie, dem Theater am Kurfürstendamm sowie der Tribüne Erfolge feierte.
Hatte Lüders zu Anfang seiner Karriere noch jugendliche Liebhaber gespielt, kristallisierte sich nun immer mehr sein Talent für komische Rollen heraus. Am Berliner Lessingtheater spielte er beispielsweise ein „Frontschwein“ in Karl Bunjes „Etappenhase“ so überzeugend pfiffig-bauernschlau, daß er in den kommenden Jahren auf einen solchen Rollentypus abonniert zu sein schien. Er mimte Figuren, die beim Sprechen anstoßen oder skurrile Gestalten voller Humor und liebenswerter Schusseligkeit.
Anfang der 1930er Jahre kam Lüders zum Film und absolvierte dort im Laufe seiner Karriere mehr als 100 Rollen. Meist spielte Lüders prägnante Nebenrollen und konnte auch im Film oft sein komisches Talent hervorragend zum Ausdruck bringen. Sein Leinwanddebüt gab er 1934 als Presseataché Barrick neben Brigitte Helm und Willy Fritsch in Hans Steinhoffs Krimi „Die Insel“, 1939 beispielsweise mimte er unter der Regie von Viktor de Kowa den Schneidergesellen Peter Zimpel in „Schneider Wibbel“ neben Erich Ponto in der Titelrolle, unvergessen bleibt seine Darstellung des Matrosen Jens in dem von Helmut Käutner realisierten Albers-Film „Große Freiheit Nr. 7“ (1944). Zu den seltenen Hauptrollen, die Lüders auf der Leinwand verkörperte, zählt Joe Stöckels Filmversion von „Der Etappenhase“ (1937).
Im deutschen Nachkriegsfilm wurde Lüders häufig mit Klamaukrollen besetzt, am überzeugendsten war er in Filmen von Kurt Hofmann, in denen er sein komödiantisches Talent voll ausleben konnte. Gustaf Gründgens holte den Schauspieler, der nach Kriegsende in Flensburg, Lübeck und Hamburg Theater gespielt hatte, 1947 nach Düsseldorf und bis 1954 begeisterte Lüders mit zahlreichen Bühnenfiguren dort das Publikum. Zu den Glanzrollen des Schauspielers zählen unter anderem sein bösartiger Prolet Porter in Thomas Wolfes „Herrenhaus“ oder sein degenerierter Adliger in Luigi Pirandellos „Heinrich IV.“ Er brillierte unter anderem als Polonius in Shakespeares „Hamlet“, gab den Mitteldorf in Hauptmanns „Die Ratten“; unvergessen bleibt sein schrulliger Elwood P. Dowd in der Komödie „Mein Freund Harvey“ von Mary Chase.
Nach sehr erfolgreichen Inszenierungen in München Ende der 50er Jahre, wie etwa Shakespeares „Ein Wintermärchen“, übernahm Lüders 1959 die Leitung des Württembergischen Staatsschauspiels, 1962 erfolgte seine Ernennung zum Staatsschauspieler. 1963 gab er den Direktionsposten wieder ab, da er vor allem wieder als Darsteller auf der Bühne stehen wollte. Seither arbeitete Lüders als freier Schauspieler, gastierte an verschiedensten Bühnen Deutschlands und war auch beim Fernsehen viel gefragt.
In den 1960er Jahren trat Lüders nur noch vereinzelt vor die Filmkamera, seinen letzten Filmauftritt hatte er mit der Rolle des Lehrers Hartmann in Peter Zadeks „Ich bin ein Elefant, Madame“ (1969).
Seinen letzten Bühnenauftritt hatte er 1974 unter der Regie Peter Zadeks in Bochum mit der Titelrolle in „Professor Unrat“ nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann.
Günther Lüders verstarb am 1. März 1975 wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag in einem Düsseldorfer Krankenhaus; schon seit vielen Jahren hatte der Schauspieler an einer Nierenerkrankung gelitten.
Filmographie
- 1934: Die Insel
- 1934: Fürst Woronzeff
- 1934: Herz ist Trumpf
- 1935: Lärm um Weidemann
- 1936: Spiel an Bord
- 1937: Die Kreutzersonate
- 1937: Meine Frau, die Perle
- 1937: Alarm in Peking
- 1937: Autobus S.
- 1938: Das Ehesanatorium
- 1938: Musketier Meier III.
- 1938: Schwarzfahrt ins Glück
- 1938: Nanu, Sie kennen Korff noch nicht!
- 1939: Männer müssen so sein
- 1939: Schneider Wibbel
- 1939: In letzter Minute
- 1939: Hochzeitsreise zu dritt
- 1939: Mein Mann darf es nicht wissen
- 1940: Casanova heiratet
- 1940: Herzensfreud – Herzensleid
- 1940: Alles Schwindel
- 1940: Wunschkonzert
- 1941: Am Abend auf der Heide
- 1941: Ehe man Ehemann wird
- 1941: 6 Tage Heimaturlaub
- 1941: Immer nur du
- 1941: Frau Luna
- 1942: Weiße Wäsche
- 1943: Floh im Ohr
- 1943: Leichtes Blut
- 1943: Ein schöner Tag
- 1943: Neigungsehe
- 1944: Große Freiheit Nr. 7
- 1945: Tierarzt Dr. Vlimmen [unvollendet]
- 1951: Kommen Sie am Ersten
- 1952: Vater braucht eine Frau
- 1953: Ein Herz spielt falsch
- 1953: Musik bei Nacht
- 1953: Keine Angst vor großen Tieren
- 1954: Das sündige Dorf
- 1955: Drei Männer im Schnee
- 1955: Vatertag
- 1955: Krach um Jolanthe / Das fröhliche Dorf
- 1955: Rosen im Herbst
- 1955: Der Frontgockel
- 1956: Lumpazivagabundus
- 1956: Das Sonntagskind
- 1956: Manöverball
- 1956: Wenn wir alle Engel wären (Regie)
- 1956: Rot ist die Liebe
- 1957: Robinson soll nicht sterben
- 1957: Vater, unser bestes Stück (Regie)
- 1957: Alle Wege führen heim
- 1957: Kein Auskommen mit dem Einkommen
- 1958: Das Wirtshaus im Spessart
- 1958: Lilli, ein Mädchen aus der Großstadt
- 1958: Hoppla, jetzt kommt Eddie
- 1958: Ihr 106. Geburtstag (Regie)
- 1958: Ohne Mutter geht es nicht
- 1958: Auferstehung
- 1958: Dreizehn alte Esel
- 1959: Liebe auf krummen Beinen
- 1959: Bobby Dodd greift ein
- 1959: Buddenbrooks
- 1960: Kriminaltango
- 1964: Tonio Kröger
- 1969: Ich bin ein Elefant, Madame
- 1969: Herzblatt oder Wie sag ich’s meiner Tochter?
Auszeichnungen
- 1962: Ernennung zum Württembergischen Staatsschauspieler
- 1970: Ehrenplakette des Senats der Hansestadt Lübeck
- 1970: Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein
- 1974: Deutscher Kleinkunstpreis in der Kategorie Rezitation