Genzken, Karl

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Dr. med. Karl Genzken

Karl Eduard August Hermann Genzken (Lebensrune.png 8. Juni 1885 in Preetz/Holstein; Todesrune.png 10. Oktober 1957 in Hamburg-Blankenese) war ein deutscher Mediziner, Sanitätsoffizier und SS-Führer, zuletzt SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und Chef des Sanitätswesens der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Reichsführer SS Heinrich Himmler und SS-Standartenführer Karl Genzken (2. v. l.)
Ernst-Robert Grawitz (links) und Karl Genzken
SS-Gruppenführer Dr. Karl Genzken.jpg

Karl Genzken wurde am 8. Juni 1895 in Preetz/Holstein – einer Kleinstadt südöstlich von Kiel im Kreis Plön in Schleswig-Holstein – als jüngstes von fünf Kindern eines örtlichen Hauptpastors geboren. Er legte nach dem Besuch der Mittelschule in Preetz und des Gymnasiums in Kiel und Wansbek 1905 das Abitur ab. Am 2. April 1906 trat er der Kaiserlichen Marine bei.

Sein Medizinstudium an den Universitäten Tübingen, Marburg, München und Kiel beendete er 1911. Während seines Studiums wurde er 1906 Mitglied der Tübinger Burschenschaft Derendingia. Nach der Approbation am 1. August 1912 promovierte er bei Prof. Dr. Arnold Heller (1840-1913) am 21. September 1912 mit einer 20-seitigen Arbeit („Beitrag zur Statistik des Krebses“) aus dem pathologischen Institut der Universität Kiel.

Am 18. November 1912 wurde er zum Marine-Assistenzarzt und am 15. November 1913 zum Marine-Oberassistenzarzt befördert. Ab 1914 diente Genzken als Arzt beim III. Seebataillon in Tsingtau. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er zur Verfügung des Gouvernements Kiautschou und als Revierarzt der Iltis-Batterie kommandiert. Am 19. September wurde er zum Marine-Stabsarzt befördert und im Festungslazarett und in Taitungschen eingesetzt. Nach der Belagerung von Tsingtau und der Einnahme der Stadt durch die Kaiserlich Japanische Armee kam Genzken als Mediziner nicht in japanische Kriegsgefangenschaft, sondern konnte im November 1914 nach Tientsin ausreisen. Von dort ging er nach Shanghai und reiste Juni 1915 nach San Francisco weiter. Von dort kehrte er zurück nach Deutschland und schloß sich dort erneut den Sanitätstruppen an. Ab Juli 1915 war er Fort-Arzt der Batterie Schilling der II. Marineartillerie-Abteilung in Wilhelmshaven.

Ab Oktober 1915 tat Genzken dann Dienst in verschiedenen Verwendungen, unter anderem als Schiffsarzt. In dieser Zeit baute er auch das Sanitätswesen der U-Boote mit auf (1917 veröffentlichte er im Auftrag des Admiralstabs der Marine einen „Ärztlichen Ratgeber für Unterseeboote“) und war am Werftkrankenhaus in Wilhelmshaven tätig. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Genzken am 28. November 1919 entlassen und er ließ sich daraufhin als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt Preetz nieder; zugleich wirkte er im dortigen Stadtkrankenhaus und leitete zwei Sanatorien.

Zwischenkriegszeit

Von 1919 bis 1934 betrieb Genzken eine Arztpraxis in Preetz/Holstein. Zwischenzeitlich erfolgte sein Eintritt in die NSDAP am 7. Juli 1926 (Mitgliedsnr. 39.913) sowie der Allgemeinen SS am 5. November 1933 (Mitgliedsnr. 207.954).

Wirken

1932 trat er der Vereinigung der NS-Ärzteschaft (NSDÄB)bei. 1934 wurde Genzken Sanitätsdienstoffizier der Reichsmarine (er war kurzzeitig als Ersatz-See-Offizier beim Reichswehrministerium als Referent für Mobilmachungsangelegenheiten in der Marinemedizinalabteilung tätig), dann arbeitete er für ein Jahr als Vertrauensarzt beim Verband der Krankenkassen für Groß-Berlin. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1936 war durch das SS-Sanitätsamt des SS-Hauptamtes das „SS-Lazarett Berlin“ mit einer Kapazität von 160 Betten für die Krankenbehandlung der Angehörigen der SS-Verfügungstruppe und der SS-Totenkopfverbände in einem Teil des angemieteten Stubenrauch-Krankenhauses Berlin-Lichterfelde (Unter den Eichen 44-46) eingerichtet worden; zum Chefarzt war bereits zum 1. September 1936 Oberarzt SS-Sturmbannführer Genzken ernannt worden. Das Sanitätspersonal wurde zum Teil von der SS-Sanitäts-Staffel Berlin der neu aufgestellten Sanitäts-Abteilung der SS-Verfügungstruppe gestellt.

Dem SS-Lazarett Berlin war von Beginn an die SS-Sanitätsschule Berlin angegliedert. Im Zuge des Aufbaus einer Sanitätsabteilung für die SS-Verfügungstruppe hatte das SS-Sanitätsamt des SS-Hauptamtes am 12. August 1936 Genzken damit beauftragt, Vorbereitungen zur Einrichtung einer Sanitätsschule im SS-Lazarett Berlin-Lichterfelde zu treffen. Die Sanitätsschüler sollten nach Möglichkeit Freiwillige sein, die nach Ableistung einer mindestens einjährigen Ausbildung an der Waffe für die Dauer von einem haben Jahr zur Sanitätsschule (Sanitätsabteilung der SS-Verfügungstruppe) kommandiert und nach Bestehen einer Sanitätsprüfung – die die Absolventen auch zum Krankenpfleger im Zivilberuf qualifizierte – zum Sanitätsdienstgrad ernannt wurden. Ihr Einsatz sollte abwechselnd im Truppensanitätsdienst, in einem erweiterten Revier oder SS-Lazarett erfolgen, oder auch in der Verwaltung und im SS-Hauptsanitätslager.

Der Schulbetrieb an der zunächst als „Sanitätsschule der SS-Verfügungstruppe“ – am 30. September 1936 dann in „Sanitätsschule der kasernierten SS Berlin“ und später wiederum in „SS-Sanitätsschule Berlin“ umbenannt – bezeichneten Einrichtung in Berlin begann am 30. September 1936 mit der Eröffnung des 1. Lehrgangs mit 14 Teilnehmern aus den SS-Totenkopfverbänden und 34 Teilnehmern aus der SS-Verfügungstruppe. Der Lehrgang, in dem die Sanitätsschüler „in allen Zweigen der Krankenpflege und des übrigen San.-Dienstes, des Gasschutz.-San.-Dienstes, der ärztlichen und sonstigen Berichterstattung und anderer Sondergebiete“ ausgebildet wurden, endete am 30. März 1937.[1]

Am 1. Februar 1937 übernahm Genzken als Nachfolger von Friedrich Karl Dermietzel die Leitung der Sanitätsabteilung der SS-Totenkopfverbände, womit zugleich das Amt des leitenden Arztes beim Führer der SS-Totenkopfverbände und Inspekteurs der Konzentrationslager (KL) verbunden war. In dieser Funktion war er verantwortlich für die medizinische und pflegerische Versorgung der Häftlinge in den Konzentrationslagern Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen, Neuengamme und Ravensbrück. Die dortigen Standortärzte hatten ihm monatlich, viertel- beziehungsweise halbjährlich über die Zustände in den Krankenrevieren sowie die Zahl der erkrankten Häftlinge zu berichteten.

Zweiter Weltkrieg

Zwischen 1939 und 1940 baute Genzken das Sanitätswesen einer SS-Division auf. 1942 erhielt Genzken den Posten des Chefs des Sanitätswesens der Waffen-SS. Am 1. September 1943 erfuhr seine Stellung im Sanitätswesen der SS eine Einschränkung, indem der Reichsarzt SS und Polizei Ernst-Robert Grawitz das Hygieneinstitut des Prof. Dr. Joachim Mrugowsky dem Dienstbereich Genzkens entzog und es sich seiner unmittelbaren Dienstverantwortlichkeit unterstellte. Karl Genzken widmete sich daraufhin ausschließlich dem Sanitätsdienst und der Versorgung der kämpfenden Waffen-SS-Truppen.

Dienststellungen

  • 4.12.1940 bis 26.11.1942 Chef des Amtes VIII (Sanitätsamt) im SS-Führungshauptamt
  • 4.12.1940 bis 21./22.4.1945 Chef des Sanitätswesens der Waffen-SS
  • 26.11.1942 bis 2.12.1942 Chef des Amtes VII (Sanitätswesen) im SS-Führungshauptamt
  • 2.12.1942 bis 21./22.4.1945 Chef der Amtsgruppe D (Sanitätswesen der Waffen-SS) im SS-Führungshauptamt
    • letzter Adjutant SS-Sturmbannführer Dr. Helmut Kunz
    • bei der Gruppe Nord des SS-Führungshauptamt in Bad Saarow war noch bis Mitte Mai 1945 Dr. Carl Schlink Chef der Amtsgruppe D

Nachkriegszeit

Karl Genzken zählte zu den dreiundzwanzig Beklagten des alliierten Siegerprozesses gegen deutsche Mediziner 1946 / 1947 (siehe Nürnberger Ärzteprozeß). Neben seiner Dienststellung als Chef des Sanitätswesens der Waffen-SS und seinem Rang als SS-Gruppenführer sowie Generalleutnant der Waffen-SS wurde ihm insbesondere zur Last gelegt, für die an freiwilligen Probanden im KL Buchenwald durchgeführten Fleckfieberimpfstoffversuchen mitverantwortlich gewesen zu sein, da diese durch den ihm unterstehenden SS-Sturmbannführer Dr. Erwin Ding-Schuler - unter Aufsicht des ihm ebenso unterstehenden Hygieneinstituts der Waffen-SS (Amt XVI) des Dozenten Prof. Dr. Joachim Mrugowsky - durchgeführt worden waren.

Am 20. August 1947 wurde Karl Genzken der Kriegsverbrechen für schuldig befunden und erhielt eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Am 31. Januar 1951 wurde diese lebenslängliche Freiheitsstrafe durch den US-Hochkommissar John J. McCloy John in zwanzig Jahre Haft umgewandelt. Seine Entlassung erfolgte am 17. April 1954. Er zog zuerst zu seiner Schwester ins badische Görwihl.

Tod

General a. D. Karl Genzken verstarb am 10. Oktober 1957 in Hamburg.

Familie

Dr. Genzken heiratete am 27. Juli 1920, aus der Ehe sind zwei Söhne (Lebensrune.png 1921 und 1923) und eine Tochter (Lebensrune.png 1937) entsprossen.

Auszeichnungen (Auszug)

SS-Beförderungen

Literatur

  • Bayle, Francois: Croix gammee contre Caducee. Les experimentes humaines en Allemagne pendant la Deuxieme Guerre mondiale. o. O. 1950.
  • Oppitz, Ulrich-Dieter (Hrsg.): Medizinverbrechen vor Gericht. Erlangen / Jena 1999.

Fußnoten

  1. Das Ausbildungspersonal hatte das SS-Lazarett Berlin gestellt; daneben kam es von den Sanitätsstaffeln der SS-Verfügungstruppe, ab 1937 auch von den SS-Totenkopfverbänden. Unterrichtet wurde in allen medizinischen Fachbereichen erteilt. Die Unterweisung in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie sowie Haupt- und Geschlechtskrankheiten erfolgte an verschiedenen Krankenanstalten in Berlin, so am Virchow-Krankenhaus und an der Charité. Die praktische Ausbildung erfolgte durch Einsatz beim SS-Lazarett Berlin-Lichterfelde. Im Februar 1941 wurde die SS-Sanitätsschule Berlin vom SS-Lazarett Berlin innerhalb der Stadt in die Fabeckstraße 42 verlegt. Ende 1943 wurde die Einrichtung dann aus bisher unbekannten Gründen aufgelöst und beim SS-Lazarett Riga – Rothenberg als „SS-Sanitätsschule Riga“ neu eingerichtet.